GRV ungleich Investment

  • Episode V: Die Zahnarztgattinnen schlagen zurück ;)

    https://www.ihre-vorsorge.de/rente/nachrich…-bei-grundrente

    “Sie ist zu bürokratisch, erreicht nicht zielgenau diejenigen, die sie benötigen, und verschlingt horrende Verwaltungskosten” .... "Jeder vierte Euro, der für die Grundrente aufgewendet werde, lande nicht bei den Rentnern, sondern dort, wo die jährliche Neurechnung der Einkommensanrechnung stattfinde."

    Wir regen uns hier regelmäßig über aktive Fonds mit 2% TER / Verwaltungsgebühren auf, aber die staatliche Grundrente mit 25% ("jeder vierte Euro") Verwaltungskosten soll in Ordnung sein?

    Mehr gibt es eigentlich nicht hinzuzufügen.

  • Episode V: Die Zahnarztgattinnen schlagen zurück ;)

    Dazu die Stellungnahme von Frau Piel (Vorsitzende des Bundesvorstandes der Deutschen Rentenversicherung Bund)

    Bundesvertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung
    Anja Piel, Vorsitzende des Bundesvorstands der Deutschen Rentenversicherung, spricht anlässlich der Bundesvertreterversammlung am 22. Juni 2023 in…
    www.deutsche-rentenversicherung.de

    Auszug

    "Die Verwaltungskosten zur Umsetzung des Grundrentenzuschlags beliefen sich im vergangenen Jahr auf knapp ein Fünftel der Gesamtkosten. Im Vergleich dazu lagen die Verwaltungskosten der Rentenversicherung insgesamt bei weniger als 1,5 Prozent. „Wir appellieren daher erneut an den Gesetzgeber, die Regelungen zur Grundrente zu vereinfachen. Gerade die Vorgaben zur Anrechnung von Kapitaleinkünften sind unnötig kompliziert geraten und erfordern einen hohen Prüfaufwand, der in keinem vernünftigen Verhältnis zum erwarteten Nutzen steht“, so Piel. Eine Vereinfachung würde Bürokratiekosten sparen und läge auch im Interesse der betroffenen Grundrentenempfängerinnen und -empfänger."

    Meine Zusammenfassung. Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.

  • "Gerade die Vorgaben zur Anrechnung von Kapitaleinkünften sind unnötig kompliziert geraten und erfordern einen hohen Prüfaufwand, der in keinem vernünftigen Verhältnis zum erwarteten Nutzen steht“, so Piel.

    Hinzu kommt, dass weder die Rentenversicherung noch irgendeine Krankenkasse Kapitaleinkünfte effektiv prüfen können, sondern auf vollständige Mitwirkung der Rentner angewiesen sind ("Eigenmeldung"). Da sind die Ehrlichen die Dummen.

  • Hinzu kommt, dass weder die Rentenversicherung noch irgendeine Krankenkasse Kapitaleinkünfte effektiv prüfen können, sondern auf vollständige Mitwirkung der Rentner angewiesen sind ("Eigenmeldung"). Da sind die Ehrlichen die Dummen.

    Naja, es findet ein Datenaustausch mit dem Finanzamt statt, also ist die Mitwirkung nicht in jedem Fall erforderlich.

    Literatursystem - §§ 76 - 100 - § 97a SGB VI: Einkommensanrechnung beim Zuschlag an Entgeltpunkten für langjährige Versicherung

  • Naja, es findet ein Datenaustausch mit dem Finanzamt statt, also ist die Mitwirkung nicht in jedem Fall erforderlich.

    https://rvrecht.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/rvR…06_p_0097a.html

    Nur dass der Datenaustausch ins Leere läuft, weil das Finanzamt die Kapitalerträge ja auch nicht kennt, wenn man sie dort nicht angibt. Die bekommen zwar ausländische Erträgen (also in D nicht versteuerte) über einen weltweiten Datenaustausch gemeldet, aber in Deutschland abgeltend besteuerte fehlen. Ich kann also (rechtswidrig!) Grundrente beziehen und gleichzeitig bei der lokalen Sparkasse hohe Kapitalerträge haben. Das bekommt die Rentenversicherung nicht mit. Ja, ich habe ggfs einen Nachteil, wenn ich diese in der Einkommensteuererklärung nicht für die Günstigerprüfung angebe, aber ich wollte mit dem Beispiel nur klar machen, dass wir weit davon entfernt sind, dass hier richtig "geprüft" wird. Es wird überprüft, ob die Ehrlichen sachlich richtig Angaben getätigt haben, aber diejenigen, die es mit Sachkenntnis darauf anlegen zu betrügen, die werden ganz leicht gerade nicht gefunden.

  • Ich habe einen großen Teil dieses Threads gelesen und möchte ein paar Gedanken dazu hinterlassen:

    Ich gehe am 1.7.24 mit 64 und 5 Monaten in die vorgezogene Rente ohne Abzüge nach 45 Arbeitsjahren.

    Ich werde also eine gesetzliche Rente beziehen. Dazu kommt eine VBL-Rente ab 1989, sowie eine Zusatz-Rente der DUK ab 2004, da mein Arbeitgeber zu diesem Zeitpunkt aus dem Arbeitgeberverband austrat und somit der Zugang zur VBL verwehrt war. 2002 haben meine Frau und ich (2 Kinder) je eine Riester-Rente auf Aktienbasis abgeschlossen. Meine Riesterrente wurde zum 60.sten Lebensjahr abgerechnet. Ein Drittel konnte ich mir (versteuert) auszahlen lassen, ein Drittel wird seit dem (versteuert) verrentet. Diese ist vererbbar. Es handelt sich dabei um knapp 50 Euro netto monatlich. Das 3. Drittel wird im Rahmen einer Leibrente ab dem (Achtung) 87. Lebensjahr bis zum Tode (versteuert) weiterverrentet. Dieses 3. Drittel ist nicht vererbbar. Wenn ich also das Alter nicht erreiche oder dann zeitnah versterbe, freut sich der Anbieter. Diese Konditionen wurden bei Abschluß nicht kommuniziert, bzw. wurden nachträglich vom Gesetzgeber verändert ohne das ich darüber informiert wurde. Das Restkapital wird weiterhin vermindert, da für die Leibrente die Aktienanteile in Rentenpapiere umgeschichtet werden und dies kostenpflichtig passiert. Hätte ich das damals gewußt, wäre unser Geld trotz der Zulagen vom Staat nicht in Riester geflossen sondern in Aktien. Leider gab es ETF Fonds damals noch nicht. Auf diese stieß ich dann erst viel später. Seit ca 4 Jahren bespare ich nun einen ETF MSCI WORLD. Mit diesem habe ich bislang knapp 30 % Rendite erwirtschaftet. Bis zum Eintritt in die Rente werde ich das fortführen und dann schauen, ob ich es weiterführen kann oder ob ich daraus einen Auszahlungsplan machen muss. Einiges an Rücklagen ist zur Zeit als Festgeld mit 4% abgelegt, dies wird in den kommenden 3 Jahren jährlich fällig. Je nach Zinslage wirds weiter "gefestelt" oder verbraucht.

    Meine Bruttorente wird zusammen ca 2400 Euro betragen. Immobilien sind nicht vorhanden. Mit Rücklagen und dem Einkommen meiner Frau, die noch ein paar Jahre arbeiten muss, kommen wir sicher über die Runden. Allerdings gräme ich mich über die quasi verschenkten Riesterbeiträge.

    Warum schreibe ich dies: Mitlesende sollten daraus mitnehmen, das die GRV nie nicht reicht und ein ETF-Fond imho die beste Möglichkeit ist, für die Rente vorzusorgen. Mit einem Wohneigentum siehts allerdings anders aus. Ich hoffe es war nicht zu lang und jemand kann es "gebrauchen". :)

  • Boersenfeger sehr gut alles auf den Punkt gebracht, wer halbwegs so weiter leben will, wie während der Berufstätigkeit muss vorsorgen. Wie üblich das leidige Thema Riester, hier sieht man deutlich was das für ein Rohrkrepierer ist! Als Tipp für die Leute, die noch genug Zeit bis zur Rente haben, weltweiter ETF, unabdingbar. Alles nichts neues, aber perfekt zusammengefasst. Hoffentlich lesen deinen Beitrag möglichst viele, besonders die sich noch nicht mit der Altersvorsorge beschäftigt haben. Schönen Ruhestand, bleib gesund!

  • Boersenfeger magst du noch den Riesterrentenanbieter nennen und den Rentenfaktor? Also wieviel Vermögen war zum Riesterrentenstart da aus dem die Riesterrente bezahlt wird?

    Dann können sich andere Teilnehmer auch ausrechnen wieviel Rente sie zu erwarten haben.

    Meistens sind die Riesterrenter so enttäuscht von ihren Renten das diese lieber „totgeschwiegen“ werden als jüngere Sparer zu warnen.

    Vielen Dank für deinen Bericht.

  • Boersenfeger Ein meines Erachtens sehr guter Bericht mit ausgeprägtem Realitätsbezug !


    Und: Ein Statement das in seiner Deutlichkeit nix zu wünschen übrig läßt - und das hoffentlich viele lesen.

    Warum schreibe ich dies: Mitlesende sollten daraus mitnehmen, das die GRV nie nicht reicht

    Und wenn das schon Deine Conclusio ist ...

    nach 45 Arbeitsjahren.

    Sehr viele (die meisten ?) dürften ja gar nicht eine Erwerbsbiographie mit ununterbrochenen 45 Arbeits- bzw. Beitragsjahren hinbekommen ...

    Für an dem Thema (GRV) näher Interessierte war diese Tatsache (Schlußfolgerung: Auf keinen Fall bzw. tendenziell immer weniger auskömmlich) - nach meinem Dafürhalten - schon vor Jahrzehnten absehbar, so evident wie die strukturellen Probleme der GRV schon damals (Ende 80er/Anfang 90er) waren.

    Aus meiner Sicht hätte die Politik dies a) deutlich klarer und viel früher kommunizieren müssen (statt Slogans wie "die Rendä iss sischääh" a la Herrn Norbert Blüm rauszuhauen - dem Bürger ist meines Erachtens die Wahrheit stets zumutbar) und auch b) versuchen müssen rechtzeitig (zumindest) ergänzend andere Wege einzuschlagen (Elemente der Kapitaldeckung integrieren, Motivation zur Privaten AV fördern, relevante steuerliche Vergünstigungen als Anreize schaffen, ergänzende Konstruktionen zur GRV nicht freiwillig sonders als Obligatorium ausgestalten, die Konstruktion (bei Ansätzen wie "Riester" bzw. "Rürup") mit mehr Freiraum, Flexibilität, Chancen usw. versehen statt mit einer stringenten, starren und eher "paternalistischen" Tendenz in der Umsetzung etc. pp.).

    Da ich mich - ganz bewußt und nach damaliger eigener Recherche - aus der GRV verabschiedet hatte (90er Jahre), kann ich zu dem Status Quo dieses Systems und seiner Feinheiten heutzutage (30 Jahre danach) en detail wenig bis nix mehr sagen. Außer, daß es letztlich so gekommen ist, wie es damals nach summarischer Prüfung bereits absehbar war.

    Auch zu Ansätzen wie Riester und/oder Rürup weiß ich praktisch kaum etwas (präziser eher gar nix), da ich mich auch davon ferngehalten habe (als Selbständiger wäre wohl eh nur "Rürup" in Betracht gekommen). Neben den Fehler der Politik (bei Riester bzw. auch Rürup) in der Konstruktion sind sicherlich auch Fehler, Versäumnisse bei den Anbietern (Finanzintermediäre - wie der Versicherungswirtschaft) zu konstatieren (hohe interne Kosten, Kalkulation mit unfair hoher Lebenserwartung usw.).

    Ganz generell: Der Umgang hierzulande (auch) mit diesem wichtigen Thema (Ruhestandsplanung bzw. Altersvorsorge) steht - aus meiner Sicht - exemplarisch für das fehlende Finanzwissen und die mangelnde Finanzkompetenz in weiten Teilen der Bevölkerung. Die Politik hat dabei keine Glanzrolle gespielt - um es noch möglichst subtil zu formulieren.

    Bei den Jüngeren ist inzwischen - nach meinen Beobachtungen - tendenziell in Sachen GRV deutlich mehr Realitätssinn und Realitätsbezug eingekehrt. Entweder man sorgt rechtzeitig und möglichst intensiv selbst vor (ETFs sind hier eine der bevorzugten Instrumente) und/oder man sucht generell nach Alternativen zur GRV (via berufsständiger Versorgungswerke bei den verkammerten Berufe beispielsweise). Selbständige, (Klein)Unternehmer etc. sind insoweit ja glücklicherweise "frei" und können demzufolge eigene Wege bei der Altersvorsorge bzw. Ruhestandsplanung einschlagen.

    Nur meine bescheidene persönliche Sicht.

  • Selbständige, (Klein)Unternehmer etc. sind insoweit ja glücklicherweise "frei" und können demzufolge eigene Wege bei der Altersvorsorge bzw. Ruhestandsplanung einschlagen.

    Was ja offenbar von einem Teil der 'freien' Selbstständigen nur unzureichend gemacht wurde bzw. wird, wie wir u.A. auch hier im Forum immer wieder lesen müssen.

    Oder warum steigt die Zahl ehemals Selbstständiger die auf Grundsicherung angewiesen ist seit Jahren deutlich stärker als die Zahl der 'GRV-Zwangsmitglieder' die auf Grundsicherung angewiesen sind? :/

    Ich hatte ohnehin nie die Wahl mich entscheiden zu dürfen und bin daher Pflichtmitglied der GRV. Ob das nun gut oder schlecht war!? Zumindest erhalte ich voraussichtlich eine gesetzl. Rente deutlich oberhalb der Grundsicherung.

    Das es nicht mehr wie bei meinen Eltern sein wird und allein die gesetzl. Rente für die Beibehaltung des Lebensstandards im Alter ausreichen wird, sagt die Politik seit mind. 25 Jahren.:/

  • Was ja offenbar von einem Teil der 'freien' Selbstständigen nur unzureichend gemacht wurde

    Sehe ich übrigens ähnlich (wobei dies in meinem Umfeld auf nur ganz wenige (eine Handvoll) Protagonisten zutrifft - da waren zudem Scheidungen (mit)ursächlich).

    Nur: Für was kann oder soll das ein Argument sein ? Für die Zwangsmitgliedschaft in einem (unter Aufwand/Nutzen-Aspekten) eher dysfunktionalem System wie der GRV, die nur noch mit einem gigantischen Beitrag der Steuerzahler (Bundeszuschuß - Tendenz vermutlich noch weiter steigend) überhaupt am Leben gehalten werden kann ... ?!

    Bei (vermutlich) tendenziell und parallel auch noch weiter sinkendem Rentenniveau ?

    Ich wäre der erste Protagonist, der eine Art verpflichtende AV auch für Selbständige (für solche etwa ohne Zugang zu den berufsständigen Versorgungswerken) für sinnvoll hielte und befürworten würde. Siehe gerade eben (Nr. 1.751) erst hier:

    ergänzende Konstruktionen zur GRV nicht freiwillig sonders als Obligatorium ausgestalten,

    (nachträglich gefettet von mir)

    Sollte aus meiner Sicht logischerweise und erst recht auch für Selbständige gelten.

    Ich hatte ohnehin nie die Wahl mich entscheiden zu dürfen und bin daher Pflichtmitglied der GRV.

    Pointiert formuliert: Wo ein Wille ist, ist (oftmals) auch ein Weg. Oder: Wer (wirklich) sucht, der findet auch. Das mag sicherlich (von den Möglichkeiten her) nicht für alle gelten - aber doch zumindest für nicht ganz wenige. Das aber nur am Rande.

    Das es nicht mehr wie bei meinen Eltern sein wird und allein die gesetzl. Rente für die Beibehaltung des Lebensstandards im Alter ausreichen wird, sagt die Politik seit mind. 25 Jahren. :/

    (nachträglich gefettet von mir)

    Ob das wirklich so ist, maße ich mir nicht an zu beurteilen. Möglicherweise ist das tatsächlich so. Als bei mir diese Entscheidung allerdings anstand (Mitte der 90er) war der Tenor jedenfalls noch (überwiegend) ein anderer. Auch seitens der Beratung der GRV übrigens, die ich damals auch einmal in Anspruch genommen hatte (man empfahl mir dort explizit weiter die Zahlung "freiwilliger Beiträge" in die GRV ... :rolleyes:). Nach Abschluß meiner eigenen Recherchen hatte ich das dann eher als "pro domo" Rat denn als "Best Advice" eingeordnet ...

    Nach meiner damaligen Entscheidung habe ich das Thema (GRV) samt Entwicklung zugegebenermaßen nur noch ganz am Rande verfolgt und/oder mich nur dazu geäußert, wenn jemand ausdrücklich um meine Meinung bzw. meinen Rat gefragt hatte.

    Mal angenommen, das wäre aber so, wie Du behauptest (also eine klare und offene Kommunikation der Politik mithin als schon mindestens seit dem Jahr 1999 (2024 minus mindestens 25 Jahre = 1999) - dann bliebe aber die Frage, warum man diesen politischen Worten (spätestens also seit dem Jahr 1999) nicht die entsprechenden politischen Taten hat folgen lassen ... ?!

    Siehe z. B. gerade eben (Nr. 1.751) hier:

    ... und auch b) versuchen müssen rechtzeitig (zumindest) ergänzend andere Wege einzuschlagen (Elemente der Kapitaldeckung integrieren, Motivation zur Privaten AV fördern, relevante steuerliche Vergünstigungen als Anreize schaffen, ergänzende Konstruktionen zur GRV nicht freiwillig sonders als Obligatorium ausgestalten, die Konstruktion (bei Ansätzen wie "Riester" bzw. "Rürup") mit mehr Freiraum, Flexibilität, Chancen usw. versehen statt mit einer stringenten, starren und eher "paternalistischen" Tendenz in der Umsetzung etc. pp.).

    Die von der Politik damals eingeschlagenen Wege sind - aus meiner Sicht jedenfalls - keine adäquate Antwort auf die Problematik der Alterssicherung gewesen.

    Nur meine bescheidene persönliche Meinung.

  • Sovereign

    Man hat Taten folgen lassen und 'Riester' und 'Rürup' eingeführt.

    Das sich insbesondere 'Riester' zu einem Rohrkrepierer entwickeln würde, konnte ja bei Einführung 2002 keiner der daran Beteiligten wissen. 'Riester' wurde ja explizit eingeführt um das sinkende Rentenniveau auszugleichen und sollte ja gemäß Herrn Riester eigentlich verpflichtend für alle GRV-Mitglieder werden. :/

    Die von der Politik damals eingeschlagenen Wege sind - aus meiner Sicht jedenfalls - keine adäquate Antwort auf die Problematik der Alterssicherung gewesen.

    Da stimme ich Dir zu. Allerdings muss man Entscheidungen immer im Kontext der Zeit sehen. 2000-2003 herrschte auf dem Aktienmarkt gerade eine totale Baisse. In dieser Zeit eine aktienbasierte Form der AV einzuführen hätte wohl kaum einen Beifallssturm der Wählerschaft hervorgerufen. :/ Von einer parlamentarischen Mehrheit mal ganz zu schweigen.

    Schweden hat es besser gemacht und hat die Aktienrente 1999 mitten in einer Börsenhausse eingeführt. 2008 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise gab es nicht wenige Stimmen, die die Aktienrente in Schweden wieder abschaffen wollten!

    Es ist nicht einfach Mehrheiten für gravierende Änderungen zu finden, deren Wirkungen sich erst 20+ Jahre später zeigen.

    Da sind viele der Entscheider längst nicht mehr politisch aktiv!

  • Man hat Taten folgen lassen und 'Riester' und 'Rürup' eingeführt.

    Das Gegenteil von gut ist gut gemeint ... (gilt besonders in der Politik, wie man gerade auch in anderen Feldern beobachten kann; mehrere Hausverwaltungen haben mir von Rekordzahlen den Einbau von Öl- und Gasheizungen betreffend berichtet - seit dem Murks rund um das Heizungsgesetz ...).

    Habe mich von solchen "Konstruktionen" (wie schon dargestellt) bewußt ferngehalten. Und das bzw. die Entwicklung diesbezüglich daher zugegebenermaßen auch nicht weiter verfolgt. Als besondere Erfolge kann man aber wohl weder das eine (Riester) noch das andere (Rürup) bezeichnen.

    In meinem Umfeld hat es so einige Freiberufler, Selbständige, (Klein)Unternehmer usw. - mir ist keiner bekannt, der da "Rürup" praktiziert ... aber Dutzende, die andere Wege (Aktien, Immobilien etc.) beschreiten. Nur anekdotische Evidenz, aus meiner Sicht aber symptomatisch.

    Das sich insbesondere 'Riester' zu einem Rohrkrepierer entwickeln würde, konnte ja bei Einführung 2002 keiner der daran Beteiligten wissen.

    Was nicht zuletzt auch an der extrem langen und ultra expansiven Geldpolitik der EZB zwecks Euro-Dauerrettung (inklusive negativen Realzinsen und sogar nominalen Negativzinsen) gelegen haben dürfte ... Das aber nur am Rande.

    'Riester' wurde ja explizit eingeführt um das sinkende Rentenniveau auszugleichen und sollte ja gemäß Herrn Riester eigentlich verpflichtend für alle GRV-Mitglieder werden. :/

    Daß ich in dem Kontext generell für ein Obligatorium für sinnvoll da zielführend halte, hatte ich bereits mehrfach ausgeführt ...

    Aus meiner Sicht waren diesbezüglich weder die politische Kommunikation noch die politischen Handlungen der Lage beim Thema Rente/Alterssicherung angemessen.

  • Das Gegenteil von gut ist gut gemeint ... (gilt besonders in der Politik, wie man gerade auch in anderen Feldern beobachten kann;

    Nun ja,

    die vorherige Regierung unter de Dauerkanzler Kohl hätte ja bereits Ihrerseits etwas 'besseres' zum Thema Sicherung der AV einführen können. :/

    Die der Regierung Schröder nachfolgenden Regierungen unter Dauerkanzlerin Merkel hätten ja Ihrerseits etwas 'besseres' als Riester längst einführen können. :/

    Und nun sind wieder Gesetze geschaffen wurden (Das Gegenteil von gut gemeint). Ich würde mal darauf wetten, dass die nächste Regierung unter einem Söder/März sich wieder kein Bein ausreißen wird und die bestehenden Gesetze und Regelungen komplett über den Haufen wirft. Sei es nun beim Thema Energie oder beim Thema AV. Man wird sich weiter durchwurschteln.

    Hauptsache man gewinnt die nächste Wahl!

  • die vorherige Regierung unter de Dauerkanzler Kohl hätte ja bereits Ihrerseits etwas 'besseres' zum Thema Sicherung der AV einführen können.

    Vorherige ? Nach meiner Erinnerung war die Regierungszeit von Kanzler Kohl schon seit 1998 vorbei ... ?

    Die der Regierung Schröder nachfolgenden Regierungen unter Dauerkanzlerin Merkel hätten ja Ihrerseits etwas 'besseres' als Riester längst einführen können

    Frau Merkel wäre ein eigenes Thema. Nach meinem Dafürhalten wurden in jener Zeit die für Deutschland schwerwiegendste Fehlentscheidungen mit noch dazu den weitreichendsten Folgen getroffen.

    Übernommen hatte sie die Partei mit um die 40% - wo stand die CDU zuletzt als Frau Merkel sich zurückzog in der Wählergunst ?

    Man wird sich weiter durchwurschteln.

    Hauptsache man gewinnt die nächste Wahl!

    Die meisten Politiker denken so, weil sie schlicht wiedergewählt werden wollen.

    Aus meiner Sicht wäre es daher ein Ansatz wirklich substantielle Dinge sozusagen "vor die politische Klammer zu ziehen" und diese damit aus der (partei)politischen Verteilungsmasse herauszunehmen. Das wäre vermutlich auch der Verstetigung und Kontinuität förderlich (etwa bei Themen wie Bildung, Klimaschutz, Alterssicherung, Gesundheit, Verteidigung, Währung). Bei der Umsetzung in die Praxis dieses Ansatzes steckt dann aber vermutlich der Teufel im Detail.

    So wird es halt weitergehen wie gehabt.

  • Vorherige ? Nach meiner Erinnerung war die Regierungszeit von Kanzler Kohl schon seit 1998 vorbei ... ?

    Richtig.

    Riester 'verdanken' wir der Rot-Grünen Regierung unter Schröder, die 1998 die Regierung unter Kohl ablöste.

    Warum hat also nicht schon die Regierung Kohl eine 'Aktienrente' eingeführt wie Sie jetzt von der aktuellen 'Gut gemeint...-Regierung' zumindest noch in dieser Legislaturperiode gestartet werden soll. Dann hätte man min. 25 Jahre Zeit gewonnen!

    Ach ja,1997 und 98 war der Börsencrash 2000-2003 auch noch weit weg. Hätte die CDU/FDP-Koalition doch einfach das schwedische Modell kopiert...

    Aber Herr Kohl hatte ja schon damals Angst vor dem Stau auf der Datenautobahn!:D

    Aber wem sage ich das. Jemandem, der lt. eigener Aussage noch nie eine Kreditkarte benutzt hat und Bargeld für den Quell der Freiheit hält. ;) (PS: Das ist ironisch gemeint!)

  • Warum hat also nicht schon die Regierung Kohl eine 'Aktienrente' eingeführt wie Sie jetzt von der aktuellen 'Gut gemeint...-Regierung' zumindest noch in dieser Legislaturperiode gestartet werden soll. Dann hätte man min. 25 Jahre Zeit gewonnen!

    Diesen - aus meiner Sicht traurigen - Sachverhalt hatte ich hier doch schon vor langen Zeiten thematisiert !? Insbesondere die damaligen Studien zum Thema GRV (u. a. von Prof. Miegel und Prof. Biedenkopf) - das Thema wurde dann seitens von Herrn Kohl "abgebügelt", weil es kein "gutes Thema" vor den Bundestagswahlen sei und bei den Wählern "für schlechte Stimmung und Unsicherheit" sorgen würde. "Normales" und typisches politisches Procedere. Leider.

    Aus meiner Sicht hat Kanzler Kohl jedes grundlegende Verständnis für finanzpolitische Zusammenhänge gefehlt. Die damalige Umstellung samt Kurs im Kontext mit der Wiedervereinigung (Währung DDR zu DM) wäre nur ein Beispiel aus vielen. Daran hätte man übrigens schon viel in Sachen Europäische Einheitswährung lernen können. Wenn man es denn gewollt bzw. gekonnt hätte.

  • Moinsen, es freut mich, dass mein Beitrag so positiv begleitet wird.

    Hier ein paar Zahlen:

    Der Vertrag wurde am 5.12.2002 abgeschlossen, die letzte Einzahlung von 150 Euro erfolgte im Januar 2020

    Gebildetes Kapital zum 31.12.2019

    = 26467,75 Euro

    davon

    Meine Beiträge: 18325,55 Euro

    Grundzulage: 2023,33 Euro

    Kinderzulagen: 2511,00 Euro

    Der Rest ergibt sich aus Fondsteigerungen.

    Auszahlungsphase:

    Nichtgefördertes Kapital = 1956,31 Euro / Auszahlung

    Auszahlung 1 Drittel. = 7422,88 Euro

    diese knapp 10000 Euro waren zu versteuern!!! Aus bereits versteuertem Nettolohn...

    Entnahme als Leibrente = 4428,11 Euro

    Monatliche Rentenzahlung 42,97 Euro

    Jährliche Vertragskosten 15 Euro

    Abwicklung von Auszahlung und Neuanlage Leibrente = ca 75 Euro.

    Vielleicht mag von Euch ja mal jemand ausrechnen, wenn ich meine 150 Euro ab Dezember 2002 in einen Weltweit ETF angelegt hätte (gabs da ja noch nicht), wie viel ich am Jahresende 2019 auf dem Konto gehabt hätte.

    Ich wette, es wären ca 40000 Euro gewesen.