Regelmäßiges Re-Balancing

  • Hallo zusammen,


    ich gehe davon aus, dass die wissenschaftlichen Befunde, die den positiven Effekt eines regelmäßigen Re-Balancings hervorheben, unstrittig sind.


    Vor diesem Hintergrund eine Frage: Wäre es (ungeachtet des Aufwands und der Frage, ob es dauerhaft praktikabel ist) im Falle von Sparplänen ein guter Weg, monatlich - bspw. regelmäßig drei Bankarbeitstage vorm Ausführungstermin - die Sparraten so zu verändern, dass die gewünschte Ziel-Verteilung nach dem Besparen vorliegt? Also konkret: dass bei bspw. 2 ETFs (70 Prozent MSCI World plus 30 Prozent MSCI EM) eine monatliche 1.000-Euro-Sparrate nicht fix zu 700 Euro in den MSCI World und zu 300 Euro in den MSCI EM fließt, sondern es mal 665/335 oder 720/280 oder 600/400 oder wie auch immer sind - so, dass halt mit jeder der 12 jährlichen Sparraten wieder die 70/30 hergestellt werden.


    Danke für Eure Gedanken,

    Andreas

  • Danke, BS.C, für die Bestätigung - wollte noch mal einen Gegencheck, ob ich irgendwas übersehe.

  • Ich bin ein Nicht-Rebalancer. Die Theorie kommt ja von der Regression zum Mittelwert bzw. Mean-Reversion-Effekt. Man erwartet, dass die besser gelaufenen Anteile künftig schlechter laufen und umgekehrt, sichert damit Gewinne und hebelt ein wenig die schlechter gelaufenen Werte. Zumindest über die letzten 10 Jahre kann ich das beim o.g. Paar nicht erkennen., weswegen der ACWI auch schlechter läuft als der World, da hier rebalanced wird.


    https://www.fondsweb.com/de/ve…LU0392494562,IE00B6R52259

  • Ich mache auch kein Rebalancing. Warum sollte ich versuchen, ein willkürliches Verhältnis wieder herzustellen ? Wenn ich dafür auch noch Geld zahlen sollte, ist das nicht mein Ding.

    Gruß


    Altsachse

  • Das kommt auf den Ansatz an. Für meine Einzelaktien betreibe ich ebenfalls (begrenzt) Rebalancing. Der Grund ist, dass ich auch bei den Einzelaktien eine möglichst breite Streuung für wichtig halte (in Bezug auf Industrien, Länder, Value/Growth, Dividenden/keine Dividenden etc., aber eben auch in Bezug auf das Volumen). Wenn nun einer der Werte exorbitant performt hat, dann ist das zwar schön, vermindert aber meine Diversifizierung und beeinflusst - sowohl in steigender wie auch fallender Tendenz - den Wert meines Depot über alle Maßen. Daher verkaufe ich dann meist einen Teil dieser Aktie (wonach ich dann wieder halbwegs "flat" über alle Werte hinweg bin) und gebe den Ertrag in meinen globalen ETF (der sich ja selber balanced).

    So geschehen im März diesen Jahres als die NVidia bei mir im Depot um die 13 % ausgemacht hat, was bei jeder Bewegung der Aktie nach oben oder unten im Gesamtwert des Depots gut zu spüren war. Ich habe bei ca. 250 € etwa zwei Drittel meines Bestandes dieser Aktie verkauft und den (versteuerten) Gewinn in den MSCI World gesteckt. Inzwischen ist die Aktie auf zeitweise unter 180 € gefallen, bin sehr froh, diesen Gewinn realisiert zu haben.

  • ... in meinen globalen ETF (der sich ja selber balanced)

    Wie das? Wenn eine Aktie exorbitant performt hat, dann hat diese Aktie eben ein größeres Gewicht im Index, passend zur größeren Marktkapitalisierung. Da wird nichts künstlich angepasst, wie Du das beim aktiven Management Deiner Einzelaktien machst.

  • Wenn es um die ETF-Empfehlungen geht, wird es hier im Forum fast immer betont, dass die Finanztip-Empfehlung so ... ist.


    Bitte korrigiert mich, aber Finanztip empfiehlt mindestens einmal pro Jahr zu rebalancen oder?

  • Bitte korrigiert mich, aber Finanztip empfiehlt mindestens einmal pro Jahr zu rebalancen oder?

    Jein. FT geht von einer Ein-ETF-Anlage aus, daraus ergibt sich allenfalls ein Rebalancing zwischen dem Sicherheits- und Risikobaustein. Die Empfehlaung lautet sich die erreichte Gewichtung anzuschauen und zu überlegen, ob das noch passt.


    Quelle https://www.finanztip.de/geldanlage/rebalancing/


    Bei mir ist es so, dass durch die gute Entwicklung 2021 mein Risikoanteil gestiegen ist. Da für mich eine Erhöhung des Sicherheitsanteils nicht attraktiv ist muss ich auch nichts ändern. Unabhängig davon habe ich kleine Teile aufgrund der aktuellen Lage neutral gestellt.

  • Ich scheitere rein praktisch schon an der Ermittlung meines Sicherheits- und Risikovolumens. FT geht von Altersvorsorge mit Aktien-ETF und Tagesgeld aus. So sieht es bei mir aber nicht aus.


    Zum Sicherheitsbaustein gehören auch Zins- und Garantieprodukte wie Anleihen, KLV, Riester etc. und m.E. auch Rentenansprüche. Aber mit welchem Betrag bewerte ich meine ges. Rente?


    Zum Risikobaustein zähle ich auch Immobilien. Eigengenutzte Wohnung und vermietete Wohnung einfach zu den ETFs addieren? Und die dazugehörigen Kredite beim Sicherheitsbaustein abziehen?

  • Also konkret: dass bei bspw. 2 ETFs (70 Prozent MSCI World plus 30 Prozent MSCI EM) eine monatliche 1.000-Euro-Sparrate nicht fix zu 700 Euro in den MSCI World und zu 300 Euro in den MSCI EM fließt, sondern es mal 665/335 oder 720/280 oder 600/400 oder wie auch immer sind - so, dass halt mit jeder der 12 jährlichen Sparraten wieder die 70/30 hergestellt werden.

    Kannst du natürlich machen und am Anfang wird das auch gut funktionieren. Nach ein paar Jahren werden aber die täglichen Kursschwankungen deine monatliche Sparrate deutlich übersteigen. Entsprechend ist das eher ein Vorgehen für jüngere Depots.


    Und aufgrund des Aufwands würde ich sicherlich nicht jeden Monat dran rumdoktern. Bei kleineren Depots kann man das Rebalancing im Rahmen des Freibetrags durch Verkauf und Kauf umsetzen. Bei größeren Depots sind Steuern fällig wenn du Rebalancen willst, da hilft dann alles nichts. Diese Depots sind dann in der Regel auch zu alt um über die Sparrate zu rebalancen

  • Ich finde das regelmäßige Rebalancing für den Normalo auch nicht sinnvoll.

    Ich habe mehr Aufwand, oft sind die Beträge gering, es entstehen Transaktionskosten und der Kurs der Anlage unterliegt je nachdem nur kurzfristigen Schwankungen oder ich verpasse langfristige Trends. Wer da stur rebelanced verschenkt m.E. Potenzial.

    Letztlich könnte man ja auch hingehen und nicht auf Basis des Kurswertes, sondern auf Basis des Kaufwertes rebalancen. Argumentation ist hier, dass man bspw. bereit ist 30% seines Kapitals in Aktien Europa, 30% in Amerika und 40% in Anleihen zu stecken. Was am Ende dabei rauskommt unterliegt der Schwankung, aber das Balancing eben nicht. Ob das dann aber wirklich rebelancen ist, naja.

    Ich möchte nur ein Beispiel geben, was mit der o.g. Methode besser laufen kann.

    Angenommen ich habe 80%/20% Aktien/Renten (Anleihen). Dieses Verhältnis erachte ich als Beispielanleger sinnvoll, dann kann ich das einfach über einen Sparplan laufen lassen, dass 80% in Aktien und 20% in Renten gehen, meine gewünschte Balance hält sich. Der Normalo muss keine Schwankungen in seiner Berechnung/Umschichtung aushalten.

    Angenommen ich mache das an der Kursentwicklung fest, dann entwickelt sich in den letzten Jahren der Anleihemarkt deutlich schlechter als der Aktienmarkt. Ich muss also permanent Aktien Anteile verkaufen (habe also keine Parizipation mehr in steigende Kurse) und in Anleihen investieren, um mein Portfolio in das gewünschte Verhältnis zu drücken. Was mache ich, wenn wir unfassbar schnelle, volatile Märkte haben, mein Verhältnis wird sich laufend verändern, ungewiss, ob ich das als Normalo hinkriege.


    Alleine die Prozentrechnung ist für die meisten Normalo Anleger hier schon ein Hindernis. Man möchte sich eigentlich nicht wirklich aktiv seine Geldanlage kümmern.

    Aber klar gibt es auch Argumente für das Rebalancing auf Basis des Kurswertes, man nimmt Gewinne mit, man hat auf Basis der aktuellen Kurse eine Balance, man befasst sich aktiv mit Interesse mit seiner Geldanlage.

  • Was hier so salopp vergessen oder als unwichtig erachtet wird, ist die Anlagestrategie bzw. die prozentuale Aufteilung.


    Wenn ich 80/20 entscheide, dann ist es, weil ich mir etwas dabei gedacht habe und dann will ich, dass diese Aufteilung so bleibt.


    Wenn ich aber sage, 80/20, aaaaber es ist mir eigentlich egal, könnte auch 95/5 werden oder 60/40, dann ist es klar, dass Re-balancing für mich irrelevant ist.


    Wenn man über Re-balancing spricht, dann MUSS man annehmen, dass meine Aufteilung z. B. 80/20 für mich SEHR wichtig ist, dass ich sie WIRKLICH so aufgeteilt habe, weil es dafür SEHR WICHTIGE und TRIFTIGE Gründe gibt.


    Dann erübrigen sich solche Überlegung sofort:

    Zitat


    Ich muss also permanent Aktien Anteile verkaufen (habe also keine Parizipation mehr in steigende Kurse) und in Anleihen investieren, um mein Portfolio in das gewünschte Verhältnis zu drücken.

    Weil so wie im oberen Zitat beschrieben ist, kann man nur dann denken, wenn man einfach so entschieden hat, ohne jeglichen Grund. Einfach zufällig Würfel geworfen und die Zahlen genommen. Dann ist es natürlich klar, dass es für mich keinen Sinn man zu re-balancen. Weil ich gar nicht zu den Zahlen stehe.


    Viele Grüße

    Vasya

  • Vasya Pupkin , hast Du vielleicht eine Idee, wie ich meinen Sicherheitsbaustein ermitteln soll, siehe Post #10?

    Oder hat Cheffe Saidi eine Idee?


    Ich halte es für fragwürdig, stringent z.B. 20% Sicherheitsbaustein im Depot einzuhalten, wenn das Depot nur ein (womöglich kleinerer) Teil des Gesamtvermögens ist.

  • Dann erübrigen sich solche Überlegung sofort:

    Weil so wie im oberen Zitat beschrieben ist, kann man nur dann denken, wenn man einfach so entschieden hat, ohne jeglichen Grund. Einfach zufällig Würfel geworfen und die Zahlen genommen. Dann ist es natürlich klar, dass es für mich keinen Sinn man zu re-balancen. Weil ich gar nicht zu den Zahlen stehe.

    Sorry aber das ist doch Humbug. Wenn ich so überzeugt bin von meinem 80/20 Ansatz bin, dann hakt es doch schon am richtigen Zeitpunkt. Wenn ich immer am 31.01. hingehe und stur rebalance, obwohl es absolut absehbar ist, was mit bspw. den Zinsen durch eine Zinserhöhung der FED passiert, dann ist das absolut nicht durchdacht.

    Ich habe übrigens in dem Post für den Normalo plädiert, der aufgrund der Betrachtung des Einstandswertes viel einfacher rebalancen kann, als mit 5 ETFs rumzudoktorn wegen 5% hin oder her.

  • ich gehe davon aus, dass die wissenschaftlichen Befunde, die den positiven Effekt eines regelmäßigen Re-Balancings hervorheben, unstrittig sind.

    Mit Rebalancing langfristig die Rendite steigern - Finanzen? Erklärt! (finanzen-erklaert.de)

    ETF-Index-Rebalancing: notwendig oder Kostenfalle? | Finanzwesir


    ...die Sparraten so zu verändern, dass die gewünschte Ziel-Verteilung nach dem Besparen vorliegt? Also konkret: dass bei bspw. 2 ETFs (70 Prozent MSCI World plus 30 Prozent MSCI EM) eine monatliche 1.000-Euro-Sparrate nicht fix zu 700 Euro in den MSCI World und zu 300 Euro in den MSCI EM fließt, sondern es mal 665/335 oder 720/280 oder 600/400 oder wie auch immer sind - so, dass halt mit jeder der 12 jährlichen Sparraten wieder die 70/30 hergestellt werden.

    Wäre mir viel zu kleinteilig und außerdem kommst Du (hoffentlich) mit Deinem Depotwert irgendwann dahin, dass Du mit den monatlichen Sparraten nicht mehr viel bewegst.

    Außerdem betrachtest Du ausschließlich den Anteil innerhalb der ETF (Aktien/RK3).

    Zusätzlich sollte man ja auch den Anteil von RK1 (Tages- und/oder Festgeld) und RK3 (Aktien) regelmäßig auf seine Wunschallokation rebalancen.