Rebalancing Wann Du Deine Geldanlagen umschichten solltest
Finanztip-Experte für Bank und Börse
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Der bekannte Börsenexperte André Kostolany gab Anlegern stets den Ratschlag, Aktien zu kaufen, sich anschließend Schlafmittel in der Apotheke zu besorgen und dann nach einigen Jahren als reicher Mann wieder aufzuwachen. In Fachkreisen wird diese Strategie auch „Buy and hold“ genannt. Auch Finanztip ist der Meinung, dass Buy and hold für Deine Geldanlage am besten geeignet ist. Wer kann schon genau vorhersagen, wann die Börsen auf Talfahrt gehen? Oder wer kann einschätzen, wann sich die Börsen nach einem Tief wieder erholen und auf Rekordjagd gehen? Warum eine langfristig orientierte, ausgewogene Geldanlage Schwankungen am ehesten ausgleichen kann, liest Du in unserem Ratgeber Geldanlage.
Dennoch solltest Du Deine Geldanlagen im Auge behalten und regelmäßig überprüfen, ob sie noch Deiner langfristigen Strategie entsprechen. Am besten setzt Du Dir einen festen Termin einmal im Jahr. Oder Du orientierst Dich am Zeitpunkt, zu dem eine Festgeldanlage ausläuft.
Grundsätzlich gibt es viele Möglichkeiten, wie Du Dein Portfolio umschichten oder „rebalancen“ kannst, wie es im Anlage-Deutsch heißt. Zwei Strategien haben sich als besonders praktikabel erwiesen:
Nicht umschichten - Einfach nichts zu tun, ist eine gängige Vorgehensweise. Dahinter steckt folgende Idee: Steigen die Kurse an den Aktienmärkten, so erlangen diese Anlagen in Deinem Portfolio ein höheres Gewicht. Da sich auch Deine Vermögenssituation verbessert hat, ist eine höhere Aktienquote durchaus gerechtfertigt.
Auf Ausgangswerte umschichten (antizyklisch handeln) - Wenn Du Dich an eine feste Verteilung hältst, beispielsweise 30 Prozent Tagesgeld, 30 Prozent Festgeld und 40 Prozent Aktien, kannst Du Deine Anlagen entsprechend umschichten. Wenn die Kurse gestiegen sind, bedeutet das, dass Du rentable Papiere verkaufen und Dir damit Gewinne sichern kannst. Nach einem Tief am Aktienmarkt hast Du zwar Verluste eingefahren, kaufst aber zu deutlich günstigeren Kursen nach.
Welche Methode sich eher auszahlt, kann man nicht im Voraus abschätzen, das wird von den künftigen Kursverläufen bestimmt. Die Tabelle zeigt, welche Strategie bei welchen Entwicklungen die besten Renditeerwartungen besitzt.
Nicht umschichten (1) | Auf Ausgangswerte umschichten (2) | |
---|---|---|
Renditeerwartung | Höhere Rendite als (2) bei lange steigenden oder fallenden Aktienkursen | Höhere Rendite als (1) bei eher stagnierenden, aber schwankenden Aktienkursen |
Quelle: Finanztip (Stand: 1. März 2022)
Aktienfonds | Tagesgeld | |||
---|---|---|---|---|
Betrag | Anteil | Betrag | Anteil | |
Beginn | 16.000 € | 80 % | 4.000 € | 20 % |
Vor Umschichtung (Aktien +25 %, Tagesgeld +1,5 %) | 20.000 € | 83 % | 4.060 € | 17 % |
Nach Umschichtung | 19.248 € | 80 % | 4.812 € | 20 % |
Umgeschichteter Betrag | 752 € | |||
Kosten für Umschichtung | etwa 10 € | |||
relative Kosten für Umschichtung | 1,3 % |
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand 1. März 2022)
Die Faustregel besagt, dass Wertpapiertransaktionen unwirtschaftlich sind, wenn sie mehr als 1 Prozent des Anlagebetrags kosten. Wie teuer sie im konkreten Einzelfall sind, kommt auf die Gebührenstruktur an, die Dein Broker hat.
Wir empfehlen Dir aber, unabhängig vom geplanten Umschichten, regelmäßig zu Deinem festgelegten Termin die gesamte Anlagestrategie zu kontrollieren. Beantworte dazu dieselben Fragen wie am Beginn Deiner Anlage:
Falls sich Deine Antworten geändert haben, solltest Du Deine Strategie überdenken und möglicherweise die einzelnen Anlageklassen anders gewichten. Wenn sich beispielsweise Deine Vermögensverhältnisse durch eine Erbschaft oder deutliche Gehaltserhöhung verbessert haben, kannst Du meist eine höhere Aktienquote wählen. Irgendwann musst Du aber so oder so damit anfangen, Dein Portfolio umzuschichten – nämlich dann, wenn Du Dich Deinem Anlageziel näherst. Lies hierzu mehr im Ratgeber Geldanlage.
Unser Podcast zum Thema
Im Ratgeber Gold zeigen wir, dass ein 10-prozentiger Anteil Gold am Aktienportfolio in der langen Frist keine Mehrrendite bringt, sondern lediglich die Schwankung Deiner Anlage ein klein wenig reduziert.
Dies ändert sich auch nicht, wenn Anleger regelmäßig umschichten und den Goldanteil wieder auf 10 Prozent der Anlagesumme bringen. In der langen Frist haben die Transaktionskosten die Renditevorteile selbst bei werthaltigen Portfolios von 50.000 Euro und mehr aufgefressen.
Das Vorgehen hat weitere Nachteile: In der Regel haben Anleger, die regelmäßig umschichten, Indexfonds auf Gold (Exchange Traded Commodities auf Gold, ETCs), im Depot. Sie verzichten also auf Goldmünzen oder Barren im Tresor. Das widerspricht der Anlageidee beim Gold, das Edelmetall als Sicherheit für Währungskrisen auf die Seite zu legen. Denn im Fall der Fälle müsstest Du erst an das Gold herankommen.
Zweitens müsste das Umschichten manuell passieren. Anleger müssten sich also die Mühe machen, den Aktienmarkt zu beobachten und dann bestimmte Kriterien ausmachen, nach denen sie umschichten – zum Beispiel ein Wertgewinn des Aktienindex von mehr als 35 Prozent. All das ist für den sicherheitsorientierten Sparer wohl zu aufwändig.
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