Neuerungen in der privaten Krankenversicherung

  • Wenn ich hier in Köln akut einen Termin bei einem Top Orthopäden brauche, sitze ich eine Stunde nach dem Anruf in der Praxis und werde ohne Zwischenstation im Wartezimmer durchgewunken. Benötige ich danach ein MRT, entschuldigt man sich, dass ich eine halbe Stunde warten muss. Das ist selbst erlebte Realität!

    Also das kann ich leider für mich nicht bestätigen. Weder den Termin am gleichen Tag. Und schon gar nicht, dass sich jemand für eine halbe Stunde Wartezeit entschuldigen würde.

  • Schmarotzer.

    So differenzierte und fundierte Einschätzungen samt Schlußfolgerungen begeistern mich immer wieder aufs Neue ... :rolleyes:

    Ganz so als gäbe es unter Juristen, Journalisten, Handwerkern, Kfz-Werkstätten, Bankern etc. pp. keine "schwarzen Schafe" ... warum soll sich das also bei Medizinern anders verhalten ... ?


    Nur am Rande aber in dem Kontext: Es gibt Länder (beispielsweise Schweiz und USA) mit deutlich besseren Verdienstmöglichkeiten für Mediziner bei gleichzeitig auch noch deutlich besseren Arbeitsbedingungen. Dazu hat es einige konkrete Beispiele in meinem weiteren Umfeld.

    Ein sehr langjähriger Freund ist Zahnmediziner (und ausgebildete Zahntechniker) in einer norddeutschen Großstadt. Altersbedingt sucht er eine Nachfolge für seine Praxis mit angeschlossenem eigenem zahntechnischen Labor. Die meisten jüngeren Protagonisten im Bereich Zahnmedizin (inzwischen überwiegend weiblich übrigens) suchen aber ganz überwiegend eine gut bezahlte Stelle als Angestellte(r), mit 13 oder 14 Gehältern, bezahltem Urlaub, Work-Life-Balance usw. - ohne hohe Kredite bedienen zu müssen, ohne Mitarbeiter-Verantwortung (inkl. Personalsuche), ohne Verantwortung für die Gerätschaften, die Praxisräume, die Mietverträge, die Hygiene-Anforderungen, die Pflege der Website etc. pp. ... Seinen siebenstelligen Kredit für die Praxis samt Gerätschaften wird mein Freund nächstes Jahr (da ist er 65) u. a. mit mehreren (vor sehr vielen Jahren abgeschlossenen) Lebensversicherungen ablösen. Seine nüchterne Zusammenfassung: Hätte ich nicht sukzessive in meiner Praxis den Anteil Privatpatienten erhöht - hätte ich schon vor 20 Jahren dicht gemacht.

    Wie kommst du darauf, man bekäme als GKVler keinen Termin beim Arzt? Das ist eine nette Propaganda, entspricht aber in den wenigsten Fällen der Realität.

    Die Frage bleibt halt: Wann ... ? Und bei welchem Arzt: Facharzt ... ?

    Keine Ahnung in welcher "Realität" Du unterwegs bist. Meine Wirklichkeit (und die in meinem näheren und weiten Umfeld) ist eine (völlig) andere.

  • So differenzierte und fundierte Einschätzungen samt Schlußfolgerungen begeistern mich immer wieder aufs Neue ... :rolleyes:

    Ganz so als gäbe es unter Juristen, Journalisten, Handwerkern, Kfz-Werkstätten, Bankern etc. pp. keine "schwarzen Schafe" ... warum soll sich das also bei Medizinern anders verhalten ... ?

    Da magst Du Recht haben.

    Da geht es aber nicht um Gesundheit mit allen ethisch-moralischen Fragen einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft.

    Und die schreiben sich auch ihre Aufträge nicht selber und lassen die Allgemeinheit, Versicherte, dafür bezahlen.

    Dich mag meine Wortwahl stören, aber der Kern bleibt.

    Wenn Deine Realität eine andere ist, lass mich gerne dran teilhaben und beschreibe die mal.

  • Da magst Du Recht haben.

    Ich befürchte eher, daß dies ("schwarze Schafe" hat es in jeder Profession) eine schlichte Tatsache ist.

    Da geht es aber nicht um Gesundheit mit allen ethisch-moralischen Fragen einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft.

    Wenn beispielsweise eine Kfz-Werkstatt Murks produziert, kann das auch sehr schwerwiegende Folgen für mein Leib und Leben (und Leib und Leben anderer) haben. Wenn ein Anwalt Murks produziert, kann das auch sehr schwerwiegende Folgen haben (von den Finanzen bis ggf. zur Freiheitsstrafe) usw. Das gilt ebenfalls in einer "modernen, aufgeklärten Gesellschaft" ...

    Dich mag meine Wortwahl stören, aber der Kern bleibt.

    Mich stört nicht nur die despektierliche und pauschalierende Wortwahl - sondern auch und gerade der Kern der Behauptung ("Schmarotzer").


    Nur am Rande (siehe Nr. 242): Für das Einkommen hätte ich mir das "Programm" samt "Paket" (Ausbildung, Studium, hoher Praxiskredit, Personalverantwortung, Praxis- und Labor-Organisation, Bürokratie, Regulatorik usw. usw.) jedenfalls nicht angetan.

    Wenn Deine Realität eine andere ist, lass mich gerne dran teilhaben und beschreibe die mal.

    Für meinen Teil kenne ich genug Mediziner, die - nach meinem Dafürhalten und dem ihrer Patienten - keine "Schmarotzer" sind (nur um Deine Terminologie zu verwenden).

    Mehr gibt es - aus meiner Sicht - zu solchen pauschalen abwertenden Zuschreibungen und (Vor)Urteilen nicht zu sagen.


    Dir weiter ganz viel Glück mit Deinen privaten Finanzen - und Deiner Gesundheit (möge Dir der Kontakt mit den in Deinen Augen "Schmarotzern" möglichst lange erspart bleiben).

  • Nur am Rande (siehe Nr. 242): Für das Einkommen hätte ich mir das "Programm" samt "Paket" (Ausbildung, Studium, hoher Praxiskredit, Personalverantwortung, Praxis- und Labor-Organisation, Bürokratie, Regulatorik usw. usw.) jedenfalls nicht angetan.

    Exakt. Sozialneid ist hier wirklich unangebracht. Ärzte verdienen vor diesem Hintergrund eher zu wenig als zu viel!

    Die GOÄ als Grundlage eines größeren Teils ihres Einkommens wurde zuletzt 1996 angepasst! Was 1996 100 EUR gekostet hat (Index 72), kostet heute nach Inflation 170 EUR (Index August 2025 122,3). Bei unveränderten GOÄ Honoraren bekommen Ärzte für ihre Privatabrechnungen heute bei einem Wertverlust von 41% also nur noch 59% der Kaufkraft von 1996.

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Das gilt nur, wenn die damaligen Honorare als „passend“ gesehen werden.

    Interessant wird es doch erst, wenn man die Nettogehälter von Ärzten in Relation zu anderen Gehältern setzt.

    Dann wird der Unterschied, falls einen gibt, herausgearbeitet.

    So wird einfach eine Jahreszahl herausgegriffen und es kann so eine möglichst krasse Diskrepanz dargestellt werden.

    Und mit Sozialneid hat das nichts zu tun! Immerhin zahlen alle Menschen mit regelmäßigen Einkommen jeden Monat hunderte Euros an Krankenkassen. Und da ist doch legitim zu hinterfragen, wo unser aller Geld bleibt.

    Die Sozialneid-Keule nervt - und mich betrifft sie definitiv nicht.

  • Auf dem platten Land sieht man der Rückkehr der Feldschere entgegen. :(

    Mehr Landärzte gewinnt man vermutlich nicht durch Einkommensreduzierungen.

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  • Immerhin zahlen alle Menschen mit regelmäßigen Einkommen jeden Monat hunderte Euros an Krankenkassen. Und da ist doch legitim zu hinterfragen, wo unser aller Geld bleibt.

    Für das Sichtbarmachen der Geldströme ist ein Sankey-Diagramm hilfreich und interessant.

    Auf einer Seite werden alle Zuflüsse (Beiträge, Steuerzuschuss) dargestellt.

    Auf der anderen Seite die Abflüsse, zum Beispiel unterteilt nach

    1) Leistungsausgaben für Ambulante/ Stationäre / Zahn / Medikamente / Kuren / Krankentagegeld … und das wiederum aufgeteilt zu den Leistungsbeziehenden (zahlende, nichtzahlende, ggf. Kinder / weitere Alterskohorten)

    2) Verwaltungsaufwendungen für die Krankenkassen und was sonst noch dazugehört.

    Gibt es sowas zur öffentlichen Einsichtnahme?

    Ich kann mir vorstellen, dass eine solche Darstellung heftige Debatten anfeuern kann

  • Sankey-Diagramm

    Danke, wieder einen neuen Begriff dazugelernt. :)

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  • Vielleicht würde dem Medizin-Sektor mehr Wettbewerb gut tun, anstatt der Einheitspreise.

    Mit einem Zwinkern: Alle Baden-Würtemberger und Bayern pendeln dann ins preiswerte Mecklenburg. Statt Kaffeefahrt rollen die Busse dann zu den Medizinzentren. Inklusive Heizdecke.

    (Ich komme vom Thema "Neuerungen in der PKV ab ... sorry dafür)

  • Einfach kurz in die Türkei fliegen und dort behandeln lassen.

    Röngten, Zahnreinigung, Bleaching 250 Euro. In Deutschland Zahnreinigung als Privatpatient allein 200 Euro. Geht auch für die o.g. Szintigraphie. Da hab ich aber keine Erfahrungswerte, weil ich nicht ungesund bin.

    Ganzkörper-MRT, Ultraschall, alle Blutwerte gibt es dort für knapp Tausend Euro.

    Und Flug und Unterkunft kosten nichts?

  • Vielleicht würde dem Medizin-Sektor mehr Wettbewerb gut tun, anstatt der Einheitspreise.

    Tolle Idee. Ich sehe schon die Werbekampagnen. "Aktionswochen in unserer Klinik: Liposuktion zum halben Preis."

    Warum sollte ein Bereich, in dem es mehr Nachfrage als Angebot gibt, so etwas tun? Wir können in D froh sein, dass es hier Regulierung im Gesundheitswesen, z.B. Gebührenordnungen, gibt. Bei einem freien, unregulierten Wettbewerb hätten wir hier Zustände wie in den USA, wo Arzthonorare keine Obergrenze kennen.

  • Eine Szintigraphie der Schilddrüse (ich nehme an, das ist hier der Fall), kostet nach GOÄ 75,77 EUR, beaufschlagt mit dem hierfür üblichen Faktor 1,8 kommt man auf 136,39 EUR. Dazu kommen noch die Kosten drumherum für Untersuchung, Bericht etc., dass man ca. 200 EUR dafür hinlegen muss. Natürlich werden gerne noch zusätzlich Ultraschall- und Blutuntersuchungen durchgeführt, die nochmal mit ca. 200 EUR zu Buche schlagen.

    Hast du schon daran gedacht, die Kosten als Selbstzahler aus eigener Tasche zu bezahlen, um kurzfristig den Termin für deine Frau zu bekommen? Sollte es hier um die Abklärung eines Verdachts auf Krebs gehen, würde ich es so machen.

    Ich verstehe deine Wut auf ein System, in das man einzahlt, aber mangels Angebot die Leistung nicht in Anspruch nehmen kann, wenn es mal notwendig ist. Umso mehr, wenn man dann direkt sehen kann, dass die Wartezeit von 9 Monaten auf wenige Tage schrumpft, wenn man entsprechend zahlt. Aber es sind nicht die Ärzte, die dafür verantwortlich sind. Sie als "Schmarotzer" zu bezeichnen, halte ich für nicht angebracht. Gerade niedergelassene Ärzte sind Unternehmer, die ein positives Ergebnis erwirtschaften müssen. Das funktioniert nicht, wenn sie nur GKV-Patienten behandeln. Eine Praxis ist nur wirtschaftlich zu betreiben, wenn man einen bestimmten Prozentsatz an Privatpatienten hat. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es daher geboten, Privatpatienten bevorzugt zu behandeln. Inwieweit dies ethisch zu vertreten ist, wäre dann eine andere Frage.