Ältere Rentenversicherung mit augenscheinlich hoher Rendite. Was übersehe ich?

  • Moin Leute,


    ich mache mir zur Zeit Gedanken, ob ich meine private RV weiterlaufen lassen, oder beitragsfrei stellen soll, um stattdessen dann in einen Welt ETF zu investieren.


    Hier die Fakten:

    • Abgeschlossen im November 2006
    • Anfänglicher Jahresbeitrag: rund 343€
    • Jährliche dynamische Anpassung ohne Gesundheitsprüfung: 5%
    • Aktueller Jahresbeitrag demnach in 2022: rund 710€
    • Rentenbeginn: 01.12.2051 (mit 65 Jahren)

    Momentane Werte der Versicherung laut Stand vom 01.012.2022 (siehe Anhang):

    • Garantierte monatliche Rente: 182,89€
    • Garantierte Kapitalleistung: 46.643,85€
    • Bei Beitragsfreistellung garantierte Kapitalleistung: 15.917,21€
    • Bisher erreichte garantierte Überschussbeteiligung: 104,14€

    Nun meine Fragen:

    • Ich habe bislang erst rund 8100€ in 16 Jahren in den Vertrag eingezahlt.
    • Wie kann es dann sein, dass der Vertrag bei Beitragsfreistellung rund 16k€ wert ist?
    • Das wäre eine Rendite von rund 8,5% p.a.
    • Wenn ich die Zahlungen so weiterlaufen lasse wie bisher werde ich insgesamt rund 55k€ in den Vertrag eingezahlt haben. Nur wie hoch wird dann die garantierte monatliche Rente sein oder das garantierte Kapital?
    • Woraus generiert die Versicherung die Rendite für den Vertrag? Das Einzige was ich dazu im Vertrag gefunden habe, ist, dass es eine "Überschussbeteiligung" gibt, die aber laut Stand von 2022 nur diese 104,14€ zur Zeit beträgt.
    • Ansonsten habe ich noch eine Übersicht der Zinsen von Stand 2019 gefunden. Interessanterweise gibt es diese Übersicht seitdem nicht mehr im jährlichen Bericht. Diese Übersicht habe ich ebenfalls angehängt.

    Falls noch angaben fehlen, die hilfreich sein könnten, sagt Bescheid. Dann schaue ich in den Unterlagen nach ob ich noch etwas dazu finden kann.


    Ich würde mich sehr über eine Einschätzung von euch zu diesem Vertrag freuen!


    Viele Grüße,

    Daniel

  • Ergänzung zu den Kosten der Versicherung:

    • Jährliche Kosten auf meinen Jahresbeitrag: rund 50€
    • Kosten für die dynamische Erhöhung des Beitrags: rund 40€

    Das heißt es gehen von meinen derzeit 710€ Jahresbeitrag schonmal 90€ drauf für die Kosten?

    Dann verstehe ich noch weniger, wie es zu dieser hohen Summe bei Beitragsfreistellung kommt.

  • Moin Danne86 ,


    Wie hoch ist die Dynamisieung bzw. Beitragssteigerung in deinem Vertrag? Zahlst du jedes Jahr mehr ein? Von wann ist der Vertrag?

    Ansonsten kann ich zum ersten Überblick einen Rentenfaktor von 40,7 errechnen. Da gibt es deutlich schlechter Versicherungen aber das bessere von ganz schlimm ist immer noch nicht gut. Mit dem Rentenfaktor brauchst du immer noch über 20 Jahre die Rente um das Kapital welches dann im Vertrag steckt wieder heraus zu bekommen,

    Musst du halt selber wissen ob du so alt wirst und dein Geld in einen solchen Vertrag stecken möchtest….,

  • ...


    @R.F. wie ist denn dein Beitrag gemeint?

    Ich hatte ziemlich genau das gleiche geschrieben wie du selbst schon ein paar Sekunden vorher. War also überflüssig.

  • Horst Talski


    Ich hätte ja die Wahl das Kapital auch einmalig auszahlen zu lassen anstatt eine monatliche lebenslange Rente zu erhalten.


    Bzgl. der garantierten 46k€...

    Das garantierte Kapital erhöht sich jedes Jahr durch meine eingezahlten Beiträge.

    Zu beginn in 2006 betrug das garantierte Kapital noch 25.500€.

    Es erhöht sich zur Zeit jährlich um ca. 1400€. Das Verhältnis schrumpft also jährlich im Verhältnis zu meinem eingezahlten Beitrag. Das heißt anfangs nur 340€ eingezahlt, aber 1400€ gestiegenes Kapital, heute 710€ Jahresbeitrag, immer noch 1400€ Steigerung beim Kapital.

    Ich habe auch das mal weitergerechnet. Wenn das Verhältnis so weiter geht, dann zahle ich ab 2038 mehr ein (rund 1600€), als das garantierte Kapital steigt. Vielleicht ist das der Haken, allerdings finde ich dazu keinen Hinweis im Vertrag. Wenn ich richtig gerechnet habe dürfte ich dann bei rund 93k€ garantiertem Kapital rauskommen.

  • ….und dann wäre die garantierte Rente über 360€ ?


    Du zahlst im letzten Jahr über 2600€ ein.


    Ein ETF Sparplan mit 5% p.a. könnte über 100k€ bringen…

    https://www.zinsen-berechnen.d…er.php?paramid=paeaciru14


    Und lies dir mal ganz genau den Vertrag deiner RV durch. Wenn du alles verstehst und genau weißt was diese Firma mit deinem Geld macht und du dich dabei gut fühlst ist es überhaupt kein Problem der Versicherung dein Geld zu geben. Die Passen ganz bestimmt gut darauf auf, aber wieviel du zurück bekommst sagen sie dir nur unter Vorbehalt. Wenn dir das als Sicherheit reicht ist das für dich ok.


    Ich habe mich von solchen Versicherungsprodukten verabschiedet. Nur in meinem ETF sind noch Versicherungsaktien enthalten. um Kapital anzusparen brauche ich keine Versicherungen…

  • Ich mache mir Gedanken, ob ich meine private RV weiterlaufen lassen, oder beitragsfrei stellen soll, um stattdessen dann in einen Welt ETF zu investieren.

    Der Durchschnittsdeutsche schätzt die berechenbaren Renten (also festverzinsliche Wertpapiere) über alles, selbst wenn der Realzins negativ ist. Ich kann das gut verstehen. Vor vielen Jahren war ich im Kopf genauso gepolt. Du solltest aus meinen Beiträgen also nicht fälschlich herauslesen, daß ich auf Rentenanleger herabschaute. Das ist nicht der Fall, war ja früher selber einer.


    In Aktien anzulegen, muß man aushalten können. Aktienkurse können runtergehen wie ein Fahrstuhl. Sie sind bisher zwar immer wieder hochgekommen. Das glaubt man bei der Fahrt nach unten aber nicht.

    Hier die Fakten:

    • Abgeschlossen im November 2006
    • Rentenbeginn: 01.12.2051 (mit 65 Jahren)

    Also mit 20 Jahren abgeschlossen. Damals warst Du wohl (um mit Hartmut Walz zu sprechen), ein LeO - ein leicht erreichbares Opfer (für den Finanzverkäufer).

    • Abgeschlossen im November 2006
    • Anfänglicher Jahresbeitrag: rund 343€
    • Jährliche dynamische Anpassung ohne Gesundheitsprüfung: 5%
    • Aktueller Jahresbeitrag demnach in 2022: rund 710€
    • Rentenbeginn: 01.12.2051 (mit 65 Jahren)

    Du zahlst schon 15 Jahre, das ist aber der kleinere Teil der Laufzeit. Stellt sich die Frage, ob Du die Versicherung ganz liquidierst. Ende mit Schrecken.


    Aktuell ist die "Versicherung" ein teurer Sparvertrag. Der Versicherungsteil (also das Abdecken des Langlebigkeitsrisikos) kommt erst später. Ich finde, ein Mensch mit 35 sollte über die eigene Lebenserwartung keine Spekulationen anstellen, das hat immer noch Zeit, wenn er in den Ruhestand geht.


    Die Abschlußkosten des Vertrages sind längst bezahlt und verloren.


    Es ist Dein Geld und Deine Vermögensmischung. Ich ahne nicht, wie sicherheitsbedürftig Du bist. Kannst Du die Beiträge denn in der Steuererklärung unterbringen? Ich würde auch für einen sicherheitsbedürftigen Anlager einen eventuellen Rententeil des Vermögens selber machen. Und zumindest ein Teil des langfristigen Geldes gehört meines Erachtens in Aktien (also in Aktien-ETFs) angelegt.


    Mit allem Vorbehalt würde ich vermutlich den Vertrag kündigen. Auch wenn Du jetzt Miese machst, erwirtschaftest Du mit dem erlösten Geld vermutlich mehr als wenn Du es beitragsfrei im Versicherungsmantel läßt.

  • Moin,

    ergänzend zu den von den Kollegen bereits gegebenen Hinweisen habe ich Deine Police einmal bei https://www.zinsen-berechnen.d…tallebensversicherung.php durchgerechnet.

    Da Deine Police von 2006 ist, bietet Sie einen Garantiezins von 2,75% (auf den Sparanteil). Rein kostenmäßig ist die Police so schlecht nicht. Da habe ich schon ganz andere Kosten gesehen!

    Ach ja, die Rechnung bezieht sich natürlich auf die aktuelle Einzahlung. Die Dynamik ist nicht berücksichtigt. Aber das macht die Versicherung auch so. Sprich die Wasserstandsmeldung der Versicherung geht davon aus, dass Du die Police jetzt mit dem aktuellen Beitrag bis 2051 weiter zahlst.

    Zu beginn in 2006 betrug das garantierte Kapital noch 25.500€.

    Es erhöht sich zur Zeit jährlich um ca. 1400€. Das Verhältnis schrumpft also jährlich im Verhältnis zu meinem eingezahlten Beitrag. Das heißt anfangs nur 340€ eingezahlt, aber 1400€ gestiegenes Kapital, heute 710€ Jahresbeitrag, immer noch 1400€ Steigerung beim Kapital.

    Solche 'Hochrechnungen' habe ich von meiner Versicherung auch (seit 1990). Ist mein ganz persönliches Märchenbuch.;)

    Die Versicherung rechnet natürlich mit den aktuell am Markt zu erzielenden Renditen. 2006 waren die am Markt zu erzielenden Renditen natürlich deutlich besser als der Garantiezins Deiner Police. So ab 2015 dürfte das Verhältnis immer mehr gekippt sein und seit einigen Jahren bekommst Du nur noch den Garantiezins Deiner Police gutgeschrieben. Allerdings kann die Verzinsung eben auch nicht unter den Garantiezins fallen!

    Natürlich kann die Rendite auch wieder steigen. Aktuell steigen die Zinsen ja. Die Versicherung legt natürlich überwiegend in langlaufenden Anleihen an. Bis Du bzw. Deine Police also von den steigenden Marktzinsen profitiert, können noch einige Jahre vergehen.


    Wie sieht es so mit Deiner Lebenssituation generell aus (Höhe des Renten. bzw. Pensionsanspruch, BUV, eigene Immobilie, usw.)?

    Ohne Frage dürfte ein eigener ETF Sparplan langfristig deutlich lukrativer sein. Aber so eine private RV bietet auch einen Bestandsschutz. Solltest Du also später irgendwann auf den Bezug von Sozialleistungen angewiesen sein, wird die private RV nicht angerechnet. Dein eigenes ETF-Depot sehr wohl. Dieses Umstands sollte man sich zumindest bewusst sein.


    Ich stand vor einigen Jahren vor der selben Frage wie Du. Da meine alte Police aber neben einem höheren Garantiezins noch dazu steuerfrei ist, habe ich mich nach reiflicher Überlegung für das Behalten entschieden. Die Police stellt jetzt einen großen Teil meines 'sicheren' Vermögensanteils dar.

    Wenn ich aber noch > 20 Jahre Ansparzeit gehabt hätte, hätte ich die Police gekündigt und das Geld lieber in mein ETF-Depot gesteckt!

  • Auch wenn hier zumeist Versicherungshasser unterwegs sind:


    Die Versicherung ist nicht soo schlecht, weil es bei Abschluß noch einen Garantiezins gab, von dem man seitdem nur träumen konnte. Die Steuerfreiheit bei Einmalauszahlung hast du wohl leider knapp verpasst.


    Insofern würde ich dir raten, die Versicherung beitragsfrei zu stellen, und mit 64 dann zu entscheiden, ob du Kapital oder Rente nimmst.

    Das frei gewordene monatliche Geld kannst du bis dahin am Aktienmarkt versenken. Ob der nun abstürzt oder nicht, kann niemand vorhersagen. Aber das Kapital deiner Versicherung ist dir sicher.

    Zudem ist Diversifizierung nie verkehrt.

  • Auch wenn hier zumeist Versicherungshasser unterwegs sind:


    Die Versicherung ist nicht soo schlecht, weil es bei Abschluß noch einen Garantiezins gab, von dem man seitdem nur träumen konnte. Die Steuerfreiheit bei Einmalauszahlung hast du wohl leider knapp verpasst.

    Erstmal hat es mit 'Versicherungshass' nix zu tun! Bin ja selbst Besitzer einer alten KLV.

    Man sollte jede Geldanlage nüchtern anhand der objektiven Kennzahlen und Vor- und Nachteile bewerten. Und zwar ab jetzt in die Zukunft betrachtet.

    Ja, der Garantiezins ist im Vergleich zu heutigen Policen gut. Aber die Frage die man bedenken sollte, ist doch dieser Garantiezins zu einer Rendite oberhalb der Inflation führt und welche alternativen Anlagemöglichkeiten es so gibt.

    BTW: Auf 10 jähriges Festgeld gibt es inzwischen 3,75% p.a. (deutsche Banken!)

    Sollte man da sein Geld für 2,55% p.a. für 29 Jahre anlegen!? :/

    Insofern würde ich dir raten, die Versicherung beitragsfrei zu stellen, und mit 64 dann zu entscheiden, ob du Kapital oder Rente nimmst.

    ...

    Zudem ist Diversifizierung nie verkehrt.

    Sorry, aber was sollen 16.000€ (brutto!) in 29 Jahren dem TO groß bringen? Bis dahin wird die Inflation die Hälfte der Kaufkraft aufgefressen haben. Ganz davon ab wird er dann auf den Ertrag auch noch Steuern zahlen müssen.

    Wen ich bzw. der TO eine Diversifikation will, die dann im Alter auch etwas bringt, dann muss er/sie halt in den sauren Apfel beißen und die Police weiter bedienen uns später die Rente kassieren und lange Leben.

    Einzig die Beitragsdynamik würde ich dann spätestens 10 Jahre vor Ablauf der Police kündigen.

    Und natürlich kann man Beides machen. Also private RV und einen ETF Sparplan. Mache ich ja auch so.

    Die Entscheidung kann einem sowieso niemand abnehmen.

  • Ja, der Garantiezins ist im Vergleich zu heutigen Policen gut. Aber die Frage die man bedenken sollte, ist doch dieser Garantiezins zu einer Rendite oberhalb der Inflation führt und welche alternativen Anlagemöglichkeiten es so gibt.

    Du kennst die Inflation in den nächsten 30 Jahren? Faszinierend!


    Nach dem Wunsch der EZB soll sich die Inflation in Europa bei 2% einpendeln. Somit liegt die Rendite durchaus im Bereich der möglichen Inflation. Von Seit- und Abwärtsbewegungen der Aktienmärkte mal ganz zu schweigen.