56 Jahre alt, 650.000 €, kein Rentenanspruch – next steps?

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  • Ich hatte in diesem Thread tendenziell eher Anlageempfehlungen für die demnächst auf dem Tisch liegenden 650.000 € jenseits des Allrounders MSCI World gerechnet – (...). Mit Börsentipps wird man ja sowieso an jeder Ecke totgeschmissen.

    Eine der Schwächen des Single-ETF-Buy-&-Hold-Ansatzes ist die Vermarktung. Sei es im Freundeskreis oder sogar an sich selbst. Es fühlt sich einfach merkwürdig und unpassend an, bei so einer Summe nur diese eine Anlage zu wählen und danach nichts zu tun. Keine komplizierten Strategien (im Gegenteil, in komplizierten Rechnungen kann man herausfinden, dass einfach am besten ist), keine Reaktion auf den Markt (ist auch am besten) und keine weitere Streuung (wenn partout 7000 Titel gewünscht gibt es den IMI). Der beste Tipp zu Börsentipps lautet, diese gar nicht erst zu lesen (Kommer: "Investment-Pornografie").

  • Eine der Schwächen des Single-ETF-Buy-&-Hold-Ansatzes ist die Vermarktung. Sei es im Freundeskreis oder sogar an sich selbst. Es fühlt sich einfach merkwürdig und unpassend an, bei so einer Summe nur diese eine Anlage zu wählen und danach nichts zu tun.

    Yup.


    Ich habe gefühlt eine Ewigkeit auf meinem Geld gesessen, zwei Bücher gelesen, mir halbe Nächte in Foren um die Ohren geschlagen und am Ende gesagt: „Hey, versuch nicht schlauer zu sein als alle anderen. Du bist ein kleiner Fisch und außerdem sehr spät dran.“ Wann immer ich nun vom MSCI World erzähle, kommt aus dem Bekanntenkreis sinngemäß: „Echt; alle Eier in einem Körbchen?“


    Nein; es ist ein Bundle aus 1.700 Körbchen, die von gut informierten Leuten und Institutionen gekauft werden. Ich nehme halt das Bundle, weil ich nicht schlau / rational / gut genug informiert bin, um „den Markt zu schlagen“.

  • Yup.


    Ich habe gefühlt eine Ewigkeit auf meinem Geld gesessen, zwei Bücher gelesen, mir halbe Nächte in Foren um die Ohren geschlagen und am Ende gesagt: „Hey, versuch nicht schlauer zu sein als alle anderen. Du bist ein kleiner Fisch und außerdem sehr spät dran.“ Wann immer ich nun vom MSCI World erzähle, kommt aus dem Bekanntenkreis sinngemäß: „Echt; alle Eier in einem Körbchen?“


    Nein; es ist ein Bundle aus 1.700 Körbchen, die von gut informierten Leuten und Institutionen gekauft werden. Ich nehme halt das Bundle, weil ich nicht schlau / rational / gut genug informiert bin, um „den Markt zu schlagen“.

    Genau so sieht es aus, allerdings bist du nicht alleine, Millionen andere machen es genau so. Den Markt schlagen schaffen nur die wenigsten und auf Dauer so gut wie keiner.

  • Und da ich den Eindruck habe, dass sowohl das Renten- als auch das Krankenversicherungssystem jedes Jahr tiefer in die Krise(n) rutschen ...

    Da hast Du - nach meinem Dafürhalten - mehr Realitätsbezug als viele (die meisten ?) haben (oder sich jedenfalls eingestehen wollen). Eine sachlich-nüchterne Herangehensweise und Realitätsbezug sind meist die besten Voraussetzungen. Auch in Sachen Finanzen, Geldanlage, Altersvorsorge, Ruhestandsplanung usw.

    Wir reden bei all diesen Themen von Jahrzehnten – und da sind so viele Variablen und Unwägbarkeiten down the road, dass jeder Versuch einer uhrwerkartig genauen Planung vorhersehbar an der Realität scheitern wird.

    Die imponderabilien - noch dazu über derart lange Zeiträume - sind natürlich erheblich. Zum einen schon, was das Private betrifft, zum anderen auch den Staat betreffend (Stichwort: Steuerpolitik - um nur ein Beispiel zu nennen). Was mir dagegen aber ziemlich sicher erscheint: Über längere Sicht bieten nur Aktien und/oder Immobilien (eventuell mit einer kleinen Beimischung Gold - als Versicherung gegen das staatliche Papier- bzw. Zettelgeld sowie die Notenbankpolitik) die Chance Dein Vermögen real zu erhalten bzw. eventuell zu mehren. An einer individuell zu Dir passenden Anlagestrategie - aber unter besonderer Berücksichtigung dieses Aspektes bei der Gewichtung - führt daher meines Erachtens kein Weg vorbei.


    Kurz zum Status KVdR: Wenn Du die eine Voraussetzung schon erfüllen kannst bzw. wirst (90% der zweiten Hälfte Deines Erwerbslebens gesetzlich krankenversichert (sei es nun pflicht- oder freiwillig versichert)) - würde ich auch versuchen die zweite Voraussetzung noch zu erreichen sprich den Erhalt einer gesetzlichen Rente (in welcher Höhe auch immer). Dazu müßten ja nur die ominösen 60 Monate (m. W.) erreicht werden. Dazu könnte (m. W.) wohl auch Mindestbeiträge ausreichen (hierzu würde ich mir kompetenten Rat (Rentenberater) einholen (nach meiner Erinnerung haben die sogar eine Art Bundesverband (Website mit der Möglichkeit zur Beratersuche in Deiner Region)). Eine Geheimwissenschaft scheint mir die Lösung dieser spezielle Frage in Deinem Fall nicht zu sein.


    Klar, das ist die derzeitig gültige Rechtslage. Und auch klar, das ist der Bereich "politische Verteilungsmasse", der dann eben auch geändert werden kann. Das war aber hier noch nie anders. Oder wie mal ein (immerhin am BGH zugelassener) Anwalt in privater Runde meinte: "Auf hoher See und vor deutschen Gerichten ist man in Gottes Hand" - ich würde ergänzen: Im Sozial- und Steuerrecht verhält es sich ähnlich, jedenfalls langfristige Planungen betreffend.

    Grundsätzlich ist es so, dass ich schon seit früher Jugend immer mein eigenes Ding machen und in Ruhe gelassen werden wollte. Beides hat funktioniert – ich war als Freelancer kaum in größere Systeme und Verpflichtungen eingebunden, und man hat mich machen lassen.

    Da kann ich mich bestens reindenken.

    Das hat aber eben auch dazu geführt, dass ich Fragen der langfristigen Finanzplanung auf die lange Bank geschoben habe ...

    Dann kann ich mich nicht ansatzweise reindenken.


    Gutes Gelingen wünsche ich bei Deinem weiteren Vorgehen ! Besser spät, als nie ...

  • Kurz zum Status KVdR: Wenn Du die eine Voraussetzung schon erfüllen kannst bzw. wirst (90% der zweiten Hälfte Deines Erwerbslebens gesetzlich krankenversichert (sei es nun pflicht- oder freiwillig versichert)) - würde ich auch versuchen, die zweite Voraussetzung noch zu erreichen sprich den Erhalt einer gesetzlichen Rente (in welcher Höhe auch immer). Dazu müßten ja nur die ominösen 60 Monate ... erreicht werden. Dazu könnten ... wohl auch Mindestbeiträge ausreichen.


    Hierzu würde ich mir kompetenten Rat (Rentenberater) einholen (nach meiner Erinnerung haben die sogar eine Art Bundesverband (Website mit der Möglichkeit zur Beratersuche in Deiner Region)).

    Kompetenten Rat erhält man (kostenfrei!) an der Quelle, sprich: Bei den Rentenberatern der Deutschen Rentenversicherung. Erstmal per Telefon (die Hotliner wissen schon eine ganze Menge) oder mit Termin in einer Rentenberatungsstelle.

  • Vorab: Zum Thema GKV habe ich keine bzw. nur minimale Grundkenntnisse.


    Mir ist aber zumindest bekannt, daß dieses Thema (KV) generell bei vielen - aber gerade auch im Bereich "Early Retirement" bzw. der (häufig wohl unter "Frugalisten" anzutreffenden) Bewegung "Financial Independence, Retire Early" (FIRE) - eine wichtige und oft diskutierte Rolle spielt.

    ... und natürlich auch in diesem Forum. An sich schreiben hier im Forum Sparer, die ihren Ruhestand mit eigenen Ersparnissen aufpeppen wollen. Für die ist es (wie für die Frugalisten), eine wichtige Überlegung: "Wie schaffe ich es, aus eigenen Ersparnissen Einkommen zu erzielen, das ich dann aber nicht in der GKV verbeitragen muß?"


    Für Deine speziellen Freunde, die Frugalisten, gilt das ab dem Beginn des selbstgewählten Privatiersdasein. Für Normalmenschen gilt das ab dem Beginn des Ruhestandes. Prinzipiell ist die Überlegung gleich.

    Wenn ich nun sehe, was ich in dieses System über die Jahrzehnte einbezahlt habe (u. a. > 35 Jahre Höchstbeiträge) - und was ich dieses System gekostet habe (so gut wie nix), kann ich da unter "Gerechtigkeitspunkten" keine Unwucht erkennen (eher im Gegenteil). Auch wenn ich mich nun via KVdR-Status (im Rahmen meiner sukzessiv schwindenden Restlebenserwartung) wohl etwas besser stelle.

    Die gesetzliche Krankenversicherung ist keine Versicherung im landläufigen Sinn, sondern eine Sozialkasse. Daher verbietet sich der Vergleich dessen, was Du an Beiträgen über die Jahre gezahlt hast, mit dem, was Du die Kasse gekostet hast. Wenn ich mal den Advocatus diaboli spielen darf: Man könnte (wie etwa die Schweiz das in der Rentenversicherung getan hat) die Beitragsbemessungsgrenze völlig abschaffen. Dann würde ein Mensch mit einem Millioneneinkommen halt 16% von seinem Einkommen von 1 Million/a bezahlen. Es gibt sicher Leute im Land, die das für angemessen und gerecht halten. Du hingegen magst sagen: Für den Betrag kann ich ja fast meinen eigenen Arzt bezahlen.


    Ich halte es für unsystematisch, daß im Ruhestand die "starken Schultern" von der Verbeitragung ihrer ggf. nennenswerten Nebeneinkünfte aus Kapitalvermögen befreit sind. Andere Leute könnten hier ein massives Gerechtigkeitsdefizit sehen. Ich bin nicht in der Position, das zu ändern. Aber ich könnte mir sehr wohl vorstellen, daß ein Politiker, der nach Geld für Sozialkassen sucht, auf den Trichter kommt, es an dieser Stelle zu finden.


    Pantoffelheld schreibt:

    Die KVdR ist für alle Berechtigten eine sehr praktische und in einigen Fällen richtig lukrative Einrichtung. Man kann sie unter Gerechtigkeitsgesichtspunkten kritisieren, dafür erleichtert sie das Leben von Millionen (?) Menschen enorm.

    Eine Sozialkasse soll aber sicher nicht für einen Teil der Bevölkerung "lukrativ" sein. Und ja die Beitragsfreiheit von Kapitaleinkünften von Rentnern kann man natürlich als ungerecht kritisieren. Einfachkeit ist kein Thema. Unser Leben wäre sicherlich einfacher, wenn wir keine Steuererklärung abgeben müßten.

    Selbständige (jedenfalls alle die, die nicht so viel verdienen sprich eh den Höchstbeitrag zahlen) müssen jedes Jahr und ihr ganzes Berufsleben lang (jedenfalls so lange sie selbständig tätig sind) ihren Ekst-Bescheid bei der Krankenkasse einreichen zwecks Nach- bzw. Neuberechnung der KV-Beiträge.

    Warum sollte man das bei Rentnern nicht genauso machen? Oder - um das Verfahren zu vereinfachen, den Banken abzuverlangen, daß sie nicht nur die Kirchenmitgliedschaft abfragen, sondern auch die Mitgliedschaft zu einer gesetzlichen Krankenkasse, und im Falle, daß diese gegeben ist, einen pauschalen Beitrag von z.B. 8% für die GVK und 3% für die GPV von jedem Kapitalertrag einbehalten.


    Es träfe schließlich die Menschen mit Kapitaleinkünften, also die Reichen im Land, die zu Sozialkosten heranzuziehen vielen Menschen als wohlgefälliges Werk gilt.


    Sage keiner, das sei unmöglich. :)

  • Nur ganz am Rande aber nichtsdestotrotz

    Für Deine speziellen Freunde, die Frugalisten ...

    Keine Ahnung, wie Du auf dieses extrem schmale Brett kommst ... ?! Oder ist das humoristisch bzw. ironisch gemeint ?


    Den Ansatz "Frugalismus" halte ich nicht nur für (viel zu) extrem sondern auch in sich nicht für kohärent. Für meinen Teil wollte ich niemals als Frugalist leben (schon den Ansatz finde ich - für mich persönlich - absurd; ich habe völlig anders gelebt, denn das Leben kann ja auch jede Sekunde vorbei sein ...) - dazu kommt noch: Wenn alle so leben würde, wie die Frugalisten, gäbe es unser Wirtschaftssystem kaum oder gar nicht mehr. Und demzufolge auch kaum oder keine Chance für "Frugalisten" aus den Erträgen ihres Vermögens (Stichwort: Dividenden - um nur ein Beispiel zu nennen) zu leben. Das (Frugalismus) ist nach meinem Dafürhalten ein eher eskapistischer Ansatz.


    Mein Ansatz war eher: Meine Einnahmen müssen einfach immer die Ausgaben übersteigen - und das überschießenden Plus versuche ich dann bestmöglich zu thesaurieren bzw. zu investieren. Ein relativ simpler aber meines Erachtens schlüssiger und zielführender Ansatz. Dabei habe ich dennoch versucht stets möglichst gut zu leben (jedenfalls bei Themen, die mir wichtig waren und sind).

    Die gesetzliche Krankenversicherung ist keine Versicherung im landläufigen Sinn,

    Für meinen Teil nenne ich Dinge gerne präzise und korrekt beim Namen. Also insbesondere kein Orwellscher Neusprech. So sind Schulden eben Schulden - und kein "Sondervermögen". Und eine "Bürgerversicherung" beispielsweise, die weder mit dem mündigen und freien Bürger (Wahlmöglichkeiten, Eigenverantwortung, Selbstbestimmung etc.) noch mit dem Versicherungsgedanken (Prämie korrespondiert zwingend mit dem zu versichernden Risiko) etwas zu tun hat, kommt für mich dem Orwellschen Neusprech sehr nahe (oder dem politischen Marketing-Sprech). Die Liste ließe sich (fast) beliebig verlängern.


    Mag also sein, daß die Gesetzliche Krankenversicherung "keine Versicherung im landläufigen Sinne ist", wie Du schreibst (zu einer näheren Betrachtung diesbezüglich fehlen mir jetzt Zeit, Lust und Laune) - dann sollte man aber eine Terminologie wählen, die dieses Instrument treffend beschreibt und eben nicht von einer Krankenversicherung sprechen.


    Kenne dieses Phänomen (leider) bestens und schon sehr lange aus Brüssel. Die Europäische Kommission beispielsweise bezeichnet sich immer und bei jeder Gelegenheit selbst als "Hüterin der EU-Verträge". Sitzt aber seit Jahren (eher Jahrzehnten) bei dem Bruch der EU-Verträge (Beispiel: AEUV) am Tisch und/oder steht Pate bei diesen Vertragsbrüchen und/oder orchestriert bzw. organisiert diese sogar. Ein idealtypisches Beispiel für den Neusprech a la Orwell. Mag ich nicht so, bilde mir dann lieber eine eigene Meinung und versuche daraus meine (Anlage)Schlüsse zu ziehen bzw. mich bestmöglich vor den Folgen einer derartigen Vorgehensweise zu schützen.

  • Mag also sein, dass die Gesetzliche Krankenversicherung "keine Versicherung im landläufigen Sinne ist"

    Unter Versicherung verstehe ich eine kollektive Risikoübernahme. Das trifft bei einer privaten Versicherung, wie auch bei einer Sozialversicherung zu.

    Daher kann ich keinen "Neusprech a la Orwell" erkennen.


    Der Unterschied liegt doch nur in der Beitragsbemessung. Einmal in Relation zu den Risiken und einmal in Relation zur Leistungsfähigkeit.

  • Unter Versicherung verstehe ich eine kollektive Risikoübernahme. Das trifft bei einer privaten Versicherung, wie auch bei einer Sozialversicherung zu. Der Unterschied liegt doch nur in der Beitragsbemessung. Einmal in Relation zu den Risiken und einmal in Relation zur Leistungsfähigkeit.

    Just das ist der entscheidende Unterschied zwischen einer Versicherung und einem staatlichen Sozialsystem, das mißweisend "Sozialversicherung" genannt wird.


    Dazu kommt, daß ein Versicherungsnehmer in weiten Grenzen entscheiden kann, was er versichern will und was nicht, was bei einem staatlichen Sozialsystem nicht der Fall ist. Hier bestimmt der Staat den Leistungsumfang.