Rebalancing in Krisenzeiten

  • Von McProfit an monstermania

    Hallo, habe mal wieder gerade deine Erklärung gelesen.

    Man merkt immer wieder bei Deinen Beiträgen, die lange Erfahrung und die Gelassenheit nicht wegen jeder kleinen Kursschwankung reagieren zu müssen.

    Wenn man mehrere Werte in einem Depot hat, egal ob Aktien oder Fonds, dann ist es normal, dass die Wertentwicklung der einzelnen Titel ständig untereinander abweicht.

    Das ist aber eher ein Normalzustand an der Börse, mal läuft die US Börse besser, mal Europa, mal Rohstoffe und dann wieder umgekehrt.

    Ich mach mir immer erst dann Gedanken über eine Anpassung oder neudeutsch Rebalancing wenn der beste Wert überdurchschnittlich im Gewinn liegt, damit meine ich aber mindestens 50 % über dem schlechtesten

    Nach wenigen Jahren ist es jedoch zum Glück so, dass alle Titel mehr oder weniger im Plus liegen.

    Bei einer Umschichtung innerhalb der vorhandenen Titel fällt in diesem Fall Steuer an.

    Daher verzichte ich persönlich meist auf eine Umschichtung.

    Wenn ich jedoch frisches Geld anlegen will, egal, ob als Aufstockung, als vierteljährliche Rate, oder als Sparplan dann stocke ich die zurückgebliebenen Titel auf und erreiche auf diesem Weise einen kleinen Ausgleich

    Da ich persönlich aus langjähriger Erfahrung, längst keine spekulativen Aktien, Nebenwerte oder Emergging Markets kaufe,

    muss ich mir so gut wie nie Gedanken machen, ob ob ich einen Wert ganz verkaufen soll oder womöglich gutes Geld dem schlechten hinterherwerfe.

    Ich bin im Forum hier aber auch aus verschiedenen Gründen eher eine Ausnahme wobei ich den Eindruck habe, dass auch monstermania längst zu den alten Hasen an der Börse gehört.

    Viele Grüße aus Stuttgart von McProfit

  • Das stimmt, aktuell sehe ich das auch noch gelassen. Im moment ist es so, dass mein Small Cap Anteil 6% "zu hoch" ist und mein World und EM IMI Anteil je 3% "zu niedrig". Keine große Sache, aber mir geht es ja auch eher um die Zukunft und eventuelle größere Verschiebungen. ;)

    Ich denke ich werde auch auf quartalsweises Investieren umsteigen, um dann größere Summen besser Verteilen zu können und etwas an den Kaufgebühren zu sparen. Die einzige Blockade in meinem Kopf ist hierbei, dass es ja umso besser sein soll, umso schneller bzw. länger das Geld am Markt investiert ist. Aber ich denke die Investitionen jeweils um 3 Monate aufzuschieben wird mich am Ende nicht arm machen.

    Ich glaube wir haben den gleichen Broker (DKB) 8o

  • Ich glaube wir haben den gleichen Broker (DKB) 8o

    Jup!

    Ansonsten nicht zu verbissen sehen mit den genauen Prozentwerten. Wenn ich es mal irgendwann nicht mehr schaffen sollte meine Wunschgewichtung einzuhalten (großes 6-stelliges Depot) nehme ich das dann einfach mal hin.

    Wäre dann ein 'Luxusproblem' für mich.

  • Wenn ich es mal irgendwann nicht mehr schaffen sollte meine Wunschgewichtung einzuhalten (großes 6-stelliges Depot) nehme ich das dann einfach mal hin.

    Sehe ich auch so. Ein Stück weit wird man ja auch immerhin noch mit dem Sparplan (egal ob monatlich oder quartalsweise) gegensteuern können.


    Zum Thema Gelassenheit: Spätestens die Finanzkrise oder die Coronakrise haben vielen gezeigt, wie schnell sich die Märkte erholen können. Ob das auch bei einer kommenden Krise der Fall sein wird, weiß man nicht, ich persönlich würde jedoch davon ausgehen.

  • Ich habe bei diesen (häufigen) Gesprächen um Gewichtung und Rebalancing immer das Gefühl ich verpasse etwas wichtiges.


    Wenn ich ganz sicher bin, dass EM (SC, Europa...) besser laufen wird, kaufe ich doch nur EM (bzw. SC, Europa...), dann sag ich doch nicht: "Och, Europa wird davon rennen, deshalb mach ich 20% extra ins Depot".

    Stattdessen greift sich doch jeder einen Wert aus der Luft; 70/30, 90/10 irgendwas was man so gelesen hat und was irgendwie schlüssig erscheint. Oder versucht irgendeine Zahl nachzubilden (BIP...), weil es irgendwie schön ist in der mathematik wenn Dinge paralell sind.


    Das ist ja schön und gut, aber warum ist es so wichtig, das einmal erwürfelte Verhältnis dann einzuhalten?

    Ist das Sportsgeist oder gibt es etwas, was ich übersehe.


    Anmerkungen:

    - Gründe für die Beimischung von SC oder EM zum Dev.World, die ich verstehe sind Diversifikation. Also breit aufgestellt sein ist gut, aber da spielt das konkrete Gewichtungsverhöltnis ja eine untergeordnete Rolle.

    - Ein Vorteil des Rebalancing das ich verstehe ist, dass damit "automatisch" mehr Anleihen zu dem günstigeren Preis gekauft werden. Das ist sinnvoll, wenn man davon ausgeht, dass die verschiedenen Stränge langfristig gleich steigen. Andernfalls ist es Kontraproduktiv, dann kauft man immer besonders viel von der lahmen Ente.

  • Ist das Sportsgeist oder gibt es etwas, was ich übersehe.

    Ja, ist schon etwas Sportsgeist dabei! ;)

    Wer es sich einfach machen will, nimmt einfach einen ETF auf einen weltweiten Index. Und Gut ist es!

    PS: Aber Kommer gewichtet 'seinen' ETF auch nach 'seinen' Kriterien und strebt damit an den MSCI World langfristig auszuperformen. Und was ein Kommer kann, können wir alle doch auch. Nur halt Billiger als Kommer mit seinem ETF. 8o

  • Das ist ja schön und gut, aber warum ist es so wichtig, das einmal erwürfelte Verhältnis dann einzuhalten?

    Weil ich mir das sonst gleich sparen kann? Welchen Sinn hat es, eine spezielle Gewichtung festzulegen und mir diese dann über die Kursentwicklung an eine MCAP Gewichtung annähern zu lassen?


    Darüber hinaus kann man sich vom Rebalancing unkorrelierter (bzw. niedrig korrelierter) Assets einen besseren Tradeoff zwischen Risiko und Rendite erhoffen, ähnlich dieser Kurve


    Die Grafik ist aus "The Intelligent Asset Allocator", was ich zu dem Thema nur wärmstens empfehlen kann. Gibt es auch online als pdf, wenn man danach sucht.

    Den Vorteil dieser Kurve bekommt man aber nur, wenn man regelmäßig ein Rebalancing macht

  • OK, mit den Antworten "Sportsgeist" und "Ich glaube nicht, dass ich schlauer bin als andere und wähle daher ETFs statt Einzelaktien, aber ein bisschen Zocken möchte ich schon" kann ich was anfangen.

    Ich hab immer ein Problem, wenn jemand harte Mathematik auf willkürliche Annahmen wirft und dann daraus Wahrheit ableiten möchte (PTSD aus dem Wirtschaftsstudium).

  • OK, mit den Antworten "Sportsgeist" und "Ich glaube nicht, dass ich schlauer bin als andere und wähle daher ETFs statt Einzelaktien, aber ein bisschen Zocken möchte ich schon" kann ich was anfangen.

    Ich mache das dafür umgekehrt, hab einen 08/15-MSCI World-ETF und ein paar Einzelaktien zum Zocken. :) Also, "Zocken" ist relativ, ich mache schon Buy & Hold, aber mir ist auch klar, dass die Einzelaktien eher Spielerei sind. Es macht einfach Spaß. Ich bilde mir nicht ein, den Markt damit zu schlagen.

  • Wo habe ich behauptet, ein bestimmtes Asset würde "ganz sicher besser laufen" als ein anderes? Mein Ansatz ist das genaue Gegenteil. Ich weiß nicht, was der Markt in Zukunft bringt, deshalb steige ich überall ein.

    Die Werte sind ja nicht gewürfelt oder aus der Luft gegriffen, sondern richten sich grob entweder nach Marktkapitalisierung, BIP oder dazwischen. Also der Kapitalaufteilung auf dem Weltmarkt.

    Wie machst du es denn dann also? Einfach irgendwie wild Anteile kaufen und laufen lassen?

  • Mal ein anderer Gedanke zum Rebalancing: Auch BIP und Marktkapitalisierung können sich langfristig ändern. Berücksichtigt ihr das auch in eurem Portfolio?

  • Wie machst du es denn dann also? Einfach irgendwie wild Anteile kaufen und laufen lassen?

    Die einfache Lösung: SPDR ACWI IMI -> Der ETF deckt 99% der weltweiten Aktienmarktkapitalisierung ab (rein nach Marktkapitalisierung)

    Alternative, weil es darauf auch ausschüttende ETF gibt: FTSE Alle World (Vanguard oder seit kurzem auch Invesco). Deckt 90% der weltweiten Aktienmarktkapitalisierung ab (nach MCAP).

    Reicht völlig aus.


    Wenn ich heute nochmal bei '0' anfangen würde, wäre der SPDR meine Wahl.

    Wer denn noch etwas SchiSchi will, kann auch den neuen Kommer ETF wählen. Dann gibt es einen Mix zwischen MCAP und BIP und etwas Faktoren dazu.

    Oder man nimmt einen GPO von Herrn Beck (Gewichtung nach KGV der Regionen). Oder den ARERO (Aktien nach BIP + Anleihen und Rohstoffen).

    Es gibt viele Lösungen, bei der es eine Position im Depot tut. Es soll ja sogar Menschen geben, die mit einem MSCI World ETF zufrieden sind. Das geht natürlich gar nicht weil viel zu wenig diversifiziert!;)


    Selbstverständlich ist meine Aufteilung im Depot die BESTE. ;) Und wenn nicht, lag es nicht an mir, sondern an der wirtschaftlichen Gesamtsituation, die gegen mich gearbeitet hat.:D

  • Wo habe ich behauptet, ein bestimmtes Asset würde "ganz sicher besser laufen" als ein anderes? Mein Ansatz ist das genaue Gegenteil. Ich weiß nicht, was der Markt in Zukunft bringt, deshalb steige ich überall ein.

    Wo habe ich (Dir) das denn unterstellt?

    Wir machen ja genau ETFs weil wir das nicht zu glauben wissen.


    Mich interessierte halt wieso dann bei dem Thema Rebalancing so religiös auf die einmal gewählte Gewichtung bestanden wird.


    Und ob man auf Marktkapitalisierung oder BIP oder irgendwas dazwischen setzt... da gibt es ja kein richtig oder falsch (zumindest kann man das nicht wissen wenn man es festlegt).

    Das ist eine ziemlich willkürliche Wahl. Es erstaunt mich halt, dass dann recht komplizierte Anpassungen an Sparplaneinzahlungen gemacht werden um genau diese Gewichtung zu erhalten.


    Das sollte keine Kritik sein (und erst Recht kein Angriff), aber es wirkt auf mich halt etwas komisch. Denn wir haben ja hier idR die Sicht, dass wir nicht vorraussagen können welche Aktien steigen und welche fallen und hängen uns daher an "die Weltwirtschaft". Also halt irgendwie sparen und möglichst breit streuen und nicht versuchen zu interpretieren.

    Und beim Gewichten wird ja genau das wieder gemacht und dann so penibel auf wenige Prozent dass es auf mich wirkt als hätte ich etwas nicht verstanden.


    Was ich mache: ETF kaufen. Dann feststellen dass es einen günstigeren gibt, dann den besparen, dann feststellen, dass es einen mit mehr Aktien gibt, dann den besparen, dann lernen, dass man mit einem Ausschütter seinen Freibetrag ausnutzen kann und einen Ausschütter besparen. dann feststellen, dass die Tagesgeldzinsen so weit steigen, dass der Freibetrag schnell weg ist und Ausschütter inflexibel ist und wieder auf Thesaurierer gehen, dann von Vorab-Pauschale lesen und der Thesaurierer keinen so großen Vorteil hat, etc...

    Ganz so wild war es bei mir in der Realität nicht, aber ich habe tatsächlich einen Mix von im Kern sehr ähnlichen ETFs.

    Eigentlich bin ich ganz zufrieden damit, aber manchmal bin ich verunsichert. ;)

  • Wenn ich heute nochmal bei '0' anfangen würde, wäre der SPDR meine Wahl.

    Ich hab sogar letztens "neu angefangen" und den SPDR meiner bisherigen Kombi vorgezogen. Nicht, weil ich nicht glaube, daß meine bisherige Kombi nicht 0,1 bis 1% mehr Rendite bringt, sondern weil ich kein Bock mehr auf die zusätzliche "Arbeit" hatte (Rebalancing u.ä.).

    Mein Depot mit der bisherigen Kombi bleibt aber bestehen, wird jedoch nicht mehr bespart und nicht gerebalanced.

  • Selbstverständlich ist meine Aufteilung im Depot die BESTE.

    Natürlich. Stell dir vor du hättest 71/29% oder gar 69/31% genommen. ;)
    Die persönliche Aufteilung ist eine mehr aus dem Bauch als aus dem Kopf, wenn vielleicht auch 'erklärbar'.

  • Mein Depot mit der bisherigen Kombi bleibt aber bestehen, wird jedoch nicht mehr bespart und nicht gerebalanced.

    Unverantwortlich nenne ich so etwas. ;)

    Soll ja eine Studie eines großen US Vermögensverwalters geben, wonach die renditestärksten Depots die von Verstorbenen waren. :/

    https://verus.li/sind-tote-die-besseren-investoren/


    Ich verzichte da lieber auf etwas Rendite und lebe dafür länger. Und wenn nicht, dann dürfen sich meine Erben mit meinem Depot rumärgern. ;)

  • Ich stimme dir in allen Punkten zu :thumbup: Dennoch bin ich für mich persönlich der Meinung, dass ich eine gewisse Grundverteilung brauche nach der ich mich im laufe der Zeit richten kann. Ob nun nach Marketcap, BIP, oder ganz plump je zu einem drittel nun mal dahingestellt. Ich verstehe dein Argument, dass du das "dogmatische" folgen einer bestimmten Gewichtung kritisierst, weil wir die Zukunft nicht vorhersagen können. Aber selbst wenn du gar keinem Schema folgst, wirst du dir doch zumindest am Anfang eine gewisse -wie auch immer begründete oder unbegründete - Aufteilung zurechtgelegt haben.
    Ich persönlich könnte nicht einfach über die gesamte Laufzeit "nur" die gleichen Summen in jeden ETF stecken, wenn diese sich zu stark auseinander entwickeln sollten. Zudem sehe ich die Chancen in der u.a. auch von dir genannten "Regression zum Mittelwert".

    Was ich mache: ETF kaufen. Dann feststellen dass es einen günstigeren gibt, dann den besparen, dann feststellen, dass es einen mit mehr Aktien gibt, dann den besparen, dann lernen, dass man mit einem Ausschütter seinen Freibetrag ausnutzen kann und einen Ausschütter besparen. dann feststellen, dass die Tagesgeldzinsen so weit steigen, dass der Freibetrag schnell weg ist und Ausschütter inflexibel ist und wieder auf Thesaurierer gehen, dann von Vorab-Pauschale lesen und der Thesaurierer keinen so großen Vorteil hat, etc...

    Ganz so wild war es bei mir in der Realität nicht, aber ich habe tatsächlich einen Mix von im Kern sehr ähnlichen ETFs.

    Eigentlich bin ich ganz zufrieden damit, aber manchmal bin ich verunsichert. ;)

    Bei mir war es so, dass ich von vorerst thesaurierenden ETFs einmal einen Komplettverkauf getätigt habe (bis auf den Small Cap, den gibt es nicht als Ausschütter) und dann den WLD und EM als Ausschütter neu gekauft habe, was ironischerweise aber dazu geführt hat, dass ich meinen Freibetrag zum Ende des Jahres noch fast komplett aufzehren konnte, also letzlich doch positiv war. Ansonsten "fingers crossed" bespare ich seit 3 Jahren die gleichen ETFs und habe bisher keinen weiteren Verkauf getätigt.

    Ich habe mich aber auch seeehr lange eingelesen, Videos geschaut und informiert (Buch vom Kommer, Finanzfluss, Finanztip usw.) bis ich mit dem Investieren angefangen habe, was man mir auch als "Fehler" anhängen könnte. :S