Die Jahresschlusskurse (früher auch Steuerkurse genannt) müssen für verschiedene Dinge festgestellt werden, z.B. für die Depotauszüge. Dazu brauchst Du die Kurse nicht nur für ETFs, sondern für alle Produkte, die in den Depots liegen. Die Mehrzahl der Produkte ist nicht börsennotiert.
Der Depotauszug kommt regelmäßig Ende Januar, die Jahressteuerbescheinigung "im Laufe des ersten Quartals", faktisch am 30.03. Über der eigentlichen Steuerbescheinigung steht als Datum der 15.03.
Das muß nicht sein. Das kann auch schneller gehen. In meinem Fall spielen in der Steuerbescheinigung keinerlei Kurse eine Rolle. Alle notwendigen Daten hat meine Depotbank bereits vor Jahresende (mit der letzten Dividendenzahlung).
Es muss auch sichergestellt werden, dass der Kurs für ein Wertpapier einheitlich ist, egal bei welcher Depotbank Du bist. Daher gibt es die zentrale Datenbank WM-Daten, an die alle Banken die Daten liefern und nach einem Stichtag auch wieder abrufen können, erneut prüfen und korrigieren und nach einem weiterem Stichtag festgestellt sind. Ein Prozess, der halt einige Zeit dauert.
Erst danach können Depotauszüge und wohl auch Steuerberechnungen durchgeführt werden.
Geschwindigkeit ist oft wesentlich eine Frage der Herangehensweise, also des Algorithmus. Es mag sein, daß man für manche Steuerbescheinigungen die von Dir genannten Kurse braucht, aber sicher nicht für alle. Man könnte durchaus abfragen, ob man für eine konkrete Steuerbescheinigung Kurse braucht und all die Bescheinigungen vorab bearbeiten, bei denen das nicht der Fall ist. Das würde auch die benötigte Rechenkapazität verteilen. Man müßte dafür aber halt die Berechnungsmethodik überdenken.
Das haben wir schon immer so gemacht. Das haben wir noch nie so gemacht. Da könnte ja jeder kommen!
Die Bank, bei der ich mein Haupt-Girokonto habe, arbeitet bis heute mit "Buchungsschnitt" und "Stapelbetrieb". Das ist für mich als Kunden etwas lästig, weil eben langsam. Stelle ich nach der Arbeit um vielleicht 17.15 Uhr eine Buchung ein, ist der "Buchungsschnitt" bereits vergangen. Obwohl die Buchungen im Stapelbetrieb erst am späten Abend weggehen, geht meine Buchung von heute 17.15 Uhr erst morgen um vielleicht 23.00 Uhr tatsächlich weg. Meistens ist mir das egal; wenn ich aber etwas online kaufe, ist mir das nicht egal, weil mein ängstlicher Handelspartner die Ware erst dann auf den Weg bringt, wenn er die Gutbuchung auf seinem Konto sieht. Hier kommt Paypal ins Spiel. Paypal löst dieses Problem. Paypal signalisiert dem Handelspartner in Sekundenschnelle, daß die Forderung bezahlt wird.
Demnächst wird die EU hier das Heft in die Hand nehmen und eine sekundenschnelle Buchung vorschreiben. Die Branche selbst ist offensichtlich nicht Manns genug, von sich aus ihren Kunden diese offensichtlich sinnvolle und erforderliche Dienstleistung zu bieten.
Innovativ ist anders.
Schön, dass Du schon weißt, dass Dein ETF mehr als 1,78% zugelegt hat, vermutlich dieses Jahr sogar deutlich mehr.
Du könntest aber auch einen ETF haben, der nach Deiner Berechnung gerade 1,80% zugelegt hat. Der Jahresschlusskurs ist aber i.d.R. der niedrigste Kurs an einer deutschen Börse am letzten Handelstag, könnte also offiziell auch nur 1,60% über dem Startkurs liegen. Schon ändert sich die Berechnung. Klar also, dass die Banken den offiziellen Kurs abwarten.
Nein, nicht klar, sondern lediglich konventionell.
Man könnte die "sicheren Fälle" durchaus schon vor dem Jahreswechsel rechnen, eventuell auch mit einer Bedingung versehen, die man nachträglich nochmal prüfen muß. Sollte sich ein für die Berechnung notwendiger Kurs tatsächlich soweit verschlechtert haben, daß die Berechnung ungültig wird, muß man die alte Berechnung halt verwerfen und neu rechnen. Weil das bei der Mehrzahl der Berechnungen aber nicht der Fall sein dürfte, wäre dieses Verfahren dennoch schneller.
Andere Herangehensweise, anderer Algorithmus.
Wir beiden werden das allerdings nicht ändern.