Grunderbe: 20k für jeden 18 Jährigen

  • Natürlich war das zugespitzt. Aber der starke Anstieg der Studierquote geht zwangsläufig auf Kosten der Ausbildungs- und Lehrberufe.

    Wobei mir nicht ganz klar ist, woher dieser starke Sprung von 2010 auf 2011 kommt

    Das Problem ist ja auch, dass nicht jeder für ein theorielastiges Studium geschaffen ist. Eine höhere Studierquote nimmt also die Leute aus dem Mittelfeld, die vermutlich in einer Ausbildung gut zurechtkommen würden, und überfordert sie im Studium.

    Das war das Jahr, in dem die ersten G8-Jahrgänge fertig wurden und es dementsprechend in einigen Bundesländern doppelte Abi-Jahrgänge gab.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.

    Grover Norquist

  • Das war das Jahr, in dem die ersten G8-Jahrgänge fertig wurden und es dementsprechend in einigen Bundesländern doppelte Abi-Jahrgänge gab.

    Dann müsste es sich ja eigentlich um einen kurzzeitigen Effekt gehandelt haben. :/

    Aber die Studienquote ist ja quasi sprunghaft gestiegen und verbleibt seither auf diesem Niveau.

    Evtl. wurde in diesem Jahr für für einige Berufe auch ein Studium neu eingeführt? Würde mich nicht unbedingt wundern.

    Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als sich die überwiegende Zahl der IT'ler im Unternehmen aus anderen Berufen rekrutierte. Als ich z.B. in den 90'ern in die IT gewechselt bin, waren die Kollegen fast alle Quereinsteiger (wie ich selbst).

    Die IT Lehrberufe wurden z.B. erst in den späten 90'ern geschaffen.

  • Was passiert wenn der Staat pleite geht? Können dann die 18jährigen das Erbe ausschlagen? Oder müssen sie die Kosten tragen?

    Die Frage habe ich mir als Bürger und damit Bürge für die ganzen Euro-Rettungsschirme, Rettungstöpfe, Anleihekäufe usw. usw. auch schon gestellt.

    Dürfte sich aber so ähnlich verhalten, wie mit dem sog. "Generationenvertrag" (samt Umlageverfahren) der Gesetzlichen Rente. Wie eines meiner Patenkinder mal treffend meinte: "Höre immer Generationenvertrag - so einen Vertrag habe ich nie unterschrieben" ...

  • Das war das Jahr, in dem die ersten G8-Jahrgänge fertig wurden und es dementsprechend in einigen Bundesländern doppelte Abi-Jahrgänge gab.

    Eine Quote ist von den absoluten Zahlen unabhängig. Das ganze wird auch wohl auf Geburtsjahrgänge gerechnet, vielleicht hat sich da was geändert.

    Studienanfängerquote in Deutschland bis 2022 | Statista
    Die Statistik zeigt die Entwicklung der Studienanfängerquote¹ in Deutschland in den Studienjahren von 2000 bis 2022.
    de.statista.com

    Evtl. wurde in diesem Jahr für für einige Berufe auch ein Studium neu eingeführt? Würde mich nicht unbedingt wundern.

    Das könnte ich mir noch vorstellen. Man will ja in den OECD-Rankings zur Akademisierung weit vorne stehen ;)

  • Dann müsste es sich ja eigentlich um einen kurzzeitigen Effekt gehandelt haben. :/

    Aber die Studienquote ist ja quasi sprunghaft gestiegen und verbleibt seither auf diesem Niveau.

    Eine Quote ist von den absoluten Zahlen unabhängig. Das ganze wird auch wohl auf Geburtsjahrgänge gerechnet, vielleicht hat sich da was geändert.

    Ab 2012 werden die Daten des Zensus 2012 verwendet... Damit müsste der Nenner kleiner geworden sein.

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    Grover Norquist

  • Kleiner Nachtrag, nachdem ich mir die Statistik genauer angeschaut habe:

    Gemessen wird die Quote Anzahl Studienanfänger/Bevölkerung des entsprechenden Geburtsjahres.

    Damit müsste der G8-Effekt doch zum Tragen kommen, da in den Jahren 2011-2016 (je nach Bundesland) eben doppelt so viele Abiturienten studierfähig geworden sind als in den Jahren zuvor.

    Was allerdings fehlt ist die Erklärung für die Jahre danach...

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    Grover Norquist

  • Man will ja in den OECD-Rankings zur Akademisierung weit vorne stehen ;)

    Mit dem Versuch auch da einen Bezug zur Realität herzustellen:

    Quoten bezüglich der Akademisierung sind das eine, tatsächliche Kenntnisse - auch nur Grundkenntnisse - den beruflichen Alltag betreffend nicht selten das andere.

    Mein bewährter und (meinerseits sehr beliebter) kleiner Test bezüglich eventueller neuer Mitarbeiter (sei es als Angestellte oder freie Mitarbeiter - die Lebensläufe allein schon bezüglich des Bildungswegs lasen sich oft hervorragend bis nahe makellos wie Abitur, Auslandssemester, Praktika, mehr bis vielsprachig, Ehrenamt, Studium/Studien, alles mit besten Noten bzw. Bewertungen etc.):

    "Bitte verfassen Sie gerade mal handschriftlich ein sehr freundliches (aber nicht devotes - Nachfrage hin und wieder tatsächlich "was ist devot ?" ...) aber dennoch nachdrückliches (aber nicht nass-forsches) Schreiben an einen bedeutsamen Kunden (Bereich Industrie), um diesen an die schon länger fällige Begleichung einer Rechnung zu erinnern"

    Typische Antworten: "Da sind doch sicher Varianten im PC gespeichert ?", "Handschriftlich also ohne Rechtschreibeprogramm ?", "Ohne ins Internet zu schauen ?" "Kann doch dann meine Sekretärin machen" usw. usw.

    Als darauf bestanden wurde, waren die Ergebnisse nicht selten traurig bis desolat. Angefangen von der Orthographie bis hin zum Schreibstil samt der sprachlichen Ausdrucksweise insbesondere auch die Syntax.

    Auch einfachste wie zufällig in das Gespräch eingebaute Rechenaufgaben (in Sekunden zu beantworten) führten manchmal bei Akademikern zu längerem Nachdenken ("lassen Sie uns das hier zügig machen, bin nämlich müde und habe heute nur 70% meiner Leistungsfähigkeit, die auch früher schon nur bei 80% des Durchschnitts lag. Also habe ich aktuell real nur wieviel ... Prozent ?). Grübel, grübel ...

    Will sagen: Eine Kongruenz zwischen einem hohen Akademisierungsgrad und einfachsten auch beruflichen Alltagskompetenzen kann inzwischen längst nicht mehr zwingend vorausgesetzt werden.

  • Will sagen: Eine Kongruenz zwischen einem hohen Akademisierungsgrad und einfachsten auch beruflichen Alltagskompetenzen kann inzwischen längst nicht mehr zwingend vorausgesetzt werden.

    Eher im Gegenteil. Damit jeder ein Abi bekommt, mussten die Standards runter. Das hatte auch Konsequenzen fürs Studium, denn 2 Jahrgänge nach mir schlugen reihenweise Erstsemester in der Informatik auf, die z.B. noch nie was von Beweis per vollständiger Induktion gehört hatten. Die Uni hat dann das Problem, die Leute erst einmal studierfähig zu machen und in der Zeit kann man natürlich keinen fortgeschrittenen Stoff vermitteln.

    Und das ist jetzt kein rein persönlicher Eindruck. Früher gab es hier in BW Grund- und Leistungskurse. Wer ein Faible für MINT hatte, nahm natürlich den Leistungskurs. Dann kam jemand auf die Idee, doch Mathe und Deutsch für alle als Hauptfach verpflichtend zu machen. Mit dem Effekt, dass das Niveau entsprechend sinken musste

  • Eher im Gegenteil. Damit jeder ein Abi bekommt, mussten die Standards runter. Das hatte auch Konsequenzen fürs Studium, denn 2 Jahrgänge nach mir schlugen reihenweise Erstsemester in der Informatik auf, die z.B. noch nie was von Beweis per vollständiger Induktion gehört hatten. Die Uni hat dann das Problem, die Leute erst einmal studierfähig zu machen und in der Zeit kann man natürlich keinen fortgeschrittenen Stoff vermitteln.

    Und das ist jetzt kein rein persönlicher Eindruck. Früher gab es hier in BW Grund- und Leistungskurse. Wer ein Faible für MINT hatte, nahm natürlich den Leistungskurs. Dann kam jemand auf die Idee, doch Mathe und Deutsch für alle als Hauptfach verpflichtend zu machen. Mit dem Effekt, dass das Niveau entsprechend sinken musste

    Den Eindruck kann ich so bestätigen.

    Ich fröhne dem Genuss eines nebenberuflichen Zweitstudiums. Die "normalen" Erstsemester brauchen teilweise lange, um auch nur grundlegende Sachverhalte zu verstehen...

    M und D als Hauptfach finde ich durchaus sinnvoll, allerdings selbstverständlich mit ungesenktem Niveau. Wenn jemand dann nicht besteht, besteht er eben nicht.

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    Grover Norquist

  • Damit jeder ein Abi bekommt, mussten die Standards runter.

    Als meine Wenigkeit Abitur machte, gab es an unserem gesamten ziemlich großen Gymnasium (nach meiner Erinnerung mit diversen sprich zig Abiturklassen) ganz drei Schüler bei denen bezüglich der Gesamtnote des Abiturs eine Eins (vor dem Komma) stand - in einer der letzten mir erinnerlichen diesbezüglichen bundesweiten Statistiken ist man da inzwischen bei ca. 15% aller Abiturienten gelandet (in der Range 1,0 bis 1,4 übrigens - da die beiden o. g. damals m. W. "nur" 1,5 bzw. 1,7 hatten, war der Anteil also in unserem Gymnasium bei angesetztem obigen Kriterium gleich Null ...).

    Die Schüler müssen also inzwischen alle unglaublich viel klüger, schlauer, wissender und intelligenter geworden sein ...

    ... oder: Umso tiefer man die Latte hängt, desto mehr springen denknotwendig drüber (Banknoten-Inflation und auch Schul-"Noten-Inflation" ...)

    In meiner Grundschulklasse (34 Schüler und Schülerinnen) bekamen vier die Empfehlung (ca. knapp 12%) seitens der Lehrerschaft für das Gymnasium. Und alle konnten damals (noch halbwegs) Deutsch. Manche zugegebenermaßen mit hessischem Einschlag. Auf der gleichen Schule wandern heute um die 40-50% (teilweise mehr) Richtung Gymnasium (hängt vermutlich nur noch von der Entscheidung der Eltern ab ?!) - und nicht wenige können weder richtig deutsch sprechen noch richtig lesen (kenne dort eine Lehrerin). Nur anekdotisch i. G. z. oben genannter bundesweiten Statistik - aber sicherlich symptomatisch.

    Die Uni hat dann das Problem, die Leute erst einmal studierfähig zu machen und in der Zeit kann man natürlich keinen fortgeschrittenen Stoff vermitteln.

    Einer der Gründe, warum diejenigen Schüler (bzw. Eltern), die können einem solchen System möglichst ausweichen (private Gymnasien, private Hochschulen, insbesondere in UK, Schweiz, USA usw.).

    Oder wie mir mal ein Peronaler sagte: "Ein bayerischer Hauptschulabschluß war früher und ist immer noch eine recht solide Sache - kann man von einem Abitur beispielsweise in NRW erlangt nicht mehr automatisch und unbedingt behaupten".

    Die letzten Pisa-Ergebnisse lassen grüßen ...

  • Bisher ist noch niemand auf Inhalte das verlinkten Videos eingegangen. So super und einfach umsetzbar wird die Idee auch gar nicht dargestellt. Eine Reihe von Aspekten finde ich bedenkenswert. Die dahinter stehenden grundsätzlicheren gesellschaftlichen Themen auch.

    Gestern hatte ich Zeit, die Doku der WISO-Redaktion zu sehen. Ich versuche eine kurze Antwort:

    - der Experte des DIW schlug vor, das zwingend für Vermögensaufbau zu nutzen

    Das Problem daran ist, das sagte ja auch eine der jugendlichen Protagonistinnen (die Schriftsetzerin) dass dazu aus ihrer Sicht Finanzbildung in den Schulen / Unis erforderlich sei. Da stimme ich ihr zu 100% zu. https://www.finanztip.schule/

    - die von einigen Jugendlichen geäusserten Ideen wie „Führerschein machen und Auto kaufen /Weltreise / Grundstück kaufen“ (für das Geld bekäme ich hier ein Grundstück von ca. 100 qm - für ein Tiny House würde das evtl. reichen, wenn man sowas dann dort bauen dürfte) sind verständlich, aus meiner Sicht aber nicht mehr als ein Strohfeuer.

    - die Jurastudentin Kassandra hat richtig zu kämpfen - Respekt und Anerkennung dafür. An der Stelle ist aus meiner Sicht das Geld gut investiert. Finanzielle Probleme als mittellose Studentin blieben ihr erspart, wenn sie im Norden Schleswig-Holsteins eine dänische Schule besucht hätte: dort würde sie der Staat mit 600 € monatlich unterstützen. Das Geld braucht sie nicht zurückzahlen, komplizierte BAföG-Anträge blieben ihr komplett erspart. Das Geld investiert der Staat in sie für ihre Ausbildung in der Hoffnung, dass sie dann im Land nach dem Studium einen gut dotieren Job bekommt und loyaler Steuerzahler wird.

    - 15 Mrd. durch Steuererhöhungen zu generieren, wird mit der FDP nicht möglich sein. Ich bezweifle auch, dass die C-Parteien das mitmachen würden.

    Mein Fazit daher: das Geld in Bildung oder Vermögensaufbau zu investieren scheint mir am sinnvollsten zu sein.

  • Mein Fazit daher: das Geld in Bildung oder Vermögensaufbau zu investieren scheint mir am sinnvollsten zu sein.

    Dem kann ich mich anschließen. Finanzbildung gehört auf alle Fälle dazu.

    15 Mrd. durch Steuererhöhungen zu generieren, wird mit der FDP nicht möglich sein. Ich bezweifle auch, dass die C-Parteien das mitmachen würden.

    Das im Video angesprochene 10%-Modell auf 10 Jahre verteilt finde ich bedenkenswert.
    Schon manche Partei hat in der Vergangenheit "Nie" gesagt und ist später zu anderen Entscheidungen gekommen.

  • Das im Video angesprochene 10%-Modell auf 10 Jahre verteilt finde ich bedenkenswert.
    Schon manche Partei hat in der Vergangenheit "Nie" gesagt und ist später zu anderen Entscheidungen gekommen.

    Da bin ich aus zwei Aspekten dagegen:

    1. Wurde Vermögen bereits aus versteuertem Geld beschafft und wird im GG auch über Artikel 14 GG garantiert.

    2. Hat der Staat kein Einnahmeproblem. Das Problem ist die Ausgabenseite mit einer "Grundsicherung", die in anderen Staaten Luxus wäre.

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    Grover Norquist

  • Sovereign gibt es deiner Meinung nach irgendwas was in Deutschland in Ordnung ist?

    Vorab und ganz allgemein: Mit der Grundhaltung oder Grundeinstellung (in meinen Bereichen neudeutsch "Approach" genannt) hätte ich weder im Leistungssport, noch im Coaching und erst recht beim Consulting was erreicht. "In Ordnung" war da durchaus und nicht selten so manches - es konnte aber noch signifikant bis entscheidend verbessert werden. Darauf kommt es im Wettbewerb - insbesondere im internationalen Wettbewerb - aber letztlich an. Nach allem, was ich weiß steht gerade ein Land wie Deutschland (ohne Rohstoffe wie Erdöl, seltene Erden, Gold, Silber, Diamanten, Platin, Uran usw.) in einem solchen internationalen Wettbewerb in Sachen des Rohstoffs "Bildung".

    Liegen da euch z. B. ( ichbins, Nordnordlicht, itschytoo) andere Informationen vor ?

    Wenn ja, welche ?


    Gibt es - aber es wird seit > 15 Jahren sukzessive immer weniger was noch "in Ordnung" ist

    Was - wenn auch nur ein singulärer erlebter Vorgang - noch zu funktionieren scheint: Der Notruf samt Rettungsdienst. Als vor einiger Zeit (schon gegen Abend) bei einer Abfahrt mit dem Rad ein etwa 300 Meter vor mir fahrender (fremder) Radler schwer verunglückte (u. a. zwei offene Brüche, Sprunggelenk zerschmettert, Nasenbeinbruch, Cut über dem Auge bis zum Knochen, an mehreren Stellen stark blutend usw.) rief ich mit dem Handy den Notdienst an. Als ich die Frage "ob das wirklich ernst bzw. lebensbedrohlich sein könnte" mit Ja beantwortete, war nach 13 Minuten ein Heli am in der Nähe liegenden Rettungsplatz gelandet und etwa 5 Minuten später war der Notarzt zu Fuß an der mit dem Auto unzugänglichen Stelle angelangt. Es erfolgte eine - aus meiner Sicht - professionelle Erstversorgung. Weitere 15 Minuten später war der Heli in einer Uni-Klinik. Das scheint also im Notfall noch zu funktionieren.

    Es gibt Gegenden und Länder, wo das anders aussieht in solchen Notfällen.

    Wahrscheinlich der Grund, warum schulden- und kreditsüchtige Politiker in Deutschland (u. a. im Kontext mit der Schuldenbremse des Grundgesetzes) eine Art Dauernotlage ausrufen wollen.

    Weil hierzulande nur noch was im Notfall funktioniert ... :D