Benötige Rat zur privaten Rentenversicherung einer nebenberuflich Selbstständigen im Familienumfeld

  • Guten Abend,


    da ich selbst nicht selbstständig bin, kann ich meiner Schwester nicht mit 100% Sicherheit helfen. Aber vielleicht hier jemand?


    Meine Schwester ist 33 Jahre, zahlt als Arbeitnehmerin in die gesetzliche RV ein und hat nun über einen Kontakt zu einem Versicherungsberater eine private Rentenversicherung "Basisrente Vermögensaufbau" bei der Generali abgeschlossen.

    Diese ist renditeorientiert und investiert zu je 25% in vier Fonds, die alle die typischen Kosten von aktiven Fonds von um die 1,5% p.a. haben. Natürlich habe ich ihr die Vorteile vom passiven Investieren über einen günstigen ETF für die Altersvorsorge schon mitgeteilt, aber diese Rechnung ist zu einfach:

    Der Berater argumentierte, dass meine Schwester aufgrund der nebenberuflichen Selbstständigkeit die Kosten für die private RV steuerlich mit ihrem Steuersatz absetzen kann. Dies könnten bei ihr ca. 40% sein. Das heißt, von 100€ Einzahlung, bekäme sie 40€ wieder.

    Falls das so stimmt, für 60€ investieren 100€ bekommen, lohnen sich die Kosten der privaten Versicherung bestimmt, oder?
    Ich habe nur den Verdacht, dass diese Rechnung zu simpel ist!
    Haben wir etwas übersehen? Werden noch Infos für eine genaue Beurteilung benötigt?
    Sollte ich ihr raten, die RV zu kündigen (läuft erst einen Monat) und eine günstige Versicherungspolice abzuschließen?

  • Da wurde ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Rürup-Versicherung angedreht (Basisrente=Rürup). Und die ist leider unkündbar ;) Lediglich beitragsfreistellen geht...


    Für genaueres brauchen wir aber viel mehr Daten. U.a. um welche Fonds es sich handelt, Rentenfaktor, etc.


    Sollte ich ihr raten, die RV zu kündigen (läuft erst einen Monat) und eine günstige Versicherungspolice abzuschließen?

    Wofür eine Versicherung? ICH würde meinen Vermögensaufbau anders bewerkstelligen...

  • Meine Schwester ist 33 Jahre, zahlt als Arbeitnehmerin in die gesetzliche RV ein und hat nun über einen Kontakt zu einem Versicherungsberater eine private Rentenversicherung "Basisrente Vermögensaufbau" bei der Generali abgeschlossen.

    Wenn man prüfen will, ob ein Gegenstand schwimmt, prüft man das sinnvollerweise, bevor man ihn ins Wasser wirft. Könnte sein, daß er sonst so schnell untergeht, daß man ihn nicht mehr zu fassen bekommt.


    Versicherungsberater keine ich keinen, Versicherungsverkäufer aber eine ganze Menge.

    Der Berater argumentierte, dass meine Schwester aufgrund der nebenberuflichen Selbstständigkeit die Kosten für die private RV steuerlich mit ihrem Steuersatz absetzen kann. Dies könnten bei ihr ca. 40% sein. Das heißt, von 100€ Einzahlung, bekäme sie 40€ wieder.

    Das ist denkbar, das hängt von der Einkommenssituation ab.

    Die steuerliche Absetzbarkeit der Beiträge hat aber nichts damit zu tun, ob das eine sinnvolle Anlage ist.

    Falls das so stimmt, für 60€ investieren 100€ bekommen, lohnen sich die Kosten der privaten Versicherung bestimmt, oder?

    Oder.

    Haben wir etwas übersehen? Werden noch Infos für eine genaue Beurteilung benötigt?
    Sollte ich ihr raten, die RV zu kündigen (läuft erst einen Monat) und eine günstige Versicherungspolice abzuschließen?

    Für eine vernünftige Beurteilung fehlen eine ganze Menge Infos.


    Wenn man seiner Sache unsicher ist, klärt man das vor der Unterschrift, nicht hinterher. Und sollte man erst nach der Unterschrift unsicher werden, handelt man sinnvollerweise binnen 14 Tagen nach Zusendung der Police.

  • Da wurde ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Rürup-Versicherung angedreht (Basisrente=Rürup). Und die ist leider unkündbar ;) Lediglich beitragsfreistellen geht...


    Für genaueres brauchen wir aber viel mehr Daten. U.a. um welche Fonds es sich handelt, Rentenfaktor, etc.

    Danke! Dass Basisrente = Rürup bedeutet, war mir so nicht bewusst.
    Die Fonds sind folgende:
    https://www.finanzen.net/fonds…ct-global-vt-de000a2du0r8 (1,85% TER)
    https://www.finanzen.net/fonds…demorgen-scr-lu1254423079 (1,54% TER)
    https://www.finanzen.net/fonds…-akkumula-lc-de0008474024 (TER 1,45%)
    https://www.finanzen.net/fonds…lobal-growth-de000dws1w80 (TER 1,49%)

    Die letzten beiden Positionen haben zudem noch einen Ausgabeaufschlag von 5%.
    Der Rentenfaktor beträgt 21,18€ pro 10000€ Anlagevolumen.
    Die Effektivkosten werden vom Anbieter auf 3,21% berechnet.


    Generali = DVAG Strukturvertrieb.

    Wann abgeschlossen? Noch in der Widerrufsfrist?

    Also letzten Monat abgeschlossen, 100€ wurden bisher eingezahlt, die sind nun weg. Das kann man als Lehrgeld verbuchen, wenn sich das Meinungsbild jetzt nicht grundlegend ändert!

    Ich habe mir jetzt nochmal die Informationen, die von Finanztip auf Youtube und Spotify dazu bereit gestellt werden, angehört.

    Punkte, die u.a. dagegen sprechen:
    1) Man zahlt einen nicht geringen Teil in die gesetzliche RV ein (wegen des Steuersatzes in der Rente, nehme ich an)
    2) Verträge mit höheren Kosten (höher als 1%)
    3) keine flexible Altersvorsorge: Meine Schwester bezahlt noch viele Jahre eine Immobilie ab und hätte mit Immobilie + Rürup keine Flexibilität.
    4) regelmäßiges hohes Einkommen ist gesichert: Meine Schwester möchte noch Kinder, sodass zumindest das Arbeitnehmergehalt stark schrumpft.

    Vielen Dank für die schnellen Antworten! :) :thumbup:

  • Die letzten beiden Positionen haben zudem noch einen Ausgabeaufschlag von 5%.
    Der Rentenfaktor beträgt 21,18€ pro 10000€ Anlagevolumen.
    Die Effektivkosten werden vom Anbieter auf 3,21% berechnet.

    Bei den Eckdaten dürfte es lohnenswerter sein aus der selbstständigen Tätigkeit Pflichtbeiträge zur Rentenversicherung (kraft Gesetzes oder auf Antrag) zu zahlen. Steuerlich gibt sich das ohnehin nichts.

  • Danke! Dass Basisrente = Rürup bedeutet, war mir so nicht bewusst.

    Wenn man sich nicht sicher ist, fragt man sinnvollerweise, bevor man unterschreibt.

    Aber wenn man ihm sagt: "Kann man von der Steuer absetzen!" setzt beim Durchschnittsdeutschen jegliche Kritikfähigkeit aus. Es gibt nur noch ein stärkeres Argument: "Es gibt dafür staatliche Förderung." Wenn sie das hören, kaufen sie alle.

    Die letzten beiden Positionen haben zudem noch einen Ausgabeaufschlag von 5%.

    Das heißt: Von jeder Einzahlung geht im Durchschnitt der Ertrag des ersten Jahres an den Verkäufer. Man sollte den Ausgabeaufschlag sinnvollerweise als das bezeichnen, was er ist, nämlich eine Verkaufsprovision.

    Also letzten Monat abgeschlossen, 100€ wurden bisher eingezahlt, die sind nun weg. Das kann man als Lehrgeld verbuchen, wenn sich das Meinungsbild jetzt nicht grundlegend ändert!

    Und wenn es nicht mehr ist, kann man sagen: Nochmal mit einem blauen Auge davongekommen.


    Ganz generell: 100 € Sparrate pro Monat ist besser als nichts, aber viel wuppen kann man damit nicht.

    ?? Da geht bei Dir offensichtlich eine Menge durcheinander. Vielleicht sortierst Du Deine Gedanken einfach noch einmal.

  • Wenn man sich nicht sicher ist, fragt man sinnvollerweise, bevor man unterschreibt.

    [...]

    ?? Da geht bei Dir offensichtlich eine Menge durcheinander. Vielleicht sortierst Du Deine Gedanken einfach noch einmal.

    An Achim Weiss :


    J U aus A informiert sich hier für ihre* Schwester und ich finde sie macht das sehr gut. Leuten ständig zu erzählen, dass sie, im Gegensatz zu einem selbst, nicht alles sofort richtig machen ist nicht hilfreich.


    *ich habe den Eindruck es handelt sich bei "J U" um eine Frau, bin aber vielleicht durch die Emblemfarbe fehlgeleitet. ;)

  • Leuten ständig zu erzählen, dass sie, im Gegensatz zu einem selbst, nicht alles sofort richtig machen ist nicht hilfreich.

    Danke itschytoo , ich habe mich auch schon gefragt, wer von diesen schnippischen Kommentaren einen Nutzen ziehen soll?!


    Meine Schwester wurde so "beraten", aber als ich Weihnachten private Rentenversicherung in aktiv gemanagten Fonds gehört habe, bin ich direkt stutzig geworden. Ich, als normaler Arbeitnehmer, war mir allerdings nicht sicher, ob es bei diesem Finanzprodukt für Selbstständige irgendeinen "Steuervorteil" oder "Steuerschlupfloch" gibt, das die hohen Kosten rechtfertigt; ähnlich wie Riester oder bAV in gewissen Situationen vorteilhaft sind.
    Daher die Erstellung von diesem Post.

    Ganz generell: 100 € Sparrate pro Monat ist besser als nichts, aber viel wuppen kann man damit nicht.

    ?? Da geht bei Dir offensichtlich eine Menge durcheinander. Vielleicht sortierst Du Deine Gedanken einfach noch einmal.

    Die Sparrate wäre um einen Inflationsausgleich alle paar Jahre angehoben worden, allerdings ist die Summe natürlich noch weit entfernt von einer 15-20% Sparquote.
    Da ein Hauskauf statt gefunden hat, kann bzw. muss die Altersvorsorge via ETF-Sparplan auch kleiner ausfallen. Dazu werde ich ihr, bei noch 34 Jahren zur Rente, auf jeden Fall nun raten.


    Ich habe mich im letzten Absatz auf das Video von Saidi bezogen:

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    , mich aber auch undeutlich ausgedrückt. Sofern ich falsche Rückschlüsse ziehe, darfst du mir das gerne genauer erklären :/
    Dort wird berichtet, dass man mit einem Rürup-Vertrag im Vergleich zu einem ETF-Sparplan nur dann besser fährt, wenn alle fünf Bedingungen erfüllt sind:

    1) Man hat bisher kaum etwas in die gesetzliche RV eingezahlt, z.B. als Selbstständiger
    -> Meine Schwester arbeitet aber seit einigen Jahren zu 75% als gut verdienende Arbeitnehmerin, weshalb diese Bedingung nicht erfüllt ist, vermute ich.
    2) Rürup Vertrag hat keine hohen Kosten -> trifft bei diesem Vertrag eindeutig nicht zu.
    3) gesichertes hohes Einkommen -> trifft bei noch anstehender Familienplanung ebenfalls nicht zu.
    4) Mit Abstrichen der Punkt: Flexible Altersvorsorge ist vorhanden. Ich weiß, Altersvorsorge muss nicht flexibel sein, da sie im Idealfall nicht angerührt wird bis zur Rente. Allerdings ist es in gewissen Lebensplanungen "nice to have" (Umzug aus Deutschland, größere Investition ins Haus). Dieser Punkt wäre mit einer Altersvorsorge aus Immobilie und Rürup nicht gegeben, aber, wie gesagt, nicht das wichtigste Entscheidungsmerkmal.

  • Ja, leider hat bei einigen Aussagen ein rauher Wind geweht, was ich überhaupt nicht mag. Ich stelle ja keine Fragen wenn ich es eh schon weiß, sondern wenn ich es nicht weiß oder mir Details unklar sind. Finde auf jeden Fall gut, dass du für ein Familenmitglied fragst und dieses vor einer finanziellen Dummheit bewahren möchtest. Wichtig ist bei allen Vorsorgeprodukten die Steuer als letztes zu betrachten, leider sind alle Verkäufer darauf geschult und nutzen des Deutschen liebste Tätigkeit, nämlich Steuern sparen. Mit diesem Argument kann man wunderbar von den eigentlichen Kosten ablenken. Über Rürup und Co haben einige bereits berichtet, ebenso über Ausgabeaufschläge. Persönlich hoffe ich dass du vom Familinmitglied eine Vertrauensperson bist und sie dadurch von diesem überteuerten Produkt abbringen kannst. Wie oben von Referat Janders bereits geschrieben, ist die GRV eine wirkliche Alternative, hier gibt es auch eine ordentliche Beratung, diese würde ich empfehlen, es besteht danach keinerlei Verpflichtung zu irgendetwas. Viel Erfolg!