Vermögensanlage mit 60 Jahren

  • Hallo,


    ich wurde aus dem Bekanntenkreis nach Tipps für die Vermögensanlage gefragt, da sich die Betroffene bisher nicht selbst um die Finanzen gekümmert hat. Es handelt sich um eine 60 jährige Witwe. Sie wohnt zur Miete, kann aber mit der Witwenrente + in ein paar Jahren ihrer eigenen Rente gut leben. Bis zur eigenen Rente wird sie aber an die Ersparnisse drangehen müssen.


    Ihr Vermögen beläuft sich auf 240t€, wovon aktuell ca. 200t€ in Festgeld und 40t€ in Tagesgeld investiert sind. Also grundsätzlich gar nicht mal so schlecht.


    Mein Vorschlag wäre folgender:

    • 100t€ in Festgeld, jeweils zu gleichen Teilen in 6 Mon./1 Jahr/2 Jahre aufgeteilt
    • 100t€ in Wertpapiere, hier gefällt mir der ARERO gut, weil er relativ günstig ist und man sich nicht drum kümmern muss
    • 40t€ auf's Tagesgeld

    Vom Tagesgeld kann sie sich dann bei Bedarf bedienen. Sobald ein Festgeld fällig wird, kann das Tagesgeld damit wieder aufgefüllt werden. Rebalancing zwischen Festgeld und Wertpapieren kann man dann bei Bedarf machen. Das bietet aus meiner Sicht viel Sicherheit, ohne dass zu viel Rendite liegen gelassen wird.


    Ist das eine solide Strategie, oder habt ihr andere Vorschläge?


    Grüße

  • Hallo.


    Sofern man nicht von den Betroffenen selbst konkret nach Rat gefragt wird, begibt man sich mit irgendwelchen Vorschlägen und Anregungen in einen Minenfeld, es sei denn, man kann den Gedanken a la "Inception" bei der Person platzieren und die Person entwickelt eigenständig die Überzeugung X oder Y zu machen.

    Daher wäre es auch eher die Frage, ob der ARERO der Witwe gefällt oder eben nicht.


    In Abhängigkeit davon, ob es eine Witwenrente nach neuem oder altem Recht ist, müsste man ggf. mit den zu erwartenden Zinsen bzw. Kapitalerträgen vorsichtig sein.

  • Klar, in dem Fall wurde ich aber konkret nach Rat gefragt. Sie selbst hat sich wie gesagt nie um die Finanzen gekümmert und hat auch dementsprechend wenig Plan davon. Ich will ihr auch nichts aufquatschen.


    Es handelt sich um eine Witwenrente nach altem Recht. Wenn ich das richtig verstanden habe, werden die Kapitalerträge daher nicht angerechnet, richtig?

  • Klar, in dem Fall wurde ich aber konkret nach Rat gefragt. Sie selbst hat sich wie gesagt nie um die Finanzen gekümmert und hat auch dementsprechend wenig Plan davon. Ich will ihr auch nichts aufquatschen.


    Es handelt sich um eine Witwenrente nach altem Recht. Wenn ich das richtig verstanden habe, werden die Kapitalerträge daher nicht angerechnet, richtig?

    Okay, wenn sie konkret gefragt hat, dann kann man Vorschläge unterbreiten.


    Bei einer Rente nach alten Recht wird nur aktiv erarbeitetes Einkommen (Angestelltentätigkeit, Selbstständigkeit, Land-Forstwirtschaft, Gewerbebetrieb), Entgeltersatzleistungen (Kranken-, Arbeitslosengeld, etc.) oder Renten bzw. Pension angerechnet, alles andere läuft unter dem Radar. Also kann man da bedeutend lockerer agieren.

  • Andy92


    Nicht ganz ohne der "Fall" ...


    Teile zwar selten die Ansichten von Referat Janders aber den Ansatz sollte man zumindest mit bedenken und immer auf dem Schirm haben bei solchen Konstellationen

    begibt man sich mit irgendwelchen Vorschlägen und Anregungen in einen Minenfeld, es sei denn, man kann den Gedanken a la "Inception" bei der Person platzieren und die Person entwickelt eigenständig die Überzeugung X oder Y zu machen.

    selbst bzw. sogar, wenn man aktiv um einen Rat gebeten wurde.

    begibt man sich mit irgendwelchen Vorschlägen und Anregungen in einen Minenfeld, es sei denn, man kann den Gedanken a la "Inception" bei der Person platzieren und die Person entwickelt eigenständig die Überzeugung X oder Y zu machen.

    Zudem

    Dann sollte der Rat sein, diese Bücher zu lesen:

    Souverän Investieren

    Beraten statt Verraten

    Eine solide Empfehlung. Beide Bücher kenne ich und finde die ziemlich gut. Den Prof. Walz noch besser als den Herrn Kommer (nur meine persönliche Sicht). Ist halt immer die Frage, ob jemand in einem fortgeschrittenen Alter (60 ?) und vermutlich mit bisher keiner, kaum oder wenig Beschäftigung mit solchen Themen - dann aufgrund solcher Bücher zu validen Erkenntnissen und in die konkrete Umsetzung kommt.


    Siehe insbesondere die Anmerkung

    da sich die Betroffene bisher nicht selbst um die Finanzen gekümmert hat.

    Außerdem klingt das zwar vom Volumen nicht schlecht bis recht solide

    Sie wohnt zur Miete, kann aber mit der Witwenrente + in ein paar Jahren ihrer eigenen Rente gut leben. Bis zur eigenen Rente wird sie aber an die Ersparnisse drangehen müssen.

    aber so viel sind

    Ihr Vermögen beläuft sich auf 240t€,

    das dann auch nicht. Zumal die Dame kaum noch mal ins Arbeitsleben wird starten wollen bzw. können wird.


    Müßte man zuerst vielleicht mal präzise und mit spitzem Bleistift rechnen, welche Beträge konkret monatlich überhaupt benötigt werden und konkret für wie lange ("in ein paar Jahren" ist ein dehnbarer Begriff ...).


    Eventuell muß man gar keine besonderen Anstrengungen unternehmen und/oder Risiken bei der Anlage eingehen. Da sollte man nach o. g. Rechnung vermutlich klarer sehen.


    Als Mieter hat es da übrigens auch eine ziemlich Bandbreite (von gutmütigem Vermieter in einer günstigen Wohngegend und einem Altvertrag bis zu einem eher professionell eingestellten Vermieter in einer eher teuren Gegend mit einem eher jüngeren Mietvertrag ...). Und Wohnungswechsel (erst recht unfreiwillige von Mieterhöhungen bis zur Eigenbedarfskündigung) sind in dem Alter (60+) oft eine unangenehme Angelegenheit. Den Hintergrund vielleicht mal mit abklären.


    Gute Gedanken, entsprechende Entscheidungen und viel Erfolg wünsche ich.

  • Moin Andy92 ,


    Gut das du dich kümmerst. Das ist ein wirklicher Vertrauensbeweis wenn man in Finanzdingen gefragt wird.


    Erkläre ihr in Ruhe was und vor allem wieso du dir etwas überlegst hast.

    Deinen Vorschlag mit Festgeldtreppe ist meiner Meinung nach schon ganz ok, nur solltest du mit der Madame abklären wieviel sie genau wann braucht.

    Vielleicht wäre auch ein ausschüttender ETF was damit regelmäßige Zahlungen auf ihr Konto eingehen.


    Mit 3% Rendite könnte eine monatliche Rente von über 700€ bis zu ihrem 100. Geburtstag drin sein.

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    Die privaten Finanzen sind ein schwieriges Terrain, aber mit eine kostengünstigen selbstgemachten Lösung kannst Du deiner Bekannten einen großen Gefallen und viel Geld sparen.


    Ob es dir nachher jemand dankt weiß ich nicht, aber allein der Gedanke daran das die Witwe nicht mit irgendwelchen teuren Finanzprodukten aus dem Finanzvertrieb arm gemacht wird wäre mir Antrieb genug.


    Sei vorsichtig und dokumentiere und erkläre genau warum du was vorschlägst und vor allem bring Zeit mit. Keinen Druck aufbauen und vielleicht kann sich die Dame ja auch Vorschläge aus der Finanzvertriebsbranche organisieren. Dann rechnet gemeinsam und zeige ihr warum deine Lösung günstiger für sie sein wird.


    Schwieriges Gelände, aber das schaffst du schon.


    Viel Geduld und viel Erfolg mit den gemeinsamen Finanzentscheidungen.

  • dokumentiere und erkläre genau warum du was vorschlägst

    Das halte ich für einen sehr wichtigen Punkt, der sonst gerne übersehen wird, weil in dem jeweiligen Moment immer alles mündlich genau besprochen war, beiden so klar (wie möglich) war und die Kundin einverstanden. Schon zwei Jahre später fällt es schwer, Fragen wie "warum haben wir damals nicht xy genommen" noch sicher zu beantworten. Da schafft ein Stück Papier Klarheit und Vertrauen.

  • Vielen Dank für eure Tipps! Dass man die besprochenen Dinge nochmal schriftlich festhält ist eine gute Idee.


    Ich werde ihr mal vorschlagen eine Haushaltsrechnung zu machen, sodass klar wird, wie groß die finanzielle Lücke ist, bis sie ihre eigene Rente bekommt. Darauf kann man dann noch aufbauen. Ein ausschüttender ETF (z.B. FTSE All World High Dividend?) könnte die Lücke schon mal ein wenig schließen :thumbup:

  • Ich werde ihr mal vorschlagen eine Haushaltsrechnung zu machen, sodass klar wird, wie groß die finanzielle Lücke ist, bis sie ihre eigene Rente bekommt.

    Sicherlich der vernünftigste erste Schritt (siehe schon Nr. 6). In Zusammenhang mit der schon bestehenden Rente (Witwenrente) kann man dann sehen, was konkret überhaupt zwecks "Überbrückung" monatlich erforderlich ist.


    Und es wird auch klar, ob man überhaupt Mittel "ins Risiko" schieben muß bzw. ob nicht auch eine sicherheitsorientierte Anlage schon ausreicht. Zumal

    kann aber mit der Witwenrente + in ein paar Jahren ihrer eigenen Rente gut leben.

    in einigen Jahren ja eh da Ganze - finanziell gesehen - in trockenen Tüchern zu sein scheint.

    Ein ausschüttender ETF (z.B. FTSE All World High Dividend?) könnte die Lücke schon mal ein wenig schließen

    Bin kein Experte in Sachen ETFs.


    Daher nur allgemein: Vorhandene Mittel (insbesondere ab einem gewissen Alter wie 60 +) würde ich nur "ins Risiko schieben" (Aktien), wenn der Betroffene damit bewußt umgehen kann und/oder dies unbedingt erforderlich oder ausdrücklich gewünscht ist.


    Zudem meine ich schon häufig von ETF-Anlegern vernommen zu haben, daß über längere Sicht (die Dame könnte ja noch locker 30 Jahre oder mehr vor sich haben) normale ETFs besser performen als solche, die auf Dividenden fokussiert sind.


    Das unvermeidliche Thema "Inflation" könnte eventuell auch wegen der Renten (Witwenrente plus eigene Rente (GRV ?)) abgemildert werden, falls diese regelmäßige Erhöhungen erfahren. Damit (Witwenrente, GRV-Rente) kenne ich mich aber zu wenig aus. Sollte man aber checken und dann mitberücksichtigen.

  • kommt auf die Risikobereitschaft an. Wenn das Geld für die 7 Jahre bis zur Rente gedacht ist, dann aufteilen in Festgeldleiter. Für 7 Jahre ist der Arero auch nicht risikofrei. Da der Arero ein sehr spezielles Produkt ist, zu dem es kontroverse Meinungen gibt, würd ich in dem Fall die Finger davon lassen...

  • Ist das eine solide Strategie, oder habt ihr andere Vorschläge?

    Was möchte denn Deine Bekannte genau? :/

    So wie ich Deinen Beitrag lese handelt es sich ab dem Renteneintritt mehr um ein 'Luxusproblem' Deiner Bekannten.

    Bis zu Ihrem Rentenbeginn braucht Sie etwas Geld zusätzlich, nach dem Renteneintritt kommt Sie finanziell gut über die Runden.


    Das Geld, was Sie bis zu Ihrem Rentenbeginn zusätzlich benötigt sollte auf jedem Fall sicher angelegt werden. Das könnte z.B. in Form einer Festgeldtreppe geschehen.


    Aber was möchte Deine Bekannte dann ab dem Renteneintritt mit dem Geld machen!? Hat Sie finanziell kostspielige Pläne, die es erforderlich machen, dass Geld 'sicher' vorhanden ist (z.B. die 1 jährige Kreuzfahrt um die Welt).

    Oder stehen ggf. in der Zukunft teure Renovierungen an der Immobilie an um eine altersgerechte Wohnsituation zu schaffen?

    Oder möchte Sie das vorhandene Vermögen möglichst langfristig anlegen um es möglicherweise später vererben zu können?

    Es kann genau so ein möglicher Plan sein, das Vermögen bis zum 75 Lebensjahr größtenteils durch Reisen zu verleben oder das Geld anders auszugeben (z.B. Spenden, usw.).

    Das sind Fragen, denen sich Deine Bekannte stellen muß!


    Generell würde ich vom ARERO eher die Finger lassen, wenn man nicht sein Geld genau so anlegen will wie es der ARERO vorgibt!

    Der ARERO gewichtet im 60% Aktienteil nach BIP, was in den letzten Jahren gegenüber einem rein marktkapitalsierten Ansatz deutlich unterlegen war (hoher Anteil der Schwellenländer). Außerdem verfügt Deine Bekannte über einen hohen Bargeldteil. Macht es da dann Sinn zusätzlich 25% der Anlagesumme in Anleihen zu binden?

    Und ob man den Rohstoffanteil von 15% braucht?


    Ich würde das Risiko rein durch die Aufteilung Aktien-ETF (Risiko) und Tages- bzw. Festgelder (sicher) steuern. Das ist auch etwas, was die meißten Menschen schnell verstehen.

    Einfach KISS-Prinzip (Keep ist simple, stupid).


    Nur mal so als Denkanstoß.

    Warum nicht die 100K€ in einen ausschüttenden Dividenden ETF (z.B. Vanguard All World High-Dividend) anlegen.

    Damit hätte Deine Bekannte eine 'lebenslange Zusatzrente', die Quartalsweise auf Ihrem Konto eingeht. Aktuell wären das etwa 3.500€ p.a. (vor Steuern). Mit dem Geld könnte Sie sich regelmäßig mal ein paar Goodies leisten und das Depot irgendwann einfach vererben.

    Und langfristig kann man davon ausgehen, dass diese Ausschüttung im Rahmen der Inflation steigt. Da muss Sie sich um nix weiter kümmern (KISS-Prinzip).