Deutsche investierten 2022 mehr ins Glücksspiel als in ETF

  • Nochmal um es zu verdeutlichen. Ich bin absolut dafür, dass finanzielle Bildung in die Schule gehört. Man darf aber nicht unterschätzen welche Rolle die Eltern spielen.

    Beispiel: 18 jährige Schülerin kommt zu mir, ist überzeugt ein ETF auf einen breit diversifizierten Index könnte was für sie sein. Ich freue mich. Drei Wochen später frage ich nach, "Depot eröffnet?" Nein, meine Eltern haben mir davon abgeraten etc. und das war kein Einzelfall.

    Ich meine das junge Mädel ist 18, also volljährig, könnte es also locker eröffnen.

    Ganz oft kommt aber auch, meine Eltern legen da was für mich an.


    Ich hatte auch schon Gegenbeispiele allerdings nicht im Vollzeitbereich, eher in der Berufsschule. Dort kann man eher mit solchen Themen punkten, weil da auch schon regelmäßige Einkünfte vorhanden sind.


    Ah und by the way, die Frage kam ja auf, wie qualifiziert Lehrer seien, um so etwas beizubringen. Im allgemeinbildenden Bereich, also Gymnasium, Realschulen etc. wird man kaum Praktiker finden. Bei uns an den kaufmännischen Schulen sind erstaunlich viele Banker. Ich hab selbst berufsbegleitend Finanzdienstleistungen studiert, war 6,5 Jahre in der Praxis und immer up to date geblieben durch die bereits erwähnten Unterrichtsfächer.

  • Wenn die Eltern der 14-Jährigen sagen, dass sie ihr Geld so oder anders angelegt haben, weil der Fuchs aus dem Fernsehen das so empfohlen hat, dann könnte die 18-Jährige vielleicht zu einer Realisierung kommen.

    Mit anderen Worten:

    Selbst wenn nicht viel strategisches Denken offenbart wird, Kommunikation über Finanzen ist wichtig, auch wenn die Lektionen sich unter Umständen erst deutlich später auszahlen.

    Du bist einen Schritt zu weit. Finanzen fangen weit vor der Frage nach der Anlage an. Vielen Leuten bleibt nichts für eine Anlag übrig. Das liegt zum einen am geringen Verdienst (Stichwort Humankapital) und zum anderen an der Art wie budgetiert wird. Rauchen ist teuer, aber stark mit niedrigem sozialem Status korreliert. Und so weiter.

    Nochmal um es zu verdeutlichen. Ich bin absolut dafür, dass finanzielle Bildung in die Schule gehört. Man darf aber nicht unterschätzen welche Rolle die Eltern spielen.


    Beispiel: 18 jährige Schülerin kommt zu mir, ist überzeugt ein ETF auf einen breit diversifizierten Index könnte was für sie sein. Ich freue mich. Drei Wochen später frage ich nach, "Depot eröffnet?" Nein, meine Eltern haben mir davon abgeraten etc. und das war kein Einzelfall.

    Aber gerade deshalb ist es so wichtig, das Thema nicht über die Eltern zu bespielen, wo es absolute Lotterie ist, was rauskommt. Sondern über die Schulen. Dazu gehört natürlich auch, dass die Lehrer entsprechend qualifiziert werden, wenn man solche Dinge in den Lehrplan aufnimmt.

  • Das mit den Beiträgen hier scheint gerade ein reines Glücksspiel zu sein. :huh:

    Wer Lotterie spielt, muss mit einem Gewinn rechnen!

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  • Sondern über die Schulen. Dazu gehört natürlich auch, dass die Lehrer entsprechend qualifiziert werden, wenn man solche Dinge in den Lehrplan aufnimmt.

    Und es ist ziemlich wahrscheinlich, dass dann die Banken, Versicherungen etc. mit kostenlosen Unterrichtsmaterialien kräftig Lobbyarbeit betreiben werden. Und überforderte Lehrer dankbar sein werden für fertiges Material.

  • Hatten wir selbst auf der Arbeit schon. Das Thema war Altersvorsorge und, huch welch Zufall, hatte der Herr auch gleich die passenden Produkte für eine BAV, Riester oder Rürup dabei.

    Zufällig alle von einer (Mutter,-)Gesellschaft natürlich.

  • Finanzthemen und Finanzfragen begegnet man - nach meiner Erfahrung - am besten mit Realitätsbezug sprich sachlich-nüchtern und mit der immer gebotenen gesunden Skepsis.

    Das gilt für den Bereich von (privaten) Unternehmen wie Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften, Vermögensverwaltern usw. aber natürlich ebenso für den Bereich der staatlichen Systeme (wie GRV, GKV usw.), der staatlichen Währung, der staatlichen Notenbank usw.

    Auf beiden Seiten ist Gutes, Mittelprächtiges aber auch eher wenig Überzeugendes bis hin zu Murks zu finden.

  • Hatten wir selbst auf der Arbeit schon. Das Thema war Altersvorsorge und, huch welch Zufall, hatte der Herr auch gleich die passenden Produkte für eine BAV, Riester oder Rürup dabei.

    Zufällig alle von einer (Mutter,-)Gesellschaft natürlich.

    Für die bAV sucht sich doch ohnehin die Firma einen Anbieter aus und für die Mitarbeiter gilt dann "friss oder stirb"? Beratung wäre jetzt das letzte, was ich da erwarten würde. Ich bin ja schon froh, wenn die Vertreter in der Lage sind, auf die Frage nach den Kosten zu antworten...

  • Man kann nur vermuten, dass da einige "finanzielle Entscheidungshilfen" vom Anbieter an die Firma gingen.

    ... die die Firma eher nicht versteht bzw. eben an den Anbieter delegiert, den Mitarbeitern zu vermitteln. Bei uns gabs 2 undurchsichtige Varianten der Allianz, von denen viele die Finger gelassen haben.

  • Für die bAV sucht sich doch ohnehin die Firma einen Anbieter aus und für die Mitarbeiter gilt dann "friss oder stirb"?

    Ja genau.

    Die Firma hat einen Vertrag mit dem Anbieter für die BAV.

    Dann gab es eben diesen Altersvorsorge "Vortrag" und man konnte direkt die BAV abschließen oder eben auch einen Riester oder Rürup aus "dem gleichen Hause". Wie gesagt, der gute Mann war vorbereitet und wollte was verkaufen.

    Auch wenn enige Hinweise von ihm jetzt überhaupt nicht so übel waren, das muß man ihm zugestehen.

  • Um auf die Finanzbildung in Schulen noch mal zurück zu kommen, ich weiß nicht ob die Politik daran interessiert ist, dass da unabhängige Anbieter Wissen vermitteln. Die Lobby von Banken, Versicherungen und Systemvertrieben ist sehr hoch, Beispiel Riester, BAV usw, verdienen doch hier sich die Lobbyisten goldene Nasen. Wenn in einigen Fällen nur staatliche (Steuern von allen) Förderungen etwas positives bewirken, weiß man doch woran man ist. Wenn man nun noch bedenkt, dass in der Vergangenheit dieser Produkte alle üblichen Verdächtigen an der Macht waren und sich nichts geändert hat, weiß man das genau diese Lobby in allen Parteien vertreten ist. Also werden genau diese Leute versuchen ihre finanzielle Weltanschauung den Schülern zu präsentieren.

  • Um auf die Finanzbildung in Schulen noch mal zurück zu kommen, ich weiß nicht ob die Politik daran interessiert ist, dass da unabhängige Anbieter Wissen vermitteln. Die Lobby von Banken, Versicherungen und Systemvertrieben ist sehr hoch ...

    Also werden genau diese Leute versuchen ihre finanzielle Weltanschauung den Schülern zu präsentieren.

    Das würde ich - in weiten Teilen jedenfalls - unterschreiben.

    Man könnte aber fast glauben, daß damit insinuiert werden soll, daß keinerlei staatliche Lobby(arbeit), keinerlei staatliche EU-Lobby(arbeit) usw. keinerlei staatliche Lobbyarbeit zu staatlichen Systemen (wie GRV, GKV usw.), zu dem staatlichen Geld, zur staatlichen Notenbank, zu einem staatlichen Experiment wie einer Einheitswährung (via Währungsunion) etc. pp. existiert ... ? Ganz so, als würde da nicht auch versucht "die eigene finanzielle Weltanschauung den Menschen (Schülern) zu präsentieren" ... ?

    Was ja durchaus legitim ist. Ebenso legitim aber ist es, dies als Bürger zu hinterfragen. Für meinen Teil jedenfalls bin ich gut damit gefahren "auf beide Seiten der Medaille" (sprich die private und staatliche Seite) den gleichen sachlich-nüchternen Blick zu werfen und dabei eine gesunde Skepsis walten zu lassen.

    Nur meine bescheidene persönliche Sicht.

  • Vorige Woche hatte ich ein Gespräch mit der Beraterin zu meinem Bausparvertrag. Sie hat sich als die neue Ansprechpartnerin vorgestellt und wir haben etwas geplaudert.

    Sie fragte nach dem Hintergrund des laufenden Bausparvertrages, der letztlich keine finanzmathematisch getriebene Entscheidung war, sondern dem Wunsch nach einer wasserdichten Immobilienfinanzierung geschuldet war.

    Alles schön und gut. Nur dann hat sie mir die Überlegung zu einem neuen Bausparvertrag ans Herz gelegt, als "Krankenversicherung fürs Haus". Den Begriff fand ich niedlich.

    Solche Begriffe würde ich erwarten (nicht herbeisehnen, eher befürchten), wenn die durchschnittliche Lehrkraft anfangen würde, im Unterricht über Finanzen zu sprechen.

  • Solche Begriffe würde ich erwarten (nicht herbeisehnen, eher befürchten), wenn die durchschnittliche Lehrkraft anfangen würde, im Unterricht über Finanzen zu sprechen.

    In meinem Fall haben - wie schon geschildert - weder die "durchschnittlichen" noch die "überdurchschnittlichen" Lehrkräfte, in immerhin 13 Schuljahren, jemals über "private Finanzen" gesprochen und/oder da Hinweise gegeben. Selbst nicht auf meine mehrfachen Nachfragen hin.

    In der Retrospektive möglicherweise eine gute Sache - besser jedenfalls, als wenn sie damals "Stuss" erzählt hätten (was ich aus heutiger Sicht nicht für ganz ausgeschlossen (präziser eher wahrscheinlich) halten würde - da ist es dann ja deutlich besser ganz zu schweigen).

    Noch viel besser wäre es aber schon damals gewesen den Schülern wenigstens die Basics zu dem Thema nahe zu bringen (natürlich "lege artis" und denknotwendig nach dem damaligen Stand der 70er).

    Bezüglich der Qualifizierung der Lehrerschaft hätte ich da ebenfalls große bis größte Bedenken. Kam später einmal - aber noch in früheren Jahren - mit relativ hochrangigen Protagonisten der GEW in Frankfurt in Berührung - die Vorstellung, daß diese Leute einen Lehrplan für die Kinder und Jugendlichen zu dem Thema erstellen - scary ... =O