„Generationenkapital“

  • Ich denke man wird hier schon den besten Kompromiss, aber eben auch „nur“ einen Kompromiss gefunden haben in Abschätzung Risiko / Nutzen. Das Einzige was mir iwie innerlich querliegt, ist der Punkt das Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern am (gefühlten) Höhepunkt einsteigt. Was hat man nicht an Norwegen rumgemäkelt als es nur durchschnittlich lief am Aktienmarkt - heute werden sie gefeiert.

    Iwie beschleicht mich das Gefühl das nach unserem Einstieg eine lange Flaute anstehen könnte. Versteht mich nicht falsch, ich glaube an das langfristige Potential, aber es würde einfach zu gut zu unserer „Pechsträhne“ passen.

  • Ich muss sagen, dass mich der Artikel nicht überzeugt. (Es gibt Schlimmeres.)



    Wenn ich jetzt ein paar Daten aus dem Artikel übernehme, dann ergibt sich folgender Gedankengang:


    Wir sparen ein paar Jahre lang etwas Geld an.

    Wir fangen mit einer halben Monatsausgabe der Rentenversicherung an, pro Jahr wohlgemerkt. Das machen wir mitten in dem Zeitraum, in dem so richtig viele Leute in Rente gehen. Die Leute, die jetzt in Rente gehen, werden diese Renten wahrscheinlich 20 Jahre und länger beziehen, also haben wir quasi von jetzt an bis ca. 2055 richtig viele Rentner zu versorgen und das wollen wir aus den Erträgen der Kleckerbeträge unterstützen, die wir die nächsten Jahre ansparen wollen.


    Ehrlich, die ganze Sache ist ein PR-Jutsu, das vielleicht BWL-Justus überzeugt, aber über Kosmetik geht es nicht hinaus. :rolleyes:

  • Hallo zusammen,

    interessant.

    Also eine dritte Säule Aktienrente „Ja“

    Als ein kleiner Beitrag zur Rentenfinanzierung.

    Nur nicht so.

    Bedingung:

    -100 Prozent Aktien (MSCI World)

    -Klare Kommunikation, dass es nur ein kleiner Beitrag ist. Mit der jetzigen Finanzausstattung reicht es für 1 Woche Rentenfinanzierung für Deutschland p.a.

    Also kurz einfach so wie Finanztip es schon immer empfehlen hat.

    LG

  • Die Idee dahinter ist absolut richtig!

    Das Problem: Die Dosis macht das Gift.

    Wir fangen mit einer halben Monatsausgabe der Rentenversicherung an, pro Jahr wohlgemerkt.

    Genau so ist es.

    Dazu kommt dann noch, dass jetzt erstmal für 10-15 Jahre nur eingezahlt werden muss. M.E. ist es fraglich, ob die aktuellen Rentner bzw. die Menschen die in den nächsten 5-10 Jahren Rentner werden davon überhaupt etwas merken werden. :/


    Nur mal zum Vergleich:

    Die Schweden haben Ihre 'Aktienrente' seit 2000 und die Erwerbstätigen zahlen dort 2,5% Ihrer Beiträge zur RV ein.

    2022 machte die 'Aktienrente' rund 5,5% an allen Rentenzahlungen in Schweden aus. Wohlgemerkt nach 22 Jahren!

    Die schwedischen Rentenexperten gehen davon aus, dass zukünftig max. ca. 10% aller Rentenzahlungen in Schweden durch die Aktienrente erwirtschaftet werden können.


    Man sollte also bei den Auswirkungen des 'Generationenkapitals' realistisch bleiben. Der große Wurf der die Rente zukunftssicher macht war das nicht. Aber immerhin mal ein Anfang!

  • Mich würde interessieren wieviel an Steuern zahlen momentan die Rentner in den großen Topf. Dieser Betrag wird in den nächsten Jahren deutlich steigen. Dieses Geld könnte doch jährlich eingesetzt werden, Statistiker können da sicherlich verlässliche Zahlen liefern. Vermutlich wird aber wieder alles zerredet ehe es überhaupt losgeht. Wenn der Anteil zum Start in 10? Jahren 5% ausmacht, ist doch schon ein Anfang gemacht. Das die ganze Aktion mindestens 20 Jahre zu spät kommt, ist natürlich auch klar. Interessant wird es natürlich wenn die Börsenkurse sich eine längere Auszeit nehmen.

  • Interessant wird es natürlich wenn die Börsenkurse sich eine längere Auszeit nehmen.

    Hoffen wir es für die nächsten Jahre nicht!

    In Schweden waren es auch nicht wenige Stimmen, die nach der Finanzkrise 2008 eine 'Abwicklung' der Prämienrente gefordert haben.

    Das Riester eine Beitragsgarantie enthält ist mit ziemlicher Sicherheit auch dem Umstand zu verdanken, dass die Diskussion und Einführung während dem Dotcom-Crash 200-2003 erfolgte. :/

  • Investieren zu 100% auf Kredit mit einem hohen Verwaltungskostenanteil und nur 30% Aktienquote. Wie man da auf die anvisierten 8% Rendite kommen möchte ist mir nicht klar.


    Aber evtl. ist das ja genau die Lösung, die ich in meinem privaten Depot auch anstreben sollte?

  • Investieren zu 100% auf Kredit mit einem hohen Verwaltungskostenanteil und nur 30% Aktienquote. Wie man da auf die anvisierten 8% Rendite kommen möchte ist mir nicht klar.

    So wie ich das verstanden habe, soll die Aktienquote beim Generationenkapital anfangs höher sein und erst in den 30er Jahren redzuiert werden, wenn Zahlungen an die Rentenkasse erfolgen sollen. Der KENFO hat vor allem die Aufgabe, zuverlässig Erträge zu erzielen.

    Es ist aber natürlich schon wieder irgendwie bezeichnend, dass man die Niedrigzinsphase ungenutzt verstreichen lässt und das Generationenkapital erst dann kommt, wenn die Zinsen wieder gestiegen sind...

  • Es ist auch bezeichnend, dass z.B. Veräußerungserlöse des Bundes (Mobilfunkfrequenzen etc.) im Haushalt verfrühstückt werden. Norwegen zahlt solche Erlöse in den Staatsfonds ein, bei uns stopft man damit nur Lücken.


    Persönlich bin ich überzeugt davon, dass unser Land nicht verantwortungsvoll mit Vermögenswerten umgehen kann. Denen kann und sollte man nichts anvertrauen.

  • Es ist auch bezeichnend, dass z.B. Veräußerungserlöse des Bundes (Mobilfunkfrequenzen etc.) im Haushalt verfrühstückt werden. Norwegen zahlt solche Erlöse in den Staatsfonds ein, bei uns stopft man damit nur Lücken.


    Persönlich bin ich überzeugt davon, dass unser Land nicht verantwortungsvoll mit Vermögenswerten umgehen kann. Denen kann und sollte man nichts anvertrauen.

    Wer ist "denen"?


    Wenn es am Land liegt, dann wird es wohl kaum etwas ändern, wenn wir und eine Regierung aus Norwegen ausleihen.

  • Norwegen zahlt solche Erlöse in den Staatsfonds ein, bei uns stopft man damit nur Lücken.

    Das fängt schon damit an, daß hierzulande - jedenfalls teilweise - in manchen politischen Kreisen das ökonomische Wissen und die ökonomische Kompetenz fehlen und/oder, so denn (rudimentär) vorhanden, eher zentralistische, kollektivistische, dirigistische, interventionistische teilweise an Planwirtschaft erinnernde Ansätze verfolgt werden. Das kann und wird schwerlich erfolgreich sein, wie die Wirtschaftsgeschichte zeigt.


    Sonst wäre man das Thema "Aktienrente" - sorry, heißt jetzt ja "Generationenkapital" ... - übrigens längst früher angegangen.


    Auf das von Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigte "grüne Wirtschaftswunder" warte ich beispielsweise immer noch gespannt ...


    Bei nicht ganz wenigen Politikern könnte man fast glauben, daß ihnen schon der Unterschied (samt Folgen und Auswirkungen) zwischen konsumtiven und investiven Ausgaben des Staates nicht bekannt ist; oder falls bekannt, dann nicht sonderlich wichtig ist.

    Persönlich bin ich überzeugt davon, dass unser Land nicht verantwortungsvoll mit Vermögenswerten umgehen kann.

    Den Eindruck kann man zunehmend gewinnen.


    Nach meinem Dafürhalten - und ich beobachte und verfolge dies seit Anfang der 70er Jahre - verliert Deutschland seit mindestens 15 Jahren kontinuierlich an Wettbewerbsfähigkeit. Die Reihe der - meines Erachtens - signifikanten wirtschaftlichen Fehlentscheidungen begann beschleunigt insbesondere in der Ära von Frau Dr. Merkel als Kanzlerin (da kann man bei A wie dem überhasteten und kopflosen Ausstieg aus der Atomkraft (2011) anfangen ...; weitere Stichworte wären der Umgang mit Griechenland (Warnungen des IWF gab es schon 2005), der Umgang mit der Eurokrise (ab 2010 ff), dem permanenten Bruch der diesbezüglichen EU-Verträge (Vertrag von Maastricht, AEUV), dem Umgang mit der Asyl- und Flüchtlingskrise (ab 2015), dem absehbaren Scheitern einer konsensualen diesbezüglichen EU-weiten Regelung, dem eher passiven Verhalten rund um das Thema Brexit (eine Tragik für die EU aber insbesondere auch für Deutschland) - um nur einige der wichtigsten Stichworte zu nennen).


    Und dabei geht es "nur" um wirtschaftspolitische bzw. finanzpolitische Fehlentscheidungen. Das "business as usual" nach der damaligen Krim-Annexion Russlands (2014) via dem aus der Taufe heben nur ein Jahr danach (2015) von Nordstream2 gehört zu anderen Fehlentscheidungen, die energie- bzw. geostrategischen Themenbereichen betreffend (Stichworte: Äußere Sicherheit, Energiesicherheit usw.).


    Vor dem Hintergrund drängt sich - mir jedenfalls - denknotwendig die Frage auf, wie bei einer derartigen "strategischen Um- und Weitsicht" hierzulande die Problematik rund um die "Gesetzliche Rente" gelöst werden könnte ... ?


    Derzeit probiert man es damit, daß man den - vor geraumer Zeit aus guten Gründen eingeführten - "Nachhaltigkeitsfaktor" in der GRV erstmal abschaltet. Nun denn ...


    Nur meine bescheidene persönliche Meinung.