Geldanlage mit 70

  • Guten Tag, zu meiner Frage:

    Mein Mann 70 Jahre, noch selbständig muss krankheitsbedingt aufhören zu arbeiten.

    Leider nur im Angestelltenverhältnis in Rentenkasse eingezahlt. Rente und Miete einer 1Zimmerwohnung gehen für priv. KV drauf.

    Wir wohnen im eigenen Haus, also mietfrei. 1Mann Betrieb, keinen Nachfolger, Firma läuft einfach weiter (Rentner GmbH)

    Aktuelle vorhandene Mittel 200.000,- Euro. (Bei Beendigung der Selbständigkeit nochmals 200.000,-)

    Die 400.000,- Euro müssen bis zum Lebensende reichen.

    Das Problem dabei ist, gem. damaligen Versicherungsmodell (oder wie es auch immer heißt), muss die Firma ihm ein lebenslang 2.000,00,- mtl. bezahlen (Steuerberaterkosten kommen noch dazu).

    Nachfolger findet er keinen!

    Ist das überhaupt möglich, durch möglichst sichere Investitionen mit 400.000,- auf über 2.000,00 Euro mtl zu kommen?

  • Hallo.


    "Möglichst sicher" und jährliche Entnahme von 6% und mehr passen nicht zusammen.


    Wenn es ein 1-Mann-Betrieb ist und er nicht mehr kann, sollte der Betrieb dann nicht abgewickelt werden?

    Vermutlich sind in der GmbH Pensionsverpflichtungen, die an den Mann zu zahlen sind. Problematisch ist, dass somit die GmbH nicht einfach liquidiert werden kann, weil man davor die Pensionsverpflichtung aus der GmbH bekommen muss. Das geht meistens nur mit teuren Abschlägen, wenn die GmbH bspw die Verpflichtung auf eine Versicherung überträgt und dafür Betrag X zahlt. Betrag X ist deutlich teurer als die Verpflichtung.


    Ein Verzicht auf die Pension ist steuerlich auch nicht ratsam, da das zu fiktivem Arbeitslohn beim Mann führt, der versteuert werden muss ohne, dass ihm tatsächlich etwas zufließt.


    Ggf. gibt es eine Möglichkeit die Pension statt in Raten über eine Einmalzahlung abzufinden. Das kommt auf die Pensionsvereinbarung an. So oder so, müsste man da den Steuerberater ins Boot holen.

  • Wenn ihr 210.000 Euro in einen Auszahlplan mit fixen Zinssatz 10 Jahre / 3,1% investiert, müsstet ihr auf 2.000 Euro mtl. für 10 Jahre kommen. Ich habe das mal grob über den Daumen gerechnet. Hier böte sich z.B. https://www.gefa-bank.de/produkt/auszahlplan/ an.


    Es verbleiben dann nur noch die weiteren 190.000 Euro, die dann theoretisch für 10 Jahre anders angelegt werden könnten und nach Ablauf der 10 Jahre zzgl. Erträge zur Verfügung stünden. Bei z.b. 3% Verzinsung verblieben dann 255.000 Euro mit 80 Jahren.


    Steuern sind hier nicht berücksichtigt.

  • Es geht im Kern um die Frage, wie man mit € 400.000 im Alter von 70 für den Rest seines Lebens € 2.000 im Monat erhalten kann? Entscheidend ist, daß man die Lebenserwartung nicht kennt. Ich gehe mal davon aus, daß es komplett verzehrt werden kann. Dann nimm einen der vielen Entnahmeplanrechner. Mit einer angenommenen Verzinsung von 2 % und einer Entnahme von € 2.000 reicht es bis zu einem Alter von 90. Solltest du noch älter werden, gibts da ja noch das abgezahlte, selbstgenutzte Haus, was verkauft werden kann. Den Wert kennen wir ja nicht, aber eigentlich solltest du damit 100 werden können.


    Allerdings mußt du in den Entnahmeplan eigentlich noch eine Dynamik einbauen wegen der Inflation. Du kannst mit diesen Rechnern an verschiedenen Schrauben drehen. Mit Dynamik und 2 % bei € 2.000 monatlich reicht es nicht bis 90, dann mußt du dein Haus früher verkaufen. Ist ohnehin die Frage, ob man das in so hohem Alter noch selbst bewirtschaften kann bzw. die Fläche braucht.


    Von 2% bei Festgeld kann man aber nicht die nächsten 20 Jahre ausgehen. Mit 70 würde ich persönlich nicht mehr in Aktien oder ETFs gehen, falls die Zinsen aber wieder gegen Null gehen sollten, brauchts einen anderen Plan. Läßt sich ein Teil von dem Haus als Apartment oder Wohnung abtrennen und vermieten?

  • Hallo Schwaebin 59,


    wie es bei Ihrem Mann gerade so gehen könnte, haben meine Vorposter geschrieben. Wenn ich Ihren Nickname richtig deute, sind Sie 65? Was ist mit Ihnen mit Ihren über 20 Jahren durchschnittlicher Restlebenserwartung? Haben Sie eigene Einkünfte auch für den Fall, Sie überleben Ihren Mann?


    Gruß Pumphut

  • Danke für die Infos.

    Ja, es ist eine Pensionsverpflichtung bei meinem Mann.

    Genau, ich bin 65. :thumbup:

    Ich beziehe eine Rente von 1.200,- und wenn ich meinen Mann überlebe, hab ich noch die Miete der 1 Zimmerwohnung (die ja jetzt für die KV meines Mannes drauf geht).

    Hab ich mir schon gedacht, dass ETFs in dem Alter nichts mehr sind. Mein Mann sieht das nicht so. Brauch da noch Argumente.


  • Hab ich mir schon gedacht, dass ETFs in dem Alter nichts mehr sind. Mein Mann sieht das nicht so. Brauch da noch Argumente.

    Hier möchte ich widersprechen: ETFs kommen sehr wohl noch in Frage. Es geht ja darum, einen Teil des Vermögens des Manns über 10-20 Jahren noch werterhaltend anzulegen. Das geht nur mit Aktienanteil. Richtig wäre, dass eine Anlage in 100% Aktien-ETF ungeeignet ist, wenn von dem Geld schon jetzt eine Pension gezahlt wird. Aber man könnten z.B. 50% in Aktien-ETFs anlegen, das wäre der Teil, aus dem dann ab 80 die Pensionen gezahlt werden, und die anderen 50% in einen Geldmarktfonds oder in Anleihen. Und dann jährlich anpassen.

  • Danke für die Infos.

    Ja, es ist eine Pensionsverpflichtung bei meinem Mann.

    Genau, ich bin 65. :thumbup:

    Ich beziehe eine Rente von 1.200,- und wenn ich meinen Mann überlebe, hab ich noch die Miete der 1 Zimmerwohnung (die ja jetzt für die KV meines Mannes drauf geht).

    Hab ich mir schon gedacht, dass ETFs in dem Alter nichts mehr sind. Mein Mann sieht das nicht so. Brauch da noch Argumente.

    Ich habe mit 64 mit ETFs begonnen (s. Forumsbeitrag #82 hier Finanzen in Euren 60ern: Was sind Eure Erfahrungen, Fehler & Tipps?). Ob sich das schließlich auszahlt, kann niemand wissen. Ich riskiere es einfach.

  • Mein Mann 70 Jahre, noch selbständig, muss krankheitsbedingt aufhören zu arbeiten.


    Aktuelle vorhandene Mittel 200.000,- Euro. (Bei Beendigung der Selbständigkeit nochmals 200.000,-). Die 400.000,- Euro müssen bis zum Lebensende reichen.

    ... und das selbstbewohnte Eigenheim und die vermietete Einzimmerwohnung.

    Das Problem dabei ist, gem[äß dem] damaligen Versicherungsmodell (oder wie es auch immer heißt), muss die Firma ihm lebenslang 2.000,00,- mtl. bezahlen (Steuerberaterkosten kommen noch dazu).

    Jetzt, vielleicht nach Jahrzehnten, schlägt die Steuerkonstruktion zurück.

    Nachfolger findet er keinen!

    Das ist angesichts der erheblichen Last auf der GmbH klar.

    Ist das überhaupt möglich, durch möglichst sichere Investitionen mit 400.000,- auf über 2.000,00 Euro mtl zu kommen?

    Wenn man 400 T€ durch 24 T€ erhält, kommt 16 2/3 (Jahre) dabei heraus. Als weiteres Vermögen gibt es diese Einzimmerwohnung, die man verkaufen könnte, weiterhin liegt ein bezahltes Einfamilienhaus vor, das man auch liquidieren könnte. Hast Du denn eine Vorstellung davon, was diese Vermögensgegenstände wert sind?


    Viele Leute hegen die unrealistische Erwartung, daß allein die Erträge eines groß erscheinenden Kapitals eine nennenswerte monatliche Zahlung ergäben. Diese Hoffnung trügt allzuoft, wenn man näher hinschaut.


    Eine ziemlich gute Wahrscheinlichkeit, daß das Geld reicht, hat man bei einer Entnahmequote von 4%, besser 3,5% aus einem gemischten Portfolio. Das wären in Eurem Fall 16 T€/a (oder 1333 €/m) oder 14 T€ (oder 1167 €/m), also ganz deutlich weniger, als Ihr Euch vorstellt.


    Ihr wollt nämlich 6% entnehmen. Das kann gutgehen (im letzten Jahr beispielsweise hätte der Ertrag gereicht), aber sicher ist das halt nicht.


    Man kann sehr wohl auch mit 70 Jahren auch Aktionär sein (Ich werde das beispielsweise sicher sein, sofern ich so weit komme), aber Aktien können halt im Wert schwanken, und wenn sie das einzige sind, von dem man herunterlebt, sollte man eher nicht mit 70 erstmals an die Börse gehen.


    Ich würde versuchen, mich von der GmbH zu lösen, das spart schon einmal den Steuerberater (und damit einige 1000 € im Jahr). Auch wenn sie eine eigene Rechtspersönlichkeit ist, wie Juristen immer sagen, steht ja letztlich nur 1 Person dahinter, nämlich Dein Mann. Wenn Dein Mann nicht mehr da ist, hängt die GmbH ohnehin in der Luft.

  • Ich habe mit 64 mit ETFs begonnen (s. Forumsbeitrag #82 hier Finanzen in Euren 60ern: Was sind Eure Erfahrungen, Fehler & Tipps?). Ob sich das schließlich auszahlt, kann niemand wissen. Ich riskiere es einfach.

    Es ist eine Frage der Größenordnung. Du hast nennenswert Renten im Rücken (also monatliche fixe Zahlungen) und ein bezahltes Haus. Das heißt: Dein Anlagekapital muß nur einen kleinen Teil Deines Unterhalts decken. Da kann man das machen.


    Oder anders: Wer viel Geld auf der Seite hat, kann höher ins Risiko gehen, also eine höhere Aktienquote fahren. Man muß es ja nicht gleich so machen wie Madeleine Schickedanz!


    Wenn man in Aktien geht, muß man einen Rückgang aushalten können. Aktien können sich erholen, und wenn sie es tun, dann sind die Steigerungen unmittelbar nach dem Tiefpunkt oftmals die höchsten. Wer jeden Tag auf sein Depot starrt und spätestens bei 10% Rückfall die Notbremse zieht, läßt besser die Finger davon. Privatanleger haben ein Händchen dafür, im Hochpunkt zur kaufen und im Tiefpunkt zu verkaufen.

  • Aktien und ETFs kann man machen. Für mich wäre jedoch sehr hohe Flexibilität wichtig. Gesetzt man bekommt plötzlich eine Krankheit, die die Lebenserwartung deutlich reduziert, man will dann vielleicht nochmal voll leben, bevor die Krankheit zuschlägt, dann ist man mit Aktien nicht mehr flexibel genug. Eine statische Lebenserwartung und die persönliche sind nochmal zweierlei. Das ist in dem Spiel die große Unbekannte und mir wäre hier mehr Flexibilität wichtiger. Zumindest mal bedenken, auch wenn das sehr persönliche Präferenzen sind.

  • Für mich wäre jedoch sehr hohe Flexibilität wichtig.

    Es ist natürlich vollkommen in Ordnung, daran die Anlage auszurichten. Man muss nur bedenken, dass man diese Flexibilität mit deutlich niedrigerer Rendite und realem Wertverlust "erkauft". Flexibilität und langfristiger Werterhalt gehen nicht zusammen (wenn Flexibilität bedeutet, dass man zu jeder Zeit sicher den Nennwert der Anfangsinvestitions erhält - denn flexibel sind Aktien-ETFs auch, sie können jederzeit verkauft werden).

  • Klar, das sehe ich auch. Trotzdem wäre ich noch aus einem anderen Grund mit Aktien vorsichtig. Der Blick in die Vergangenheit hat gezeigt, daß Börseneinbrüche nach 10 oder 15 Jahren ausgesessen sind, aber was ist mit der Zukunft? Das sind Werte aus der Vergangenheit und keine Naturgesetze. Wenn man jünger ist, kann man ggf. auch etwas längere Einbrüche wegstecken. 2 oder 3 Jahre mehr, darauf kommt es nicht an. Nicht jedoch in diesem Alter. Außer ist wichtig, ist die Entnahme was oben drauf, also ggf. verzichtbar oder eher eine Grundversorgung. Hier decken Miete und Rente mal gerade die Kosten der privaten Krankenversicherung. Geht also eher um eine Art Grundversorgung. Auch ein abbezahltes Haus hat Kosten, was je nach Zustand auch ganz schön ins Geld gehen kann.


    Aber wie gesagt, da hat jeder seine Präferenzen.

  • sich von der GmbH zu lösen würd ich auch gerne. Geht nur, wenn man Nachfolger/Übernahme der GmbH findet, der die Pensionsverpflichtung übernimmt. Ja und da hängt man ja doch noch irgendwie dran. Wenn man nicht mehr lange lebt, freut sich der Nachfolger/Käufer. Keine Ahnung, wie es ist wenn dann der Nachfolger insolvent geht.

    Ja, die Fehler der Vergangenheit holen einen immer ein!

    Kein Nachfolger: Man muss monatlich 2.000,- Euro bekommen (Pensionverpflichtung). Ok, man muss dies ja nicht unbedingt aufbrauchen (sparsam lebt) und kann das Übrige privat sparen.

    Unser selbst bewohntes Haus und 1Zimmerwohnung haben wir unseren Kindern auf Niessbrauch überschrieben.

  • Zitat

    Eine ziemlich gute Wahrscheinlichkeit, daß das Geld reicht, hat man bei einer Entnahmequote von 4%, besser 3,5% aus einem gemischten Portfolio.

    Wie kommst du darauf? Und wie definiert du „reichen“? Also welche Lebenserwartung legst du zugrunde? Gehst du dann davon aus, daß das Vermögen erhalten bleibt?

  • Ok, hab mal gegoogelt. Diese 4 Prozent Regel geht davon aus, daß es 30 Jahre reichen soll d.h. dann bis zum 100. Lebensjahr.


    So würde ich nicht rechnen. Was dabei rauskommt, ist nur wenig über Grundsicherung. Ich würde € 2.000 entnehmen, es reicht bis zum 90. ten, mal annehmen, daß ich nicht 100 werde und ggf. dann von Grundsicherung leben, statt mir JETZT schon eine 30 jährige selbst gemachte Grundsicherung zu verpassen.