Vorgehen bei der Ruhestandsplanung

  • Bin der Meinung, dass für die täglichen Ausgaben die Rente für den durchschnittlichen Bezieher reicht, alles an Luxus muss dann mit der privaten Vorsorge beglichen werden.

    Der 'Eckrentner' liegt aktuell bei 1.692€ (Brutto). Das erreichen viele Rentner nicht. In Hamburg kann ein 1. Personenhaushalt unterhalb eines Bruttoeinkommens von 1.550€ einen Antrag auf Wohngeld stellen.

    Da fragt man sich dann schon mal ab wann 'Luxus' beginnt. :/

  • Der 'Eckrentner' liegt aktuell bei 1.692€ (Brutto). Das erreichen viele Rentner nicht. In Hamburg kann ein 1. Personenhaushalt unterhalb eines Bruttoeinkommens von 1.550€ einen Antrag auf Wohngeld stellen.

    Da fragt man sich dann schon mal, ab wann 'Luxus' beginnt. :/

    Die Orientierung allein an der gesetzlichen Rente greift oft zu kurz.


    Viele Ruheständler beziehen neben ihrer gesetzlichen Rente auch noch eine andere Rente, etwa eine Betriebsrente. Im öffentlichen Dienst ist letztere beispielsweise Pflicht.


    Ein guter Bekannter ist wohlversorgter Versorgungswerksrentner. Eine kleine gesetzliche Rente in Höhe von 180 € bezieht er aber zusätzlich. Beim Rentenbescheid lag der Antrag auf Sozialhilfe gleich dabei, und in der Statistik erscheint er als "Rentner, der von der gesetzlichen Rente nicht leben kann".

  • Schön, wenn wir alle dereinst rüstig, hochbetagt und bei bester Gesundheit sterben.


    Was aber, wenn wir jahrelang gepflegt werden müssen? Ich fürchte, bei der derzeitigen demografischen Entwicklung wird nur noch ordentlich gepflegt, wer ordentlich dafür bezahlen kann. Ist eigentlich heute schon so. Also bitte diesen Aspekt nicht unberücksichtigt lassen.

  • Die Orientierung allein an der gesetzlichen Rente greift oft zu kurz.

    Schon klar. Man sollte jedoch die aktuellen Rentner nicht unbedingt mit den zukünftigen Rentnern vergleichen. Da hat sich schon einiges zum schlechten gewandelt.

    Ich kenne in meinem Umfeld nicht wenige angehende Rentner die außer einem 'toll' gelaufenen Riester nix weiter an anderen Renten bekommen.

    Im öffentlichen Dienst ist letztere beispielsweise Pflicht.

    Übrigens sind 'nur' 11% aller Arbeitnehmer in Deutschland im öffentlichen Dienst beschäftigt (Stand 2022).

    Unser Unternehmen ist z.B. in vielen Dingen dem öffentlichen Dienst gleich gestellt. Früher hatte das Unternehmen auch eine großzügige Betriebsrentenregelung. Die wurde aber vor einigen Jahren ersatzlos gestrichen. Das Unternehmen ächzt noch heute unter den Pensionszusagen für die ehemaligen Mitarbeiter.

    Aus dem Bekanntenkreis weiß ich, dass ich damit längst nicht allein dastehe. Haben einige Firmen so gemacht die früher Betriebsrenten für Ihre Mitarbeiter hatten.


    Wenn ich den Statistiken glauben darf besitzen rund 21 Mio. Arbeitnehmer in Deutschland eine Anwartschaft auf eine Betriebsrente (bAV). Ob da auch alte stillgelegte dazuzählen? Dann habe ich ja auch eine bAV.;)

    Außerdem haben ja einige Arbeitnehmer mehr als nur eine bAV.

    Insgesamt haben trotzdem > 46% aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigen in Deutschland keine bAV. Ich würde sogar drauf wetten, dass davon eher Menschen mit eher geringen Ansprüchen an die GRV stärker betroffen sind. :/

    BTW: Die Höhe der späteren bAV-Renten spielt auch noch eine Rolle! ;)

  • Schön, wenn wir alle dereinst rüstig, hochbetagt und bei bester Gesundheit sterben.


    Was aber, wenn wir jahrelang gepflegt werden müssen? Ich fürchte, bei der derzeitigen demografischen Entwicklung wird nur noch ordentlich gepflegt, wer ordentlich dafür bezahlen kann. Ist eigentlich heute schon so. Also bitte diesen Aspekt nicht unberücksichtigt lassen.

    Ich gebe es ehrlich zu.

    Meine finanzielle Planung sieht auch keine jahrelange Pflege vor.

    Ich orientiere mich da einfach an meinem familiären Umfeld. Niemand musste lange gepflegt werden.

    Wenn es bei meiner Partnerin oder mir mal anders sein sollte, muss man halt schauen wie lange das Vermögen so reicht.

  • Ich gebe es ehrlich zu.

    Meine finanzielle Planung sieht auch keine jahrelange Pflege vor.

    Ich orientiere mich da einfach an meinem familiären Umfeld. Niemand musste lange gepflegt werden.

    Wenn es bei meiner Partnerin oder mir mal anders sein sollte, muss man halt schauen wie lange das Vermögen so reicht.

    Ich habe eine private Pflegeversicherung mit Zusatz zur häuslichen Pflege.


    Sollte es so weit kommen, ist es eine gute Unterstützung. Falls nicht, habe ich einiges an Geld versenkt. (Ich war nunmal schon Ende 50, als ich das abgeschlossen hatte.)

  • Wenn Du im Alter etwas Vermögen hast und teure Pflege notwendig wird, dann kannst Du das Vermögen dafür einsetzen. Wenn keine Pflege notwendig wird, kannst Du es anderweitig einsetzen oder die Erben freuen sich darüber.


    Wenn Du Dein Geld in entsprechende Versicherungen investierst, ist es auf jeden Fall weg und Du merkst erst im Versicherungsfall, ob das Produkt überhaupt das leistet, was Du Dir erhofft hast.


    Aus meiner Perspektive ist die Versorgung finanziert durch die gesetzlichen Pflegeversicherung, häufig Wohngeld und eventuell Sozialhilfe qualitativ mindestens ausreichend. Die Angst vor dem Sozialamt und dem Zugriff auf das Vermögen halte ich für weitgehend unbegründet. Im schlimmsten Fall gibt es nichts mehr zu Vererben. Eine Versorgung im Luxusheim können sich nur die wenigsten leisten. Und die, die sich das nicht leisten können, können sich auch keine Versicherung auf dem Niveau leisten.


    Hilfreich ist es, wenn Du Familie oder sehr gute Freunde von guter Gesundheit hast, die sich im Bedarfsfall um Dich kümmern. Gerade in der ambulanten Pflege gibt es diverse Leistungen, die gefunden und geschickt kombiniert werden wollen.

  • Wenn Du Dein Geld in entsprechende Versicherungen investierst, ist es auf jeden Fall weg und Du merkst erst im Versicherungsfall, ob das Produkt überhaupt das leistet, was Du Dir erhofft hast.

    Wenn man es (selbst) denn noch merkt! :/

    Pflege kann auch durch fortschreitende Demenz notwendig werden.

    Hilfreich ist es, wenn Du Familie oder sehr gute Freunde von guter Gesundheit hast, die sich im Bedarfsfall um Dich kümmern.

    Ohne das wird es ohnehin schwer seine Ansprüche dann auch durchzusetzten. Ob man Geld hat oder nicht!

  • Wenn aber trotzdem der Pflegefall eintritt, und das vorhandene Kapital reicht dafür nicht aus und das Sozialamt einspringen muss, übergangsweise!

    Dann werden nämlich die Kinder, falls vorhanden, zur Kasse gebeten!

  • Wenn die Kosten der Pflege nur die Höhe des Erbes mindern, dann ist das eine Sache, wenn der Ehegatte aber nicht mehr weiter weiß, dann ist das eine andere Kategorie.


    Pflegezusatzversicherungen können in gewissen Fallkonstellationen Sinn machen, aber nicht zwingend in jeder Situation.

  • Dann werden nämlich die Kinder, falls vorhanden, zur Kasse gebeten!

    Typisches Argument der Versicherungen! :/

    Und ja, die ganze Gesetzeslage zu dem Thema Pflege kann sich später noch ändern. Ist sogar sehr gut möglich, wenn die Bevölkerung zusehends älter wird und verstärkt auf Pflege angewiesen sein sollte.


    Und natürlich stellen sich auch Fragen der Gerechtigkeit. Was machen wir mit Eltern, die 'rechtzeitig' große Teile Ihrer Vermögenswerte an die Kinder übertragen und dann später auf ggf. Sozialleistungen angewiesen sind?

    Wäre es dann nicht nur gerecht das Vermögen der Eltern aus der Schenkung an die Kinder zurück zu fordern?

    Alternativ können die Kinder ja auch die Pflege Ihrer Eltern zu Hause übernehmen?

    Ich gehe mal davon aus, dass dazu in den nächsten Jahrzehnten noch eine gesellschaftliche Diskussion aufkommen dürfte.

  • Wäre es dann nicht nur gerecht das Vermögen der Eltern aus der Schenkung an die Kinder zurück zu fordern?

    Innerhalb von 10 Jahren wird das auch gemacht.



    Wenn Du im Alter etwas Vermögen hast und teure Pflege notwendig wird, dann kannst Du das Vermögen dafür einsetzen.

    Da reicht aber nicht "etwas" Vermögen. Erst recht nicht, wenn man es angenehm haben möchte.

    Das Pflegeheim meiner Mutter kostete schon vor drei Jahren ca. 4800 Euro pro Monat. Etwa 3500 Euro bleiben da als Eigenleistung oder fürs Sozialamt, falls das "Vermögen" nicht mehr als 5000 Euro beträgt. Die heutigen Kosten sind mit Sicherheit höher.

    Was man dafür bekommt? "Satt- und sauber-Pflege". Mehr nicht. Die Leute dort sterben allein, die, die vor Schmerzen stöhnen, sich aber nicht artikulieren können, stöhnen eben den ganzen Tag. Meiner Mutter ging es gut, so lange sie sich ihr Wasser selbst holen konnte. (Lange Geschichte, ich fasse mich kurz.) Danach ist sie dehydriert und innerhalb weniger Tage verstorben.


    Ich kenne und kannte nicht wenige Familien, die die "Oma" zuhause gepflegt haben. Abgestellt in einem Zimmerchen, weit weg vom Familienleben.


    Wir haben im Freundeskreis einen älteren Herrn, der für sich allein vier(!) Krankenschwestern eingestellt hat. Das nenne ich Idealfall. :thumbup:

  • Und natürlich stellen sich auch Fragen der Gerechtigkeit. Was machen wir mit Eltern, die 'rechtzeitig' große Teile Ihrer Vermögenswerte an die Kinder übertragen und dann später auf ggf. Sozialleistungen angewiesen sind?

    Was machen wir mit Eltern, die ihr ganzes ganzes Geld verlebt haben (und die Kinder haben nichts davon gesehen und werden trotzdem unterhaltspflichtig)? Sozialsysteme belohnen tendenziell immer diejenigen, die ihr Geld verleben und bestrafen diejenigen, die ihr Leben lang gespart haben. Denn die müssen dann erstmal ihr ganzes angespartes Vermögen für die Pflege hergeben. Wer sein Leben lang nichts gespart hat, alles für Konsum, Reisen, neue Autos rausgehauen hat, bekommt genau die gleiche Leistung zusätzlich oben drauf.


    Und ganz ungerecht wird es bei dem, der wegen einer Behinderung sein Leben lang auf Pflege angewiesen ist. Selbst wenn er 5.000 EUR netto verdient, das maximale Schonvermögen liegt bei 10.000 EUR, das heißt er kann noch nichtmal für ein ordentliches Auto sparen, geschweige denn die allgemein empfohlene Rücklage von 3-6 Monatsgehältern aufs Tagesgeld packen, weil ihm alles sofort für die Pflege wieder weggenommen wird.


    „Gerecht“ war das System noch nie.

  • Rieslingschorle

    Und glaubst Du, dass Du dem durch eine Versicherung entgehen kannst?

    Die Versicherung wird Dir auch keine 4-Krankenschwestern Supi-Dupi-Versorgung bezahlen, sondern auch nur die Basisdinge "Satt & Sauber". :/


    Die durchschnittliche Verweildauer in einem Pflegeheim liegt so bei 25 Monaten. Gehen wir mal von 36 Monaten aus.

    Macht 36 x 4.000€ die man als Eigenanteil zahlen müsste.

    Wären 144.000€. So viel ist das dann auch nicht.

    Wenn ich z.B. meine Mutter und Ihr Vermögen betrachte kommt allein die Hälfte aus der Rente. Den Rest könnte Sie erstmal mit Ihren Ersparnissen finanzieren.

    Da müsste Sie in den 3 Jahren noch nicht mal das Haus verkauft werden um die Pflegekosten zu decken.


    Natürlich gibt es die Menschen, die 10 und mehr Jahre in einem Pflegeheim vegetieren. Aber muss man wirklich mit dem Extremfall planen? :/

    M.E. leben wir genau deswegen in einer Solidargemeinschaft in der solche Extreme dann von der Gemeinschaft aufgefangen werden.


    PS: Mein Vater ist mit 90 nach 3 Wochen im Pflegeheim verstorben. Und das war auch gut so.

  • Wir haben im Freundeskreis einen älteren Herrn, der für sich allein vier(!) Krankenschwestern eingestellt hat. Das nenne ich Idealfall.

    Das ist die Zahl der Stellen, die man für eine 7*24-Versorgung benötigt, wenn man alles richtig machen will.


    Du hast sehr schlechte Erfahrungen mit den Heimen gemacht. Hier in der Gegend ist es glücklicherweise besser, auch wenn es wie überall an Personal mangelt. Die finanzielle Belastung für die Heimbewohner wurde zwischenzeitlich gesenkt. Es gibt jetzt einen Pflegezuschlag, der gerade bei längerem Heimaufenthalt merklich dämpft: https://www.verbraucherzentral…laege-zu-heimkosten-68404


    Das Problem bei den mir bekannten Zusatzversicherungen ist, dass sie auf dem Niveau der gesetzlichen Leistungen und damit der Heim-Standardversorgung bleiben. Es wird kein zusätzliches Geld für Extra-Leistungen oder ein teureres Heim frei. Lediglich die Rechnung wird nicht von Bewohner oder Sozialamt gezahlt, sondern -wenn alles gut geht- von der Versicherung.

  • Wir haben im Freundeskreis einen älteren Herrn, der für sich allein vier(!) Krankenschwestern eingestellt hat. Das nenne ich Idealfall.

    Ich nenne das allenfalls einen unrealistischen Idealfall.

    Das ist die Zahl der Stellen, die man für eine 7*24-Versorgung benötigt, wenn man alles richtig machen will.

    Ja.


    Neulich ist in der Straße eine ältere Dame verstorben (an ihrem 103. Geburtstag, die Aufregung des Bürgermeisterbesuchs war wohl zu viel für sie). Sie hatte sich über lange Jahre halb-legal oder ganz illegal eine Pflegekraft aus Osteuropa besorgt, wie das heutzutage vielfach üblich ist, und war in der Nachbarschaft für ihre ständige Jammerei bekannt. Es könne schließlich nicht sein, daß für sie nicht ständig eine Betreuungsperson präsent sei. Im übrigen sei es für alte Leute angemessen, daß sie möglichst lang in ihrer Wohnung bleiben könnten.


    Mal ganz abgesehen von den Kosten: Wo sollen die vielen Betreuungspersonen denn herkommen, zumal man ja bei dieser Methode pro betreute Person streng genommen mehrere Betreuungspersonen braucht? Auch in Osteuropa schlägt die Demographie zu. In 20 oder 30 Jahren werden zu Betreuungszwecken nicht mehr so viele passende Polinnen und Ukrainerinnen zur Verfügung stehen wie heute.

  • Auch in Osteuropa schlägt die Demographie zu. In 20 oder 30 Jahren werden zu Betreuungszwecken nicht mehr so viele passende Polinnen und Ukrainerinnen zur Verfügung stehen wie heute.

    Och, da gibt es noch viel Potential. Asien oder Afrika fallen mir hier ein.

    Die Frage ist aber, ob es uns auch gelingt ausreichend Menschen nach Deutschland zu locken?

    Andere (englischsprachige) Länder auf der Welt stehen vor ähnlichen Problemen. Als Inder hat man da i.d.R. einen sprachlichen Bonus.

    Evtl. wäre es dann zielführender unsere Alten in die entsprechenden Länder zu 'exportieren'. Die Zukunft wird es zeigen.

  • Das ist die Zahl der Stellen, die man für eine 7*24-Versorgung benötigt, wenn man alles richtig machen will.

    So ist es. Der ältere Herr in unserem Freundeskreis hat Tag und Nacht eine Krankenschwester bei sich, 7 Tage die Woche.


    Die Betreuungskräfte, die wir aus anderen Ländern holen, fehlen in diesen Ländern. In Polen holt man sich die Pflegerinnen aus Weißrussland, weil die Polinnen gen Westen ziehen. Selbige fehlen dann in Weißrussland.

  • Die Betreuungskräfte, die wir aus anderen Ländern holen, fehlen in diesen Ländern.

    Ich finde das ohnehin sehr unethisch, wenn deutsche Politiker auf Werbetour ins Ausland für Arbeiten in Deutschland gehen. Diese Länder brauchen die 'guten', gut ausgebildeten Leute selber.