Meinung Portfolio SmallCaps aufhören

  • Bei 50% Aktienquote ist es meiner Meinung nach vollkommen sinnlos, am Portfolio herumzuoptimieren. Die erwartete Rendite wird sich nur geringfügigst steigern, falls überhaupt. Und irgendwelche USA-Klumpenrisiken schlagen nur sehr gebremst auf das Gesamtportfolio durch. Deutlich sinniger wäre hier, den Aktienanteil z.B. auf 60% zu erhöhen und alles in einen ETF zu stecken. Immer noch ziemlich konservativ, aber das wird mehr Rendite bringen als die perfekte ETF-Mischung

    Ich bin völlig Deiner Meinung, aber darum geht es nicht.

    Der durchschnittliche Investment-Anfänger hat so viel Finanzpornographie gelesen, daß er glaubt, er müsse sein Depot unbedingt feinstrukturieren. Das sei das Kennzeichen des Experten, und Experte möchte schließlich jeder gern sein. Das zeigt sich gerade hier im Forum immer wieder. Offensichtlich braucht es Zeit, bis man zu Deiner oben völlig richtig dargestellten Erkenntnis gelangt, nämlich daß selbst eine Kursrakete keine große Wirkung erzielt, wenn sie nur wenige Prozente eines Portfolios ausmacht.

  • Offensichtlich braucht es Zeit, bis man zu Deiner oben völlig richtig dargestellten Erkenntnis gelangt, nämlich daß selbst eine Kursrakete keine große Wirkung erzielt, wenn sie nur wenige Prozente eines Portfolios ausmacht.

    (...) es verleitet vor allem dazu, sich selbst zu überschätzen. (Overconfidence)

    Wenn ich mal eine „Rakete“ geschafft habe, (mit wenig Geld) glaube ich schnell es mal mit „etwas“ mehr Geld zu versuchen.

    Ich glaube, es geht dem Fragesteller weniger um eine mögliche "Kursrakete", sondern eher um die Risikostreuung in seinem Portfolio - und da kann es evtl. schon sinnvoll sein, ggf. anders zu streuen als andere.

    Im Übrigen stimmt es auch nicht, dass eine Kursrakete, die nur wenige Prozente eines Portfolios ausmacht, keinen Unterschied machen würde. Eine einzelne Kursrakete, die nur 10% eines Depots ausmacht, sich aber verzehnfacht, verdoppelt fast das gesamte Depot (190%). Wenn der Rest gleichzeitig in den Keller geht und sich zB halbiert, bleiben immer noch 45% Gewinn. Und das nur wegen einer einzigen kleinen "Kursrakete".

  • Hallo zusammen,

    der Overconfidence Effekt ist schnell gegeben.

    Unsere Sorte neigt dazu. Wir sind schon erstaunlich.

    Besser sehr vieles dem Algorithmus überlassen.

    Ich meine dieses ist es:

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    LG

  • Hmm, ich kann in dem breit gestreuten Depot des Fragestellers jetzt keine Anzeichen für Selbstüberschätzung erkennen, aber vielleicht meinst Du etwas ganz anderes.

    Ich sehe ein Problem eher in dem mangelnden Selbstvertrauen vieler Kleinanleger, sich mit dem Inhalt ihres Depots zu beschäftigen.

    Grundsätzlich bin ich ein Fan davon, selbst zu verstehen, wie ich mein Depot gestreut habe.

    Dass zB ein "MSCI World Index ETF" zu 70% in den USA investiert und zu fast 33% in Unternehmen der Informationstechnologie dürfte für viele Menschen überraschend sein, die sich lieber blind auf Algorithmen verlassen und dachten, sie seien "breit gestreut" angelegt.

    Unter "World" stellen viele sich doch eine etwas andere Zusammensetzung vor - jedenfalls, wenn sie in einer ruhigen Minute darüber nachdenken würden.

  • 30% NordAmerika: Xtrackers MSCI USA UCITS ETF (Acc)

    25% Europa: Xtrackers STOXX Europe 600 UCITS ETF (Acc)

    20% EM: Xtrackers MSCI Emerging Markets UCITS ETF (Acc)

    10% Small Cap EU: Xtrackers MSCI Europe Small Cap UCITS ETF

    15% Pazifik: iShares Core MSCI Pacific ex-Japan UCITS ETF

    Letztlich hast du eine Art ACWI IMI als Eigenbaulösung, nur mit etwas anderer Gewichtung. USA ist demgegenüber geringer gewichtet und Japan fehlt. Insbesondere Pazifik, also u.a. Australien etc. und Europa dafür übergewichtet. Der Small Cap Anteil dürfte grob etwa gleich sein. Kann man alles machen, die Korrelation der weltweiten Aktienmärkte untereinander ist eh hoch. Mit etwas Glück fährst du damit sogar besser, das ist dann aber reiner Zufall. Ich hab auch small Caps separat, mein Depot ist aber größer. Du kannst das jetzt entweder alles stärker in Richtung der Marktkapitalisierung oder BIP umgewichten. Oder du gehst gleich auf eine 1 ETF Lösung bspw. mit einem ETF auf obigen Index.

  • Vielen Dank für die ganzen Antworten.

    Ich würde mich nicht als Selbstüberschätzt, aber auch nicht als Experte schätzen. Ich interessiere mich für das Thema, aber habe vllt auch diese "Angst" des Kleinanlegers. Deshalb ist 50% meine Vermögens im Sicherheitsbaustein und nicht in ETFs.

    Ihr habt jetzt einiges über die Zusammenstellung gesagt und dass man bei dem Betrag auch einfach in den MSCI World kann. Nochmal zur Sicherheit/Richtigstellung. In Aktien-ETFs fließen jeden Monat 1,2k und die 1,2k werden Prozentual auf die ETFs aufgeteilt. Momentan stecken 50k in Aktien.

    Mit diesen Zahlen nun. Würdet ihr mir raten in einen MSCI World zu gehen und die Aufteilung zu lassen? Ich habe diese Aufteilung vor ca. 5 Jahren gewählt, weil ich damals viel gelesen habe, dass der World sehr USA-Lastig ist. Mit der eigenen Aufteilung wollte ich dies ändern bzw. die Gewichtung mehr auf Europa zu ändern.

    Das mit Japan ist ein Fehler, den ETF werde ich für einen Japan ETF tauschen. Habt ihr hier eine Empfehlung? Fast alle Pazific haben ex Japan oder sind EM Asien (die meines Wissens auch kein Japan haben).

    Viele Grüße,
    Papakurt

  • Ich glaube, es geht dem Fragesteller weniger um eine mögliche "Kursrakete", sondern eher um die Risikostreuung in seinem Portfolio - und da kann es evtl. schon sinnvoll sein, ggf. anders zu streuen als andere.

    Das Depot des Fragestellers ist mit 25 T€ nicht besonders groß. Er hat es in 5 ETFs aufgeteilt,der kleinste hat 10% (also 2500 €), der größte hat 30% (also 7500 €).

    Ja, wenn sich der kleinste ETF verzehnfacht (besser gesagt: den anderen weit davonläuft), dann könnten aus 2500 € 25 T€ werden - auch noch ein relativ kleiner Betrag. Vor allem: Ein Investmentpornoleser würde es soweit überhaupt nicht kommen lassen, sondern den Gewinnerfonds vorher sicherlich herunterbalancieren. Dazu kommt: Eine Einzelaktie mag sich in kurzer Zeit verzehnfachen, bei einem Standard-ETF halte ich das für unwahrscheinlich.

    Ich bin halt Anhänger der Maxime KISS. Ich würde ein Depot von 25 T€ nicht feinstrukturieren, sondern einfach einen breiten Standard-ETF kaufen.

    Das darf aber jeder Anleger mit seinem eigenen Geld machen, wie er lustig ist.

    • Hilfreichste Antwort

    Mit diesen Zahlen nun. Würdet ihr mir raten in einen MSCI World zu gehen und die Aufteilung zu lassen? Ich habe diese Aufteilung vor ca. 5 Jahren gewählt, weil ich damals viel gelesen habe, dass der World sehr USA-Lastig ist. Mit der eigenen Aufteilung wollte ich dies ändern bzw. die Gewichtung mehr auf Europa zu ändern.


    Das mit Japan ist ein Fehler, den ETF werde ich für einen Japan ETF tauschen. Habt ihr hier eine Empfehlung? Fast alle Pazific haben ex Japan oder sind EM Asien (die meines Wissens auch kein Japan haben).

    Da gibt es kein richtig oder falsch. Die Höhe des Aktienanteils ist jedenfalls entscheidender als dessen Struktur und die Gewichtung der einzelnen Regionen. Tendenziell wirst du hier eher die Empfehlung für eine 1-ETF Lösung mit MSCI World oder MSCI ACWI IMI Lösung bekommen. Wenn es mein Depot wäre, ich würde das tatsächlich jetzt einfach von der Struktur beibehalten. Ich finde das gar nicht schlecht. Nur ggf. den Pacific-Ex Japan gegen Japan only tauschen. Und dann vielleicht die Sparraten etwas weg von Europa hin zu USA anpassen. Und 1.200 EUR ist ja eine ordentliche Sparrate. Ich würde da nochmal über die Aktienquote nachdenken und diese ggf. erhöhen.

  • Der durchschnittliche Investment-Anfänger hat so viel Finanzpornographie gelesen, daß er glaubt, er müsse sein Depot unbedingt feinstrukturieren.

    Ist der durchschnittliche Investment-Anfänger mit dem Durchschnittsdeutschen (der immer Steuern spart und alles anders macht als Du) verwandt oder ist das eine zufällige Namensgleichheit? :rolleyes: :/

  • Papakurt 21. Mai 2024 um 11:39

    Hat einen Beitrag als hilfreichste Antwort ausgewählt.
  • Ich bin halt Anhänger der Maxime KISS. Ich würde ein Depot von 25 T€ nicht feinstrukturieren, sondern einfach einen breiten Standard-ETF kaufen.

    Ich würde sogar noch weiter gehen.

    Der Durschnitts-ETF-Sparer sollte erstmal einfach einen FTSE All World, MSCI ACWI ETF besparen warten bis das Depot im höheren 5-stelligen Bereich angekommen ist.

    Das dauert bei einen normalen Sparer wohl einige Jahre. Und dann kann man nochmal in Ruhe überlegen, ob eine Beimischung wirklich einen Sinn ergibt.

    Evtl. erkennt man dann auch, dass 'einfach weiter so', die einfachste Lösung ist. ;)

    Und natürlich ist die Aktienquote ein Hebel. Ich persönlich halte nix von einer festen Aufteilung wie z.B. 50% Aktien / 50% sichere Anlagen.

    Liegt wohl an meiner Vergangenheit als 'Sparer'. Ich hatte 30 Jahre lang ausschließlich 'sichere' Geldanlagen. Geld was einfach so rumlag (sicher ;) ), was ich aber in all diesen Jahren nie gebraucht habe! :/

    Von daher habe ich nach reiflicher Überlegung eine Summe definiert, mit der ich mich wohl fühle. Alles was über diese Summe hinaus geht fließt in meinen Risikoteil. So fließen aktuell 85% meiner langfristigen Sparrate in mein ETF-Depot.

    Aktuell bin ich bei etwas über 2/3 im Risikoteil unterwegs. Und wenn der Risikoteil irgendwann 75% beträgt ist mir das auch egal. Ein höherer Aktienteil verringert ja nicht die absolute Summe meines sicheren Vermögensteils. ;)

  • Ich würde sogar noch weiter gehen.

    Der Durchschnitts-ETF-Sparer sollte erstmal einfach einen FTSE All World, MSCI ACWI ETF besparen, bis das Depot im höheren 5-stelligen Bereich angekommen ist.

    Das dauert bei einem normalen Sparer wohl einige Jahre. Und dann kann man nochmal in Ruhe überlegen, ob eine Beimischung wirklich einen Sinn ergibt.

    Evtl. erkennt man dann auch, dass 'einfach weiter so', die einfachste Lösung ist. ;)

    Da sind wir uns einig.

    Ich persönlich halte nix von einer festen Aufteilung wie z.B. 50% Aktien / 50% sichere Anlagen. Liegt wohl an meiner Vergangenheit als 'Sparer'. Ich hatte 30 Jahre lang ausschließlich 'sichere' Geldanlagen. Geld was einfach so rumlag (sicher ;) ), was ich aber in all diesen Jahren nie gebraucht habe! :/

    Von daher habe ich nach reiflicher Überlegung eine Summe definiert, mit der ich mich wohl fühle. Alles was über diese Summe hinaus geht fließt in meinen Risikoteil. So fließen aktuell 85% meiner langfristigen Sparrate in mein ETF-Depot.

    So war das bei mir auch.

    Aktien? Gruselig! Nie und nimmer! Da wache ich eines Morgens auf und alles ist weg!

    Es hat eine lange Zeit gebraucht, bis ich erkannt hatte, daß diese Furcht irreal ist. Ich spreche heute diesbezüglich übrigens von Chance und nicht von Risiko.

    Aktuell bin ich bei etwas über 2/3 im Risikoteil unterwegs.

    Im Chancenteil.

    Nicht gerechnet den "Sicherheitsbaustein" gesetzliche Rente, der sich bei Dir wie den meisten anderen auf einige hunderttausend Euro beläuft und der streng genommen bei der Vermögensbilanz berücksichtigt gehört.

    Und wenn der Risikoteil irgendwann 75% beträgt,

    ... weil er nämlich schneller steigt als die "Sicherheitsbausteine" ...

    ... ist mir das auch egal. Ein höherer Aktienteil verringert ja nicht die absolute Summe meines sicheren Vermögensteils. ;)

    Eben. Und bei aller Unkerei ist die staatliche Rente auch sischä (Allerdings nicht so hoch, wie manche Leute sie gern hätten).

  • Nicht gerechnet den "Sicherheitsbaustein" gesetzliche Rente, der sich bei Dir wie den meisten anderen auf einige hunderttausend Euro beläuft und der streng genommen bei der Vermögensbilanz berücksichtigt gehört.

    Die Rente berücksichtige ich selbstverständlich.

    Aber in etwa 10 Jahren wird es als Rentner eine finanzielle Lücke geben. Dazu kommt dann, dass durch ein mehr an Freizeit, dann i.d.R. auch ein mehr an Kosten entsteht. Habe ich zumindest in meinem Bekanntenkreis so erlebt, wo dann als Unruheständler die Kosten für Urlaube/Reisen oder Hobby zumindest in den ersten Jahren den Unruhestands gestiegen sind.

    Diese finanzielle Lücke möchte ich schließen. Nicht mehr und nicht weniger.

    Es hat eine lange Zeit gebraucht, bis ich erkannt hatte, daß diese Furcht irreal ist. Ich spreche heute diesbezüglich übrigens von Chance und nicht von Risiko.

    Stimmt! :/

    Für mich war vor wenigen Jahren eigentlich noch Alles klar. Ich habe mein Geld in 'sicheren' Anlagen. Mit 67 gehe ich dann in Rente und kann dann mit meinen 'sicheren' Ersparnissen ein einigermaßen auskömmliches Rentnerleben führen.

    Und dann habe ich mal angefangen mich mit meinen Finanzen zu beschäftigen. Ist jetzt runde 5 Jahre her. Und seit 4,5 Jahren bin ich an der Börse investiert.

    Nur die Börse und meine ETF ermöglichen mir überhaupt aktiv die Rente mit 63 (und Abschlägen) anzustreben.

    Sieht bisher sehr gut aus, dass das Alles finanziell klappt.

    Insofern trifft es den Nagel auf den Kopf: Die Investition an der Börse hat mir die Chance eröffnet früher und mit einem höheren finanziellen Niveau in den Unruhestand zu wechseln. ;)

    Und was ist, wenn die ganze Börse in den Keller geht? :/

    Dann müsste ich evtl. doch bis 67 arbeiten. Ein Aussicht die vor 5 Jahren ohnehin auf meiner Agenda vorgezeichnet war. Das Risiko schätze ich aber insgesamt als überschaubar ein.

    BTW: Wir haben in unserem Leben einige Freund und Bekannte durch Unfall/Krankheiten verloren. Da merkt man dann, dass 'finanzielle Sicherheit' eh nur eine ganz kleine Bedeutung im Leben hat.

  • Da geht's doch bestimmt nicht nur um das Glattstellen der Differenz eines einzigen Tages - oder?

    Doch. Ein Bankarbeitstag.

    Was ist, falls sich ein Emittent eines synthetischen ETF mit seinem Investment vertan hat und sich dauerhaft eine Diskrepanz zum Index auftut?

    Wenn der Fondsmanager einen falschen Hedge abgeschlossen hat, wäre das sehr dumm. Das wird mehrfach geprüft, sollte gleich auffallen.

    Der Hedgepartner steht natürlich nur für das gerade, was abgeschlossen wurde. Durch den täglichen Ausgleich der Bewertungen sollte das aber auch hier schnell auffallen.

    Bei physische Replizierung kann natürlich auch irgendwo eine falsche Anzahl von Aktien gekauft worden sein.