[Der Rechner des IW Köln] ist meines Wissens nach der Genaueste, wenn es um das Einschätzen des eigenen Einkommens geht.
Mit dem verlinkten Rechner des IW Köln kann man seine eigene Position im Gehaltsgefüge ermitteln. Die Studie des DIW Berlin handelt aber vom Vermögensgefüge.
Der Rechner des IWs betrachtet das Haushaltsnettoeinkommen. Dazu gehören auch imaginäre Mieten, die du durch deine eigene Immobilie sparst, plus alle weiteren Einkünfte neben deinem Gehalt (Zinsen, Dividenden, Mieten, sämtliche Transferzahlungen, etc.) und zwar aller Haushaltsmitglieder! Sonst könnte ja ein McProfit den Rechner gar nicht bedienen, da er kein Gehalt bezieht.
Das kann er auch nicht.
Derlei Seiten sind gedacht für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung, die monatlich feste Bezüge erhält, aus welchen Quellen auch immer (Erwerbsarbeit, Rente, "Amt"). Feste nominale Zahlungen kann man dort noch einbeziehen, aber schon bei einer kalkulatorischen Selbstnutzermiete wird es schwierig. Völlig chaotisch wird es, wenn man die Wertentwicklung von Vermögensgegenständen miteinbeziehen will.
Da steigt das 100-T€-Aktiendepot eines Angestellten mit 3000 € Nettogehalt in einem Monat um netto 3% (also 3000 €), dann ist er plötzlich doppelt so wohlhabend (in Bezug auf sein Nettoeinkommen) - im Monat drauf sinkt das Depot um 3000 €, dann ist der gleiche Mensch in der gleichen Beschäftigungssituation plötzlich Habenichts.
Man kann solche Situationen schlichtweg nicht mehr deterministisch kalkulieren.
Von diesem systematischen Problem kann Dir jeder Selbständige ein Liedlein singen: Er geht zur Bank, will einen Hauskredit, der Bankprodukteverkäufer fragt nach dem Monatseinkommen. Da hat der Selbständige dann ein Problem: Manchmal ist es gut, manchmal ist es nicht so gut, sein Einkommen schwankt jedenfall ganz erheblich. Der Bankprodukteverkäufer runzelt die Stirn. Ihm ist der Beamte lieber, der voraussichtlich die nächsten 20 Jahre ein regelmäßiges und stets wachsendes Einkommen beziehen wird.
Ein zweiter Aspekt ist mir aber wichtiger, ich habe ihn auch schon genannt: Einkommen und Vermögen korrelieren nicht so stark, wie manche Leute das für gegeben halten. Es kann sein, daß eine Person mit relativ geringem Einkommen ein erhebliches Vermögen hat; es kann sein, daß eine Person mit einem erheblichen Einkommen kein nennenswertes Vermögen hat (siehe oben).
Das sind zwei getrennte Sichtweisen: Die Studie des DIW Berlin behandelt die Vermögensstruktur der Bevölkerung unter spezieller Berücksichtigung der Reichen im Land. Bei dem Rechner des IW Köln geht es um Einkommen.