100% Aktien für jedes Alter?

  • @johu

    Zusatz: Ich denke der Kern dieser Studie ist, dass sich Anleihen langfristig in die gleiche Richtung wie Aktien bewegen und nur im kurzfristigen Bereich das Risiko senken können. Da für den Privatanleger eigentlich immer nur langfristige Zeiträume in Frage kommen, ist eine Beimischung von Anleihen immer kontraproduktiv. Anleihen haben dann nämlich keine puffernde Wirkung für das Aktienportfolio, eine schlechtere Rendite und sind von ihrer Konstruktion her nicht oder schwer in der Lage Krisen schnell auszugleichen. Ohne eine Evidenz zu haben, wird m.E. damit jede Form von breiter Aktien-Allokation ein Mischdepot aus Aktien und Anleihen in den relevanten Bereichen schlagen. Der Autor sagt ja selbst, dass auch ein reines US-Portfolio eine Mischung schlagen würde, nur schlechter als 50%US + 50%EX-US.

  • Die Umsetzung für einen Europäer ist ein Punkt, der mir auch Kopfzerbrechen bereitet. Ich würde es mit 50% Europa 50% EX-Europa übersetzen, da es anscheinend hauptsächlich um die Währung geht. Aber auch bei dieser Allokation sträuben sich bei mir die Nackenhaare. Dafür findet sich wirklich überhaupt keine wissenschaftliche Rechtfertigung.

    Das mit der Währung ist jetzt Interpretation. In den zugrundeliegenden Zeitreihen gab es die längste Zeit keinen Euro und bei Deutschland war es dann wohl der DAX.

    Wenn ich das mit der 4%-Entnahme richtig verstanden habe, beziehen sie die 4% auf das Anfangskapital. Der Entnahmebetrag wird also nicht jährlich am veränderten Portfoliowert angepasst und es gibt damit die Möglichkeit einer Pleite. Oder habe ich das falsch verstanden? Sonst würde die Aussagen ,,höhere Pleitewahrscheinlichkeit, wenn Crash zu Beginn der Entsparphase" oder ,,höhere Pleitewahrscheinlichkeit, wenn Aktienmarkt schlecht während der gesamten Entsparphase" keinen Sinn machen.

    Ja schon richtig verstanden, es gibt aber eine Abb B.11 mit alternativer Entnahme. Dort ist die Pleitewahrscheinlichkeit durchwegs 0, weil nur 4% vom aktuellen Bestand entnommen wird. Ich wollte damit nur sagen, dass die Pleitewahrscheinlichkeit auch nur eine Zahl ist und man sich nicht darauf versteifen sollte diese zu minimieren.

    Die Gewichtung der Länder beeinflussen die Ergebnisse deutlich. Da gebe dir recht. Ich finde es allerdings faszinierend, dass ein reines US-Portfolio schlechter abschneiden würde, obwohl dieser Markt in den vergangenen 120 Jahren in fast allen relevanten Zeiträumen ganz oben oder fast ganz oben war. Der Autor meint ja, dass die Diversifikation über viele Länder der Hauptgrund für die guten Ergebnisse wäre, weil hier besser diversifiziert wird (=weniger Korrelation) , als wenn man andere Assets beimischt.

    Verstehe ich nicht so. Momentan verstehe ich es so, dass domestic != US sondern alle 38 Länder, Gewichtung der Länder unklar.

  • Kannst du vielleicht noch den Grund erläutern weshalb du börsentäglich ins Depot schaust und wöchentlich deine Performance trackst? Welchen Mehrwert bringt es dir im Vergleich zu Anlegern, die nur einmal im Jahr oder noch weniger ihr Depot checken?

    1. Spaß

    2. Gewöhnung an die Volatilität. Bei mir hat sich schon nach ein paar Wochen ein gewisser Gewöhnungseffekt eingestellt. "Ständig" diese Tagesgewinne/-verluste von bis zu 12.000 Euro 🤑😭. Mich macht das ganze Auf und Ab etwas gelassener.

    3. Ich tracke alle finanziellen Sachen in einem altmodischen digitalen Haushaltsbuch. Früher sogar mit schön bunten Diagrammen. Das gab mir das Gefühl nicht den Überblick zu verlieren.

  • Der Vergleich hinkt - Derjenige mit der 100% Aktienquote startet voraussichtlich mit einem höheren (ggf. auch deutlich höheren) Ausgangskapital vor dem Crash. Aber ja, bei einem 90% Crash fährt der 60/40 besser.

  • Das mit der Währung ist jetzt Interpretation. In den zugrundeliegenden Zeitreihen gab es die längste Zeit keinen Euro und bei Deutschland war es dann wohl der DAX.

    Ja schon richtig verstanden, es gibt aber eine Abb B.11 mit alternativer Entnahme. Dort ist die Pleitewahrscheinlichkeit durchwegs 0, weil nur 4% vom aktuellen Bestand entnommen wird. Ich wollte damit nur sagen, dass die Pleitewahrscheinlichkeit auch nur eine Zahl ist und man sich nicht darauf versteifen sollte diese zu minimieren.

    Verstehe ich nicht so. Momentan verstehe ich es so, dass domestic != US sondern alle 38 Länder, Gewichtung der Länder unklar.

    Ich würde mir so sehr eine ähnliche Studie für einen europäischen Anleger wünschen. Auch wenn es nur eine einfache 100% FTSE All-World vs. Mischung aus 30-90% FTSE All-World + 10-70% Staatsanleihen AAA wäre und sich nur auf die Entnahmephase beschränken würde.

    Das wäre doch mal eine tolle Aufgabe für Finanztip, Finanzfluss und Co.

    Aufwendiger, aber definitiv interessanter als das hundertste Video über kostenlose Girokonten.

  • Ich würde mir so sehr eine ähnliche Studie für einen europäischen Anleger wünschen. Auch wenn es nur eine einfache 100% FTSE All-World vs. Mischung aus 30-90% FTSE All-World + 10-70% Staatsanleihen AAA wäre und sich nur auf die Entnahmephase beschränken würde.

    Kennst du das?

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    Dort gibt es ganz viel, u.A. auch mit MonteCarlo Simulationen ;)

  • Hallo zusammen,

    die Amerikaner machen das wohl. Überwiegend nationale Werte kaufen.

    Kein gutes Modell für uns.

    Dem würde ich ein wenig widersprechen.

    Buffett und Bogle haben sich ja sehr stark für den SP500 ausgesprochen.

    Aber wenn man mal den bekannten Professoren Fama, French, Malkiel, Ellis etc lauscht so empfehlen Sie den Amerikaner definitiv internationale Aktien zu halten. Begründet wird es ganz einfach damit, dass auch der Amerikaner deutsche Autos fährt, Wein aus Frankreich trinkt oder mit der Konsole as Japan spielt. Man konsumiert einfach überall auf der Welt. Nicht zuletzt auch wegen der Risikostreuung. So zumindest in den von mir gelesenen Büchern der genannten Personen oder die Interviews.

    Meistens wird empfohlen 2/3 in USA Aktien und 1/3 Aktien international. Das ist witzigerweise fast so als wenn wir nur den World ETF halten da darin ja auch ein Gewicht von ca. 65 bis 70 Prozent.

    Im Boglehead Forum gibt es auch viele gute Einträge und das Forum ist noch um einiges größer und internationaler.

    Interessant ist dort immer die Debatte und deren Ansicht um Anleihen.

  • Da für den Privatanleger eigentlich immer nur langfristige Zeiträume in Frage kommen

    (nachträglich gefettet von mir)

    Nach Keynes sind wir langfristig alle tot ... ?

    Die obige These gilt ohnehin nur insoweit einem "das Leben nicht dazwischen kommt" ...

    Siehe schon Nr. 287 als ein Beispiel von vielen.

    Statt hier in einem - überwiegend jedenfalls - von "Kleinsparern" geprägtem Finanz- Forum aufzuschlagen und aktiv zu werden noch dazu in der besagten Form

    Ich will hauptsächlich missionieren.

    wäre die Zielgruppe der Fondsmanager, Vermögensverwalter, Family-Offices usw. wohl die angesagtere. Zum einen scheinen da und auch bei deren Klienten diese Deine bahnbrechenden Einschätzungen und Erkenntnisse

    wird m.E. damit jede Form von breiter Aktien-Allokation ein Mischdepot aus Aktien und Anleihen in den relevanten Bereichen schlagen.

    noch nicht durchgedrungen zu sein - wenn ich sehe, wie oft da noch auch mit (Gov. + Corp.)Bonds, Cash/Liquidität, anderen Währungen, Commodities, Gold etc. pp. gearbeitet wird (Stichwort: "Mischdepot" - müßte das gemäß Deiner eigenen Definition nicht Misch"portfolio" lauten ?)

    Und zum anderen hat es da auch halbwegs Volumina sprich Vermögensgrößen, bei denen eine so "optimale Asset-Allocation" dann richtig was bewegt. Die Klienten werden begeistert sein ...


    Dir weiter ganz viel Glück mit Deinen privaten Finanzen !

  • Verstehe ich nicht so. Momentan verstehe ich es so, dass domestic != US sondern alle 38 Länder, Gewichtung der Länder unklar.

    Die Gewichtung der Länder wurde (wenn ich es richtig verstanden habe) auf Grundlage der Marktkapitalisierung in der Landeswährung getroffen. Das PDF kann man kostenlos herunterladen. https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3964908

    "The international stock portfolio is value weighted by total market capitalization, and the returns are expressed in the domestic currency such that they reflect the exchange rate risk incurred by investing in assets denominated in foreign currencies."

  • Der Vergleich hinkt - Derjenige mit der 100% Aktienquote startet voraussichtlich mit einem höheren (ggf. auch deutlich höheren) Ausgangskapital vor dem Crash. Aber ja, bei einem 90% Crash fährt der 60/40 besser.

    Das ist doch aber völlig Hupe, der Effekt ist der gleiche ob 1 oder 1 Million €.

  • Die Gewichtung der Länder wurde (wenn ich es richtig verstanden habe) auf Grundlage der Marktkapitalisierung in der Landeswährung getroffen. Das PDF kann man kostenlos herunterladen. https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3964908

    "The international stock portfolio is value weighted by total market capitalization, and the returns are expressed in the domestic currency such that they reflect the exchange rate risk incurred by investing in assets denominated in foreign currencies."

    Ja, die Gewichtung der stocks schon, das wird erläutert. Aber die Couples? Wurden gleich viele Belgische Paare wie Amerikanische betrachtet? Das ist mir nicht klar.

  • Ja, die Gewichtung der stocks schon, das wird erläutert. Aber die Couples? Wurden gleich viele Belgische Paare wie Amerikanische betrachtet? Das ist mir nicht klar.

    Es wird doch von einem US-Ehepaar ausgegangen, oder irre ich mich?

    "Our bootstrap simulation follows the lifecycle of a US couple (a female and a male) who saves during working years and consumes during retirement years. They first adopt a lifetime portfolio strategy to invest for retirement. The couple then begins to save a portion of their monthly income at age 25, and we model their uncertain labor income using the age-based, heterogenous earnings model of Guvenen, Karahan, Ozkan, and Song (2021)"

  • Es wird doch von einem US-Ehepaar ausgegangen, oder irre ich mich?

    "Our bootstrap simulation follows the lifecycle of a US couple (a female and a male) who saves during working years and consumes during retirement years. They first adopt a lifetime portfolio strategy to invest for retirement. The couple then begins to save a portion of their monthly income at age 25, and we model their uncertain labor income using the age-based, heterogenous earnings model of Guvenen, Karahan, Ozkan, and Song (2021)"

    Siehe dieser Thread weiter oben. Das bezieht sich m.M. auf den typischen US Lebenszyklus (Rente mit 65 und Lebenserwartung). Es gibt aber auch einen Absatz zu non-US Investors.

  • Family-Offices müssen durch viele Positionen ihr Dasein rechtfertigen.

    Was mehr als anspruchsvoll werden und kaum gelingen dürfte. Nach meinen Erfahrungen ist das dort anzutreffende Klientel nämlich ausgeprägt kostenbewußt und preissensibel und legt gesteigerten Wert auf Kosten-Transparenz - sowie im Zweifelsfall auch sehr mobil sprich wechselbereit.

    Eine "Rechtfertigung ihres Daseins" samt der Kosten für die Dienstleistung erfolgt - nicht durch "viele Positionen" sondern - am ehesten durch eine nachweisbar erfolgreiche Arbeit gemäß den Vorgaben und Zielen des Vermögensinhabers (im Bereich "Automotive" würde man von einer Art "Lastenheft" sprechen). Die höchstmögliche Rendite ist dabei übrigens eher selten prioritär.

  • Also, für die ernstgemeinte theoretische Widerlegung der These „100 % Aktien“ durch „100 % Krypto“, für die man wahrlich keine „Erlaubnisstudie“ für das eigene Handeln benötigt, da die Daten resp. Performance/Renditen im 15-Jahreszeitraum frei verfügbar sind, gab es außer einem „Däumchen nach unten“ leider keine ernstzunehmende Antwort.

    Da das Ergebnis der Studie sich an die Altersvorsorgesparer der Zukunft richtet, sollten alternative Assetklassen, wie die relativ neue Klasse der Kryptos nicht außer Betracht bleiben.

    Ich bin kein Verfechter, aber wenn es hier im Thread sehr strikt und mehrfach heißt, dass Risiko und Volatilität eine untergeordnete Rolle in der langfristigen (> 5 Jahre per Wirtschaftsdefnition) Finanz-Anlage spielen, ist es verwunderlich, dass in der theoretischen Denke bspw der Bitcoin mit einer fast doppelt so großen Performance wie der zeitgleich in 2009 aufgelegte größte MSCI-World-ETF von iShares, so einfach unter den Teppich gekehrt wird.

    Plus enormste Steuervorteile.

    Diese vehemente Fixierung auf eine Studie mit 100 % Aktien, ohne das große Ganze wahrzunehmen, obwohl es genug Gegenhinweise hier gab, kennt man als Detailverliebt(- oder versessen)heit. (Spezial)interesse vers. Gesamtzusammenhang. Wenn man nur Einzelheiten sieht, aber nicht deren Gesamtheit und Zusammenhang. Oder: man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.

    Dann widerlege ich eben mit einem anderen Argument, aber auch nur, weil das Thema grundsätzlich interessant ist:

    Wenn alle Altersvorsorgesparer zu 100 % auf Aktien umsteigen, was passiert dann?

    Welche Bedeutung hätte diese Studie dann noch?

    Um es deutlicher zu machen: zusätzliche Nachfrage nach Aktien, Erhöhung der Preise, Renditen?

    Ich nehme es vorweg, die Verfasser der Studie, es war offenkundig nicht nur Herr Cederburg, nehmen auch an, dass „100 % Aktien“ dann wohl nicht mehr funktionieren könnte. Und nein, das suche ich jetzt nicht raus. Ist frei verfügbar.

  • Es gibt aber auch einen Absatz zu non-US Investors.

    Vielleicht sehe ich das falsch, aber der einzige wichtige Unterschied zwischen einem US oder z.B. einem deutschen Anleger ist das Wechselkursrisiko. Vorrausetzung ist eine gleiche Ansparphase von 40 Jahren. Die möglichen Unterschiede z.B. bei den Sparraten hat ja keine Auswirkung auf die Ergebnisse der Studie.

    Das eine amerikanische Studie das Wechselkursrisiko nicht näher untersucht verwundert mich nicht wirklich. Deswegen kann ich folgendes nur unterstützen.

    Das wäre doch mal eine tolle Aufgabe für Finanztip, Finanzfluss und Co.

    Aufwendiger, aber definitiv interessanter als das hundertste Video über kostenlose Girokonten.

  • Vielleicht sehe ich das falsch, aber der einzige wichtige Unterschied zwischen einem US oder z.B. einem deutschen Anleger ist das Wechselkursrisiko.

    Ich denke der Unterschied ist auch, was der 'domestic stock' ist. Es wird ja auch bei non-US investors diskutiert dass 50% domestic ein starker home bias ist.

    Das eine amerikanische Studie das Wechselkursrisiko nicht näher untersucht verwundert mich nicht wirklich. Deswegen kann ich folgendes nur unterstützen.

    Zitat Seite 9:

    Zitat

    The nominal international stock returns for a given country are market-

    capitalization-weighted averages of the nominal returns for all non-domestic stock markets, with appropriate adjustments for changes in exchange rates

  • Echt Schade, dass hier so viele Leute schreiben, die weder die Studie gelesen haben (oder das Video gesehen haben) noch den Thread lesen. Wie oft soll ich noch erklären, dass es bei der Studie um einen Vergleich verschiedener Asset-Allokationen im Wertpapierdepot handelt und sie nichts mit Rentenpunkten, Pensionen, Lebensversicherungen, Immobilien usw. zu tun hat?

    Das ist doch aber Erbsenzählerei!? Wo liegt der Unterschied zwischen Rentenpunkten und Anleihen für dich?

    Nur weil sie nicht im selben Depot liegen kann ich das doch nicht ausblenden...

    Ich habe in meinem Aktiendepot auch 100% Aktien und im Immobilienportfolio habe ich dann 100% Immobilien. Ist das was du versuchst zu erklären?

    Wo ordnest du private equity bzw. direkte Anteile an einer GmbH ein?

    Warum wird nur das Wertpapierdepot betrachtet, vor allem welches denn?

  • Zitat

    "The nominal international stock returns for a given country are market-

    capitalization-weighted averages of the nominal returns for all non-domestic stock markets, with appropriate adjustments for changes in exchange rates"

    Aber doch immer bezogen auf den Dollar als Referenzwährung.