Trotz hoher Kurse größere Summe investieren?

  • Ich möchte derzeit eine etwas größere Summe aus einem freigewordenen Festgeld In mein etf Depot stecken. (MSCI world, europe,small cap etc ist schon alles drin) Als einmalanlage eigentlich. Nun die Frage: derzeit stehen die Kurse ja sehr gut. Besser jetzt ( als einmaanlage) rein, auch wenn ich derzeit weniger Anteile dafür bekomme? Oder abwarten ohne Zinsen dann ? Oder 3-4 größere Zahlungen?

    Was würdet ihr machen? 8)

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ist vor allem eine Frage deiner Risikotoleranz. Rein statistisch ist die Einmalanlage besser, aber in manchen Fällen halt nicht. Und auf der anderen Seite bist du auch bei gestrecktem Einstieg irgendwann voll investiert und dann dem vollen Risiko ausgesetzt. Steigen die Kurse während des Einstiegszeitraums, bekommst du weniger als mit einer Einmalanlage.


    Nimm die Variante, mit der du dich am wohlsten fühlst.


    Um welche Summe geht es denn?

  • Ich habe es hier schon öfter geschrieben, wir haben das genau so gemacht, quasi nach Lehrbuch, als wir einmal entschieden hatten, dass und welchen Betrag wir in einen ETF investieren wollten, haben wir alles auf einen Schlag in einer Einmalzahlung investiert (ein mittlerer fünfstelliger Betrag), am Ende einer Kursrally zu "Höchstkursen".


    Es kam, wie es kommen musste - das Einmalinvest war Ende 2021, dann kam der Ukrainekrieg und wir waren erstmal zwei Jahre lang im Minus, zeitweise knapp 20%.


    Als sich nach zwei Jahren die Kurse wieder erholt hatten, dachte ich, wenn ich nochmal eine größere Summe investieren muss, mache ich das lieber in Raten. Liegengelassene Rendite (die man nicht unmittelbar sieht) fühlt sich psychologisch weniger schlimm an als ein sichtbares Minus im Depot.


    Andererseits, wenn man in Raten investiert und die Kurse weiter steigen, lässt man Rendite liegen. Wenn DANN der Crash kommt, nachdem man alles investiert hat, nimmt man das Schlechteste aus beiden Welten mit - erst weniger Rendite eingefahren, dann voll investiert in den Absturz.


    Insofern neige ich inzwischen doch wieder dazu, alles auf einmal einzuzahlen. Statistisch ist es nunmal die erfolgversprechendste Variante, und wie sich die Kurse entwickeln, weiß man nie.


    Und was man nicht vergessen sollte: Die "Höchstkurse" von heute sind die günstigen Kaufkurse von morgen. Das Invest Ende 2021 zum damaligen Höchstkurs, das dann erstmal zwei Jahre im Minus war, ist inzwischen 20% im Plus. Ich wäre froh, wenn ich nochmal zu diesem "Höchstkurs" kaufen dürfte!

  • derzeit stehen die Kurse ja sehr gut. Besser jetzt ( als einmaanlage) rein, auch wenn ich derzeit weniger Anteile dafür bekomme? Oder abwarten ohne Zinsen dann ? Oder 3-4 größere Zahlungen?

    Das Problem ist immer wieder gleich:

    Wann ist ein Kurs hoch und wann ist ein Kurs tief ?

    Wenn die "Glaskugel" nicht so trüb wäre, dann könnte man es vielleicht voraussagen - oder: hinterher ist man immer schlauer ....

    Auch ich habe es schon erlebt, dass der Kurs nach einem Kauf (einmalig und in Raten) für mehr als 12 Monate "unter Wasser" war.

    Vorschlag:
    Splitte den Betrag in mehrere Teile und kaufe in größeren Teilsummen, z.B. jetzt 50% des Betrages und den Rest in drei bis fünf monatlichen Raten.
    Es kommt darauf an, wie du dich am besten fühlst und vor allem schaue nicht dreimal täglich nach den Kursen.
    Ich selbst sehe die Veränderungen immer nur, wenn ich die jeweilige Sparrate in meiner privaten Buchführung aufnehme.

  • ich persönlich sehe bei ETFs und Gold kein Stop nach oben, in dem Bereich ist jeden Tag Allzeithoch.

    Also kann man jeden Tag einsteigen, ausser man spekuliert auf einen kleinen Rücksetzer zum aufspringen.

    Bei Bitcoin sieht für mich die Lage ganz anders aus. Ich sehe es als Casino.

  • Nun die Frage: derzeit stehen die Kurse ja sehr gut. Besser jetzt ( als einmaanlage) rein, auch wenn ich derzeit weniger Anteile dafür bekomme? Oder abwarten ohne Zinsen dann ? Oder 3-4 größere Zahlungen?

    Was würdet ihr machen? 8)

    Frag in 6 Monaten nochmal nach!

    Dann können wir Dir genau sagen, was vor 6 Monaten das Beste gewesen wäre! :D


    Und nun nochmal im Ernst.

    Du kannst und willst Summe X installieren.

    Das kannst Du heute einmalig tun. Oder in 3-4 Tranchen in den nächsten 6 Monaten.

    Fakt ist, irgendwann ist die Summe X investiert und dann steht das Geld im Feuer. Entweder jetzt sofort oder in 6 Monaten. :/

    Du verschiebst Dein Risiko einfach nur um ein Paar Wochen/Monate.


    Langfristig wird das Risiko immer geringer und nähert sich immer mehr der langfristigen Marktrendite. Wenn Du also ohnehin einen Anlagehorizont von 20+ Jahren hast, verschiebst Du Dein Risiko um ein paar Monate nach hinten.


    Ich empfehle Dir das Lesen des folgenden Beitrags:

    500.000 Euro investieren / All-In oder auf Raten?
    Stefan (55) hatte mit Anfang 30 ein glückliches Händchen am Immobilienmarkt. In der neuen Hauptstadt wird schließlich immer jemand wohnen wollen, so sein Ged
    www.finanzen-erklaert.de


    Zitat: "Viel wichtiger: der vermeintliche Super-GAU, der unmittelbare Crash nach dem All-In Einstieg, ist gar nicht die größte aller Katastrophen. Viel schlimmer und renditeschädlicher wäre es zunächst in Raten einzusteigen, und dann den (bereits früher erwarteten) großen Crash zu erleben. Das schlechteste aus beiden Welten sozusagen. Erst die Rendite verpassen und dann noch der Kurseinbruch bei vollem Investment. Die Schlussfolgerung aus dieser Überlegung muss also sein: sofortiger Markteinstieg. All-In Strategie."


    Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen.

  • Danke für eure hilfreichen Antworten! Ich ahnte schon fast, dass es nicht die eine „richtige“ Antwort hier geben würde. Mist 😅

    Es geht auch nicht um eine riesengroße Summe, aber für meine Verhältnisse sind 10K auf einmal in ETFs stecken eben doch keine Kleinigkeit. Bin immer noch hin und hergerissen

  • Es geht auch nicht um eine riesengroße Summe, aber für meine Verhältnisse sind 10K auf einmal in ETFs stecken eben doch keine Kleinigkeit. Bin immer noch hin und hergerissen

    Wichtig ist, dass Du hinter Deiner Entscheidung stehst diese 10K€ zu investieren. Und zwar für mindestens 15 Jahre!


    Dann ist das konkrete Risiko nach 15 Jahren mit weniger Geld dazustehen überschaubar, so weit wir die Daten aus der Vergangenheit auch für die Zukunft annehmen.

    Ich weiß wie es sich anfühlt, wenn man innerhalb weniger Tage deutlich mehr Geld aus dem Depot verschwinden sieht als 10K. Nur habe ich das investierte Geld eben nicht gebraucht.

    Nicht 2020 im Corona Crash, nicht 2022 als der Ukraine-Krieg begann. Jetzt auch nicht und voraussichtlich auch die nächsten 15 Jahre nicht.


    Im Zweifel: Einfach investieren und dann 15 Jahre lang nicht mehr hinschauen. ;)

  • Danke für eure hilfreichen Antworten! Ich ahnte schon fast, dass es nicht die eine „richtige“ Antwort hier geben würde. Mist 😅

    Es geht auch nicht um eine riesengroße Summe, aber für meine Verhältnisse sind 10K auf einmal in ETFs stecken eben doch keine Kleinigkeit. Bin immer noch hin und hergerissen

    Bei welchem Broker bist Du denn?


    Ich bin bei der ING, da kann man bis zu 10 kostenlose Sparpläne zu je 1.000 EUR auf einen ETF anlegen, und die Ausführung geht an 4 Daten im Monat (zum 1., zum 7., zum 15. und zum 23.). Man könnte also recht problemlos stückeln beim Anlegen.


    Mal ganz pragmatisch: Wenn Du Dir unsicher bist, strecke es auf mehrere Ausführungen, z.B. 5.000 EUR sofort und dann in zwei oder vier Wochen jeweils nochmal 2.500 EUR. Das dürfte jedenfalls besser sein, als wenn Du jetzt nochmal zwei Monate überlegst, ob und in welcher Stückelung Du anlegen sollst und gar nicht investierst.

  • Es geht auch nicht um eine riesengroße Summe, aber für meine Verhältnisse sind 10K auf einmal in ETFs stecken eben doch keine Kleinigkeit. Bin immer noch hin und hergerissen

    10k sind jetzt nicht so wild, da würde ich gleich alles investieren. monstermania hat es ja schon angesprochen, wirklich wichtig ist, dass du eine Weile auf das Geld verzichten kannst und hinter der Entscheidung stehst, dass du das jetzt an die Börse bringst.

  • Das ist immer eine Frage der Perspektive. Für einen mehrfachen Millionär sind vielleicht auch 100.000 EUR "nicht so wild", für einen Studenten, der sich von Bafög und Nebenjob über Wasser hält, sind vielleicht auch 1.000 EUR richtig viel Geld.

    Wer sich gerade so über Wasser hält, sollte die Finger von der Börse lassen und auf keinen Fall 10k investieren. Da ist das Thema Notgroschen sicherlich dringender.

    Und sobald wir von langfristiger Anlage reden, sind 10k nicht viel. Der Durchschnittsdeutsche hat ein Lebenseinkommen von ~2 Millionen Brutto. Selbst schlecht bezahlte Branchen kommen noch auf 1 Million Lebenseinkommen. Oder um es mal in Sparraten auszudrücken, bei 100€ Sparrate pro Monat und 5% Realrendite reden wir von knapp 7 Jahren Ansparzeit. Ja, das ist ein gewisser Brocken, aber selbst bei der recht kleinen Sparrate sind 10k langfristig betrachtet nur ein kleinerer Teil des Depots

  • Ich möchte derzeit eine etwas größere Summe [nämlich 10.000 €] aus einem freigewordenen Festgeld In mein ETF-Depot stecken. Als Einmalanlage eigentlich. Nun die Frage: derzeit stehen die Kurse ja sehr gut. Besser jetzt ( als Einmalanlage) rein, auch wenn ich derzeit weniger Anteile dafür bekomme? Oder abwarten ohne Zinsen dann? Oder 3-4 größere Zahlungen?


    Was würdet ihr machen? 8)

    Ich würde einen Einzelkauf zu 10.000 € tätigen. Time in the market beats market timing.


    Du hingegen mußt das machen, bei dem Du Dich wohlfühlst.


    Es ist nicht so, wie es oben heißt, daß 10.000 € für den einen unendlich viel sind und für den anderen Peanuts. Das Verhältnis zwischen dem regelmäßigen Einkommen - das für viele Leute in finanziellen Dingen Richtschnur ist - und dem Vermögen mag sich unterscheiden.


    Der eine verdient 5000 € im Monat und hat eine Million; der andere verdient 2000 € im Monat und hat 20.000 €. Für den Millionär sind 10.000 € 2 Monatseinkommen, für den, der nur 2000 € verdient, sind 10.000 € 5 Monatseinkommen. Das ist schon mehr, aber eben nicht im Verhältnis mehr. Verliert der Millionär 10% auf eine Investition von 10.000 €, dann kratzt ihn das nicht. Verliert der "Arme" 10% von seinen 10.000 €, so sind die 1000 € Verlust ärgerlich, aber letztlich droht deswegen nicht gleich die Pleite.


    Zur Beurteilung wäre hier notwendig zu wissen, was die Threadstarterin insgesamt hat, und zwar nicht deswegen, weil ich so neugierig wäre, sondern deswegen, um beurteilen zu können, über welchen Anteil des frei investierbaren Vermögens wir hier sprechen. Wenn das alles an frei investierbarem Vermögen wäre, könnte ich ihre Vorbehalte verstehen.


    Diesbezüglich ist die Sicht des Deutschen ja bekanntlich sehr eingeschränkt: Den größten Teil seines Vermögens, nämlich seine Rentenansprüche, blendet er systematisch aus, desgleichen sein Humankapital, also sein regelmäßiges Einkommen. Er sieht ausschließlich sein frei verfügbares Vermögen. Es wäre nicht schön, wenn dieses plötzlich weg wäre, aber solange das Arbeitseinkommen weiter fließt, verhungert der Anleger selbst in diesem Extremfall nicht. Er wäre selbst in diesem Extremfall also nicht mittellos.


    12345 wird nicht müde, davon zu erzählen, daß sie unmittelbar vor dem Corona-Crash investiert hat. Sie hat damit schlichtweg nur Pech gehabt. Ich hatte Glück. Als ich damals mein Geld von ultrasicheren Festgeldern zu Aktien umgeschichtet habe, habe ich in eine Hausse hineininvestiert. Das hat man nicht im Griff. Heute, etliches später, hat 12345 ihren Verlust kompensiert und ich die Crashes der Folgejahre auch.


    Auf lange Sicht gleicht sich das aus. Und auch wenn die gesammelte Mannschaft jetzt vermutlich wieder auf mich eindreschen wird: 10.000 € sind letztlich nicht viel Geld gemessen an dem, was sich die Threadstarterin im Laufe Ihres Erwerbslebens sinnvollerweise wegsparen sollte.

  • Wir alle möchten idealerweise zum Tiefstkurs kaufen.

    Aus der Vergangenheit abgeleitet steigen die Kurse statistisch häufiger, als dass sie fallen.


    Wenn man nicht alles heute zu einem Kurs von z.B. 100 investiert hat, sondern z.B. erst in einem Jahr nach einem Rücksetzter von 200 auf 150, dann fühlt man sich (psychologisch) besser. Obwohl man es rational weiß, dass das Sofortinvestment heute dann doch renditeträchtiger gewesen wäre.


    Daher würde ich auch einen Mittelweg gehen, wie oben schon beschrieben:

    Zum Beispiel 50% sofort investieren, und den Rest mit einem Sparplan auf z.B. 6-24 Monate gestreckt investieren, je nach Summe. Das geht dann automatisch und man muss nicht mehr jeden Monat neu über die Tageskurse nachdenken.

    Und wenn dann doch kurz danach ein Crash kommt, dann ist das halt so und man muss es akzeptieren. Die Anlage sollte ja eh mindestens 10-15 Jahre liegen bleiben.