ARD Wirtschaft vor acht "empfiehlt" US Anleihen

  • "Profitieren durch Finanzbildung" sprach er O-Ton und legt der deutschen Bevölkerung mit 4,4% rentierende US Anleihen nahe - vermutlich mit einem eher unscheinbaren Augenzwinkern.


    Wirtschaft vor acht - hier anschauen
    Wirtschaft vor acht
    www.ardmediathek.de


    Klingt für einen Laien wie mich zunächst logisch und interessant. Aber leider habe ich keine Ahnung davon.


    Daher meine Frage:

    Kann mir jemand aus dem Forum eine anschauliche Lektüre zum Thema Anleihen, Währungsrisiko etc. empfehlen?
    Eventuell von den hier oft zitierten Persönlichkeiten Walz etc.?

    Mit diesen Themen und Zusammenhängen bin ich schlicht überfordert und würde mich gerne einlesen. Speziell in Punkto Geldmarkt ETF für den risikoärmeren Portfolioanteil bei sinkenden Zinsen im Euroraum.


    Über eine (Buch)Empfehlung etc. würde ich mich sehr freuen.

  • ...

    Daher meine Frage:

    Kann mir jemand aus dem Forum eine anschauliche Lektüre zum Thema Anleihen, Währungsrisiko etc. empfehlen?
    Eventuell von den hier oft zitierten Persönlichkeiten Walz etc.?
    ...

    Gerade in einem anderen Thread gepostet.


  • Gerade in einem anderen Thread gepostet.

    Ja - ich habe auch soeben gesehen, dass im Festgeld-Thread recht schnell das Thema Anleihen dominiert hat. Werde hier parallel mitlesen - vielen Dank!


    Was ich herausfinden möchte:
    Sollten wir in einen negativen Realzins steuern, wo parke ich am besten mein überschaubar 5stelliges Geld, was derzeit als auf dem TG Konto liegt?

  • Was ich herausfinden möchte:
    Sollten wir in einen negativen Realzins steuern, wo parke ich am besten mein überschaubar 5stelliges Geld, was derzeit als auf dem TG Konto liegt?

    Du wirst vermutlich irgendwann eine Situation wie früher haben…also einfach ganz wenig Zinsen. Dann ist es eben wie früher.

  • Sollten wir in einen negativen Realzins steuern, wo parke ich am besten mein überschaubar 5stelliges Geld, was derzeit als auf dem TG Konto liegt?

    An den negativen Realzins solltest du dich bei wirklich sicheren Anlagen gewöhnen, den gibts da nämlich schon relativ lang und regelmäßig … ;)


    Falls du den negativen Nominalzins meinst: Genau da, also auf dem TG-Konto. Da gab’s zumindest in der letzten Negativphase noch Zinsen im Plusbereich…


    Ansonsten:

    Anlageklasse Anleihen: Von den Basics zum Spezialwissen – Gerd Kommer
    Dieser Beitrag ist eine kurze Einführung in die Anlageklasse Anleihen (Staats- und Unternehmensanleihen) aus der Sicht von Privatanlegern.
    gerd-kommer.de

    Das Zins­änderungs­risiko bei Anleihen – Gerd Kommer
    In diesem Beitrag befassen wir uns mit dem Zusammenhang von Zinsänderungen und dem Kurs von Anleihen.
    gerd-kommer.de

    Anleihen und Zinsänderungen – ein Fallbeispiel – Gerd Kommer
    Wir zeigen anhand konkreter ETFs, wie sich Zinserhöhungen auf die Asset-Klasse Anleihen auswirken.
    gerd-kommer.de


    Und:

    Anleihen-ETFs als Allheilmittel? - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Das Interesse an Anleihen-ETFs ist groß. Ebenso wie der Frust über erlittene Kursverluste aufgrund gestiegener Zinsen.
    hartmutwalz.de

    Anleihen-ETFs Teil2 - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Anleihen-ETFs können nützliche Vehikel für Privatanleger sein, sollten jedoch nicht bedenkenlos als „Rundum-sorglos-Pakete“ betrachtet werden.
    hartmutwalz.de

  • An den negativen Realzins solltest du dich bei wirklich sicheren Anlagen gewöhnen, den gibts da nämlich schon relativ lang und regelmäßig … ;)


    Falls du den negativen Nominalzins meinst: Genau da, also auf dem TG-Konto. Da gab’s zumindest in der letzten Negativphase noch Zinsen im Plusbereich…

    Ich spreche von dem Zins, der Gefahr läuft, niedriger als die Inflationsrate zu sein ;)
    Wohin dann mit dem Tagesgeld.


    Ich bin noch nicht lange genug investiert, um sämtliche Zins-Szenarien erlebt haben zu dürfen. Aber die einzige Alternative mit möglichst geringem Risiko scheint ja dann der Geldmarkt / Anleihenmarkt zu sein.

  • Dann bekommst du aber am Geldmarkt z.B. nur noch 1,5 Prozent.

    Und mit Rentenwerten und Geldmarkt war über die letzten 100 Jahre nicht mal der Werterhalt drin.

    Deshalb Investition in Aktien.

  • Deshalb Investition in Aktien.

    Das läuft - mir gehts nur um meine Cash-Reserve / Notgroschen. Wie man diesen Topf möglichst auf oder über Inflationsniveau laufen lässt in einer Niedrigzinsphase bei möglichst gut kalkulierbarem Risiko.


    EDIT: US Anleihen - sofern diese dann noch über EUR rentieren - scheinen wohl nicht unbedingt die erste Wahl zu sein.


    Ich danke allen für die Links und Lektürevorschläge, über die kommende Weihnachtszeit sollte genug Zeit für etwas Finanzbildung in Sachen Anleihen etc. sein.

  • So wie ich den Bericht interpretiere, geht der Moderator von der Möglichkeit steigender Zinsen in den USA aus. Das wäre dann zunächst und je nach Laufzeit mehr oder weniger negativ für die Anleihen, nicht positiv. ABER:

    1. Prognosen sind schwierig und treffen oft nicht zu.

    2. Wie volatil Wechselkurse zum Dollar sein können erlebten wir in den letzten Wochen live und in Farbe.


    Es kommt - wie immer - darauf an. Anleihen können im Portfolio verschiedene Fubktionen erfüllen.


    1. Sicherheitsanker. Dann sind die Zinsen egal und es geht um maximale Sicherheit und darum die Schwankungen des Gesamtportfolios zu senken. Da bleiben nur Bundesanleihen oder zumindest €Staatsanleihen

    2. Zins für die kurze Frist ohne Tagesgeldhopping. Geldmarkt oder kurzfristige Staatsanleihen

    3. Renditequelle für die mittlere Frist. Unternehmensanleihen mit IG auf € oder Mix mit Staatsanleihen

    4. Risikobaustein mit erhoffter negativer oder geringer Korrelation zu Aktien um die Robustheit des Portfolios zu erhöhen. Dann können auch in gewissem Umfang Fremdwährungsanleihen, Anleihen geringerer Bonität oder auch Schwellenländeranleihen zum Einsatz kommen

    5. Funktionen für regulierte Investoren (Pensionskassen usw.) Da auch ein Mix.

    6. Währungsabsicherungen/Spekulationen etc. Wenn ich z.B. in 2 Jahren in die USA auswandern will, kann ich mir ja US Anleihen holen, ich habe ja kein Währungsrisiko bzw. hätte eines, wenn ich in € spare.

    usw.


    Für die lange Frist kommt für den durchschnittlichen Privatanleger wohl eher nur Punkt 1 in Frage. Den "risikobehafteten" Teil in Aktien und fertig. Die Zinsen sind halt, wie sie sind und keiner von uns kann sie ändern. Daher einfach stoisch seine eigene prognosefreie Strategie weiterverfolgen und gut ist. Will man mehr Risiko einfach den Aktienteil erhöhen. Hier ist Einfachheit Trumpf.


    Für die kurze Frist Punkt 2. Für die mittlere Punkt 3.


    Börsennachrichten nur als Unterhaltungsprogramm sehen und nicht anfangen danach zu traden. Es kann alles so kommen wie dargestellt oder auch anders. Daher Allokation prognosefrei festlegen und einfach durchziehen.

  • Ich spreche von dem Zins, der Gefahr läuft, niedriger als die Inflationsrate zu sein ;)
    Wohin dann mit dem Tagesgeld.

    Genau, und ich davon dass das eher der historische Regelfall und nicht die Ausnahme ist…


    Es gibt da nur begrenzt Möglichkeiten mit sicheren Anlagen/Zinsen auszuweichen, wenn du das Risiko nicht steigern und z.B. in Aktien gehen willst!

  • Ich spreche von dem Zins, der Gefahr läuft, niedriger als die Inflationsrate zu sein ;)
    Wohin dann mit dem Tagesgeld.


    Ich bin noch nicht lange genug investiert, um sämtliche Zins-Szenarien erlebt haben zu dürfen. Aber die einzige Alternative mit möglichst geringem Risiko scheint ja dann der Geldmarkt / Anleihenmarkt zu sein.

    Das ist das, was Sparer oft nicht verstehen. Jede Anlage birgt Risiken. Nominalwertanlagen und Garantieprodukte auf Nominalwerte unterliegen der Inflation. Welche Kaufkraft diese in die Zukunft gerichtet dann aufweisen ist absolut unbekannt. Siehe klassische Lebensversicherungen. Da garantiert man mir eine Zusatzrente von sagen wir mal 500€ mtl. Aber keiner sagt mir, was ich davon kaufen kann. Bei 2 bis 2,5% Inflation sind es nach 30 Jahren dann noch 300€ Kaufkraft. In den letzten paar Jahren sind mal eben 20% oder so flöten gegangen.


    Aktien dagegen haben diverse Risiken bis zum Totalverlust. Durch schlaues Investieren in den breiten Markt lassen sich alle Risiken marginalisieren bis auf das Vola- und Marktrisiko.


    Auch alle anderen Assetklassen unterliegen mehr oder weniger großen Risiken.


    Bei der Geldanlage geht es genau darum nur diejenigen Risiken einzugehen, denen eine Renditeerwartung gegenübersteht und bestenfalls verschiedene Risiken durch Auswahl und Allokation von Assetklassen so zu kombinieren, dass ich solide durch alle Marktphasen durch komme und meine Anlageziele erreiche.


    Dazu muss man berücksichtigen, dass es existenzielle Risiken gibt, deren Eintritt unumkehrbar sind und solche die weniger bedeutend sind. Inflation ist ein deep risk. Verlorene Kaufkraft kommt nicht zurück. Das Marktrisiko des Aktienmarktes hingegen auf lange Zeiträume gering, da Aktien sich erholen können und bisher stets taten.


    Ohne Risiko ist nichts. Und eine Kapital LV oder ein reines Tagesgeldsparen auf die lange Frist sind aus meiner Sicht pure Spekulation und hoch risikobehaftet. Man wettet auf niedrige Inflation und hohe Zinsen, beides zur gleichen Zeit gab es selten.

  • Nur der Hinweis, dass es z.B. auch inflationsgeschützte US-Anleihen in unterschiedlichen Laufzeiten gibt (von 1 - 30 Jahren).


    Je nachdem, wie Du die Zinsentwicklung oder die Inflationsgefahr in den USA einschätzt, kann ein Investment in US-Anleihen der entsprechenden Laufzeit oder Kategorie (festverzinst oder inflationsgeschützt) dennoch sinnvoll sein.


    Das wichtigste bei der Geldanlage ist eigentlich die Risikostreuung. Sollten Inflation und Zinsen in den USA stark steigen, könnte das ja auch sehr negative Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben. Leider gibt es keine risikofreie Geldanlage.

  • Das läuft - mir gehts nur um meine Cash-Reserve / Notgroschen. Wie man diesen Topf möglichst auf oder über Inflationsniveau laufen lässt in einer Niedrigzinsphase bei möglichst gut kalkulierbarem Risiko.

    Warum muss der Sicherheitsbaustein hohe Erträge bringen? Da schlummern im Normalfall geringe Beträge, für die Rendite ist doch das Aktiendepot zuständig. Wie schon mehrfach hier im Forum erwähnt, 0,1% auf 1000€ reichen nicht für den berühmten Kasten Bier. Wichtig ist doch, wenn ich die Kohle brauche, komme ich sofort ran.

  • Vielen Dank für die detaillierten und hilfreichen Beiträge.


    Ich persönlich habe hier derzeit keinen direkten Handlungsbedarf, mir kreisen nur so ein paar Gedanken im Kopf, was z.B. wäre, wenn ich eine 50K Cash-Reserve verwirklichen würde und ich darauf nur noch Zinsen niedriger der Inflation erhalten würde. Wie oben mal geschrieben wurde, sind das sicherlich oder hoffentlich keine überlebenswichtigen Beträge, die einem da flöten gehen, aber es würde mich wurmen und ich würde vermutlich versuchen wollen, irgendwie zu optimieren. Ich hoffe das ändert sich, je mehr ich mich dazu belese ;)


    Letztlich läßt sich die Inflation bei niedrigem Zins nur mit erhöhtem Risiko schlagen, das risikoärmste Asset wären somit höher rentierende Anleihen welcher Art auch immer.

    In Form eines ETF wäre auch kurzfristiger Zugriff im äußersten Notfall möglich.

    Bei o.g. 50K spreche ich nicht mehr vom klassischen Notgroschen, sondern einer Reserve z.B. im Falle längerer Arbeitslosigkeit etc.


    Es gibt ja hier im Forum durchaus einige Menschen, die mit deutlich höheren Beträgen im sicheren Tagesgeld oder Geldmarkt unterwegs sind. Das würde man ja bei Niedrigzinsen nicht einfach komplett in Aktien investieren, aber dennoch irgendwie versuchen, zumindest mit einem Teil davon "Schadensbegrenzung" zu betreiben - oder doch nicht?


    Mich würde interessieren, wie deren Umschichtungspläne im Fall sinkender Zinsen aussähen. Welche Anleihen (ETF) ggf. in eine engere Auswahl kämen weil vermeintlich am sichersten. An einen Anleihen ETF käme man im Notfall auch ran.


    Hier komme ich auch wieder auf die US Anleihen zurück. Im äußerst unterhaltsamen und informativen Parallelthread (Festgeld) werden die USA als sicherer und zuverlässiger Schuldner benannt. Abgesehen vom Währungsrisiko, mit dem ich mich noch beschäftigen muss (ich habe wie gesagt keinerlei Erfahrung mit Anleihen, Geldmarkt etc.). Das Thema Festgeld und Zinstreppe ist wohl eher was für die Auszahlphase und mind. 1 Jahr gebunden ... und das sind dann auch eher die niedrigeren Zinsen bei kurzer Laufzeit.


    Vermutlich kann man das auch alles erst einigermaßen seriös beantworten, wenn es soweit kommt und muss dann auch das vorherrschende Weltgeschehen berücksichtigen und die richtigen Schlüsse ziehen bzw. Annahmen für die Zukunft treffen und hoffen bzw. beten, dass es sich dann auch dahingehend entwickelt ;)


    Ich fange nun mal an mich zu belesen - ihr habt mir ja ausreichend Stoff verlinkt. Nochmals danke dafür.

  • Hallo zusammen,

    das könnte auch interessant sein:

    https://www.finanztip.de/inves…rentenfonds/anleihen-etf/

    LG

    Das ist eine Meinung, eine andere wäre, dass es im mittel- und längerfristigen Bereich auch sinnvoll sein kann andere Anleihen beizumischen. Die Annahme bei FT ist, dass man Schwankungen im "Sicherheitsteil", wie sie es nennen, absolut vermeiden möchten, da diese schädlich seien. Auch Herr Kommer vertritt diese Ansicht. Allerdings können Schwankungen im Nominalbereich die Vola des Gesamtportfolios sogar reduzieren, wenn die verschiedenen Assetklassen eine entsprechend geringe oder negative Korrelation aufweisen. Bei gewissen Anleihen ist dies über längere Zeiträume oft gegeben. Insofern sehe ich Anleihen gerade bei mittelfristigen, aber je nach Risikotragfähigkeit auch im längerfristigen Bereich durchaus als sinnvoll an.


    Aber dazu gibt es in einigen Forenbeiträgen bereits einen regen Austausch mit mitunter konträren Ansichten. Spannend. Nicht das da ein Rückschaufehler vorliegt... Wenn die Zinsen nahe oder unter 0 sind und es so gut wie keine Risikoprämien gibt, dann funktioniert das natürlich schlecht mit den Korrelationen. Aber in Zeiten von positiven Realzinsen und Risikoprämien sollte die Kapitalmarktforschung ja recht behalten, oder nicht?


    Nicht falsch verstehen, auf die lange Frist wird Eigenkapital eine höhere Rendite bringen als Fremdkapital. Und aus KISS Gesichtspunkten ist es für die meisten Anleger vorteilhaft das Risiko im Aktienteil zu suchen und den Sicherheitsteil einfach und "sicher" zu gestalten. Auf die mittlere Frist können Anleihen aber auch für diese Anleger eine Rolle spielen. Und da sind Unternehmensanleihen halt in der Regel rentabler als Staatsanleihen oder Festgeld deutscher Banken, schwanken aber deutlich weniger als Aktien.


    Wenn wir natürlich wieder in eine Nullzinswelt eintauchen, dann wird das ab dem Zeitpunkt nicht mehr so richtig klappen und man müsste wieder eine Aufbewahung finden, bei der möglichst geringe Verwahrentgelte anfallen. Aber bis dahin...

  • Es gibt ja hier im Forum durchaus einige Menschen, die mit deutlich höheren Beträgen im sicheren Tagesgeld oder Geldmarkt unterwegs sind.

    Dem ist wohl so, wenn auch vermutlich nur vereinzelt (beispielsweise in meinem Fall). Die Formulierung im "sicheren" Tagesgeld würde ich in dem Finanz-Kontext aber heutzutage eher nicht mehr verwenden.

    Das würde man ja bei Niedrigzinsen nicht einfach komplett in Aktien investieren,

    Nein. Pointiert gefragt: Warum auch ? Zumal es die Asset-Allocation verändern würde.


    Für meinen Teil sehe ich es als zielführend und daher vernünftig an, die - aus guten Gründen - eingerichtete Aufteilung (Asset-Allocation) zwar nicht sklavisch (auf den Prozentpunkt) aber doch prinzipiell bzw. tendenziell beizubehalten (mit ggf. etwas nachsteuern bzw. etwas Rebalancing). Das gilt auch für den Bereich "Liquidität" (die bei mir über den "Notgroschen" oder die "Rücklage für Notfälle" hinaus auch weitergehenden Zwecken dienen soll).


    Zudem betrachte ich mein Vermögen immer als Ganzes. So lange meine Mittel (als Ganzes) sprich insgesamt real eine "schwarze Null" schaffen und/oder einen realen Zuwachs generieren - also nach Steuern, Inflation und Kosten - ist für mich (ganz persönlich) die Sache insgesamt im "grünen Bereich".

    aber dennoch irgendwie versuchen, zumindest mit einem Teil davon "Schadensbegrenzung" zu betreiben - oder doch nicht?

    "Schadensbegrenzung" zu betreiben ist immer gut, erst recht beim Thema Finanzen. Die beste "Schadensbegrenzung" in dem Bereich stellt aber meines Erachtens eine zum Anleger und seinem Bild sowie dessen objektiver Situation passende Asset-Allocation dar (objektive und subjektive Risikotragfähigkeit bzw. persönliche Risikobereitschaft im Sinne der Risikotoleranz).

    Mich würde interessieren, wie deren Umschichtungspläne im Fall sinkender Zinsen aussähen.

    Für den Fall habe beispielsweise ich keine "Umschichtungspläne", weil in aller Regel sinkende Zinsen an der einen Stelle (Beispiel: Tages- und Festgelder) mit dann steigenden Vermögenspreise an anderer Stelle (Beispiele: Aktien, Immobilien, Gold, Tangible Assets) kompensiert (ggf. "überkompensiert") werden. Immobilien beispielsweise gehören zu den zinssensibelsten Assets überhaupt, auch Aktien reagieren oft auf sinkende Zinsen, ebenso Gold. Womit man wieder bei dem Vermögen als Ganzes und dessen Asset-Allocation wäre.


    Nur am Rande: Bei sinkenden Zinsen können bzw. dürften auch die Kurse von gehaltenen Anleihen steigen und man könnte dann via Verkauf dort Kursgewinne realisieren.


    Konnte man übrigens in der sehr langen Phase der negativen Realzinsen (2009/10 bis 2022/23) - als "Finanzielle Repression" - insbesondere in der Eurozone gut beobachten. Den negativen (und immer weiter ins Negative verschobenen) Realzinsen bei risikoarmen Anlagen (selbst bei langfristigen - die früher üblichen "Illiquiditätsprämien" gab es auch nicht mehr) einerseits - standen steigende (teilweise stark steigende) Vermögenspreise (Stichwort: Immobilien) gegenüber. Ähnliches galt auch für Gold und insbesondere Tangible Assets.

    Welche Anleihen (ETF) ggf. in eine engere Auswahl kämen weil vermeintlich am sichersten. An einen Anleihen ETF käme man im Notfall auch ran.

    Begrifflichkeiten wie "sicher", am "sichersten", "Sicherheitsanteil" usw. verwende ich seit einigen Jahrzehnten in dem Bereich Finanzen ungern bzw. gar nicht mehr - nur Formulierungen wie "risikoarm", "risikoärmer", "weniger risikobehaftet" usw.


    Ganz generell: Inwieweit heute noch die Gläubigerposition bei Anleihen bezüglich der Risiken (Inflation, Ausfallwahrscheinlichkeit usw.) adäquat abgegolten wird, kann und muß jeder Anleihehalter für sich selbst entscheiden. Das gilt insbesondere in einer immer höher verschuldeten Welt über alle drei Sektoren hinweg (insbesondere bei Staaten aber auch bezüglich Unternehmen sowie Privaten).


    Auch das Dogma einiger Experten, daß im "Sicherheitsanteil" sog. "Fremdwährungs-Anleihen" nix zu suchen haben sprich ein Tabu sind, muß jeder für sich selbst bewerten. Insbesondere beim Blick auf die Stabilität präziser Fragilität der Eurozone und vor der Tatsache, daß viele bis die meisten ohnehin ausschließlich nur in Euro positioniert sind (Gehalt in Euro, Rente/Pension in Euro, Konten in Euro, Immobilie in Euro bzw. in der Eurozone usw.).


    Das gilt auch für die generelle Frage ob Einlagen im Rahmen der gesetzlichen Einlagensicherung (pro Kopf bis 100.000 €) bei "soliden" Banken im Ernstfall ebenso "risikoarm" sind, wie "solide" Staatsanleihen mit einem guten oder Top-Rating. Was ich persönlich im Ernstfall oder gar Worst Case eher bezweifle. Erst recht, wenn es um größere Beträge bei mehreren Banken geht.


    In Sachen Einzel-Anleihen hatten leider gesetzliche Vorgaben (Regulatorik; wie PRIIPs) im Ergebnis teilweise dazu geführt, daß hier die Anlage für den Klein- oder Normalanleger statt erleichtert eher erschwert oder unmöglich wurde (Mindesthöhen bei der Stückelung). Für Corporate Bonds jedenfalls waren da letztens (2023) seitens der EU wieder "Erleichterungen" im Gespräch, um damit "Normal- und Kleinanleger" wieder "besseren Zugang" zu dem Segment "Unternehmensanleihen" zu ermöglichen. Habe ich aber nicht weiter und näher verfolgt. Das hier aber nur am Rande.


    Bei der heute dennoch breiten - neben Tages- und Festgeldern bei Banken - Produktpalette für den risikoarmen Anteil (aktive Rentenfonds, passive Anleihe-ETFs, Geldmarkt-ETFs usw.) sollte da jeder das für sich und sein Bild Passende finden können.