Anleihen-ETF Sicherheit fürs Depot?
Finanztip-Experte für Bank und Börse
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Bei der Abkürzung ETF denkst Du vielleicht vor allem an Aktien. Doch es gibt auch ETFs, die auf andere Anlageklassen setzen. Mit einem Anleihen-ETF kannst Du zum Beispiel günstig und einfach in Staats- oder Unternehmensanleihen investieren.
Seit der Zinswende im Sommer 2022 sind die Kurse vieler Anleihen-ETFs gefallen. In diesem Ratgeber erfährst Du, woran das liegt, wie ein solcher Fonds funktioniert und ob das Investment sinnvoll ist.
Ein Anleihen-ETF ist ein Fonds, der einen Anleihen-Index nachbildet. Viele Anlegerinnen und Anleger kennen vor allem Aktien-Indizes: Der Dax bildet etwa einen Aktienkorb aus den Aktien der 40 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland. Genauso gibt es aber auch Indizes, die einen Korb aus Anleihen erstellen. Der Index zeichnet dann den Kursverlauf dieser Anleihen nach. Das Anleihen-Pendant zum Dax ist zum Beispiel der Rex, der deutsche Rentenindex. Er besteht aus 30 deutschen Staatsanleihen.
Ein Anleihen-ETF baut einen solchen Index nach. Sein Kurs entwickelt sich also nahezu genauso wie der Index. Das ist praktisch, weil Du Dich nicht im Detail mit der Auswahl der Wertpapiere beschäftigen musst. Wie auch ein Aktien-ETF aktualisiert der Anleihen-ETF regelmäßig seinen Wertpapierbestand entsprechend den Updates im Index. Außerdem hilft ein ETF bei der Risikoverteilung, weil Du mit einem Schlag in Dutzende, Hunderte oder sogar Tausende seiner Bestandteile investieren kannst. Wenn Du mehr Grundlegendes über ETFs erfahren willst, lies unseren Ratgeber zu Indexfonds. Wie genau Anleihen-ETFs funktionieren, erklären wir Dir weiter unten.
Anleihen sind Wertpapiere, die von Staaten oder auch Unternehmen herausgegeben werden. Der Herausgeber heißt Emittent. Legt etwa ein Emittent eine neue Anleihe auf, so sammelt er von den Anlegerinnen und Anlegern Geld ein. Dafür verspricht er ihnen, dieses nach einem festgelegten Zeitraum (die sogenannte Laufzeit der Anleihe) wieder zurückzuzahlen. Die Summe, über die sich dieser Kredit beläuft, heißt Nennwert. Die Besitzerinnen und Besitzer der Anleihe erhalten für den Kredit einen festen Zins. Dieser Zins heißt auch Kupon und wird meist jährlich ausgezahlt.
Ist die Laufzeit der Anleihe abgelaufen, erhalten Anlegerinnen und Anleger den vollen Nennwert zurück, wenn alles gut läuft. Denn sollte der Emittent in finanzielle Probleme geraten, kann es passieren, dass sie nur einen Teil oder gar nichts des investierten Geldes wiederbekommen. Man spricht von einem Emittentenrisiko. Wie hoch das Risiko ist, hängt davon ab, wer genau Herausgeber der Anleihe ist. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein mittelständisches Unternehmen in Schieflage gerät, deutlich höher als bei einem Staat. Dieser Unterschied spiegelt sich dann auch in den Zinsen wider. Es gilt: Je höher das Risiko, desto höher der Zins. Mehr dazu, wie Anleihen funktionieren und welche Formen es davon gibt, erklären wir im Ratgeber zu Anleihen.
Anleihen werden während ihrer Laufzeit auch an der Börse gehandelt. Dadurch haben sie neben dem Nenn- auch noch einen Kurswert, der sich nach Angebot und Nachfrage richtet und daher ständig schwanken kann. Auch Du kannst über die Börse einzelne Anleihen erwerben. Doch wie bei Aktien bietet ein Anleihen-ETF einen klaren Vorteil gegenüber einzelnen Papieren: Du kannst eine kleine Summe anlegen und gleichzeitig das Risiko über mehrere Emittenten streuen. Typisch für Einzelanleihen ist, dass sie oft nur in Stückelungen zu rund 1.000 Euro verkauft werden; ein wichtiger Unterschied zu Aktien, die es je nach Firma auch in kleineren Portionen gibt. Weiter unten erklären wir Dir, wie sich einzelne Anleihen und Anleihen-ETFs sonst noch unterscheiden.
Ein anderer Begriff für Anleihen-ETF ist Renten-ETF. Mit der Altersrente hat der Begriff aber nichts zu tun. Rente ist einfach ein anderer Begriff für Anleihe und steht in diesem Zusammenhang für eine regelmäßige Zinszahlung. Typische Indizes, die Anleihen-ETFs nachbilden, heißen daher auch Rentenindizes.
Anleihen-ETFs sind ähnlich aufgebaut wie Aktien-ETFs, jedoch bilden sie statt eines Aktien-Index einen Anleihen-Index nach.
Wie bei Aktien gibt es auch hier spezialisierte Firmen, die Regeln für die Aufnahme von Anleihen in den Index festlegen. Diese Unternehmen werden Indexanbieter genannt. Bekannte Anbieter sind beispielsweise Barclays-Bloomberg, Markit (mit der Marke iBoxx) oder MTS.
Es gibt zwei Herangehensweisen, um den Markt abzubilden. Einmal kann ein Rentenindex Anleihen mit dem größten Marktwert (Volumen) zusammenfassen. Dabei sind Länder oder Unternehmen stärker gewichtet, die am meisten Anleihen herausgegeben haben. Dabei zählt aber nicht die Stückzahl, sondern das Volumen, also wie viel Geld sich der Herausgeber über Anleihen insgesamt geliehen hat. Die zweite Möglichkeit besteht darin, Anleihen zusammenzufassen, die am Markt am einfachsten zu kaufen und zu verkaufen sind. Da Anleihen nicht so häufig wie Aktien gehandelt werden, kann diese Liquidität der Anleihen ein wichtiges Kriterium sein.
Die Indexanbieter wenden ihre Auswahlmethoden für verschiedene Marktsegmente an, wie zum Beispiel für Anleihen aus bestimmten Regionen oder für Schuldner mit einer bestimmten Bonität. Einige Rentenindizes fassen Anleihen aller Laufzeiten zusammen, während andere Teilindizes nur eine bestimmte Laufzeit von Anleihen abbilden.
Wer in eine Anleihe investiert, sollte die Laufzeit-Spanne oder zumindest die durchschnittliche Laufzeit der Indexanleihen kennen. So lässt sich abschätzen, wie sensibel die Anleihekurse (und insgesamt auch der Kurs des ETF) auf eine Veränderung des allgemeinen Zinsniveaus reagieren. Grundsätzlich gilt: Anleihen mit kurzer Laufzeit haben tendenziell geringere Zinsversprechen und tragen wenig zur Wertentwicklung bei. Andersherum sind die Kursverluste gering, wenn die Zinsen steigen. Anleihen mit längerer Laufzeit bringen oft höhere regelmäßige Zinszahlungen, können aber empfindlich im Wert verlieren, sobald Zinsen steigen.
Ein Index, der sich auf bestimmte Laufzeiten spezialisiert, muss sicherstellen, dass die Restlaufzeit der einzelnen Anleihen im Fonds noch im angestrebten Laufzeit-Spektrum liegt. Wenn zu wenige Jahre bis zur Rückzahlung der Anleihe verbleiben, muss er sie aus seinem Bestand streichen und durch eine Anleihe ersetzen, die noch lang genug läuft. Ein ETF, der diesen Index nachbildet, muss die betreffende Anleihe also verkaufen. Beispiel: Besteht ein Anleihen-Index beziehungsweise -ETF aus Papieren mit Restlaufzeiten zwischen zwei und fünf Jahren, dann fallen die Anleihen zwei Jahre vor ihrer Fälligkeit heraus und müssen ersetzt werden.
Wie bei Aktien-ETFs gibt es auch bei Anleihen-ETFs ausschüttende und wiederanlegende Varianten. Bei den ausschüttenden werden mehrmals im Jahr die Zinszahlungen der Anleihen auf Dein Verrechnungskonto ausgezahlt. Bei einem wiederanlegenden ETF (auch thesaurierender ETF genannt) erhältst Du hingegen keine Auszahlungen. Stattdessen investiert der ETF-Anbieter die Zinsen automatisch erneut in das Fondsvermögen. Mehr zu den Vor- und Nachteilen der beiden Varianten erfährst Du in unserem Ratgeber zu thesaurierenden ETFs.
Renten-ETFs können sowohl die eigentlichen Indexanleihen – oder zumindest einen großen Teil – nachkaufen. Dann spricht man von physischer Replikation. Oder die ETF-Anbieter schließen ein Tauschgeschäft mit einer Bank ab, das die Wertentwicklung des Rentenindex zusichert. Dann ist von synthetischer Replikation die Rede. Beide Varianten halten wir für gleichermaßen sicher. Mehr dazu liest Du im Ratgeber zu den Indexfonds.
Der Unterschied zwischen einem Anleihen-ETF und einzelnen Anleihen liegt in der Art des Wertpapieres. Der ETF ist ein Fonds und investiert als solcher in mehrere einzelne Anleihen. So kannst Du schon wenig Geld in eine Vielzahl von Anleihen stecken (mit einem Sparplan reichen theoretisch weniger als 50 Euro, mit einem Einzelkauf je nach ETF zwischen 10 und etwa 300 Euro) und so das Risiko streuen. Also genauso wie bei einem Aktien-ETF.
Doch anders als bei Aktien sind die Unterschiede zwischen einzelnen Anleihen und einem entsprechenden ETF größer. Das liegt vor allem daran, dass eine einzelne Anleihe eine begrenzte Laufzeit hat, ein ETF jedoch nicht.
Kaufst Du eine einzelne Anleihe, kannst Du sie bis zum Ende ihrer Laufzeit halten und weißt von Anfang an, welchen Geldbetrag Du dann erhältst. Nämlich den Nennwert – vorausgesetzt, dass der Herausgeber nicht in finanzielle Probleme gerät. Der zwischenzeitliche Börsenkurs der Anleihe kann Dir quasi egal sein. Er ist nur relevant, wenn Du die Anleihe vor ihrem Ablauf verkaufen willst.
Bei einem ETF ist das anders. Denn der ETF hält die Anleihen nicht unbedingt bis zum Ende der Laufzeit. Zum Teil verkauft er sie schon deutlich früher, wenn er etwa eine bestimmte Laufzeitspanne abbildet. Der Verkaufspreis ist dann der aktuelle Börsenkurs der Anleihe. Im Gegenzug erwirbt der ETF dann neue Anleihen – ebenfalls zum aktuellen Kurs. Für Dich als Anleger bedeutet das: Verkaufst Du Deine Anteile an einem Anleihen-ETF, passiert das zum aktuellen Börsenkurs. Und dieser setzt sich aus den aktuellen Kursen der einzelnen Anleihen zusammen, die der ETF momentan hält. Einen festen Auszahlungsbetrag zu einem bestimmten Zeitpunkt gibt es hier nicht. Der Nennbetrag (Rückzahlungswert) der einzelnen Anleihen hat für Dich keine Bedeutung.
Bei einer Einzelanleihe kennst Du also beim Kauf genau Deine Rendite, wenn Du sie bis zum Ablauf behältst. Beim Anleihen-ETF ist diese jedoch nicht klar. Der Gewinn oder Verlust, den Du erzielst, ist von der Entwicklung des ETF-Kurses abhängig. Dieser wird von vielen unterschiedlichen Faktoren wie den aktuellen Marktzinsen, aber auch der allgemeinen aktuellen wirtschaftlichen Lage beeinflusst.
Viele Anlegerinnen und Anleger nutzen Anleihen-ETFs als Sicherheitsbaustein für ihre Geldanlage. Doch nicht alle Anleihen-ETFs sind dafür geeignet. So befinden sich Mitte 2023 viele Anleihen-ETFs in einem Kurstief. Grund dafür sind vor allem die gestiegenen Zinsen. Sie sorgen dafür, dass bestehende Anleihen aus der Niedrigzinsphase weniger attraktiv sind und ihre Kurse fallen. Dadurch geht dann auch der Kurs der ETFs nach unten. In unserem Ratgeber zu Rentenfonds erklären wir Dir die aktuelle Entwicklung genauer.
Wir raten Dir daher als Sicherheitsbaustein zu ETFs, die auf eine sehr kurze Restlaufzeit der Anleihen setzen. Konkret empfehlen wir Dir eine spezielle Form von Anleihen-ETFs, sogenannte Geldmarkt-ETFs.
Der Geldmarkt dient Banken, Unternehmen oder Staaten dazu, sich kurzfristig Geld zu beschaffen oder überschüssiges Geld kurzfristig anzulegen. Auch Anleihen mit einer sehr kurzen Restlaufzeit von unter einem Jahr gehören zum Geldmarkt. Die von uns empfohlenen Geldmarkt-ETFs bestehen aus solchen kurzfristigen Anleihen oder bilden einen kurzfristigen Referenzzinssatz der Europäischen Zentralbank nach. Von Kursschwankungen durch steigende Zinsen bist Du mit ihnen also kaum betroffen.
Ein weiterer Vorteil von Geldmarkt-ETFs: Du bist damit sehr nah am aktuellen Zinsniveau. Anders als bei Tages- oder Festgeld musst Du nicht andauernd zwischen den besten Angeboten wechseln. Allerdings gilt: Kommt es wieder zu einer Niedrigzinsphase, solltest Du von Geldmarkt-ETFs auf Tages- oder Festgeld wechseln, um Verluste zu vermeiden.
Wir empfehlen konkret zwei Arten von Geldmarkt-ETFs. Zum einen solche, die den Referenzzins ESTR der Europäischen Zentralbank nachbilden. Das ist ein ETF von Lyxor (ISIN: FR0010510800) und zwei ETFs von Xtrackers (ISIN: LU0290358497, LU0335044896). Besonders sicher fährst Du mit der zweiten Kategorie an empfehlenswerten Geldmarkt-ETFs. Diese investieren in deutsche Staatsanleihen mit weniger als einem Jahr Laufzeit. Wir empfehlen einen ETF von iShares (ISIN: DE000A0Q4RZ9) und einen von der Deka (DE000ETFL227).
Wann Geldmarkt-ETFs für Dich geeignet sind und wie sie genau funktionieren, erklären wir in unserem Ratgeber zu Geldmarktfonds.
Möchtest Du Dein Geld möglichst sicher anlegen, ist neben einem Geldmarkt-ETF auch Festgeld eine gute Alternative. Dabei legst Du Dein Geld für einen festen Zeitraum bei einer Bank an und erhältst regelmäßige Zinszahlungen. Gute Angebote findest Du mit unserem Festgeldrechner.
Der Finanztip-Festgeldrechner basiert auf Festgeld-Daten von über 100 Banken, die der Dienstleister Financeads GmbH & Co. KG, Nürnberg (Datenschutzhinweise) zur Verfügung stellt. Diese haben wir mit unseren Parametern so gefiltert, dass Du ein verbraucherfreundliches Ergebnis nach Finanztip-Kriterien bekommst. Empfohlene Banken müssen der gesetzlichen Einlagensicherung in einem wirtschaftlich starken europäischen Land angehören und seit mindestens zwei Jahren Einlagenprodukte wie Tages- und/oder Festgeldkonten für Kunden in Deutschland anbieten. Die Auswahl der Festgeldangebote erhebt keinen Anspruch auf einen vollständigen Marktüberblick. Wir übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit und Aktualität der hier bereitgestellten Informationen. Für Schäden aus fehlerhaften Daten oder durch die Nutzung des Rechners übernehmen wir keine Haftung.
Der Vorteil von Festgeld gegenüber einem Geldmarkt-ETF: Du hast hier gar kein Kursrisiko. Einen Nachteil hat Festgeld jedoch. Du kannst während der Laufzeit nicht auf das investierte Geld zugreifen. Dieses Problem kannst Du aber abmildern, indem Du einen Teil des Geldes in Tagesgeld steckst. Dann ist es täglich verfügbar.
Hast Du Dir schon ein großes Depot aufgebaut, könntest Du eventuell über einzelne Anleihen als Sicherheitsbaustein nachdenken. Hier reden wir aber über Depots mit einem fünfstelligen oder sechsstelligen Umfang. Bei kleineren Depots lohnt sich das aufgrund der Ordergebühren für den Kauf der Anleihen nicht. Außerdem solltest Du dann auf besonders sichere Anleihen, wie etwa deutsche Staatsanleihen setzen. Bessere Renditen als die besten Angebote in unserem Festgeldvergleich erzielst Du damit Mitte 2023 aber nicht.
Manche Anleger nutzen Anleihen-ETFs nicht als Sicherheitsbaustein, sondern um damit gute Renditen zu erzielen. Dazu setzen sie auf ETFs, die in Anleihen mit längerer Laufzeit und schlechterer Bonität investierten. Darunter sind dann zum Beispiel Anleihen auf eine andere Währung als den Euro oder Anleihen von kleinen Unternehmen. Diese haben dementsprechend einen höheren Zinskupon. Doch Vorsicht: Dadurch erhöht sich auch das Risiko.
Aus unserer Sicht sind solche Anleihen-ETFs auf keinen Fall ein Muss für Deine Geldanlage. Möchtest Du es einfach halten, genügt es langfristig in einen breitgestreuten Aktien-ETF zu investieren. Wenn Du Spaß daran hast, Dich mit dem Anleihenmarkt zu beschäftigen, kannst Du Anleihen-ETFs als kleine Beimischung in Dein Depot nehmen. Du solltest Dich dann aber genau mit dem einzelnen ETF beschäftigen.
Wenn Du auf der Suche nach einem passenden Anleihen-ETF bist, stößt Du auf verschiedene Kennzahlen, die Du Dir vor dem Investment anschauen solltest.
Als Anlegerin oder Anleger kannst Du kaum beurteilen, wie kreditwürdig der Herausgeber einer Anleihe ist. Dabei ist dies ein entscheidender Faktor, um das Risiko einschätzen zu können. Abhilfe schaffen hier spezialisierte Firmen, sogenannte Ratingagenturen. Sie analysieren die wirtschaftliche Situation des Unternehmens oder Staates und geben dann eine Bewertung zu seiner Kreditwürdigkeit. Diese Bewertung wird in einer Bonitätsnote (auch Rating genannt) ausgedrückt.
Die drei größten Ratingagenturen sind Moody’s, Standard and Poor’s (S&P) und Fitch. Ihr Notenspektrum geht bei S&P und Fitch von „D“ (vollständiger Zahlungsausfall) bis „AAA“ (Sehr gute Bonität). Bei Moody heißt die schlechteste Note „C“ und die beste „Aaa“. Der deutsche Staat hat beispielsweise das bestmögliche Rating „AAA“ beziehungsweise „Aaa“. Die Bonität von Italien schätzen die Agenturen hingegen schlechter ein. Sie wird mit „BBB“ beziehungsweise „Baa3“ bewertet. Das bedeutet, dass das Land eine gute durchschnittliche Bonität besitzt, es bei Verschlechterung der Gesamtwirtschaft aber zu Problemen kommen kann.
Zwar ist die Zahl der Anleihen-ETFs nicht ganz so groß wie bei Aktien, doch mittlerweile hast Du als Anlegerin oder Anleger auch hier eine vielfältige Auswahl. Am größten deutschen Handelsplatz Xetra kannst Du zum Beispiel mit knapp über 500 Anleihen-ETFs handeln.
Die einzelnen ETFs bilden ganz unterschiedliche Indizes oder Teilindizes ab. In der folgenden Tabelle zeigen wir Dir beispielhaft drei ETFs. So erhältst Du einen Überblick darüber, wie sich Anleihen-ETFs unterscheiden. Alle drei ETFs gehören jedoch nicht zu unseren Empfehlungen. Stattdessen empfehlen wir Dir Geldmarkt-ETFs. Mehr dazu liest du weiter oben.
Name | iShares Euro Government Bond 1-3yr UCITS ETF (Acc) | SPDR Bloomberg Euro Aggregate Bond UCITS ETF (Dist) | iShares J.P. Morgan EM Local Govt Bond UCITS ETF |
---|---|---|---|
ISIN | IE00B3VTMJ91 | IE00B41RYL63 | IE00B5M4WH52 |
Index | Barclays Euro Government Bond 1-3 yr Term Index | Bloomberg Euro Aggregate Bond Index | J.P. Morgan GBI-EM Global Diversified 10% Cap 1% Floor |
Art der Anleihen | Staatsanleihen aus der Eurozone mit 1 bis 3 Jahren Restlaufzeit | Staats- und Unternehmensanleihen aus der Eurozone | Staatsanleihen von Schwellenländern |
Währung | Euro | Euro | lokale Währungen |
Bonität | mindestens BBB | mindestens BBB | keine Einschränkungen |
Ertragsverwendung | wiederanlegend | ausschüttend | ausschüttend |
Endfälligkeitsrendite | 3,1 % | 3,1 % | 6,6 % |
effektive Duration | 1,8 Jahre | 6,4 Jahre | 5,1 Jahre |
Quelle: iShares, SPDR (Stand: 27. August 2024)
Der iShares Euro Government Bond 1-3yr ETF (ISIN: IE00B3VTMJ91) bildet einen Teilindex des Barclays Euro Government Bondindex nach. Das ist ein Index, der aus Staatsanleihen aus der Eurozone besteht, die mindestens die Bonitätsnote BBB besitzen. Diese Bonitäts-Klassifikation heißt auch Investment Grade.
Der Teilindex, den der ETF nachbaut, bezieht sich nur auf Anleihen mit einer Restlaufzeit von ein bis drei Jahren. Dementsprechend ist die effektive Duration der gehaltenen Anleihen mit 1,8 Jahren gering. Da bedeutet, dass der Kurs des ETF weniger stark auf Änderungen der Marktzinsen reagiert.
Der ETF investiert übrigens nicht in alle Anleihen, aus denen auch der zugrunde liegende Index besteht. Stattdessen beschränkt er sich auf Anleihen von fünf Staaten: Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden und Spanien. Dieses Vorgehen ist nicht unnormal und zum Beispiel auch bei Aktien-ETFs üblich. Der Anbieter lässt so einfach Anleihen aus, die nur einen sehr kleinen Anteil des Index ausmachen. So spart er Kosten. Man spricht davon, dass der ETF auf eine optimierte Nachbildung setzt. Besondere Nachteile hat das nicht.
Auch der SPDR Bloomberg Euro Aggregate Bond ETF (ISIN: IE00B41RYL63) setzt auf Anleihen aus der Eurozone. Allerdings bezieht er neben Staats- auch Unternehmensanleihen ein und beschränkt sich nicht auf eine bestimmte Laufzeit. Dementsprechend höher ist mit 6,4 Jahren die effektive Duration.
Der Kurs des ETF reagiert also stärker auf Änderungen der Marktzinsen und bietet folglich mehr Ertragschancen, aber auch mehr Risiko. Ein solcher ETF bietet sich als Beimischung für Dein Depot an, wenn Du neben einem Aktien-ETF auch in solide Anleihen investieren willst und auf fallende Marktzinsen setzt.
Es handelt sich um einen ausschüttenden ETF, er zahlt zweimal im Jahr Zinserträge aus. Etwas mehr als die Hälfte des ETF machen Staatsanleihen aus. Die Unternehmensanleihen kommen vor allem aus der Industrie (9,6 Prozent) und dem Finanzsektor (8,3 Prozent). (Stand: 27. August 2024)
Eine riskantere Anlage ist der iShares J.P. Morgan EM Local Govt Bond ETF (ISIN: IE00B5M4WH52). Er investiert in Staatsanleihen von Schwellenländern in der jeweiligen Landeswährung. Zu den Emittenten gehören zum Beispiel Mexiko, China, Indonesien, Tschechien, Polen oder Brasilien. Die effektive Duration beträgt 5,1 Jahre. Auf Änderungen der Marktzinsen reagiert der Kurs des ETF also etwas weniger stark als beim vorgestellten ETF des Anbieter SPDR. Dafür birgt er andere Risiken.
So gibt es für die Anleihen, in die der ETF das Geld steckt, keine Vorgaben an die Bonität. Anders als die Eurozonen-ETFs beinhaltet er also nicht nur Anleihen mit einer sehr guten Kreditwürdigkeit. Mehr als 64 Prozent der gehaltenen Anleihen haben ein Rating von BBB oder schlechter (Stand: 27. August 2024). Es besteht also ein höheres Risiko, dass es zu Ausfällen bei den gehaltenen Papieren kommt.
Ein weiteres Risiko stellen die lokalen Währungen der Anleihen dar. Diese sind bei Schwellenländern häufig deutlich instabiler als etwa der Euro oder der US-Dollar. Du trägst hier also auch ein größeres Währungsrisiko. Auf der anderen Seite sind die Kupons der gehaltenen Anleihen höher. Da es sich um einen ausschüttenden ETF handelt, kannst Du dadurch mit höheren Ausschüttungen rechnen.
In einen solchen Anleihen-ETF solltest Du insgesamt nur Geld stecken, bei dem Du größere Verluste verkraften kannst.
iBonds sind eine Reihe von Anleihen-ETFs, die der Anbieter iShares im Sommer 2023 auf dem Markt gebracht hat. Das Besondere: Die ETFs haben wie einzelne Anleihen eine feste Laufzeit. Dazu investieren sie nur in Anleihen mit der nahezu selben Restlaufzeit und halten diese bis zur Fälligkeit. Ist die Fälligkeit aller Anleihen erreicht, nimmt der ETF-Anbieter die Anteile zurück und zahlt den Gegenwert in Euro an die Anlegerinnen und Anleger aus. Anders ausgedrückt: Der iBond hat ein Ablaufdatum, zu dem Du Geld ausbezahlt bekommst.
Der Vorteil gegenüber einem klassisches Anleihen-ETF: Die Anleihen bleiben bis zu ihrer Fälligkeit im Fonds. Sie werden also nicht mehr zum aktuellen Kurs verkauft und durch neue ersetzt, wenn sie zum Beispiel eine bestimmte Laufzeit unterschreiten. Dadurch sind die Renditen bei den iBonds für Anlegerinnen und Anleger besser planbar.
Wenn Du einen iBond-ETF erwirbst, kannst Du absehen, welche Rendite Du erhältst, wenn Du den ETF bis zum Ende seiner Laufzeit hältst. Du musst Dich in diesem Fall also nicht mit Kursschwankungen durch Änderung der allgemeinen Marktzinsen befassen. Möchtest Du den ETF vor dem Ende der Laufzeit verkaufen, spielen diese aber weiter eine Rolle. Denn hier bildet sich der Börsenpreis wie bei herkömmlichen ETF aus den aktuellen Kursen der gehaltenen Anleihen.
Der Anbieter iShares hat im August und September 2023 insgesamt zwölf iBond-ETFs auf den Markt gebracht. Sie tragen jeweils den Endzeitpunkt des ETF im Namen. So gibt es welche mit einer Laufzeit bis Ende 2025, bis Ende 2026, bis Ende 2027 und bis Ende 2028. Ein Teil der ETFs investiert in Anleihen in Euro, ein anderer Teil in US-Dollar. Außerdem gibt es jeweils ausschüttende und wiederanlegende iBonds. Bei den gehaltenen Anleihen handelt es sich vor allem um Unternehmensanleihen mit Investment Grade – die also mindestens ein Rating von „BBB“ haben. Ein iBond-ETF investiert nur in US-Staatsanleihen. Die folgende Tabelle zeigt die größten iBond-ETFs nach Fondsvolumen.
Name | iShares iBonds Dec 2026 Term € Corp UCITS ETF | iShares iBonds Dec 2028 Term € Corp UCITS ETF | iShares iBonds Dec 2025 Term $ Corp UCITS ETF |
---|---|---|---|
ISIN | IE000SIZJ2B2 (ausschüttend)/ IE000WA6L436 (wiederanlegend) | IE000264WWY0 (ausschüttend)/ IE0008UEVOE0 (wiederanlegend) | IE0000X2DXK3 (wiederanlegend) |
Fondsvolumen in Euro | 626 Millionen | 879 Millionen | 222 Millionen US-Dollar |
laufende Kosten | 0,12 % pro Jahr | 0,12 % pro Jahr | 0,12 % pro Jahr |
Währung der Anleihen | Euro | Euro | US-Dollar |
Fälligkeit der Anleihen | zwischen 1. Januar 2026 und 15. Dezember 2026 | zwischen 1. Januar 2028 und 15. Dezember 2028 | zwischen 1. Januar 2025 und 15. Dezember 2025 |
Anzahl der Anleihen | 374 | 328 | 518 |
Endfälligkeitsrendite | 3,7 % pro Jahr | 3,6 % pro Jahr | 5,6 % pro Jahr |
Quelle: iShares (Stand: 16. April 2024)
Die drei iBond-ETFs bestehen also aus mindestens 300 Unternehmensanleihen. Die genaue Auswahl hängt vor allem von der angedachten Laufzeit der iBonds ab. Denn aufgrund der besonderen Konstruktion investieren die ETFs eben nur in Anleihen, deren Fälligkeit bis Ende Dezember des jeweiligen Jahres liegt.
Die Endfälligkeitsrendite – also die durchschnittliche Rendite der gehaltenen Anleihen – liegt momentan (April 2024) zwischen 3,6 bis 5,6 Prozent pro Jahr. Bei den 5,6 Prozent handelt es sich allerdings um iBonds, die in Dollar-Anleihen investieren. Wer hier Geld hineinsteckt, geht also ein Währungsrisiko ein.
Du kannst die Endfälligkeitsrendite als ungefähres Maß dafür nehmen, wie viel Gewinn Du machst, wenn Du den iBond bis zu seiner Fälligkeit hältst. Die Rendite, die Du am Ende tatsächlich erzielst, kann aber abweichen. Sie hängt zum Beispiel davon ab, ob du eine ausschüttende oder eine wiederanlegende Variante des iBonds wählst.
In einer besonderen Situation befinden sich die iBond-ETFs zudem im letzten Jahr, wenn die gehaltenen Anleihen nach und nach auslaufen. Das Geld, dass der Fonds aus den fällig gewordenen Anleihen erhält, investiert er dann nämlich in sehr sichere Staatsanleihen. Bei den Euro-iBonds sind das Staatsanleihen von Deutschland oder Frankreich mit einer kurzen Restlaufzeit. Sie ersetzen im letzten Jahr nach und nach die gehaltenen Unternehmensanleihen. Die Gesamtrendite des iBonds hängt daher auch davon ab, wie viel Rendite diese Staatsanleihen im letzten Jahr des ETF genau abwerfen.
Aus diesem Grund ergibt es auch wenig Sinn, einen iBond im letzten Jahr zu kaufen. Denn dieser entwickelt sich dann nach und nach zu einem Staatsanleihen-ETF und bringt dadurch sehr wahrscheinlich deutlich weniger Rendite als in den Vorjahren.
Interessant ist auch der Vergleich der Renditen mit alternativen Anlagemöglichkeiten. Für den Euro iBond mit Laufzeit bis 2026 (also ungefähr zweieinhalb Jahre) liegt die Endfälligkeitsrendite bei 3,7 Prozent pro Jahr. Die besten Angebote mit zwei sowie drei Jahren Laufzeit in unserem Festgeldvergleich bieten ebenfalls 3,7 Prozent pro Jahr (Stand: 16. April 2024). Besser als mit Festgeld fährst Du mit den iBonds also aktuell nicht. Die Vor- und Nachteile von Festgeld gegenüber Anleihen-ETFs erklären wir Dir weiter oben.
Grundsätzlich ist das Prinzip der iBonds eine gute Idee. Denn sie ermöglichen es Anlegerinnen und Anlegern, schon mit kleinen Summen über einen festen Zeitraum breit gestreut in eine Vielzahl von Anleihen zu investieren. Die laufenden Kosten sind niedrig und die Ordergebühren des Depots identisch mit denen für andere ETFs.
Bist Du auf der Suche nach einem Sicherheitsbaustein für Dein Depot, raten wir Dir statt der iBonds aber auf Geldmarkt-ETFs zu setzen. Der Grund: Die bisherigen iBond-ETFs auf dem Markt investieren ausschließlich in Unternehmensanleihen. Diese bieten aus unserer Sicht ein zu großes Risiko für einen guten Sicherheitsbaustein. Stattdessen solltest Du auf ETFs setzen, die vor allem in europäische Staatsanleihen investieren. Das ist bei den von uns empfohlenen Geldmarkt-ETFs der Fall. Unsere detaillierten Empfehlungen findest Du weiter oben.
Möchtest Du einen Anleihen-ETF kaufen, gehst Du genauso vor wie bei einem Aktien-ETF. Du benötigst zunächst ein Wertpapierdepot. Ein gutes Depot hat keine laufenden Kosten und niedrige Gebühren für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren. Von uns empfohlene Depotanbieter findest Du in unserem Broker-Vergleich. Bei all unseren Empfehlungen kannst Du mit Anleihen-ETFs handeln.
Hast Du ein Depot eröffnet, kannst Du einen Anleihen-ETF über die Börse oder den Direkthandel kaufen. Den Kauf solltest Du möglichst tagsüber durchführen, da sich die Kurse dann an den großen Börsen orientieren (der größte deutsche Börsenplatz Xetra ist wochentags von 9 bis 17:30 Uhr geöffnet). In unserem Ratgeber zum Aktien kaufen erklären wir Dir, wie Du Schritt für Schritt vorgehst, um Wertpapiere wie einen Anleihen-ETF zu erwerben.
* Was der Stern bedeutet:
Finanztip ist kein gewöhnliches Unternehmen, sondern gehört zu 100 Prozent zur gemeinnützigen Finanztip Stiftung. Die hat den Auftrag, die Finanzbildung in Deutschland zu fördern. Alle Gewinne, die Finanztip ausschüttet, gehen an die Stiftung und werden dort für gemeinnützige Projekte verwendet – wie etwa unsere Bildungsinitiative Finanztip Schule.
Wir wollen mit unseren Empfehlungen möglichst vielen Menschen helfen, eigenständig die für sie richtigen Finanzentscheidungen zu treffen. Daher sind unsere Inhalte kostenlos im Netz verfügbar. Wir finanzieren unsere aufwändige Arbeit mit sogenannten Affiliate Links. Diese Links kennzeichnen wir mit einem Sternchen (*).
Bei Finanztip handhaben wir Affiliate Links jedoch anders als andere Websites. Wir verlinken ausschließlich auf Produkte, die vorher von unserer unabhängigen Experten-Redaktion ausführlich analysiert und empfohlen wurden. Nur dann kann der entsprechende Anbieter einen Link zu diesem Angebot setzen lassen. Geld bekommen wir, wenn Du auf einen solchen Link klickst oder beim Anbieter einen Vertrag abschließt.
Für uns als gemeinwohlorientiertes Unternehmen hat es natürlich keinen Einfluss auf die Empfehlungen, ob und in welcher Höhe uns ein Anbieter vergütet. Was Dir unsere Experten empfehlen, hängt allein davon ab, ob ein Angebot gut für Dich als Verbraucher ist.
Mehr Informationen über unsere Arbeitsweise findest Du auf unserer Über-uns-Seite.
Klickst Du auf eine Empfehlung mit *, unterstützt das unsere Arbeit. Finanztip bekommt dann eine Vergütung. Empfehlungen sind aufwändig recherchiert und basieren auf den strengen Kriterien der Finanztip-Expertenredaktion. Mehr Infos