Da kann man auch zu anderen Antworten kommen wenn man auf normale Sparer mit risikoarmen Anlagen schaut (negative Realzinsen), auf Menschen mit Lebensversicherungen (Finanzielle Repression), auf solche, die sich Wohneigentum anschaffen wollte (Vermögenspreise/ Immobilien), auf die betriebliche Altersvorsorge (Barwert erforderlicher Rückstellungen), auf berufsständige Versorgungswerke, auf normale Stiftungen etc. pp.
Hier werden verschiedene Dinge vermischt, wie ich finde. Auch einen maßgeblichen oder gar ausschließlichen Zusammenhang mit unserer Währung herzustellen, finde ich unzutreffen.
Und diese Probleme bestehen seit wann? Euro-Einführung? Griechenlandkrise? Nein!
Die Realzinsen (auf Sichteinlagen) waren 2011 bis 2013 nicht geringer, als in den 70ern bis Mitte 80er, Anfang der 90er und weiteren Zeiträumen. Schuldenunion hin oder her. Er pendelt meist in einer Spanne von -2 und +2%. Von 1950 bis 2023 betrug die durchschnittliche Realverzinsung von Bankguthaben 1,1% p.a. Damit sind unsere Papierwährungen der Wertaufbewahrungsfunktion wohl insgesamt gut gerecht geworden.Es handelt sich hier um den sicheren Zins und der ist durchaus in einem beachtlichen Rahmen, was für eine gute Arbeit der Währungshüter spricht.
Lebensversicherungen wurde nicht ein negativer sicherer Realzins zum Verhängnis, sondern schlicht die Kosten dieser Produkte und deren Konstruktion. Die stellen sich da gerne nun als Opfer dar, das sie nicht sind. Die klassischen Versicherungen bauten auf hohe Nominalzinsen, die realen waren denen egal. Am liebsten wäre denen ein Zins von 10% egal, ob die Inflation dann bei 11% liegt. Denn nur so sind die nominalen Garantien und Risikobudgets möglich. Ein sicherer Realzins von 2,5 bis 3% p.a. auf Dauer wäre nötig um nach Kosten einer klassichen LV den Wert der Einzahlungen bei auschließlich "sicheren" Zinspapieren zu erhalten. Es ist Irrsinn sowas zu fordern oder sich eine solche Welt zu wünschen. Ein solcher dauerhafter Realzins in sicheren Sichteinlagen ist kein Anreiz, das Geld zu investieren, die Produktivität zu steigern, Arbeitsplätze zu schaffen oder sonst etwas sinnvolles damit zu tun. Wo lägen denn dann die risikobehafteten Zinsen?! Nein, das funktioniert nicht. Wenn der Bitcoin so konstruiert ist (aktuell ist er es ja, da er zum ausgeben zu schade ist), dann möchte ich das nicht erleben.
Es liegen aktuell schon ca. 4 Billionen Euro auf Banken rum, stell Dir mal vor, da gäbe es noch höhere Realzinsen...
Ohnehin Punkte, die in Deiner Betrachtung fehlen: Einkommens- und Produktivitätssteigerungen etc. die im Hinblick auf Leistbarkeiten ein ganz anderes Bild zeichnen würden.
Du unterstellst, dass sich Immobilien kontinuierlich und über alle Regionen verteuerten und die Leistbarkeit darunter litt. Dafür hätte ich gerne Belege. Denn über weite Zeiträume sind Immobilienpreise nur moderat gestiegen, teils gar gefallen. Die Leistbarkeit ist heute besser als früher oder hast Du da andere Daten? Zu diesem Thema könnte man sich unendlich auslassen. Hier fehlt der Platz und mir die Muße und Zeit.
Generell zu Zinssparen etc.: Die (sicheren) Zinsen glichen über weite Teile der Zeit vor Kosten und Steuern die Inflation nahezu aus. Es war aber weder damals, noch heute schlau auf lange Zeiträume mit home bias Nominalsparen zu betreiben. Ein Weltkrieg, eine Ölkrise oder was auch immer und das Geld zerrennt. Das leistet unsere Währung dann halt doch nicht. Hat sie aber auch noch nie und das ist auch nicht schlimm, wie ich finde. Würde Bitcoin das besser hinbekommen? Vieleicht? Aber dafür mit großen Nachteilen und Unsicherheiten.
Es ist halt die Frage, was man unter Wertaufbewahrung versteht. Für den Monat der Auszahlung, ein Jahr oder für alle Ewigkeit? Am Besten ohne Zins und Inflation, dann kann ich es mir einfach unters Kopfkissen legen. Wer investiert dann noch? Keiner?