60/40 Portfolio mit mehreren ETFs vs. Vanguard Lifestrategy 60

  • Der, welcher das Geld annimmt, kann es alternativ auch von der EZB holen, zu deren Konditionen.

    Aber der, welcher das Geld gibt, kann es alternativ auch stattdessen bei der EZB parken.

    Es gibt insgesamt drei Zinssätze der EZB. Der €STR bildet einen Zinssatz für unbesicherte Kredite ab. Dieser liegt knapp unter dem Einlagenzinssatz der EZB, was vermutlich das höhere Risiko Bank vs. EZB reflektiert. Die beiden Kreditsätze der EZB liegen höher und erfordern die Stellung von Sicherheiten seitens der Bank. Insofern ist es attraktiver, das Geld auf dem Markt zu holen statt bei der EZB.

    Bzw. anders herum gefragt: warum sollte eine Bank ihr Geld unterhalb des EZB Zinssatzes an eine andere Bank vergeben, wenn sie von der EZB mehr bekommt?

    Kann ich aus dem Stand nicht beantworten.

    D.h. wenn der EZB Zinssatz zu hoch wird, dann drosselt er selbst den Geldverleih der Banken untereinander? In Folge müsste die EZB eigentlich ihren Zinssatz - sofern er positiv ist - dem €STR anpassen, sonst wird zuviel Geld bei ihr geparkt, dass sie verzinsen muss? D.h. eigentlich besteht ein Druck in Richtung Anpassung vom EZB Zins in Richtung des €STR. Und die Deckelung des €STR durch den EZB Zins ist dann eher Makulatur?

    Kurzer Ausflug: das Geschäft der Banken ist primär die Herausgabe von Krediten, nicht eigene Einlagen anderswo als Einlage zu parken. Der Interbankenmarkt und damit der €STR ist letztlich ein Ausgleichsmechanismus, Einlagen und Kredte im Gleichgewicht zu halten.

    Eine Notenbank setzt ihr jeweiliges Mandat um. Bei der EZB ist es die Preisstabilität, also die Inflationsbekämpfung. Dazu würde man klassisch die Zinsen höher als die neutrale Rate und insbesondere höher als die Inflationsrate setzen, da das Kredite überproportional teuer macht und damit die Nachfrage dämpft. Wenn dann die Banken Geld bei der EZB parken steht dieses nicht für die Nachfrage zur Verfügung. Dass die Banken Zinsen erhalten ist dann mMn nachrangig.

    Einen Druck zur Anpassung des EZB-Zinses an den €STR sehe ich nicht. Wenn der €STR zu niedrig ist würden die Banken bei der EZB einlegen, wenn er zu hoch ist würde er Nachfrage nach Liquidität generieren, die sich die Banken wiederum bei der EZB holen würden, wodurch der €STR sinken würde.

    Korrektur Die von mir dargestellte Deckelung des Zinses im verlinkten EZB-Papier ist ein Mechanismus bei einer Änderung der EZB-Zinssätze. Ansonsten wird der Vortag mit einbezogen, wenn an einem Tag nicht genügend Daten vorliegen (Deine ursprüngliche Frage ging dahin).

  • Aus der Sicht eines Finanz-Laien aber eines an solchen Themen Interessierten, stellen sich mir in dem Kontext zwei Fragen

    Eine Notenbank setzt ihr jeweiliges Mandat um. Bei der EZB ist es die Preisstabilität, also die Inflationsbekämpfung.

    (nachträglich gefettet von mir)

    Dem ist fraglos so - jedenfalls nach den EU-Verträgen ("Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union" als "AEUV" bezeichnet bzw. abgekürzt).

    Diese Regelung finden sich in Art. 119 Abs, 2 sowie Art. 127 Abs. 1 AEUV mit der (expressis verbis) Formulierung, daß sowohl Geld- und Währungspolitik das "vorrangigen Ziel der Preisstabilität" verfolgen. Wobei unter "Preisstabilität" unstrittig der traditionellen Stabilitätsbegriff im Sinne von "Preisniveaustabilität" bzw. "Kaufkraftstabilität" gemeint ist.

    Im Verlauf der Eurokrise samt Euro-Rettung wurden dann aber sämtlich Maßnahmen (auch solche, die im Widerspruch zum Vertragswerk standen oder dieses sogar auf den Kopf stellten) mit einem "neuen Stabilitätsbegriff", der außerhalb des Vertrages liegt, seitens der EZB begründet. Es ging nicht mehr um "Preisstabilität" sondern nur noch um den "Erhalt der Stabilität der Eurozone". Konkret war mit diesem neuen umdefinierten Stabilitätsbegriff ein immer unveränderter Kreis der Euro-Mitgliedssaaten gemeint. Damit erfährt der "Stabilitätsbegriff" des Vertrages auf dem der Euro beruht in Abkehr von seinem ursprünglich funktionalen Inhalt (der "Preis- bzw. Kaufkraftstabilität") einen institutionell-organisatorischen Inhalt.

    Eine solide Wirtschafts-, Finanz- und Fiskalpolitik, die eine Mitgliedschaft in der Eurozone rechtfertigen (gemäß EU-Vertragswerk) ist Aufgabe der Politik (Parlamente) der jeweiligen Länder - und nicht Aufgabe einer von der Politik unabhängigen Notenbank, der gerade dies nach den EU-Verträgen explizit verboten ist (siehe Art. 123 AEUV "Verbot der monetären Staatsfinanzierung durch die Notenbank").

    So wie ich schon im Jahr 2002, 2003 und 2004 darauf hinwies, daß der wiederholte Bruch der eigenen EU-Verträge denknotwendig zu schweren Verwerfungen führen wird (Eurokrise dann ab 2010 ff), wies ich damals (2012 ff) darauf hin, daß die Instrumente der fiskalischen und monetären Rettungsschirme beide Stabilitätsbegriffe (den ursprünglichen vertraglichen und den neuen umdefinierten) in ein konträres mithin Spannungsverhältnis führen werden, da mit den permanenten Hilfen und dieser Vorgehensweise langfristig hohe Inflationsgefahren verbunden bleiben (unabhängig von dem zusätzlichen Setzen von langfristen Fehlanreizen wie Moral Hazard und Tragik der Allmende). Dies (Inflationsgefahren) hat sich bereits ein erstes Mal realisiert, als die EZB - trotz einer Inflation die beim Doppelten und mehr der sog. "Zielinflation" (siehe unten) der EZB lag - viel zu lange mit Zinserhöhungen gezögert hatte (siehe 2022). Da die vertraglichen EU-Regelungen zur Schuldenbegrenzung (EU-Vertrag von Maastricht und Maastricht-Kriterien und deren Einhaltung) bis heute als Defizitbegrenzungen ebenso wenig funktionieren wie die Aufsichtsmechanismen der EU-Kommission (die sich selbst "Hüterin der EU-Verträge" nennt - trotz in praxi hundertfachem Bruch der Maastricht-Kriterien) liegt ein Scheitern dieser Vorgehensweise im Bereich des (sehr) Wahrscheinlichen.


    Im Vergleich zu dem oben Gesagten nur noch eine Petitesse aber dennoch: Zum anderen hat die EZB selbst ihr Mandat inhaltlich mehrfach verändert. Zum Hintergrund: Das vorrangige Mandat "Preisstabilität" ist in dem EU-Vertrag festgelegt (diese wurde von der EZB in Eigenermächtigung "umdefiniert" bzw. massiv "erweitert"; siehe oben). Was unter "Preisstabilität" zu verstehen ist, darf die EZB auch nach den Verträgen selbst definieren als sog. Zielmarke bzw. "Zielinflation". Dies hat die EZB auch mehrfach gemacht - allerdings immer nur in eine einzige Richtung nämlich nach oben. Angefangen von "Null bis zwei Prozent" über "nahe aber unter zwei Prozent" (nach herrschender Meinung war damit 1,6 bis 1,9% Inflation gemeint) und "fix zwei Prozent" bis hin zu einem symmetrischen Inflationsziel sprich ist die Inflation einige Zeit zu niedrig kann sie dafür auch einige Zeit zu hoch sein.


    Deine Meinung als der vermutlich Kundigere von uns beiden zu den beiden Aspekten würde mich interessieren.


    Dir weiter viel Erfolgt mit Deinen privaten Finanzen !

  • Sovereign

    Ich habe mich in den Beiträgen bewusst auf das Formale beschränkt.

    Die Kritik am Verhalten der EZB vs. Bundesbank früherer Zeiten halte ich für berechtigt, speziell hinsichtlich Geldwertstabilität. Bemerkenswert finde ich die Positionierung der Fed am vergangenen Mittwoch. Obwohl sie das Doppelmandat hat, das sich die EZB selbst hinzudichtet, hat sie zumindest verbal einen Pflock gegen eine kommende Schuldenorgie eingeschlagen. Das werden wir von der EZB nicht hören - damit schließt sich der Kreis zu der von Dir angesprochenen Verletzung der Maastricht-Kriterien.

    Sorry für die kurze Antwort, bin nicht zuhause.

  • Ich habe mich in den Beiträgen bewusst auf das Formale beschränkt.

    Verstehe.

    Die Kritik am Verhalten der EZB vs. Bundesbank früherer Zeiten halte ich für berechtigt, speziell hinsichtlich Geldwertstabilität.

    Verstehe. Befürchte das kann man auch nicht anders sehen, wenn rudimentäre Kenntnisse der EU-Verträge, der monetären Ökonomik und der Zahlen und Daten vorhanden sind.

    Obwohl sie das Doppelmandat hat, das sich die EZB selbst hinzudichtet,

    Hinzugedichtet hat sich die EZB auf jeden Fall das Mandat "Rettung der Eurozone in der aktuellen Länderbesetzung" sowie "die Besorgung der Schuldentragfähigkeit einzelner Euro-Länder" - entgegen Art. 123 AEUV (siehe Nr. 822 Teil 1).

    Vorrangig ist nach dem Vertrag (AEUV) das Ziel (Mandat) "Preisstabilität" (im Sinne der Kaufkraftstabilität) wie in Nr. 822 dargestellt. Bezüglich der (Förderung) der allgemeinen Wirtschaft findet sich in den Verträgen (zwar ausdrücklich kein "Doppelmandat") aber immerhin (z. B. in Art. 119 Abs. 2) der Hinweis, daß "unbeschadet dieses Ziels (Preisstabilität) die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Union unter Beachtung einer offenen Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb unterstützt werde soll".

    Wobei im Kontext mit der EU und der EZB Begrifflichkeiten im EU-Vertragstext wie die dort genannte "offene Marktwirtschaft" und der "freie Wettbewerb" längst einen mehr oder weniger seltsamen Klang haben (kritischere Geister als meine Wenigkeit könnten - wie bei der sich selbst als "Hüterin der EU-Verträge bezeichnenden EU-Kommission - inzwischen eher fast geneigt sein da von Realsatire zu sprechen).

    Obwohl sie das Doppelmandat hat, das sich die EZB selbst hinzudichtet, hat sie zumindest verbal einen Pflock gegen eine kommende Schuldenorgie eingeschlagen.

    Da im US-Wahlkampf weder bei den Demokraten (Kamala Harris) noch bei den Republikanern (Donald Trump) Hinweise auf eine auch nur ansatzweise solidere Haushalts- bzw. Schuldenpolitik auszumachen war, scheint mir dieses Positionierung der Fed nur folgerichtig. Der Blick auf entsprechende Charts samt Perspektive (US-Staatsverschuldung) könnte in der Schule fast der Veranschaulichung einer Exponentialfunktion dienen ...

    Fed und EZB kann man - nach meinen Dafürhalten - nicht nur wegen der Mandatierung nicht ansatzweise vergleichen ("Doppelmandat" der Fed (Geldwertstabilität + Unterstützung Vollbeschäftigung) vs "Einzelmandat" der EZB (vorrangig Preisstabilität):

    Die Fed kümmert sich um die stärkste und größte Volkswirtschaft der Welt, hat den US-Dollar als Weltwährung und sitzt in einem Land, welches über große (größte) militärische Power verfügt (autark in Sachen Verteidigungsfähigkeit). Zudem besteht eine einheitliche Sprache (siehe Mundell "Währungsräume" und Faktormobilität den Faktor "Arbeit" betreffend).

    Die EZB hat eine Währungsunion mit sehr heterogenen teilweise disparaten Ländern und eher anämischem Wirtschaftswachstum (iVz Weltwirtschaft aber auch den USA), eine schon konstruktionsbeding hoch fragile Währung (zentralisierte Geldpolitik bei nationaler Fiskalpolitik von 20 einzelnen Ländern) und sitzt in einer Region, die nur bedingt oder kaum bis gar nicht autark ist in Sachen Verteidigungsfähigkeit. Dazu fehlt der Einheitswährung die passende Einheitssprache (siehe schon oben "Mundell" und "Währungsräume").

    Dennoch stehen beide Notenbanken meines Erachtens - neben der Geldwertstabilität - unter einem weiteren gewissen Druck bzw. Zwang: Die Fed unter dem Zwang der Finanzmärkte im weitesten Sinne (Aktien- und Immobilienmärkte), da viele US-Amerikaner da engagiert sind (auch in Sachen Altersvorsorge). Die EZB unter dem Druck die Eurozone irgendwie weiter zusammenzuhalten und den Euro irgendwie weiter am Leben zu halten sprich damit einem fiskalischen Zwang. Meine Conclusio wäre, daß die Fed auch nur einen begrenzten Spielraum hat, dieser aber deutlich größer ist, als der einer EZB. Die Spreads die Leitzinsen betreffend (Fed vs EZB) bestätigen dies zusätzlich.

    Das werden wir von der EZB nicht hören

    Wie sollte das in praxi auch umsetzbar sein ?

    Das jüngst - noch vor den EZB-Zinserhöhungen - verabschiedete Programm "TPI" für Anleihekäufe in "unbegrenzter Höhe" ("Transmission Protection Instrument") liegt einsatzbereit in der EZB-Schublade ...

    damit schließt sich der Kreis zu der von Dir angesprochenen Verletzung der Maastricht-Kriterien.

    Leider.

    Was aber schon vor 25 Jahren absehbar war und in praxi auch so gestartet wurde (schon vor Euroeinführung mit Aufnahme von Ländern, die die Maastricht-Kriterien nur mit Haushalts-Trickserei erfüllten oder gar nicht erfüllten sprich diese meilenweit verfehlten).

    Sorry für die kurze Antwort, bin nicht zuhause.

    No problem und kein Grund für ein "Sorry". Finde gut, daß Du überhaupt geantwortet hast.

    (gehört hier nicht unbedingt und immer zu den Usancen - wobei ich gelernt habe, daß nicht gegebene oder verweigerte Antworten oftmals die aufschlußreichsten sind :) ).


    Dir weiterhin viel Erfolg mit Deinen privaten Finanzen !

  • Wird es jetzt in Schüben kommen, dass Rezession und Inflation sich abwechseln?

    Anstelle einer länger anhaltenden Phase hoher Inflation?

    Denn man wird versuchen müssen(?), die Wirtschaft wieder mit billigem Geld und mit nach unten gedrückten Zinsen in Gang zu setzen?

    Und jedes mal werden in der inflationären Phase die Staatsschulden ein Stück weit entwertet?

    Aber auch die Vermögen werden entwertet? Und mit dauerhaften 20% in Staatsanleihen wird man da den kürzeren ziehen? Hingegen beispielsweise mit Aktien und Unternehmensanleihen kann man vielleicht hoffen, einen Inflationsschutz zu bekommen? Und nur mit breiter Streuung ist man da vor einzelnen, lokalen Totalverlusten gewappnet. Es sei denn die Entwicklung geht global in die negative Richtung?

  • Wird es jetzt in Schüben kommen, dass Rezession und Inflation sich abwechseln?

    Anstelle einer länger anhaltenden Phase hoher Inflation?

    Denn man wird versuchen müssen(?), die Wirtschaft wieder mit billigem Geld und mit nach unten gedrückten Zinsen in Gang zu setzen?

    Und jedes mal werden in der inflationären Phase die Staatsschulden ein Stück weit entwertet?

    Aber auch die Vermögen werden entwertet? Und mit dauerhaften 20% in Staatsanleihen wird man da den kürzeren ziehen? Hingegen beispielsweise mit Aktien und Unternehmensanleihen kann man vielleicht hoffen, einen Inflationsschutz zu bekommen? Und nur mit breiter Streuung ist man da vor einzelnen, lokalen Totalverlusten gewappnet. Es sei denn die Entwicklung geht global in die negative Richtung?

    Alles ist möglich. Sogar das Gegenteil. Und das meine ich absolut ehrlich und nicht abwertend.

    Weil wir die Zukunft nicht wissen gilt: breit gestreut nie bereut.

    Sachvermögen und Geldvermögen.

    Inflationsschutz und Deflationsschutz.

    Jedoch mit deutlich mehr Sachvermögen bei mir, da ich von den 4 Deep Risk Inflation als die präsenteste und gefährlichste erachte. Streuung mittels Aktien ETF über Länder, Währungen, Branchen, Unternehmen und Zeit (Sparplan).

    Alles andere können wir nicht beeinflussen oder timen. Nehmen wir es wie es kommt und machen das beste daraus. Ganz nach dem Motto:

    Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird dann war es noch nicht das Ende 😂

  • Wird es jetzt in Schüben kommen, dass Rezession und Inflation sich abwechseln?

    Anstelle einer länger anhaltenden Phase hoher Inflation?

    Denn man wird versuchen müssen(?), die Wirtschaft wieder mit billigem Geld und mit nach unten gedrückten Zinsen in Gang zu setzen?

    Und jedes mal werden in der inflationären Phase die Staatsschulden ein Stück weit entwertet?

    In den 70ern kam die gesamte Inflation auch nicht mit der ersten Ölkrise. Und die Versuchung, sämtliche Probleme mit geliehenem Geld zu lösen, ist natürlich immer vorhanden. Die Rechnung dafür kommt schließlich erst deutlich nach der eigenen Legislaturperiode.

    Widersprechen muss ich aber der Idee, dass dabei die Staatsschulden entwertet werden. Das passiert nur, wenn man in der Lage ist, während der Inflationsphasen ohne größere Schulden auszukommen.

    Grundsätzlich kämen mir sowohl etwas Inflation als auch billiges Geld in ein paar Jahren durchaus zupass ;)

  • Also ich habe das zwar nirgends gelesen. Aber ich gehe davon aus, dass der LS zwar eine Vielzahl an ETFs beinhaltet, das hat aber vermutlich nur irgendwelche handwerkliche oder Compliance Gründe. Höchstwahrscheinlich macht Vanguard im Ergebnis aber nichts anderes als den FTSE All World und den Global Aggregate Bond ETF permanent in dem entsprechenden Verhältnis von bspw. 60/40 zu halten :/ Also permanentes Rebalancing sowohl innerhalb der Asset Klassen als auch über diese hinweg.

    siehe dazu hier:

    Rebalancing, aber richtig - Rebalancing von Vanguard LifeStrategy ETFs

    Zitat: "Die Vanguard LifeStrategy Fonds beispielsweise werden täglich neu gewichtet, damit ihre Portfoliostruktur kontinuierlich der Ziel-Allokation entspricht."

  • Wobei natürlich der Artikel selbst schreibt, dass jährlich eigentlich besser ist als vierteljährlich oder monatlich. Das tägliche Rebalancing war ein Punkt, der mir nicht gut gefällt. Aus Sicht des Anbieters mag es wünschenswert sein, ein konsistentes Produkt zu verkaufen. Aber aus Sicht des Anlegers ist das tägliche Rebalancing sicherlich zu häufig, man schichtet täglich gegen den Markt um.

  • Wobei natürlich der Artikel selbst schreibt, dass jährlich eigentlich besser ist als vierteljährlich oder monatlich. Das tägliche Rebalancing war ein Punkt, der mir nicht gut gefällt. Aus Sicht des Anbieters mag es wünschenswert sein, ein konsistentes Produkt zu verkaufen. Aber aus Sicht des Anlegers ist das tägliche Rebalancing sicherlich zu häufig, man schichtet täglich gegen den Markt um.

    Führt das nicht auch zu unverhältnismäßigen Transaktions- und Verwaltungskosten?

  • Widersprechen muss ich aber der Idee, dass dabei die Staatsschulden entwertet werden. Das passiert nur, wenn man in der Lage ist, während der Inflationsphasen ohne größere Schulden auszukommen.

    Nehmen wir mal die letzten drei Jahre der Daten:


    Zunahme der Schulden = 2,445 - 2,173 = 272 Mrd


    Zusätzliche Inflation: 3,1 + 5,9 + 6,9 = 15,9 %

    Angewendet auf die Gesamtverschuldung (grob gerechnet, man müsste das stufenweise machen):

    2,445 * 0,159 = 389 Mrd

    (Die Inflation wirkt sich auf den Gesamtbestand der Schulden aus.)

    Damit zwar eine absolute Zunahme um 272 Mrd, aber inflationsbereinigt eine Abnahme um 272 - 389 = -117 Mrd.

    Gibt's irgendwo ein Kurve für die inflationsbereinigten Staatsschulden?

    Vielleicht gibt die Zunahme der Staatsschulden ja zum grossen Teil "nur" die Inflation wieder.

  • Führt das nicht auch zu unverhältnismäßigen Transaktions- und Verwaltungskosten?

    Vanguard benutzt für diese Zusammenstellung ausschließlich eigene ETF. Und diese sind ja schon mit eigenen Verwaltungskosten versehen.

    Somit ist das LS-Konzept für Vanguard ein gutes Geschäft. Da wird intern gar nichts „gehandelt“.

  • Vanguard benutzt für diese Zusammenstellung ausschließlich eigene ETF. Und diese sind ja schon mit eigenen Verwaltungskosten versehen.

    Somit ist das LS-Konzept für Vanguard ein gutes Geschäft. Da wird intern gar nichts „gehandelt“.

    Ja, so sehe ich es auch. Ein Eigenbau mit 60% FTSE All-World (TER 0,22) und 40% Global Aggregate Bonds (TER 0,10) hat eine gewichtete TER von 0,172 (0,22x0,6 + 0,10x0,4). Die Differenz zu der TER von 0,25 beim Lifestrategy 60 ist dann der Preis für die Bequemlichkeit und Disziplin da der ETF das Rebalancing automatisiert übernimmt (bei dem in der Eigenbaulösung dann noch Transaktionskosten hinzukommen). In der LifeStrategy 60 Variante dürfte der Steuervorteil der Teilfreistellung auf den Anleiheteil diese höheren Kosten wiederum inetwa ausgleichen (habe es nicht gerechnet).

  • Die Vanguard lifestrategie ETF's haben übrigens etwas höhere Gesamtkosten.

    Gemäß Basisinformationblatt 0,25% Verwaltungskosten + 0,06% Transaktionskosten = 0,31% Gesamtkosten.

    Siehe auch die Fonds- Darstellung bei fondsweb.com.

  • Gibt's irgendwo ein Kurve für die inflationsbereinigten Staatsschulden?

    Sinnvoller als "inflationsbereinigt" ist der Schuldenstand nach BIP, der er die Bonität eines Landes besser widerspiegelt. Und in der Betrachtung wird einem klar, dass Schulden weginflationieren kein Selbstläufer ist. Zum einen will der Gläubiger einen Zins oberhalb der Inflationsrate. Zum anderen steigen die Kosten des Staats auch, seien es Personalkosten und Materialkosten im ÖD oder die ganzen Aufträge an private Unternehmen, die der Staat vergibt. Wer nicht ordentlich wirtschaftet, wird seine Schulden durch Inflation nicht magisch verlieren.

    Führt das nicht auch zu unverhältnismäßigen Transaktions- und Verwaltungskosten?

    Die sind ja in den 0,25% schon enthalten. Wenn du das als Privatanleger machst, wäre das aber sicherlich der Fall.

  • Der Unterschied ist, dass ein Mischfonds wie Lifestrategy oder Arero die Kursschwankungen generell dämpft. Wenn man nur dieses Produkt hat, muss man im Zweifelsfall aber auch dann verkaufen, wenn der Kurs gerade abgerauscht ist. Der worst case ist nur nicht so heftig, wie beim reinen Aktienportfolio. Dafür muss man sich um nichts kümmern und bekommt für den Anleihenteil (bei 50%+ Aktien) die Teilfreistellung.


    Bei der Variante risikoarm:risikoreich in getrennten Produkten hat man im Gesamten ebenfalls gedämpfte Schwankungen, kann aber im Krisenfall ohne Verlust auf den risikoarmen Teil zurückgreifen, den Aktienteil schonen und das Renditereihenfolgerisiko bei der Entnahme dämpfen (Dabei verschiebt man natürlich das Verhältnis risikoarm:risikoreich). Dafür zahlt man die volle Kapitalertragssteuer auf den Anleihenteil und hat dort 1-2% p.a. weniger Rendite.

    Mir ist aufgefallen, dass mir ein Denkfehler unterlaufen ist.

    Ich war davon ausgegangen, dass der Lifestrategy im Nachteil ist, weil man im Crash nicht nur aus dem Anleihenteil verkaufen kann.

    Das macht aber überhaupt keinen Unterschied, weil ja ständig rebalanced wird. D.h. wenn man beim Lifestrategy im Crash verkauft, wird zwar auch aus dem Aktienteil mit niedrigen Kursen entnommen, es wurde dort aber bereits durch das Rebalancing im selben Maß Aktien zu niedrigen Kursen gekauft. Die Anzahl der Aktien-ETF Anteile nach der Entnahme ist in beiden Fällen geich...

    Damit würde ich meine Einschätzung der Lifestrategy ETFs nochmal ändern: Für die allermeisten Anleger, die einen FTSE All World mit einem Global Aggregate ETF mischen wollen, wären die Lifestrategy ETFs genau das richtig Instrument.

    Die etwas höhere TER dürfte durch das automatische Rebalancing und die Teilfreistellung des Anleihenteils überkompensiert werden.

    Den einzigen Vorteil, wenn Aktien und Anleihen ETFs getrennt gekauft werden, würde ich darin sehen, dass man die Auswahl der Produkte (Laufzeiten, Rating, etc) individueller gestalten kann.

  • Mir ist aufgefallen, dass mir ein Denkfehler unterlaufen ist.

    Ich war davon ausgegangen, dass der Lifestrategy im Nachteil ist, weil man im Crash nicht nur aus dem Anleihenteil verkaufen kann.

    Das macht aber überhaupt keinen Unterschied, weil ja ständig rebalanced wird. D.h. wenn man beim Lifestrategy im Crash verkauft, wird zwar auch aus dem Aktienteil mit niedrigen Kursen entnommen, es wurde dort aber bereits durch das Rebalancing im selben Maß Aktien zu niedrigen Kursen gekauft. Die Anzahl der Aktien-ETF Anteile nach der Entnahme ist in beiden Fällen geich...

    Aber du musst trotzdem während des Crashs Aktien verkaufen, während du bei zwei getrennten Assets keine verkaufen musst und den gesamten Crash aussitzen kannst.

    Das Problem bei einem Crash ist ja, dass Aktien unverhältnismäßig günstig werden und der belohnt wird, der gar nicht verkaufen muss oder zukaufen kann. Zweiteres passiert bei einem LifeStrategy Produkt in geringem Maße. Ersteres ist jedoch nicht möglich, wenn man entnimmt. Man verkauft Aktien zu einem günstigeren Preis als er in z.B. 2 Jahren sein wird. Das ist doch mathematisch schon ein Unterschied. Oder habe ich da einen Denkfehler? :/

    • Angenommen man hat die Aufteilung 60/40 und 100k investiert. Dann sind 60k in Aktien (sagen wir 600 Anteile), 40k in Anleihen.
    • Es passiert ein 50% Crash bei den Aktien. Der Einfachheit halber passiert den Anleihen nichts. Dann sind 30k (600 Anteile) in Aktien und 40k in Anleihen. Insgesamt 70k.
    • Jetzt wird rebalancet, um die 60/40 stabil zu halten. Dann sind 42k (840 Anteile) in Aktien, 28k in Anleihen – immer noch 70k im Portfolio.
    • Wenn jetzt 10k entnommen werden müssen, sind nur noch 60k im Portfolio. 36k (720 Anteile) in Aktien und 24k in Anleihen. Es macht im Hinblick auf die Anzahl der Aktienanteile keinen Unterschied, ob die nur dem Anleihenteil entnommen worden wären oder dem Gesamtportfolio.

    Die Voraussetzung ist, dass man die 60/40 beibehält.

    Wenn man die Assetklassen getrennt hält, ist man natürlich flexibler und könnte das Verhältnis verändern. Ob das aber ein Vor- oder ein Nachteil ist, wäre nochmal eine andere Diskussion (es läuft auf Market Timing raus).