Danke euch! Ist ja ganz interessant. Zum Thema "kleben" und doppelter Buchführung werde ich mich mal weiter informieren.
Wie hat das Finanzsystem ohne Computer funktioniert?
- csh
- Erledigt
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Es ging viel mit Tabellenbüchern, in denen zu den klassisch vorkommenden Berechnungen die Ergebnisse abgedruckt waren.
Der Rechenschieber ist ein extrem mächtiges Werkzeug. Ich weiß allerdings nicht, ob der im Bankumfeld auch eingesetzt wurde oder nur technisch-wissenschaftlich.
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Wie hat das Finanzsystem eigentlich ohne Computer funktioniert?
Wie wurden Aktienkurse oder Devisekurse ermittelt?
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Ich kann mir das irgendwie alles nicht vorstellen, finde es aber sehr interessant.
Tja, das war noch eine andere Zeit - in den 70ger und 80ger Jahren. Ich kann aus den Zeiten ab ca. 1970 berichten, als ich meine kfm. Ausbildung begonnen hatte.
Vor allem gab es keine "DayTrader" wie heute, keinen automatisierten Handel mit Wertpapieren und überhaupt gab es weniger (vollkommen unsinnige) Wertpapiere.
Wollte man als Kunde eine Aktie von Volkswagen oder Bayer kaufen/verkaufen, dann ging man morgens zur Bank (...letzter bekannter Kurs war der vom Vortag aus der Zeitung...) und erteilte eine schriftliche Order auf einem papierhaften Beleg. Ausländische Aktien waren seinerzeit noch die absolute Ausnahme.Der Wertpapierauftrag war zeitkritisch, denn wenn man nach einer bestimmten Uhrzeit kam, wurde der Auftrag erst am nächsten Börsentag berücksichtigt.
Es gab zum einen eine fortlaufende Notierung (... so wie heute für fast jede Order....), aber nur wenn man Stück 50 Aktien oder ein Vielfaches davon kaufte/verkaufte (Der Gegenwert in DM war für damalige Zeiten schon recht hoch). In ganz speziellen Fällen hatte die Bank ihren "Mann" bei der Börse angerufen und nach dem aktuellen Kurs gefragt und der konnte die Wertpapiere kaufen bzw. verkaufen. Das geschah aber nur bei sehr großen Gegenwerten.
Mittags wurde ein "Einheitskurs" für das Wertpapier festgestellt, zudem dann die meisten Order ausgeführt wurden. Das heißt, jeder Kauf/Verkauf hatte einen einheitlichen Kurs, der dann am kommenden Tag auch in der Zeitung veröffentlicht wurde. Wer dann "falsch" limitiert hatte, musste halt auf einen neue Chance am nächsten Börsentag warten. -
Jede Bank hatte dafür eigens Fahrer angestellt.
Ende der 80er Jahre hatte ein Freund einen Ferienjob: Jeden Tag mit dem Sprinter (hieß damals aber noch nicht so) zum Feierabend alle Filialen der Sparkasse Oldenburg abklappern, die Belege einsammeln und zur Zentrale bringen.
Der hat den Job gerne genommen, weil er gerade seinen Führerschein frisch hatte und gerne Auto fuhr. Nach sechs Wochen hatte sich die Begeisterung etwas gelegt. Aber gut gezahlt wurde auch, der Deal stimmte trotzdem.
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Die wichtigsten Aktienkurse standen in der Tageszeitung.
Die Aktienkurse des DAX wurden dann in den 14:00 Uhr Nachrichten vorgelesen. Bayer 200 Brief..
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Mein erster "Taschenrechner" musste gekurbelt werden.
Das ist ein guter Punkt. "Vor Computer" heißt ja nicht, dass alles im Kopf gerechnet werden muss. Mechanische Rechenmaschinen waren ziemlich ausgefuchst. Und Banken haben auch schon relativ früh auf Computer gesetzt. So manches System lebt heute noch in der Mainframe-Welt
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Wie hat das Finanzsystem eigentlich ohne Computer funktioniert?
Es hat auf jeden Fall auch funktioniert, wie die Finanzgeschichte zeigt. Nach meiner Erinnerung (zu meinen Anfangsjahren war Vieles (bis das Meiste ?) in dem Bereich noch analog und sozusagen menschlich-händisch) sogar sehr gut, solide und sehr zuverlässig.
Also z.B. in den 1950er Jahren. Oder noch früher im 18./19. Jahrhundert?
Dazu kann ich aus eigenen Erfahrungen heraus nix sagen. Habe mich zwar etwas intensiver mit der Geld-, Währungs- und Finanzgeschichte beschäftigt - aber nicht mit der profanen und reinen sozusagen nur technischen "Umsetzungs- und Abwicklungsebene".
Ich kann mir das irgendwie alles nicht vorstellen
"Vorstellen" muß ich mir da nix, da ich das Ganze (samt Finanzdienstleistungsbranche) zumindest in den 70er, 80er und 90er Jahren ziemlich intensiv und "live" miterlebt hatte. Der zunehmende technische Wandel ("Modernisierung", "Technisierung", "Zentralisierung", "Fusionen" bzw. "Merger" auch in dem Bereich (selbst der Versuch Assekuranz-Mentalitäten mit Bank-Mentalitäten zu verschmelzen), "Standardisierungen" usw. begann danach erst vermehrt Dynamik aufzunehmen.
In den ersten Jahrzehnten meines bescheidenen Finanzlebens (vom (Klein)Sparer über den Anleger zum Investor) gab es - heute schwer über kaum bis gar nicht mehr vorstellbar - noch ganz überwiegend bis zumindest nicht selten ...
... tatsächliche Bank-"Berater"/Bank-"Beraterinnen" (statt reiner Bankprodukte-"Verkäufer") handelnd nach dem Motte "Best Advice for the Client" ... und nicht nach dem Motto "Wie erfühle ich die Verkaufsvorgaben samt Margen für die Bank unabhängig vom individuellen Bedarf des Kunden" ...
... Banker mit Weitsicht und Verantwortung, die Banking als typisches Face-to-Face-Business verstanden samt dem (damals noch vorhandenen) Bewertungs- und Ermessensspielraum des kundigen, verantwortungsvollen und erfahrenen Bankiers ...
... Protagonisten im Bankbereich, bei denen ein Wort und/oder ein Handschlag galt (und man dabei ein besseres und verlässlicheres Gefühl hatte als heute manchmal bei einem individuellen Vertragswerk mit 100 Seiten oder AGBs mit mehreren 100 Seiten) ...
... die Situation, daß ein Vertragswerk aus lediglich einer Seite bestand (beispielsweise mein erster Hauskauf noch als Student), das Bankgespräch dazu 20 Minuten dauerte und bankseitig drei Nachweise beigefügt und abgeheftet wurden (einer davon war die Kopie des Personalausweises) ...
... die Situation, daß man einen größeren oder großen Geldbetrag bei einer Bank auf dem Konto parkte, ohne einen Gedanken an Themen wie Einlagensicherung, AGBs, Aufteilung auf zig Banken usw. verschwenden zu müssen (hatte z. B. mal nach einem Verkauf eines Firmenanteils 600.000 DM (für mich damals ein kleines Vermögen) für zwei Jahre ohne jede Bedenken bei einer einzigen Bank auf dem Konto deponiert ...
... die Situation, daß der zeitliche und inhaltliche Schwerpunkt tatsächlich auf dem Banking liegt - und nicht auf der Abarbeitung des bürokratischen Dschungels und des regulatorischen Dickichts (wie Basel 1-3, MiFID 1-3, PRIIPS 1-3, RTS, WpGH, ESMA, EU-WIKR etc. pp.) ...
Apropos EU-WIKR: Mein damaliger Darlehensvertrag (1. Hauskauf; siehe oben) hatte eine Seite und ich war finanziell eher bescheiden wenn auch solide aufgestellt - meine heutigen Darlehensverträge gemäß der EU-WIKR bestehen aus 50, 60, 70 oder noch mehr Seiten, obwohl ich längst finanziell etwas besser aufgestellt bin (von der Logik her müßte sich das genau umgekehrt verhalten) ...
... die Möglichkeit Frau A und Herrn B bei der Bank X und Bank Y direkt telefonisch (Durchwahl) zu erreichen - und die hatten dann auch noch eine Ahnung vom Thema ... (habe heute nur noch ganze drei Banken, wo - für mich jedenfalls - diese Möglichkeit (Durchwahl) besteht; bei den anderen Banken würde ich auf irgendeiner schwindeligen "Hot-Line" (Wartezeiten betreffend eher ein "Cold"-Line) landen, wenn ich denn da anrufe - was ich zu so weit wie möglich zu vermeiden suche ...
... die Möglichkeit - ohne tagelange Voranmeldung oder Vorankündigung - problemlos Bargeld (auch größere Summen) abzuheben, fremde Sorten am Kassen-Schalter zu kaufen, ebenso zu Gold am Schalter (oder im bankeigenen Münzkabinett) zu kaufen usw. Bargeld war zudem integraler Bestandteil beim Banking und wer bar zahlte war beliebt und galt als zahlungsfähiger und liquider Bürger - statt diesen in die Nähe dunkler Geschäfte und krimineller Machenschaften zu rücken ...
Für meinen Teil schlage ich mich in der "neuen schönen und modernen Bankwelt" noch so halbwegs durch. Bin aber auch froh, daß ich schon alt bin und meine Zeit abläuft. Zumal ich ja noch den Vergleich zu früher habe.
Unabhängig von den ganzen oben beschrieben Veränderungen: Damals mußte auch kein Bundeskanzler mit dem Finanzminister sonntags im TV auftreten, um die "Spareinlagen zu garantieren", die von mir zu verwendende Währung mußte auch nicht vom Präsident der zuständigen Notenbank "gerettet" werden und es kamen auch keine Banken auf mich zu, um von mir Negativzinsen ("Verwahrentgelte" genannt) zu verlangen, statt mir welche für meine Einlagen zu bezahlen ...
Einem meiner Patenkinder ist der Wahn- und Irrsinn der EU-WIKR (statt Verbraucherschutz eher makroprudenzielle Regulatorik) bei ihrem Wohnungskauf gar nicht aufgefallen (hatte sie beim entscheidenden Bankgespräch begleitet). Darauf von mir angesprochen meinte die Kreditsachbearbeiterin (erst Anfang 40 herum aber schon 15 Jahre dabei) : "Die jungen Leute kennen es ja nicht anders - ich leider schon". Da wird was dran sein. So ist das Ganze dann wohl auch eher zu ertragen.
Last but not least und in dem Kontext: Regeln sind unverzichtbar und müssen sein. Ohne Regeln (siehe beispielsweise StVO) und deren Einhaltung funktioniert nicht mal der Straßenverkehr. Wie soll da beispielsweise ein so anspruchsvolles Projekt wie eine Währungsunion funktionieren ? Zwingend wäre daher, daß die Institutionen, die die Regeln bestimmen und implementieren sich dann selbst auch an die eigenen (!) Regeln halten (Stichwort AEUV sprich "Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union" - um nur ein Beispiel zu nennen). Was aber zudem und ganz generell - nach meinem Dafürhalten - keine gute Entwicklung darstellt, wenn Bürokratie und Regulatorik immer mehr ins Zentrum rücken und immer mehr Zeit in Anspruch nehmen - als das eigentliche Thema und/oder das Handeln erschweren oder gar verunmöglichen statt Zugang und Handeln für die Bürger zu erleichtern. Auch das dahinterstehende Bild des zu betreuenden und vollumfänglich zu leitenden und zu (be)schützenden Untertan ist nicht das meinige - sehe mich als mündigen Bürger und Verbraucher. Leider wie so oft: Vermutlich müssen die so generierten Ergebnisse und Zustände aber erst (noch) schlechter und schlimmer werden - bevor (vielleicht) irgendwann wieder eine Chance auf Besserung besteht ...
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"Vorstellen" muß ich mir da nix, da ich das Ganze (samt Finanzdienstleistungsbranche) zumindest in den 70er, 80er und 90er Jahren ziemlich intensiv und "live" miterlebt hatte. [...]
In den ersten Jahrzehnten meines bescheidenen Finanzlebens (vom (Klein)Sparer über den Anleger zum Investor) gab es - heute schwer über kaum bis gar nicht mehr vorstellbar - noch ganz überwiegend bis zumindest nicht selten ...
... tatsächliche Bank-"Berater"/Bank-"Beraterinnen" (statt reiner Bankprodukte-"Verkäufer") handelnd nach dem Motte "Best Advice for the Client" ... und nicht nach dem Motto "Wie erfühle ich die Verkaufsvorgaben samt Margen für die Bank unabhängig vom individuellen Bedarf des Kunden" ...
... Banker mit Weitsicht und Verantwortung, die Banking als typisches Face-to-Face-Business verstanden samt dem (damals noch vorhandenen) Bewertungs- und Ermessensspielraum des kundigen, verantwortungsvollen und erfahrenen Bankiers ...
Bei Dir schwingt in vielen Beiträgen so ein "früher war alles besser" mit, Erinnerungen an die "gute alte Zeit", wo alles einfacher, ehrlicher, weniger komplex war. Ich glaube aber, Deine Erinnerungen sind da sehr nostalgisch gefärbt.In den 90ern waren die Banken z.B. ganz groß dabei, als vermeintliches Steuersparmodell Schrottimmobilien an Kleinanleger zu verkaufen.
Aus den 80ern (okay, das waren Versicherungen):
Lebensversicherungen: 40 Jahre „Legaler Betrug“
Zitat„Lebensversicherungen sind legaler Betrug.“ Mit diesem Satz verärgerte der BdV in den frühen 1980er-Jahren die Versicherer. Der Verband der Lebensversicherungsunternehmen strengte sogar eine Unterlassungsklage an – und bescherte dem Verbraucherschutzverein damit unfreiwillig einen seiner ersten großen Erfolge. Am 03. Juni 1983 wies das Landgericht Hamburg die Klage ab.
Nein, früher war nicht alles besser.
Ich finde es interessant, etwas darüber zu erfahren, wie früher das Finanzsystem ohne Computer funktioniert hat, in analog, in manuell, und nicht in Echtzeit. Ich glaube, das dürfte einer der größten Unterschiede sein: Dass vieles langsamer ging. Heute geht alles in Echtzeit. Ich kann jederzeit mein Konto einsehen, Aktien kaufen und verkaufen, Kurse werden sekündlich festgestellt und sind übers Internet ständig abrufbar statt einmal am Tag in der Zeitung.
Und natürlich hat das alles seine Vor- und Nachteile. Das ist ähnlich wie bei der Arbeit. Wer am Wochenende oder im Urlaub aufs Firmenhandy schaut, denkt vielleicht verträumt an die Zeiten von "nach Diktat verreist" zurück. Andererseits: Wer schonmal einen Vertrag im Änderungsmodus in Word überarbeitet und Vertragsverhandlungen per Videokonferenz mit geteiltem Bildschirm durchgeführt hat, der wünscht sich garantiert nicht die Zeiten von Schreibmaschine, Tippex und Telefonkonferenzen mit schlechter Tonqualität, wo man nie raushören konnte, wer von den 10 Teilnehmern gerade spricht, zurück.
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Bei Dir schwingt in vielen Beiträgen so ein "früher war alles besser" mit, Erinnerungen an die "gute alte Zeit", wo alles einfacher, ehrlicher, weniger komplex war.
Das sehe ich anders. Eine der wichtigsten Grundlagen meiner privaten Welt (aber auch meiner beruflichen) war und ist "Pacta sunt servanda" sprich das Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit. Daran habe ich heute ernste und berechtigte Zweifel (siehe beispielsweise meinen Hinweis auf AEUV in Nr. 27).
Ich glaube aber, Deine Erinnerungen sind da sehr nostalgisch gefärbt.
Dein Glaube bleibt Dir natürlich unbenommen. So wie mir aber auch meine Erfahrungen.
In den 90ern waren die Banken z.B. ganz groß dabei, als vermeintliches Steuersparmodell Schrottimmobilien an Kleinanleger zu verkaufen.
Nicht an mich.
Für meinen Teil habe ich ausschließlich Direktanlagen und Aktien und Immobilien beispielsweise schaue ich mir vorher en Detail an, bevor ich da meine Mittel reinschiebe. Wer beispielsweise eine Immobilie (Kaufpreis in aller Regel sechsstellig aufwärts) einkauft ohne jede eigene Recherche (ich würde zu dem Thema "Schrottimmobilien" das Thema "Sonderabschreibung-Ost(Immobilien)" ergänzen - da haben so manche Leute ohne je einmal vor Ort (!) gewesen zu sein geschweige denn die Immobilie(n) zu prüfen, gleich mehrere Immobilien zum Beispiel in Chemnitz gekauft via notarieller Beurkundung bei einem Notar am Heimatort ...) darf sich ex post nicht beklagen. Da gilt wie immer: "It takes two to tango" ...
Aus den 80ern (okay, das waren Versicherungen):
Lebensversicherungen: 40 Jahre „Legaler Betrug“
Sehe ich differenzierter. Die damaligen KLV "5 plus 7 Modelle" waren beispielsweise durchaus lukrativ. Ebenso beispielsweise die Variante der "Tilgungsaussetzung iVm KLVs" bei vermieteten Objekten.
Die KLV generell (erst recht in Verquickung mit der Absicherung von Risiken wie Todesfall oder BU) wurde schon damals lange als "zusätzliche Steuer für Dumme" bezeichnet. Via Regulatorik wurde da niedrig verzinste die Staatsanleihen "verklappt", plus hohe Kosten plus hohe Stornokosten (erinnere mich an eine interne Statistik des damaligen "Verbands deutscher Lebensversicherungen" (damals noch in Bonn) nach der gut die Hälfte aller KLVs (KLV-Bestand war damals höher als die BRD Einwohner hatte ...) gar nicht zum Ende bedient wurde sprich vorher gekündigt wurde; ein gutes Geschäft für die Assekuranz - ein noch schlechteres bis desaströses für den Kunden).
Ich finde es interessant, etwas darüber zu erfahren, wie früher das Finanzsystem ohne Computer funktioniert hat, in analog, in manuell, und nicht in Echtzeit.
Beitrag Nr. 22 von hans2204 beschreibt das - nach meinem Dafürhalten - recht treffend.
Hatte damals zwei Banken (u. a. Bankhaus Hardy) mit denen ich zusammenarbeitete. Ging da morgens vorbei oder orderte auch mal via Telefon. Heute undenkbar. Als ich jüngst eine ganz simple Auskunft bezüglich einer Dividendenzahlung hatte, hieß es "das Gespräch müsse man dokumentieren", sprich "aufzeichnen", da müsse ich vorab "einwilligen", zudem müsse das "Telefonat ewig lange archiviert" werden usw.
"Schuld" an einer solchen (meines Erachtens bizarren) Entwicklung werden auch Kunden und findige Anwälte haben. Erinnere mich, wie Leute nach über 9 Jahren via findiger Anwälte plötzlich ihren Darlehensvertrag rückabgewickelt hatten, weil ein oder zwei Worte in der sog. "Widerrufserklärung" nach höchstrichterlicher Rspr. juristisch fehlerhaft waren. Mein damaliger Prof. für das BGB würde da vermutlich von Rechtsmißbrauch sprechen ... Eine prominente Großkanzlei (Düsseldorf) bot damals zum Pauschalpreis (Discountpreis) von 50 € je Darlehensvertrag die juristische Überprüfung in Massenabfertigung an ...
Ich glaube, das dürfte einer der größten Unterschiede sein: Dass vieles langsamer ging. Heute geht alles in Echtzeit. Ich kann jederzeit mein Konto einsehen, Aktien kaufen und verkaufen, Kurse werden sekündlich festgestellt und sind übers Internet ständig abrufbar statt einmal am Tag in der Zeitung.
Ob das zum einen dem Gesamtsystem und dessen Stabilität zuträglich ist (habe einige Aktien seit Jahrzehnten - die durchschnittliche Haltedauer liegt heute nicht selten im Stunden- oder Minutenbereich ...) - und zum anderen jedem einzelnen Anleger zum Vorteil gereicht (wenn er im Cafe oder Restaurant via Smartphone und App handeln kann), wäre eine eigene Diskussion wert (die aber hier den Rahmen sprengen würde).
Und natürlich hat das alles seine Vor- und Nachteile.
Logisch.
Das ist ähnlich wie bei der Arbeit. Wer am Wochenende oder im Urlaub aufs Firmenhandy schaut, denkt vielleicht verträumt an die Zeiten von "nach Diktat verreist" zurück.
Jedenfalls habe ich es damals sehr geschätzt, daß ich unterwegs (Auto, Zug, Flieger) schlicht nicht erreichbar war. Einige der besten Ideen (soweit man in meiner bescheidenen Berufslaufbahn von sowas sprechen kann) sowie einige der lukrativsten Geschäftsanbahnungen kamen "unterwegs" und/oder auf der informellen Ebene im persönlichen Gespräch (z. B. im ICE, Flieger usw.) zustande.
Noch heute haben meine private Handynummer keine 10 Leute und per Mail bin ich nur via PC und Laptop erreichbar - und damit nur, wenn ich die Dinger auch anwerfe. Und nicht via Smartphone beispielsweise für jedermann rund um die Uhr.
Das kann, wird und muß jede(r) für sich selbst beurteilen. Bin zum einen sehr froh und dankbar diese Zeiten noch erlebt zu haben und zum anderen auch sehr froh von den neuen und modernen Zeiten nicht mehr allzu viel erleben zu müssen (Stichwort: Überschaubare Restlebenserwartung; noch überschaubarer, wenn man einen halbwegs klaren Kopf damit meint).
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Heute geht alles in Echtzeit. Ich kann jederzeit mein Konto einsehen, Aktien kaufen und verkaufen, Kurse werden sekündlich festgestellt und sind übers Internet ständig abrufbar statt einmal am Tag in der Zeitung.
Und natürlich hat das alles seine Vor- und Nachteile.Wirtschaftstheoretisch ist schneller immer besser, weil der Markt effizienter funktioniert, wenn alle Informationen sofort überall verfügbar sind und auch entsprechend gehandelt wird..
Durch den Hochgeschwindigkeitshandel selbst wurden Krisen bisher immer nur dann ausgelöst, wenn technisch dabei etwas gründlich schiefgelaufen ist. (Behaupte ich mal einfach so ganz kühn. Oder kennt jemand ein Gegenbeispiel?)
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Bei Dir schwingt in vielen Beiträgen so ein "früher war alles besser" mit, Erinnerungen an die "gute alte Zeit", wo alles einfacher, ehrlicher, weniger komplex war. Ich glaube aber, Deine Erinnerungen sind da sehr nostalgisch gefärbt.In den 90ern waren die Banken z.B. ganz groß dabei, als vermeintliches Steuersparmodell Schrottimmobilien an Kleinanleger zu verkaufen.
Aus den 80ern (okay, das waren Versicherungen):
Lebensversicherungen: 40 Jahre „Legaler Betrug“
Nein, früher war nicht alles besser.
Ich finde es interessant, etwas darüber zu erfahren, wie früher das Finanzsystem ohne Computer funktioniert hat, analog, manuell, und nicht digital. Ich glaube, das dürfte einer der größten Unterschiede sein: Dass vieles langsamer ging. Heute geht alles in Echtzeit. Ich kann jederzeit mein Konto einsehen, Aktien kaufen und verkaufen, Kurse werden sekündlich festgestellt und sind übers Internet ständig abrufbar statt einmal am Tag in der Zeitung.
Und natürlich hat das alles seine Vor- und Nachteile. Das ist ähnlich wie bei der Arbeit. Wer am Wochenende oder im Urlaub aufs Firmenhandy schaut, denkt vielleicht verträumt an die Zeiten von "nach Diktat verreist" zurück. Andererseits: Wer schonmal einen Vertrag im Änderungsmodus in Word überarbeitet und Vertragsverhandlungen per Videokonferenz mit geteiltem Bildschirm durchgeführt hat, der wünscht sich garantiert nicht die Zeiten von Schreibmaschine, Tippex und Telefonkonferenzen mit schlechter Tonqualität, wo man nie raushören konnte, wer von den 10 Teilnehmern gerade spricht, zurück.
Ich stimme Souvereigns Beitrag weitgehend zu ohne allerdings seine Erfahrungen gemacht zu haben. Bürokratie gab es sicher weniger und natürlich gab es Bar- Ein und Auszahlungen, die noch problemlos funktionierten. Noch in den 70igern hatte ein Bankjob allgemein wohl noch ein seriöses Image.
Jedoch im Nachhinein - durch eine persönliche Beziehung zu einem niederländischen Devisenhändler allerdings - ist diese meine Sichtweise etwas ins Wanken gekommen. Dieser Holländer befand sich im zarten Alter von 16 in NRW in Ausbildung bei einer renommierten Bank. Dort wurde er von dem aktiven Bankdirektor dank seiner Bravour und dank seines Charmes gleich unter die 'persönlichen Fittiche' genommen und überall hin mitgenommen. Was sich dann wohl auf moralisch fragwürdigen Partys, usw. abgespielt hat, konnte man einige Jahre später auch bei Versicherungsskandalberichten mit Erstaunen verfolgen. Neben Alkohol- und Kokainabhängigkeit, Betrügereien und Schiebereien, was mir nur von den Versicherungen durch die Presse bekannt war, was ich aber von Banken nicht erwartet hätte, was das positive Image der Bankbranche in meinen Augen nun doch erheblich getrübt hat. Zumal sich diese 'Allround-Ausbildung' bis heute auswirkt. Dank Alkoholsucht steile Karriere-Achterbahn mit bitterer Landung.
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(...) Dort wurde er von dem aktiven Bankdirektor dank seiner Bravour und dank seines Charmes gleich unter die 'persönlichen Fittiche' genommen und überall hin mitgenommen. (...)
Danke für das Teilen dieses Einblicks.
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Danke für das Teilen dieses Einblicks.
Danke dir für die Schätzung meines Narrativs.