Weniger Arbeit statt mehr Gehalt?

  • Ich bin in der privilegierten Position das mein Gehalt deutlich über meinen Ausgaben ist. Ich habe überlegt ob ich bei den zukünftigen Lohnerhöhungen die unsere Genossenschaft jährlich erstreitet, stattdessen meine Arbeitszeit reduziere. Statt Mehr Geld für die selbe Arbeit möchte ich weniger Arbeit für das gleiche Geld.

    Mit den gesetzlichen Teilzeitregeln sollte das doch möglich sein?

    Ich frage mich nur ob das (langfristige) Nebeneffekte hat die ich als Laie nicht sehe.


    Ich denke das wär auch eine interessante Video-Idee für euch

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ich bin in der privilegierten Position, dass mein Gehalt deutlich über meinen Ausgaben ist. Ich habe überlegt, ob ich bei den zukünftigen Lohnerhöhungen, die unsere [Gewerkschaft] jährlich erstreitet, stattdessen meine Arbeitszeit reduziere. Statt mehr Geld für dieselbe Arbeit möchte ich weniger Arbeit für das gleiche Geld.

    Mit den gesetzlichen Teilzeitregeln sollte das doch möglich sein?

    Klar. Deine Teilzeit hat aber mit einer Lohnerhöhung nichts zu tun. Du kannst die Arbeitszeit jederzeit reduzieren, wenn die Bedingungen gegeben sind.

    Ich frage mich nur, ob das (langfristige) Nebeneffekte hat, die ich als Laie nicht sehe

    Ein freier Freitag fühlt sich wunderbar an: Jedes Wochenende ein langes Wochenende!

    Groß Karriere wirst Du hinterher allerdings nicht mehr machen. Du solltest auch abchecken, ob kürzere Arbeitszeit wirklich weniger Arbeit bedeutet. Wenn man Dir gleichviel Arbeit zuweist wie jetzt, hast Du ein schlechtes Geschäft gemacht.


    Das alles hängt natürlich sehr von den Umständen ab. Wenn Du bei VW am Band stehst, und Du bist 1 Tag in der Woche weg, wird das Band deswegen nicht schneller laufen.

  • Ich bin in der privilegierten Position das mein Gehalt deutlich über meinen Ausgaben ist. Ich habe überlegt ob ich bei den zukünftigen Lohnerhöhungen die unsere Genossenschaft jährlich erstreitet, stattdessen meine Arbeitszeit reduziere. Statt Mehr Geld für die selbe Arbeit möchte ich weniger Arbeit für das gleiche Geld.

    Mit den gesetzlichen Teilzeitregeln sollte das doch möglich sein?

    Ich frage mich nur ob das (langfristige) Nebeneffekte hat die ich als Laie nicht sehe.


    Ich denke das wär auch eine interessante Video-Idee für euch

    Hallo.


    Abgesehen davon, dass Arbeitszeitreduzierung direkt zum Untergang des Abendlandes durch spätrömische Dekadenz führt, muss man nur beachten, dass die Ansprüche gegenüber der Sozialversicherung zumindest nicht steigen (Kranken- und Arbeitdlosenversicherung) bzw. langfristig sinken (Rentenversicherung).

    Ggf. wird es schwierig später wieder auf Vollzeit zu wechseln. Darüber hinaus gibt es nichts weiter zu beachten. Man muss schauen, was einen langfristig glücklich macht.

  • Hab schon 9 Jahre eine 80% Stelle. Kann ich sehr empfehlen und an meinem freien Tag kümmere ich mich um meinen Vatter.

    Ich hätte jetzt nichts davon einfach mehr Geld in den ETF Sparplan zu stecken. Das Geld reicht vollkommen aus und ich habe mehr Zeit.

  • Ich überlege das auch schon länger, habe es aber noch nicht realisiert, weil ich bisher keinen Mut hatte (Angst vor Altersarmut). Gibt es dafür so eine Art Faustregel oder Kipppunkt ab dem sich Vollzeitarbeit nicht mehr lohnt?


    Also z.B. eine Regel wie: wenn man das 10fache seines Bruttogehalts an Vermögen hat, ist es (v.a. aus steuerlichen Gründen) günstiger nur noch 50% zu arbeiten.

    Also weil Arbeit so hoch besteuert wird im Vergleich zum Vermögen.

  • Ich überlege das [nämlich Stundenreduzierung] auch schon länger, habe es aber noch nicht realisiert, weil ich bisher keinen Mut hatte (Angst vor Altersarmut). Gibt es dafür so eine Art Faustregel oder Kipppunkt, ab dem sich Vollzeitarbeit nicht mehr lohnt?

    Da gibt es keine Faustregel, einen Kippunkt schon gar nicht. Der Finanzbedarf der Leute ist ja höchst individuell.


    Vollzeitarbeit "lohnt" sich so gesehen immer. Du wirst im gleichen Job mit voller Stundenzahl immer mehr verdienen als mit reduzierter Stundenzahl. Ein (individuelles) Kriterium ist, ob Du das Vollzeitentgelt brauchst oder auch mit einem geringeren Einkommen zurechtkommst. Mal angenommen, Du brauchst nur die Hälfte Deines Gehalts und hast den Rest bisher gespart, so kannst Du Dir eine Teilzeit aus finanzieller Sicht auf jeden Fall leisten, müssen ja nicht gleich halbe Tage sein. Auch das Alter ist ein Thema. Es macht einen Unterschied, ob Du mit 40 reduzierst oder mit 60.


    Das mußt Du für Dich selber wissen, eine Privatbilanz ist bei der Entscheidung vermutlich hilfreich.

  • Ich überlege das auch schon länger, habe es aber noch nicht realisiert, weil ich bisher keinen Mut hatte (Angst vor Altersarmut). Gibt es dafür so eine Art Faustregel oder Kipppunkt ab dem sich Vollzeitarbeit nicht mehr lohnt?


    Also z.B. eine Regel wie: wenn man das 10fache seines Bruttogehalts an Vermögen hat, ist es (v.a. aus steuerlichen Gründen) günstiger nur noch 50% zu arbeiten.

    Also weil Arbeit so hoch besteuert wird im Vergleich zum Vermögen.

    Naja, Du musst überlegen, ob Du Dir im Moment Teilzeit leisten könntest. (Ggf. Probeabrechnung erstellen lassen.)


    Dann solltest Du Dir überlegen, ob Du mit Teilzeit glücklicher wärst.


    Der Verlust an Rentensawartschaft (im Vergleich zur Weiterarbeit in Vollzeit) ist regelmässig sehr überschaubar.


    Bsp.:

    Die letzten 5 Jahre bis zur Rente nur 80% Teilzeit statt Vollzeit bedeuten für einen Durchschnittsverdiener einen Verlust von grob 35 EUR monatlicher Nettorente.

  • Was zu beachten wäre, ist auch die Frage, ob parallel zur Arbeitszeit auch der Arbeitsumfang im gleichen Maß sinkt. Aus eigener Erfahrung (und auch aus dem Bekanntenkreis) ist es oft so, dass die gleiche Arbeit in kürzerer Zeit geleistet werden muss. Der Vorteil liegt dann nur beim Arbeitgeber. Der Arbeitnehmer hat zwar mehr Freizeit, aber auch gleichzeitig einen höheren Erholungsbedarf, da der Stresspegel in der verbliebenen Arbeitszeit steigt.

  • Was zu beachten wäre, ist auch die Frage, ob parallel zur Arbeitszeit auch der Arbeitsumfang im gleichen Maß sinkt. Aus eigener Erfahrung (und auch aus dem Bekanntenkreis) ist es oft so, dass die gleiche Arbeit in kürzerer Zeit geleistet werden muss.

    Das ist unbedingt zu beachten.


    Das ist aber sehr vom Beruf abhängig. Bei manchen kann man einem 80%-Teilzeiter das volle Pensum abverlangen, bei anderen Berufen geht das nicht. Bei mir ging das nicht. Ich habe in der 80%-Stelle tatsächlich nur 80% gearbeitet, also weniger als ein Vollzeiter.

  • Das ist unbedingt zu beachten.


    Das ist aber sehr vom Beruf abhängig.


    Das stimmt absolut. In den meisten Fällen ging es um Kundenbetreuung im Außendienst. Da wurde dann nur einige wenige kleine Kunden aus dem Portfolio entfernt. Das endete dann darin, dass die Leute an den verbliebenen vier Tagen ein bis zwei Stunden früher angefangen haben oder sogar am Wochenende im Homeoffice saßen. Letztlich sind sie doch wieder auf 100% gegangen. In einem Fall hat sich der Arbeitgeber geweigert. Das endete dann mit einem Jobwechsel. 🤷🏼‍♀️

  • Es gibt Firmen (z.B. in meiner) in der in den Abteilungen bestimmte Mitarbeiterzahlen hinterlegt sind und nicht überschritten werden dürfen.

    Beispiel: In der Abteilung sind 20 (rechnerische) Mitarbeiter hinterlegt. Diese können allerdings auch Teilzeitkräfte sein. Eine Teilzeitkraft mit 20h/Woche wird dann als 1/2 Mitarbeiter gezählt. Nun ist es so, dass wenn ein Mitarbeiter in Teilzeit mit 20h wechselt (also von 1 zu 1/2 Mitarbeiter wird) und diese dann nochmals eine weitere Stelle in Teilzeit nachbesetzt um die volle rechnerische Mannstärke zu haben ist es nicht möglich, ohne die Abteilung zu wechseln irgendwann mal wieder auf 40h/Woche zu erhöhen, da sonst die Mitarbeiter pro Abteilung überschritten wird.

  • Es gibt Firmen (z.B. in meiner) in der in den Abteilungen bestimmte Mitarbeiterzahlen hinterlegt sind und nicht überschritten werden dürfen.

    Beispiel: In der Abteilung sind 20 (rechnerische) Mitarbeiter hinterlegt. Diese können allerdings auch Teilzeitkräfte sein. Eine Teilzeitkraft mit 20h/Woche wird dann als 1/2 Mitarbeiter gezählt. Nun ist es so, dass wenn ein Mitarbeiter in Teilzeit mit 20h wechselt (also von 1 zu 1/2 Mitarbeiter wird) und diese dann nochmals eine weitere Stelle in Teilzeit nachbesetzt um die volle rechnerische Mannstärke zu haben ist es nicht möglich, ohne die Abteilung zu wechseln irgendwann mal wieder auf 40h/Woche zu erhöhen, da sonst die Mitarbeiter pro Abteilung überschritten wird.

    Da wird das Recht auf Teilzeit quasi "weg-definiert"?

    Wäre das nicht etwas, wo sich ein Betriebsrat drum kümmern sollte?

    So nach dem Motto: alte Regelungen passen nicht mehr zur aktuellen Gesetzeslage.

  • Da wird das Recht auf Teilzeit quasi "weg-definiert"?

    Wäre das nicht etwas, wo sich ein Betriebsrat drum kümmern sollte?

    So nach dem Motto: alte Regelungen passen nicht mehr zur aktuellen Gesetzeslage.

    Nö, man hat ja das Recht auf Teilzeit. Nur hat man nicht eine Garantie auf den alten Arbeitsplatz, wenn man wieder in die Vollzeit möchte. Genauso ist es auch bei der Rückkehr aus der Elternzeit. Da kann es vorkommen, dass man dann eben in einer anderen Abteilung dann weiterarbeitet. Ist ein Großkonzern und wird schon so seine Richtigkeit haben.