Wechsel aus der GKV in die PKV - schwierige und zeitnahe Entscheidung

  • Hallo zusammen,



    mein Arbeitgeber hat mir überraschend und recht spät mitgeteilt, dass ich ab 01.01.2025 über der JAEG liege und daher ich mich entweder freiwillig gesetzlich versichern muss, oder privat. Die Entscheidung dazu muss in den nächsten Tagen fallen und ich tue mich damit reichlich schwer und bin um jeden Rat dankbar :).


    Kurz zu den Fakten:

    - Alter 41, keine Kinder, aber zumindest eins in Planung. Das müsste - wenn - dann auch in die PKV, weil ich am meisten verdiene.

    - Festanstellung ÖD, Gehalt fix, ohne Aussicht auf signifkante Steigerungen in den nächsten Jahren.

    - Rentenbescheid ca. 2000€ + Betriebsrente von 700€ nach den heutigen Zahlen. Keine Erbschaften in Sicht, oder große Sparvolumen

    - Keine Berufsunfähigkeit oder weitere Absicherungen vorhanden


    Normalerweise würde ich wegen der "Kostengefahr im Alter" mit gesundem Menschenverstand die PKV ausschließen, allerdings habe ich als ehemaliges Lehrerkind noch eine Anwartschaft aus der damaligen Versicherung bei einem großen PKV Anbieter. Dort hat man mich beraten und mir folgendes Angebot (Tarif 2025) für insgesamt 1100€/Monat ans Herz gelegt:


    - KV: Zweibett + Chefarzt, Zähne, Heilpraktiker, Kuren etc, 2.5 Monate Beitragsrückerstattung mgl.

    - Pflegepflichtversicherung + ergänzende Pflege

    - Krankentagegeld: 150€ ab dem 43.ten Tag

    - Beitragssenkung im Alter: 500€

    Die freiwillige GKV ist zumindest heutzutage für mich damit genauso teuer und die Leistungen in der PKV sicherlich besser. Auf der anderen Seite habe ich große Unsicherheiten bzgl. der Beitragsentwicklung im Alter und explodierenden Kosten, die ich aufgrund meiner nicht gerade guten finanziellen Aufstellung kaum abfedern kann.


    Entscheiden muss ich mich in den nächsten 2 Wochen, da anonsten die Anwartschaft verfällt. Vielleicht habt ihr ja dazu eine Meinung oder Tipps?


    Vielen Dank :)

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • So eine Entscheidung solltest du nicht innerhalb von 2 Wochen treffen.


    Lässt dein Gesundheitszustand es zu, dass du dich auch woanders privat krankenversichern kannst? Dann hättest du zumindest keinen Stress und kannst die Situation in Ruhe treffen.


    Deine Beschreibungen bzgl. der nicht gerade guten finanziellen Aufstellung legen aber auch eher nahe, dass du in der gesetzlichen Krankenkasse besser aufgehoben bist zumal auch keine Berufsunfähigkeitsversicherung oder anderweitige Absicherungen vorliegen. Von deiner Rente, auch von der Betriebsrente, gehen Steuern und Sozialabgaben ab, da bleibt dann nicht mehr viel übrig um noch die private Krankenversicherung im Alter zu bezahlen auch wenn du einen Beitragsentlastungstarif drin hast.


    Mein Tipp: bleib besser in der gesetzlichen Krankenkasse und falls noch nicht begonnen, beginne mit dem Sparen in ETF´s fürs Alter.

    Keine Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität meiner Beiträge.


    Liebe Grüße,


    Timo Schmitt (B. Sc.)

    Geschäftsführer Finanzberatung Schmitt GmbH & Fachwirt für Finanzberatung

  • Hallo zusammen,

    die Anwartschaft hört sich nicht super günstig an. Könnte mir vorstellen, dass Sie woanders eher besseres bekommen.

    Sollte die freiwillige Versicherung in der GKV nicht teurer sein als aktuelle die PKV.

    Das macht mich etwas stutzig. Ggf. liegt es am Leistungsumfang der PKV.

    Finanztip hat einen hilfreichen Beitrag dazu.

    Lesenswert.

    LG

  • Hallo.


    Wenn ein Kind da ist, dann wird ggf. Teilzeit interessanter (zumindest temporär), daher würde ich dem Fluchtreflex in die pKV nicht ungeprüft nachgeben.

  • ...

    Sollte die freiwillige Versicherung in der GKV nicht teurer sein als aktuelle die PKV.

    ...

    Wenn man ab 2025 über der Beitragsbemessungsgrenze liegt, zahlt man lt. Brutto-Netto-Rechner (KK mit 2,5% Zusatzbeitrag angenommen) als freiwillig versichertes Mitglied in der GKV:


    Krankenversicherung: 471,32 €

    Pflegeversicherung: 132,30 €


    Mit einem Kind würde sich die PV auf 99,23 € verringern.

  • Hallo, ich bin als Beamter (derzeit 70 % Beihilfeanspruch) mit 30 % privat krankenversichert. Ganz ehrlich hätte ich eine andere (kostentechnisch vernünftige) Möglichkeit gehabt, wäre ich weiterhin in der GKV.

    Die PKV lohnt sich nur für Beamte in Kombination mit der Beihilfe oder wenn Geld wirklich gar keine Rolle spielt .... Im Alter haut dir der Beitrag nach oben ab und du kommst nicht mehr aus der PKV raus, sehe ich oft, dass dann im Alter in die beschissensten Tarife gewechselt wird mit immesnen Eigenbeteiligungen um die Beitragshöhe irgenwie zu drücken.


    Der Gestezgeber wird in der GKV (Mehrheit der Wähler) immer darauf achten, dass die Menschen nicht einen erheblichen Einkommensteil (gerade in der Rente) dafür ausgeben müssen um zum Arzt zu können.

  • Die PKV lohnt sich nur für Beamte in Kombination mit der Beihilfe oder wenn Geld wirklich gar keine Rolle spielt .... Im Alter haut dir der Beitrag nach oben ab und du kommst nicht mehr aus der PKV raus, sehe ich oft, dass dann im Alter in die beschissensten Tarife gewechselt wird mit immesnen Eigenbeteiligungen um die Beitragshöhe irgenwie zu drücken.

    Ich hol mir schon mal Popcorn... ^^


    Ganz so schwarz-weiß ist es nicht, aber du hast ja zum Glück mehrere Quellen um dir Informationen zu beschaffen MT700

  • Mein Arbeitgeber hat mir überraschend und recht spät mitgeteilt, dass ich ab 01.01.2025 über der JAEG liege und daher ich mich entweder freiwillig gesetzlich versichern muss oder privat.

    ... daß Du entweder in Deiner bisherigen GKV bleibst (nun halt als freiwillig versichertes Mitglied) oder Dich halt privat versicherst.


    Mich verblüfft das, daß Dich diese Erkenntnis so überfällt. Als Betroffener würde ich meinen Tarifabschluß verfolgen, eine eventuelle Höherstufung nach Erfahrung auch. Mit dem Jahreswechsel erhöhen sich die relevanten Rechengrößen dieses Mal ganz gewaltig. Nicht selten fängt dieser Effekt die PKV-Aspiranten wieder ein.

    Die Entscheidung dazu muss in den nächsten Tagen fallen und ich tue mich damit reichlich schwer und bin um jeden Rat dankbar :).

    Diese Entscheidung ist sechstellig und einigermaßen irreversibel. Man sollte sie nicht übers Knie brechen.

    - Alter 41, keine Kinder, aber zumindest eins in Planung. Das müsste - wenn - dann auch in die PKV, weil ich am meisten verdiene.

    Das würde Dich 20, vielleicht 25 Jahre belasten.

    - Festanstellung ÖD, Gehalt fix, ohne Aussicht auf signifkante Steigerungen in den nächsten Jahren.

    - Rentenbescheid ca. 2000€ + Betriebsrente von 700€ nach den heutigen Zahlen. Keine Erbschaften in Sicht oder große Sparvolumen

    In 25 Jahren bis zur Rente könnte man eine Menge sparen, so man das denn wollte.

    Dort hatte man Dollarzeichen in den Augen und hat das Angebot so gezimmert, daß es gleich teuer ist wie eine freiwillige GKV.


    Die "ergänzende Pflege" ist extra, der Beitragsentlastungstarif ist extra (sicherlich sinnvoll, das steht aber auf einem anderen Blatt). Das Krankentagegeld brauchst Du vermutlich nicht ab dem 43. Tag, sondern möglicherweise erst ab dem 182. Der entsprechende Tarifbestandteil ist allerdings nicht teuer, macht also wenig Unterschied.


    Wenn Du das so abschließt, ist kein Platz mehr für die Kinderversicherung.


    Lad doch mal das Angebot hoch! (Persönliche Daten natürlich geschwärzt!)

    Entscheiden muss ich mich in den nächsten 2 Wochen, da ansonsten die Anwartschaft verfällt. Vielleicht habt ihr ja dazu eine Meinung oder Tipps?

    Ich nehme mal an, Du bist schon auf den Anbieter eingerastet, bei dem Du eine Anwartschaft hast. Vermutlich ist der "Berater", an den Du Dich gewendet hast, ein 1-Firmen-Vertreter, und der kennt natürlich nur seine Gesellschaft. Ich würde einen Makler konsultieren.


    Ich bin überzeugter Privatversicherter. Noch fahre ich damit auch finanziell erheblich günstiger als mit der GKV, man muß das im Einzelfall aber genau anschauen. Wer gern auf Sicherheit spielt, ist in der großen Herde sicher günstiger aufgehoben. Die GKV wird in den kommenden Jahren allerdings voraussichtlich auch deutlich steigen.


    Was Herr Schmitt erwähnt, stimmt so nicht ganz: Rente und Betriebsrente unterliegen sicherlich der Steuer (wobei für Deinen Jahrgang nicht weiß, wie die Betriebsrente versteuert wird; bei älteren Kollegen wird sie nur mit dem Ertragsanteil versteuert). Sozialabgaben fallen zwar an, das wäre aber im wesentlichen die PKV (und die zugehörige "Pflege"), es ist also nicht so, daß von der Rente Steuer und Sozialabgaben weggingen und dann der PKV-Beitrag noch obendrauf.


    Man müßte sich das im Detail anschauen.

    ... und der Arbeitgeber zahlt den gleichen Betrag nochmal obendrauf, so daß zusammen 1200 €/m dabei herauskommen. DAS ist der Betrag, den man mit den oben genannten 1100 €/m vergleichen muß, wobei wir nicht wissen, wie hoch der Sparvertrag ist (nämlich der Beitragsentlastungstarif), der bei den 1100 € mit einkalkuliert ist.

  • Hallo zusammen,

    genau, huer geht es um einen Angestellten.

    Daher ist die freiwillige Versicherung in der GKV günstiger.

    (Danke für den Hinweis).

    Für einen selbständigen sind es dort rasch die doppelten Kosten.

    LG

  • Hallo zusammen,



    erst einmal vielen lieben Dank für die Antworten und die Einordnung! Das hilft mir wirklich schon einmal eine Menge weiter. Da in der Diskussion hierzu einige Fragen aufkamen, anbei noch 1-2 Punkte:


    @ Finanzberatung Schmitt: Die Wahl eines alternativen PKV-Anbieters wird schwierig, da ich aufgrund einiger (kleinerer) Wehwehchen höchstwahrscheinlich die Gesundheitsfragen nicht mehr bestehe.


    @ adrianberg: Das Angebot der PKV liegt bei 1100€/Monat, die GKV wird nächstes Jahr vermutlich bei ca. 1200€/Monat liegen. Mein AG übernimmt in beiden Fällen ca. die Hälfte der Kosten. In Summe würde ich also in beiden Fällen mit ca. 550-600€/Monat rechnen müssen.


    @ Achim Weiss: Ich bin sehr knapp an der Beitragsbemessungsgrenze, möglicherweise bin ich nächstes Jahr schon wieder darunter, daher hatte ich damit nicht gerechnet. Gehalt und Steigerungen sind bei mir im ÖD fix in den nächsten Jahren. Der Sparvertrag der PKV lautet 150€/Monat Einzahlung für 500€/Monat Beitragsentlastung im Alter ab 67 Jahren. Das Angebot kommt im übrigen von einem Berater, der fest zu der PKV gehört.


    @ Tomarcy: Darf ich als Laie fragen was eine Hkk ist?



    Lt. Aussage meines PKV-Anbieters verliere ich die Anwartschaft in 01/2025, wenn ich mich erstmalig freiwillig GKV versichere. Daher wollte ich alles einmal gründlich mit eurer Hilfe durchdenken. Meine Tendenz geht im Moment auch zur Sicherheit im GKV-System.


    LG

  • Hier geht es um einen Angestellten.

    Daher ist die freiwillige Versicherung in der GKV günstiger.

    Für einen Selbständigen sind es dort rasch die doppelten Kosten.

    Die Überlegung ist bei einem Angestellten die gleiche wie bei einem Selbständigen. Allerdings sieht der Selbständige immer die ganze Prämie, der Angestellte nur die halbe.


    Denk einfach an unseren Freund Klotz, der sich mit 50 (also noch später) aus vordergründigem Kalkül in die PKV locken ließ (ohne Beitragsentlastungstarif und ohne passende Sparen) und nun jammert, daß ihm die Prämie zu hoch ist.

  • Deine Beschreibungen bzgl. der nicht gerade guten finanziellen Aufstellung legen aber auch eher nahe, dass du in der gesetzlichen Krankenkasse besser aufgehoben bist zumal auch keine Berufsunfähigkeitsversicherung oder anderweitige Absicherungen vorliegen. Von deiner Rente, auch von der Betriebsrente, gehen Steuern und Sozialabgaben ab, da bleibt dann nicht mehr viel übrig um noch die private Krankenversicherung im Alter zu bezahlen auch wenn du einen Beitragsentlastungstarif drin hast.


    Mein Tipp: bleib besser in der gesetzlichen Krankenkasse

    Kann ich nur unterschreiben!! Halte die GKV für di bessere Wahl nach allen deinen Eckdaten…


    Lass dich von der Anwartschaft nicht stressen, wie kommen die denn auf diese zwei Wochen?

  • Die 2-Wochenfrist wundert mich auch. Steht die so in dem Vertrag über die Anwartschaft?


    Ich kenne das eher als 2-Monatsfrist ab Ende der Versicherungspflicht (also ab 31.12.). Aber wenn in Deinem Vertrag wirklich eine viel kürzere Frist steht, wäre das in der Tat extrem knapp.


    Ansonsten schließe ich mich den anderen an, die angesichts der Gesamtumstände eher für einen Verbleib in der GKV plädieren.

  • Das Angebot der PKV liegt bei 1100€/Monat, die GKV wird nächstes Jahr vermutlich bei ca. 1200€/Monat liegen. Mein AG übernimmt in beiden Fällen ca. die Hälfte der Kosten. In Summe würde ich also in beiden Fällen mit ca. 550-600€/Monat rechnen müssen.

    Bisher dürfte es nicht entscheidend billiger gewesen sein.


    Das PKV-Angebot ist halt mit dem Beitragsentlastungstarif aufgeblasen.


    Wenn sich Deine Planung mit dem Kind konsolidieren sollte, kostet das extra Beitrag.

    Ich bin sehr knapp an der Beitragsbemessungsgrenze, möglicherweise bin ich nächstes Jahr schon wieder darunter, daher hatte ich damit nicht gerechnet. Gehalt und Steigerungen sind bei mir im ÖD fix in den nächsten Jahren.

    Das Angebot kommt im übrigen von einem Berater, der fest zu der PKV gehört.

    Ein Einfirmenvertreter ist bei dieser Entscheidung der schlechtmöglichste Ansprechpartner.

    Darf ich als Laie fragen was eine Hkk ist?

    http://www.hkk.de Das ist eine Krankenkasse mit aktuell relativ niedrigem Zusatzbeitrag.

    Laut Aussage meines PKV-Anbieters verliere ich die Anwartschaft in 01/2025, wenn ich mich erstmalig freiwillig GKV versichere.

    Was geschrieben steht, ist immer wertvoller als das, was ein Finanzprodukteverkäufer sagt.

  • Die Hkk ist eine gesetzliche Krankenkasse, die für ihren soliden und niedrigen Zusatzbeitrag seit Jahren bekannt ist.

    Auch ein Tipp von Finanztipp. Ich kenne Menschen, die dort zufrieden sind und sich und Ihrem Arbeitgeber dadurch ordentlich Geld sparen.

    Aktuell liegt der Zusatzbeitrag noch bei 0,95 %.

  • Zum einen würde ich eine derart schwerwiegende / weitreichende / langfristige Entscheidung keinesfalls in derart kurzer Zeit treffen, ohne wirkliche Informationen (und quasi das Internet leer gelesen zu haben zum Thema). Zum anderen würde ich mich immer für die freiwillige GKV entscheiden. Für die berühmte Chefarzt-Behandlung gibts ausreichend Zusatzversicherungen, die man abschließen kann, wenn man mag.


    Meine Mutter (hat mal ne Allianz Agentur gehabt) meinte immer, dass man bei der Angabe der Vorerkrankungen sehr genau sein muss und wirklich alles, auch was man ggf. für nebensächlich hält, angeben müsse. Ist man nicht sehr penibel und Du hast irgendwann mal was Schwerwiegendes, was auf etwas in der Zeit vor dem Eintritt in die PKV seinen Ursprung haben könnte, stehst Du da und die Kostenübernahme ist in Gefahr oder gar weg. Hörte ich auch von anderen Leuten.


    Hast Du ggf. Menschen in Deinem privaten Umfeld, die in der PKV sind und Dir Feedback geben können?

    Viele Grüsse

    *EW*

    :thumbup: