Wechsel in PKV sinnvoll?

  • Hallo zusammen,


    ich habe mich in den letzten Tagen etwas mit dem Thema PKV auseinandergesetzt.


    Bevor ich nun richtig tief grabe und mich auch professionell beraten lasse, würde ich euch gerne mal meine Situation schildern, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob die Entscheidung ein No-Brainer in die eine oder andere Richtung ist:


    Meine Ausgangslage:

    - 33 Jahre, männlich

    - bald verheiratet, Kinder in den nächsten Jahren geplant (diese würden bei mir versichert sein)

    - angestellt, Einkommen ~100k€ p.a.


    Ich habe nun mal folgende Bierdeckelrechnung erstellt


    Annahmen allgemein:

    - Renteneintritt mit 67 Jahren

    - Erreichtes Alter von 90 Jahren

    - Diskontierungszinssatz 4%

    - 50% AN-Anteil für GKV / PKV bis zum Renteneintritt


    Annahmen GKV-spezifisch:

    - mein derzeitiger Rentenanspruch liegt bei 3.400€ p.m., Steigerung um 2% pro Jahr auf 6.536€ p.m. mit Renteneintritt (unter der vereinfachten Annahme, dass ich bis 67 oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze für die Rente verdiene)

    - Beitragssteigerung GKV: 3% pro Jahr

    - 16% GKV sowie 3% PV im Rentenalter (keine Abgaben auf weitere Einkünfte)


    Annahmen PKV-spezifisch:

    - Kosten für Tarif PKV: 700€ p.m.

    - Beitragssteigerung PKV: 3% pro Jahr

    - Kostenerstattung (aufgrund der Nicht-Inanspruchnahme von Leistungen, da derzeit kerngesund): 1.000€ p.a. für die nächsten 10 Jahre

    - 2 Kinder, Kosten pro Kind in PKV: 150€ p.m., jeweils 25 Jahre lang


    Kosten (diskontiert) GKV:

    - Kosten bis 67 (Renteneintritt): -191k€

    - Kosten von 67 bis 90: -73k€

    - Gesamtkosten: -264k€


    Kosten (diskontiert) PKV:

    - Kosten bis 90: -248k€

    - Kosten für 2 Kinder: -71k€

    - Kosten für Beitragsrückerstattung: +8k€

    - Gesamtkosten: -311k€



    Fazit:

    Die Rechnung ergibt rein kostenmäßig eine Ersparnis der GKV ggü. der PKV von rund 50k€. Dies deckt sich auch mit den Aussagen, dass man nicht aus rein finanziellen Gesichtspunkten in die PKV wechseln sollte. Folgende weitere Faktoren machen mich dementsprechend zurückhaltend, in die PKV zu wechseln:
    - Ich hab eine grundsätzliche Abneigung gegen das 2-Klassen-System

    - Ich empfinde das Vorstrecken und Einreichen von Rechnungen als lästig

    - Ich bin (zumindest derzeit, aber bin halt auch jung und gesund) mit den Leistungen der GKV zufrieden


    Geht ihr diese Rechnung/Argumentation in etwa so mit? Habe ich irgendetwas vergessen? Gibt es Schwächen in den zugrundeliegenden Annahmen? Ich hoffe, die Rechnung ist so nachvollziehbar (stelle natürlich auch gerne die Excel zur Verfügung 😊).


    Ich freue mich über jeden konstruktiv gemeinten Beitrag


    Viele Grüße

  • Vor dem Hintergrund deiner persönlichen Gründe gegen PKV solltest du eher nicht wechseln....

    Ich gebe dir mal ein paar andere Punkte mit, die eher dafür sprechen:
    - Du bist unabhängig vom gesetzlichen System, was heute schon massive Probleme zeigt. Aus meiner Sicht gibt es hier massive politische Risiken von deutlichen Beitragserhöhungen und Leistungskürzungen. Zudem werden hier keine Rücklagen gebildet.

    - Du hast bei einem vernünftigen Tarif garantiert bessere Leistungen und bekommst die bessere Versorgung. Wenn man jung und gesund ist, weiß man das noch nicht zu schätzen.
    - In der PKV bildest du Alterungsrückstellungen, welche das System viel robuster gegen demografische Effekte macht.

    Zu deiner Kalkulation:
    - Ich würde tendenziell etwas konservativer rechnen und von etwas höheren Beitragssteigerungen in der PKV ausgehen.
    - Bei der GKV würde ich tendenziell von stärker steigenden Kosten ausgehen.

    - Was im Rentenalter für eine Gesetzeslage vorliegt bzgl. der GKV Beiträge ist vollkommen unklar. Ich würde nicht davon ausgehen, dass weitere Einkünfte nicht verbeitragt werden.

    - Du solltest berücksichtigen, was es dir bringt wenn du die Ersparnis während des Erwerbslebens anlegst, dir also selbst weitere Rücklagen aufbaust.

    - Die Beiträge für Kinder sind tendenziell zu niedrig.


    Grundsätzlich:
    Aus meiner Sicht hast du die nötigen Voraussetzungen für den Wechsel. Du hast ein gutes Einkommen und scheinst gesund zu sein (keine Vorerkrankungen die einen Wechsel erschweren oder unmöglich machen). Bei einem Wechsel solltest du dir aber darüber im klaren sein, dass die PKV ein System mit mehr Selbstverantwortung ist. Das muss man wollen, dafür hat man es aber auch selbst in der Hand und ist nicht von irgendwem abhängig bei der eigenen Gesundheit.

  • um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob die Entscheidung ein No-Brainer in die eine oder andere Richtung ist:

    Die Entscheidung pro oder contra PKV ist so gut wie nie ein "No-Brainer". Dabei sind eine ganze Reihe von Kriterien, Annahmen und Zukunftsszenarien zu berücksichtigen. Mit Hilfe eines Profis könnten diese Überlegungen leichter fallen. :)


    - Beitragssteigerung GKV: 3% pro Jahr

    Wie kommen Sie darauf, dass die GKV künftig jährlich nur halb so viel teurer wird wie in der Vergangenheit? Ganz im Gegenteil - Stichwort Demographie wie oben von DancingWombat sch angesprochen! Nachzulesen auf unserer Website, die Sie beim Googeln nach "PKV im Alter" gut finden (und hier für andere gerne verlinken dürfen).


    Kosten für Tarif PKV: 700€ p.m.

    Für einen "guten" PKV Tarif ist das zu billig. Wie es so schön heißt: "Wer billig kauft, kauft doppelt."


    - Ich hab eine grundsätzliche Abneigung gegen das 2-Klassen-System

    Wenn Sie > 100 TEUR verdienen, dann ist Ihr ganzes Leben im Vergleich zu "armen" Menschen in Deutschland und in Entwicklungsländern erster Klasse. Wieso stört Sie ausgerechnet eine bessere Gesundheitsversorgung?


    - Ich empfinde das Vorstrecken und Einreichen von Rechnungen als lästig

    Krankenhäuser rechnen direkt mit der PKV ab. Beim Arzt haben Sie gem. § 286 BGB 30 Tage Zeit die Rechnung zu bezahlen. Wenn Sie Rechnungen also direkt per App scannen und einreichen, haben Sie bei Erstattung nach ca. 1-2 Wochen sogar ggf. noch einen Liquiditätsvorteil!


    - Ich bin (zumindest derzeit, aber bin halt auch jung und gesund) mit den Leistungen der GKV zufrieden

    Solange Sie gesund sind, spielt es keine Rolle wie Sie krankenversichert sind. Die einzige "Dienstleistung", die Sie in Anspruch nehmen, ist das Abbuchen von Beiträgen. Das beherrschen GKV und PKV ähnlich perfekt. "Spannend" wird es bei ernsteren Erkrankungen. Kennen Sie den weisen Spruch: "Ein gesunder Mensch hat 1.000 Wünsche, ein Kranker nur einen."?

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Geht ihr diese Rechnung/Argumentation in etwa so mit? Habe ich irgendetwas vergessen? Gibt es Schwächen in den zugrundeliegenden Annahmen?

    Hallo.


    Haben die Kinder einen (zeitweisen) Einfluss auf Deinen Verdienst? Ist das miteinkalkuliert? Die Länge der Elternphase mit ggf. Mitversicherung der Gattin eingerechnet?


    Ansonsten sieht das recht vollständig aus?

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für die Beiträge. Die Zusatzinfos sowie andere Blickwinkel sind allesamt sehr hilfreich


    DancingWombat:


    Danke für die Pro-PKV Argumente. Kann ich sehr gut nachvollziehen.


    Dr. Schlemann:


    Gem. meiner Recherche lag die BMG in 1995 bei 2.684€ brutto bei einem GKV-Satz von 13,5% (macht 362€). Heute liegt die BMG bei 5.5124€ brutto bei einem GKV-Satz von 14,6% (macht 805€). Dies ergibt eine Steigerungsrate p.a. von 2,7%. Habe ich etwas übersehen?


    Ich verspüre ein starkes Ungerechtigkeitsgefühl, wenn jemand mit PKV eine Psychotherapie nach 2 Wochen bekommt, während der GKV-Versicherte mit der gleichen Erkrankung 3 Jahre auf einer Warteliste steht.


    Einkommensverursachte Ungleichheiten bei Konsumverhalten / Größe der Wohnung etc. rufen bei mir ein weniger starkes Ungerechtigkeitsgefühl hervor.


    Referat Janders:


    Guter Punkt. Ist nicht mit einkalkuliert, das muss ich noch nachholen.

  • Ich habe mich in den letzten Tagen etwas mit dem Thema PKV auseinandergesetzt.

    - 33 Jahre, männlich

    - bald verheiratet, Kinder in den nächsten Jahren geplant (diese würden bei mir versichert sein)

    - angestellt, Einkommen ~100k€ p.a.

    Ob die Kinder dann tatsächlich kommen (und beispielsweise: ob man nach dem ersten wirklich noch weitere haben möchte) steht in den Sternen. Diesbezüglich wäre das Alter der Frau interessant, bei der tickt die biologische Uhr lauter als beim Mann. Überschlägig würde ich mal sagen: ab etwa 42 ist bei Frauen Schluß mit dem Kinderkriegen (Ja, ich kenne die Gegenbeispiele).

    Ich habe nun mal folgende Bierdeckelrechnung erstellt

    Annahmen allgemein:

    - Renteneintritt mit 67 Jahren

    - Erreichtes Alter von 90 Jahren

    - Diskontierungszinssatz 4%

    - 50% AN-Anteil für GKV / PKV bis zum Renteneintritt

    Es ist unseriös, eine Rechnung über fast 60 Jahre anzustellen und dieselbe dann als Kalkulation zu bezeichnen. Das ist allenfalls eine Peilung.

    Annahmen GKV-spezifisch:

    - mein derzeitiger Rentenanspruch liegt bei 3.400€ p.m., Steigerung um 2% pro Jahr auf 6.536€ p.m. mit Renteneintritt (unter der vereinfachten Annahme, dass ich bis 67 oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze für die Rente verdiene)

    - Beitragssteigerung GKV: 3% pro Jahr

    - 16% GKV sowie 3% PV im Rentenalter (keine Abgaben auf weitere Einkünfte)

    Peilung. Der GKV-Beitragssatz ist ja schon heute höher.

    Annahmen PKV-spezifisch:

    - Kosten für Tarif PKV: 700€ p.m.

    - Beitragssteigerung PKV: 3% pro Jahr

    - [Beitrags]erstattung (aufgrund der Nicht-Inanspruchnahme von Leistungen, da derzeit kerngesund): 1.000€ p.a. für die nächsten 10 Jahre

    - 2 Kinder, Kosten pro Kind in PKV: 150€ p.m., jeweils 25 Jahre lang

    Peilung. Der Beitrag dürfte stärker steigen, auf die Beitragserstattung würde ich nicht bauen, was mit den Kindern ist, steht in den Sternen.

    Fazit:

    Die Rechnung ergibt rein kostenmäßig eine Ersparnis der GKV ggü. der PKV von rund 50k€. Dies deckt sich auch mit den Aussagen, dass man nicht aus rein finanziellen Gesichtspunkten in die PKV wechseln sollte.

    Peilung.

    Folgende weitere Faktoren machen mich dementsprechend zurückhaltend, in die PKV zu wechseln:

    - Ich hab eine grundsätzliche Abneigung gegen das 2-Klassen-System

    - Ich empfinde das Vorstrecken und Einreichen von Rechnungen als lästig

    - Ich bin (zumindest derzeit, aber bin halt auch jung und gesund) mit den Leistungen der GKV zufrieden


    Geht ihr diese Rechnung/Argumentation in etwa so mit?

    Wozu soll man hier "mitgehen"? Das ist allein Deine Entscheidung. Du möchtest in der GKV bleiben, das wird Deine Krankenkasse freuen, junge, gesunde Höchstzahler sind dort gern gesehen. Auf mich hat diese Deine Entscheidung exakt überhaupt keine Auswirkung, und was ich dazu denke, braucht Dich nicht zu tangieren.


    An Deiner Stelle würde ich für schmales Geld wenigstens eine Anwartschaftsversicherung abschließen, damit hältst Du Dir eine Tür offen für den Fall, daß Du anderen Sinnes wirst.

  • Das Problem ist, in die Zukunft zu schauen.


    Wenn es so, wie bisher, mit der GKV weitergeht, dann PKV (in der ich sehr glücklich bin).


    Wird die GKV reformiert, kann diese wieder attraktiv werden.


    Wie sieht es mit Gehaltssteigerungen aus? Geregelte Tarifarmut oder "freie Wildbahn"?

    Eine Santander, Deutsche Bank, Postbank, Noris Bank oder Klarna möchte ich nicht als Vertragspartner.

  • Auf mich hat diese Deine Entscheidung exakt überhaupt keine Auswirkung, und was ich dazu denke, braucht Dich nicht zu tangieren.

    Wäre schön, wenn du bei deinen interessanten Ausführungen solche seltsamen Äußerungen unterlassen könntest.

    In der Welt der normal kommunizierenden Menschen muss man das nicht sagen, auch wenn man es denkt.

    Dies als kleine Anregung.

  • SvenM


    Hab einen AT Tarif im Konzern, wie es gehaltlich weitergeht ist nicht wirklich vorhersehbar. Die ersten paar Berufsjahre lief es ziemlich/sehr gut. Karriere ist aber nicht Prio 1 in meiner Lebensplanung

  • Ich verspüre ein starkes Ungerechtigkeitsgefühl, wenn jemand mit PKV eine Psychotherapie nach 2 Wochen bekommt, während der GKV-Versicherte mit der gleichen Erkrankung 3 Jahre auf einer Warteliste steht.

    Ich halte es für ein Defizit unseres Gesundheitssystems, daß ein akut Kranker nicht zeitnah einen Termin bekomme. Wäre ich selbst von davon betroffen und Geld könnte das Defizit beheben, würde ich das Geld dafür einsetzen, egal ob mir das nun eine Krankenversicherung bezahlt oder erstattet (GKV oder PKV, ganz egal) oder ich es selbst bezahlen müßte. Dafür habe ich mein Geld, andere setzen es vielleicht für eine Kreuzfahrt ein.

  • SvenM


    Hab einen AT Tarif im Konzern, wie es gehaltlich weitergeht ist nicht wirklich vorhersehbar. Die ersten paar Berufsjahre lief es ziemlich/sehr gut. Karriere ist aber nicht Prio 1 in meiner Lebensplanung


    Dann nimm die stressfreie GKV. Der Staat wird schon für dich sorgen.


    Die meist erreichbaren 160K sind nicht in Sicht?

    Eine Santander, Deutsche Bank, Postbank, Noris Bank oder Klarna möchte ich nicht als Vertragspartner.

  • Wäre schön, wenn du bei deinen interessanten Ausführungen solche seltsamen Äußerungen unterlassen könntest.

    Wäre schön, wenn Du als Nichtbeteiligter persönliche Angriffe unterlassen könntest. Wenn dem TE meine Anmerkungen nicht gefallen, wird er sich schon melden - und dann klären wir das untereinander. Du bist nicht mein Erziehungsberechtigter, also führe Dich bitte auch nicht so auf.

  • Gem. meiner Recherche lag die BMG in 1995 bei 2.684€ brutto bei einem GKV-Satz von 13,5% (macht 362€). Heute liegt die BMG bei 5.5124€ brutto bei einem GKV-Satz von 14,6% (macht 805€). Dies ergibt eine Steigerungsrate p.a. von 2,7%. Habe ich etwas übersehen?

    Sie versuchen > 50 Jahre Zukunft zu prognostizieren. Dann würde ich als Basis auch >50 Jahre zurück in die Vergangenheit schauen. Haben Sie unsere Website mit den konkreten Zahlen zur Beitragsentwicklung der GKV seit 1970 gefunden?

    Ich verspüre ein starkes Ungerechtigkeitsgefühl, wenn jemand mit PKV eine Psychotherapie nach 2 Wochen bekommt, während der GKV-Versicherte mit der gleichen Erkrankung 3 Jahre auf einer Warteliste steht.


    Einkommensverursachte Ungleichheiten bei Konsumverhalten / Größe der Wohnung etc. rufen bei mir ein weniger starkes Ungerechtigkeitsgefühl hervor.

    Ihre Entscheidung GKV oder PKV wird an dieser Ungleichbehandlung nichts ändern.


    Viele Ärzte können sich die mit GKV Patienten verbrachte Zeit (= einmal ein geringer Betrag pro Quartal, unabhängig davon, wie oft der Patient untersucht oder behandelt wird) nur leisten, weil PKV Patienten das querfinanzieren. Mehr Infos dazu auf unserer Seite, die Sie beim Googeln nach "ist die PKV unsolidarisch?" gut finden.


    Ehrlich gesagt finde ich es noch etwas schlimmer, wenn jemand nicht genügend zu essen oder kein Dach über dem Kopf hat. GKV oder PKV ist für diese Menschen ein Luxusproblem. Wenn schon Ungerechtigkeitsgefühl, dann richtig. ;)

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
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  • Gem. meiner Recherche lag die BMG in 1995 bei 2.684€ brutto bei einem GKV-Satz von 13,5% (macht 362€). Heute liegt die BMG bei 5.5124€ brutto bei einem GKV-Satz von 14,6% (macht 805€). Dies ergibt eine Steigerungsrate p.a. von 2,7%. Habe ich etwas übersehen?

    Allerdings hast Du etwas übersehen, ffm_1991.

    Und zwar den Zusatzbeitragssatz, welcher zum allgemeinen Beitragssatz von "standhaften" 14,6 % hinzukommt. Offiziell steht der Zusatzbeitragssatz seit Januar bei durchschnittlich + 2,5 Prozentpunkten, also 17,1 % statt 14,6 %. (De facto sind es allerdings seit Januar schon 17,4 %.)


    Damit liegt - um sich auf den offiziellen "Durchschnitts-Höchstbeitrag" ( :S ) zu kaprizieren - dieser nicht bei 805, sondern bei 943 €.


    Ergänzt um den unvermeidlichen Pflege-Beitrag von 198 €, wären das 1.141 €,
    solange kinderlos, sogar 1.174 € monatlich.

    Abzüglich Arbeitgeberzuschuss demnach 570 € bzw. ohne Kind 603 € monatlich..

    "Unhappy Wife - Unhappy Life!" Roger Murgatroyd, 1977

  • ffm_1991, hast Du in Deiner Betrachtung berücksichtigt, dass GKV und PKV unterschiedliche Auswirkungen auf Dein zu versteuerndes Brutto Einkommen haben? Dies wird gerne in der Betrachtung vergessen. Google hilft hier weiter.


    Weiterhin finde ich die Annahme der Rentenentwicklung sehr positiv gerechnet, aber wie bei allen Komponenten ist der Glaskugel Anteil sehr hoch.


    Wie steht es denn um die Arbeitssituation Deiner besseren Hälfte? Ggf. Ist dies auch mit zu berücksichtigen.


    Lasse Dich am besten von jemandem vollumfänglich beraten, der/die Dir den Eindruck ein ausgewogenes Bild darzustellen. Das wird Die helfen.

  • Vielen Dank für die ganzen weiteren Kommentare.


    160k sind lange nicht in Sicht.

    Den Anstieg/Einführung des Zusatzbeitrags habe ich nicht berücksichtigt.

    Ebensowenig die Auswirkungen auf das zu versteuernde Einkommen. Danke für die Hinweise.

  • 160k sind lange nicht in Sicht.

    Kein Problem. Nicht alle Bäume wachsen in den Himmel. Und manche von denen, die sich dazu verstiegen haben, knicken in stürmischeren Zeiten umso eher um.

    Den Anstieg/Einführung des Zusatzbeitrags habe ich nicht berücksichtigt.

    Da bist bzw. warst Du nicht der Einzige. 14,6 % werden gern genannt, und der Zusatzbeitrag wird zwar mal erwähnt, aber wenns irgendwie geht, nicht quantifiziert. Optisch bleibts also bei 14,6%.

    Ebensowenig die Auswirkungen auf das zu versteuernde Einkommen.

    Beim Googeln nach des Habicht s "zu versteuernden Bruttoeinkommen", das es als solches gar nicht gibt, solltest Du nicht bei den beliebten Brutto-Netto-Rechnern hängenbleiben. Verweilen ja, kein Problem, aber nicht hängenbleiben. Denn diese Rechner berücksichtigen bei Vorwahl "GKV" schon den vom Arbeitgeber umgesetzten Steuerabzug in Sachen KV- und PV-Beiträge, gewöhnlich nicht aber bei Vorwahl "PKV".


    Die Schlussabrechnung hast Du erst nach Deiner Einkommensteuererklärung für das betreffende Steuerjahr - oder auch schon vorher, wenn Dein Arbeitgeber Dir schon im laufenden Jahr auch für PKV- und PPV-Beiträge den Freibetrag einräumt, was ihm nicht verboten ist.

    Danke für die Hinweise.

    Gern geschehen. Nicht zuletzt dafür ist das Forum ja da.

    "Unhappy Wife - Unhappy Life!" Roger Murgatroyd, 1977

  • Generell sollte man meiner Meinung nach bei dem Wechsel in die PKV sich Gedanken über Auswirkungen der Zinsentwicklung machen. Die PKV-Versicherten haben seit ca. 2010 so richtig schön die Niedrigzinsphase miterlebt. Der kalkulatorische Rechnungszins der meisten PKVs wurde seitdem von 3,5 % auf 2,0-2,5% herabgesetzt, was sich für die Versicherten durch Beitragserhöhungen bemerkbar machte.

    Nun gibt es aber noch die Überzinsen, also die Zinsen, die die PKV oberhalb des Rechnungszinssatzes erwirtschaften kann. Wenn ich mir die Nettoverzinsung in den Geschäftsberichten der PKVs anschaue, dann sind die erwirtschafteten Überzinsen seit 2012 auch sehr gering (teilweise sogar unter 0,5%).

    Diese Überzinsen werden nach §150 VAG zu 90% den Versicherten gutgeschrieben. Wenn ich es richtig verstanden habe, werden die Überzinsen den einzelnen Versichertenkohorten oder sogar den einzelnen Versicherten gutgeschrieben. Auf jeden Fall nicht dem gesamten Versichertenkollektiv des PKV-Tarifs. Dieser Spartopf soll dann ab dem Alter von 65 Jahren zur Beitragsstabilisierung oder -limitierung verwendet werden.

    Wenn man nun in die Jahre 1990-2008 zurückblickt, so haben damals die PKVs oftmals Überzinsen von weit über 2% erwirtschaftet, da sie für ihre Kapitalanlagen Renditen von bis zu 6-7 % bekommen haben.

    Betrachten wir nun folgendes Beispiel: Eine Person wechselt im Alter von 40 Jahren im Jahr 2010 in die PKV. Diese Person geht im Jahr 2035 im Alter von 65 Jahren in Rente. Nehmen wir mal an, dass die PKVs auch bis zum Jahr 2030 keine großen Überzinsen erwirtschaften, dann dürfte doch eigentlich der Spartopf mit den Überzinsen für diese Person im Jahr 2035 relativ klein ausfallen.

    Daher meine Frage:

    Hat dies vergleichsweise hohe Beitragssteigerungen ab dem Alter von 65 zur Folge, weil zu wenige Mittel zur Reduzierung/Limitierung vorhanden sind? Dr. Schlemann hat in einem anderen Forenbeitrag geschrieben, dass er pauschal von durchschnittlich 3,5% Steigerung pro Jahr im Rentenalter ausgeht. Ich bin da ziemlich skeptisch bei dem von mir beschriebenen Szenario, wenn man in der Ansparphase bis zum Alter von 65 Jahren zum Großteil eine Niedrigzinsphase durchlaufen musste, in der nur sehr geringe Überzinsen erwirtschaftet wurden.


    Wie seht ihr diese Problematik? Über das Thema wurde nämlich hier nirgendwo etwas geschrieben, es sollte aber auch bei einem Wechsel in die PKV berücksichtigt werden.

  • Das ist eine interessante Fragestellung. Ob deine Darstellung mit den Überrenditen so stimmt kann ich nicht beurteilen. Mein Blick darauf war bisher anders, nämlich das die PKV mit sehr niedrigen Rechnungszinsen kalkuliert und durch die positive Zinsentwicklung nun deutlich mehr erwirtschaftet als ursprünglich geplant, so dass sich daraus ein positiver Effekt ergibt. Aus meiner Sicht wäre es problematisch, wenn in der Kalkulation von Überzinsen ausgegangen würde. Die Versicherung müsste doch so kalkulieren, dass die heute gebildeten Alterungsrückstellungen mit dem jeweiligen Rechnungszinsen im Alter die erwarteten Mehrkosten ausgleicht (immer unter der Annahme von sonst gleichen Bedingungen wie z.B. Sterbewahrscheinlichkeit und ohne Inflation).
    Nehmen wir einen Versicherten, welcher vor sagen wir 3 Jahren in die PKV gewechselt ist. Zum Zeitpunkt des Wechsels wurde mit sehr niedrigen Rechnungszinsen kalkuliert, was vergleichsweise hohen Beiträgen geführt hat. Durch die nun positive Zinsentwicklung müsste sich dies deutlich beitragsdämpfend auswirken.
    Versicherte die schon länger dabei sind hatten viele Beitragserhöhungen, da sich die Zinsen negativ entwickelt haben. Auch hier sollte sich nun durch die postiive Zinsentwicklung ein betragsdämpfender Effekt einstellen.

  • Ich wunderte mich gerade schon, wo mein Beitrag geblieben ist. Dann merkte ich, dass Felice doppelt gepostet hat. Ich fände es gut, die Diskussion konzentriert an einer Stelle zu führen. :)


    Hier der Link: RE: PKV - Entwicklung im Alter aufgrund mehrjähriger Niedrigzinsphase

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