Riester - wechseln oder weiter hoffen?

  • Hallo zusammen,

    ich habe einen Riestervertrag wie üblich, zu teuer (Fonds + teure Gebühren) und würde ihn nie wieder so abschließen. Damals hatte ich überlegt ruhen zu lassen, aber durch die Hoffnung der Zinswende und irgendwann mal Kinder, sowie den Steuervorteil erhoffe ich mir zumindest ein kleines Plus am Ende.

    Vertrag seit 2011 bei 11780€ (Einzahlungen inkl. Zulagen) / 11314€ (Wert)

    Monatl. 160,42€ Einzahlungen; 0 Kinder; Gehalt über 60000€

    Garantiert: 76123€ / 270,60€ zum Rentenbeginn (30,23€ je 10.000€)

    Nun habe ich mir ein Angebot der WWK eingeholt.
    Garantiert: 76997,12€ / 227,53€ zum Rentenbeginn (29,55€ je 10.000€)
    Mit ETFs auf ACWI oder MSCI World

    Nun die Frage an die Runde, ob es realistisch ist mit einem Wechsel auf ETFs und geringeren Gesamtkosten den bestehenden Vertrag zu schlagen und über die Garantiewerte zu kommen oder werden die Kosten auch hier einfach das entscheidene sein? 2,27 Prozentpunkte Effektivkosten beim neuen Vertrag.


    Ja ich weiß, dass ich das Geld besser in ETFs usw stecken kann. Da fließt auch deutlich mehr rein. Kündigen wollte ich nicht, wegen Rückzahlungen und stillegen halt auch nicht, in der Hoffnung das die Regierung irgendwann mal wirklich eine Riesterreform auf den Weg bringt.

  • Vorschlag zur Optimierung: Rieser-Verträge gibt es auch auf Honorarbasis, dann sparst du dir einiges an Gebühren.

    Wenn du das so wie angedacht mit ETF im Versicherungsmantel machst, könnte sich ein Wechsel da rentieren.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.

    Grover Norquist

  • Kurze Zusammenfassung::

    Sei froh, dass du noch nicht viel Geld in diesen Blödsinn eingezahlt hast.

    Stoppe sofort die unsinnigen Zahlungen, die du monatlich in diese Geldvernichtungsmaschine wirfst.

    Lass diesen Vertrag einfach liegen und mache gar nichts mehr.

    Sollte es irgendwann mal gesetzliche Möglichkeiten geben, kannst du das wieder aufleben lassen oder vielleicht umswitchen.

    Mit dieser geringen Summe kannst du dann wenigstens das Geld beim theoretischen Rentenbeginn förderunschädlich auszahlen lassen, weil die sich daraus ergeben der Rente sicherlich sehr gering ist.

    Zu der anderen Sache, die du erwähnst, sage ich jetzt überhaupt nichts.

    Außer, dass die Idee auch nicht besonders prickelnd ist.

  • Wie lange noch bis zur Rente? Wenn es noch lange hin ist, ausrechnen was man bei Kündigung bekommt und was dann raus kommt, wenn man es zu 6% anlegt. Wenn diese Summer größer ist als das garantierte Kapital, dann kündigen. Ansonsten hast du hohe Opportunitätskosten...

  • Wie lange noch bis zur Rente? Wenn es noch lange hin ist, ausrechnen was man bei Kündigung bekommt und was dann raus kommt, wenn man es zu 6% anlegt. Wenn diese Summer größer ist als das garantierte Kapital, dann kündigen. Ansonsten hast du hohe Opportunitätskosten...

    Das werde ich mal anfragen, mal schauen was da als Antwort kommt.

  • ...

    Vertrag seit 2011 bei 11780€ (Einzahlungen inkl. Zulagen) / 11314€ (Wert)

    Monatl. 160,42€ Einzahlungen; 0 Kinder; Gehalt über 60000€

    Garantiert: 76123€ / 270,60€ zum Rentenbeginn (30,23€ je 10.000€)

    Nun habe ich mir ein Angebot der WWK eingeholt.
    Garantiert: 76997,12€ / 227,53€ zum Rentenbeginn (29,55€ je 10.000€)
    Mit ETFs auf ACWI oder MSCI World
    ....

    Die von dir genannten Zahlen kommen mir merkwürdig bzw. unvollständig vor.

    160,42 € x 12 Monate = 1925,04 € + 175 € = 2100,04 €.

    Soweit ok und dem "Höchstsatz" entsprechend. Wenn der Vertrag nun schon seit 2011 besteht, sind das (Annahme Abschluss direkt zum Jahresbeginn) 14 Jahre. Damit hättest du dann eingezahlt:

    2100,04 € x 14 Jahre = 29400,56 €

    Das ist nun eine ganze Ecke von 11780€ (Einzahlungen inkl. Zulagen) weg. Entweder hast in den Anfangsjahren deutlich weniger eingezahlt und/oder hast hohe Kosten im Vertrag.


    > Garantiert: 76123€ / 270,60€ zum Rentenbeginn (30,23€ je 10.000€)

    Auch schreibst du nichts davon, wie lange du noch in den Vertrag einzahlen würdest.

    Bei einem Rentenfaktor von 30,23 ergibt sich bei 76123 € nur eine Rente von 230,12 € monatlich. Setzt man den Garantiebetrag von 76123 € an, hast du diese Summe nach 27,5 Jahren wieder raus. Wieviel du davon selbst eingezahlt hast/haben wirst, kann man aus deinen Angaben nicht ableiten.

    Der Unterschied zum WWK-Vertrag erscheint arg gering. Da ist der Rentenfaktor korrekt.

  • Ja genau so ist es. Ich habe den Vertrag in der Ausbildungszeit angefangen, mit deutlich geringeren Beiträgen und dann nach und nach erhöht.

    Renteneintritt ist noch lange lange hin: 2057

    Die Einzahlungen sind alle von mir + die Grundzulage, da keine Kinder.

  • 34 Jahre ? Zahle als ersten Schritt keinesfalls noch etwas in diesen Vertrag ein.


    Falls das per Lastschrift läuft, diese widerrufen.

    Hinweis: eventuell kann es sinnvoll sein, wenn man den Vertrag nicht kündigt, zumindest ein Euro im Monat einzuzahlen.

    Der Grund dafür ist folgender: sollte es einmal in den nächsten Jahrzehnten Änderungen an dieser ganzen Sparform geben, ist es möglich, dass unterschieden wird zwischen „nicht mehr besparten Verträgen“ und besparten Verträgen, wobei die Höhe dann gleichgültig ist. Den Zulage gibt es dann immer formal.

  • Erschreckend zu sehen, was hätte sein können. Natürlich nur unter Berücksichtigung das man die "volle" Summe immer eingezahlt hätte. Grafik zeigt ungefähr den Durchschnitt.

    Ich bin gespannt was Zulagen und Steuervorteil bislang gebracht haben. Danke für den Link, dass man das mal schwarz auf weiß nachher sehen wird.

    Was man halt noch bedenken muss: ETF sind toll, ich habe auch einen.

    Sie decken aber das Langlebigkeitsrisiko nur ab, wenn man ausschließlich von den Erträgen leben kann.

    Ansonsten wäre - wie gesagt - eine Honorarpolice für eine fondsgebundene Riester-RV, die in ETF investiert, das richtige. Teurer als reiner ETF, aber dafür kommt die Rente auf jeden Fall lebenslang.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.

    Grover Norquist

  • Erschreckend zu sehen, was hätte sein können. Natürlich nur unter Berücksichtigung das man die "volle" Summe immer eingezahlt hätte. Grafik zeigt ungefähr den Durchschnitt.

    In der Realität ist es dann nochmal erschreckender, da die reale Rendite per Sparplan in den letzten 13 Jahren bei > 6% p.a. lag (6,85% p.a.)

    Das waren schon wirklich gute Jahre auf dem Börsenmarkt. :/

    Backtesting for the European index investor

  • Sie decken aber das Langlebigkeitsrisiko nur ab, wenn man ausschließlich von den Erträgen leben kann.

    Und was macht man, wenn man keine Erträge aus seinen ETF hat (thesaurierende ETF)?

    Evtl. einfach ETF-Anteile verkaufen!? ;)

    PS: Was macht man, wenn der Mix aus GRV und privater Riester Rente nicht zum Leben reicht? Einfach zum Amt gehen und Grundsicherung/Wohngeld beantragen. :evil:
    Ist kein Scherz! Ich habe solche Fälle in meinem Bekanntenkreis.

  • Selbst wenn man die Rendite nach Kosten bei einem selbst gebastelten ETF-Sparplan mit nur 4 % ansetzt, verfügt man dann über sein eigenes Geld und ist nicht in ein Zwangskorsett gebunden.

    Unter diesen Umständen keinesfalls irgendwas mit Riester weitermachen.

    Sollte sich die politische Lage ändern, kann man dann neu rechnen.

  • Und was macht man, wenn man keine Erträge aus seinen ETF hat (thesaurierende ETF)?

    Evtl. einfach ETF-Anteile verkaufen!? ;)

    Auch der Thesaurierer hat ja Erträge, die werden nur direkt reinvestiert ;)

    PS: Was macht man, wenn der Mix aus GRV und privater Riester Rente nicht zum Leben reicht? Einfach zum Amt gehen und Grundsicherung/Wohngeld beantragen. :evil:
    Ist kein Scherz! Ich habe solche Fälle in meinem Bekanntenkreis.

    Richtig. Nächster Punkt: Den ETF darfst du vorher erst mal verkaufen, die Riester-Rente ist geschont.

    Das soll nicht heißen, ETF sind schlecht. Wie gesagt, ich habe auch welche. Es gibt nur für beide Varianten Vor- und Nachteile, die man in Ruhe betrachten sollte.

    Selbst wenn man die Rendite nach Kosten bei einem selbst gebastelten ETF-Sparplan mit nur 4 % ansetzt, verfügt man dann über sein eigenes Geld und ist nicht in ein Zwangskorsett gebunden.

    Richtig. Mit allen Vor- und Nachteilen (s.o).

    Unter diesen Umständen keinesfalls irgendwas mit Riester weitermachen.

    Oder auch die persönliche - vielleicht hat TE ja irgendwann 5 Kinder ;)

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.

    Grover Norquist

  • Sie decken aber das Langlebigkeitsrisiko nur ab, wenn man ausschließlich von den Erträgen leben kann.

    Das stimmt nicht, man kann natürlich auch Anteile verkaufen und von der Substanz leben. Wenn man mit ausreichend Puffer und einem (ggf. unrealistisch hohen) Lebensalter (z.B. 110 Jahre) rechnet, ist man auch da abgesichert.

    Die Frage ist dann, wieviel man monatlich rausbekommt, wenn man so vorsichtig rechnet. Aber das ist bei Anlagen im Versicherungsmantel ja auch nicht anders. Da ist die monatliche Zahlung bis Lebensende garantiert, die Frage ist nur, wie hoch sie dann ausfällt.

  • Das stimmt nicht, man kann natürlich auch Anteile verkaufen und von der Substanz leben. Wenn man mit ausreichend Puffer und einem (ggf. unrealistisch hohen) Lebensalter (z.B. 110 Jahre) rechnet, ist man auch da abgesichert.

    Das ist natürlich richtig. Wenn man dann aber tatsächlich zu den unwahrscheinlichen 0,01 % gehört, die 120 werden tut das am Ende aber weh.


    Die Frage ist dann, wieviel man monatlich rausbekommt, wenn man so vorsichtig rechnet. Aber das ist bei Anlagen im Versicherungsmantel ja auch nicht anders. Da ist die monatliche Zahlung bis Lebensende garantiert, die Frage ist nur, wie hoch sie dann ausfällt.

    Genau. Deshalb sage ich ja, beide Formen haben ihre Vor- und Nachteile, und man sollte stets seine individuelle Situation und sein persönliches Sicherheitsbedürfnis berücksichtigen.

    Pauschale Aussagen wie "Riester lohnt sich nie" oder "ETF sind unsicher" bilden die Realität da nicht vollständig ab.

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    Grover Norquist

  • Das ist natürlich richtig. Wenn man dann aber tatsächlich zu den unwahrscheinlichen 0,01 % gehört, die 120 werden tut das am Ende aber weh.

    Dann rechnet man mit 120.

    Pauschale Aussagen wie "Riester lohnt sich nie" oder "ETF sind unsicher" bilden die Realität da nicht vollständig ab.

    Ich habe es hier im Forum nunmal noch nie erlebt, dass bei einem Riestervertrag, der hier zur Diskussion gestellt wurde, rausgekommen wäre, dass er sich ansatzweise lohnt. Mag sein, dass es einzelne Fälle gibt, wo das so ist. Aber in aller Regel ist es eben nicht so, und zwar egal, wie sicherheitsorientiert man ist. Und zumindest ich gehöre lieber zu den 0,01%, die 120 Jahre alt werden und wo (mit einer wiederum sehr niedrigen Wahrscheinlichkeit) im letzten Jahr beim ETF das Geld ausgeht als zu den 99,9%, deren Riesterverträge sich nur für die Versicherung lohnen.

    Ja, man muss immer genau hinsehen und nachrechnen, aber das Ergebnis ist nicht offen im Sinne einer 50/50-Chance.

  • Das ist natürlich richtig. Wenn man dann aber tatsächlich zu den unwahrscheinlichen 0,01 % gehört, die 120 werden tut das am Ende aber weh.

    Hmm,

    aktuell gibt es einen Menschen in D mit einem Alter von 113 Jahren. Die älteste Deutsche wurde 114 Jahre alt.

    Das 'Risiko' 120 zu werden würde ich daher deutlich kleiner als 0,01% einschätzen. :/

    PS: Sollte es zukünftig ein Medikament geben, dass die Lebenserwartung von Menschen in der Breite sprunghaft erhöht, würde es wohl auch außerplanmäßige Anpassung der Rentenfaktoren von Versicherungen geben (müssen). :/