Private Ersparnisse in Investionen umwandeln....(U.v. d. Leyen)

  • Am Montagabend kündigte Ursula v. d. Leyen an, private Ersparnisse für Investionen nutzen zu wollen. Ein Leser schrieb, er habe daraufhin bereits seine Gelder von der Bank abgehoben und sei dabei bei dem Bankangestellten auf Verständnis gestoßen.


    :/ " Wir werden private Ersparnisse in dringend benötigte Investionen umwandeln". (O-Ton), U.v. d. Leyen :!:



    ? Wie könnte das aussehen??? :/

  • Ich mache das ständig und wandle private Ersparnisse (Sparrate) in für die Altersvorsorge dringend benötigte Investitionen (ETFs) um.

    Dann findest du es sicher auch adäquat, wenn U.v. d. Leyen sich dem anschliesst, und deine Sparanlagen für ihre Zwecke nutzt. Wie auch immer sowas aussehen mag..... :) Sehe ich das richtig?

  • Ich denke mal, sie wird mir Anleihen andienen, die ich dann zeichnen kann oder nicht. Das wird mit der Europäischen Spar- und Investitionsunion zu tun haben, mit der ich mich aber nicht auskenne. Wenn man nach dem Zitat sucht, landet man noch bei eher zwielichtigen Quellen, weshalb ich erst mal abwarte, bis das näher erläutert wurde.

  • Ich denke mal, sie wird mir Anleihen andienen, die ich dann zeichnen kann oder nicht.

    .....solange das ' oder nicht' keine negativen Konsequenzen - sprich Verluste zeitigt.... als Alternative bleibt und nicht in ein 'Muss' abgleitet....

    Wenn man nach dem Zitat sucht, landet man noch bei eher zwielichtigen Quellen, weshalb ich erst mal abwarte, bis das näher erläutert wurde.

    DASS sie das gesagt hat, ist wohl Fakt. Wie sie es aber gemeint hat ....ich suche auch noch nach seriösen Quellen.....

  • Wie kommst du darauf? Hast du Angst vor Enteignung?

    Ich bin mir nicht sicher, wie direkt die Politik die Konten von Sparern 'plündern' könnte.... Aber wenn, könnte sich das wohl eher in höherer Abgeltungssteuer, noch niedrigeren Zinsen, neuer Definition von Negativzins usw. bemwerkbar machen

  • Am Montagabend kündigte Ursula v. d. Leyen an, private Ersparnisse für Investionen nutzen zu wollen.

    Die EU hat schon ziemlich viel "angekündigt" ...


    Um nur ein Beispiel aus sehr vielen zu nennen: Nach der "EU- Lissabon-Strategie" - verkündet auf einem EU-Sondergipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs in Lissabon im März 2000 - wollte die EU explizit " binnen 10 Jahren also bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt werden" ...


    Erinnert sich selbst in Brüssel und Straßburg kaum mehr einer dran ... - und die sich daran erinnern, tun dies sehr bis äußerst ungern. Das EU-Nachfolgeprogramm hieß übrigens "Europa 2020" - offiziell verkündet und vorgeschlagen am 3. März 2010 von der Europäischen Kommission und offiziell verabschiedet im Juni 2010 vom Europäischen Rat. Ziel war "intelligentes, nachhaltiges und europäisches Wachstum mit einer besseren Koordinierung der nationalen und europäischen Wirtschaft". Kennt so gut wie keiner mehr. Eine EU-Nachfolgeprogramm von diesem EU- Nachfolgeprogramm (Europa 2020) folgend auf die EU-Lissabon-Strategie ist mir spontan nicht erinnerlich.



    Unternehmen und/oder private oder institutionelle Investoren investieren automatisch, wenn die Rahmenbedingungen passen sprich stimmen, es sich also auf längere Sicht rechnet (ganz ähnlich wie bei "ETF-Sparbüchsen", die auch auf Sicht damit kalkulieren, daß sich das Investieren und/oder Sparen in ETFs für sie lohnt sprich auszahlt ...). Und/oder Unternehmen oder private oder institutionelle Investoren investieren eben da, wo die Rahmenbedingungen passen sprich stimmen (Stichwort: Rekord-Nettokapitalabflüsse aus Deutschland in den letzten Jahren).


    Nach meiner Erinnerung war in der langen Zeitreihe in Deutschland die Ratio "private Investitionen" vs "staatliche Investitionen" bei etwa 90 zu 10.


    Wenn es aus der EU manchmal heißt, die EU investiert XXX Mrd. € in X, Y oder Z - dann sollte man bedenken, daß die EU (wie auch die Mitgliedsländer der EU) nur Geld der EU-Steuerbürger investieren kann - oder kreditfinanziert investieren kann (was nach den EU-Verträgen - siehe Art. 311 AEUV - explizit ausgeschlossen ist ("Eigenmittel-Gebot") siehe Art. 311 Abs. 2 AEUV "Der Haushalt wird unbeschadet der sonstigen Einnahmen vollständig aus Eigenmittel finanziert" - was impliziert, daß eine Aufnahme von Krediten ausgeschlossen ist).


    Da wird aber, wie so oft in der Politik insbesondere der EU-Politik, gelten: "Never waste a good crisis" ... , um ohnehin bestehende Absichten dann durchzusetzen (könnte, wie so vieles, von Winston Churchill stammen "Never let a good crisis, go to waste"). In dem speziellen Fall: Gemeinschaftsverschuldung im Sinne von Eurobonds bei Ausnutzung der (noch) bonitätsstarken Länder und deren Mithaftung könnte so ein Ziel sein ...

  • Es geht wohl hierum:

    Zitat

    Die Wettbewerbsfähigkeit finanzieren: Der EU fehlt es an einem effizienten Kapitalmarkt, damit aus Ersparnissen Investitionen werden. Die Kommission wird eine Europäische Spar- und Investitionsunion vorstellen, um neue Spar- und Anlageprodukte sowie Anreize für Risikokapital zu schaffen und sicherzustellen, dass Investitionen in der gesamten EU nahtlos möglich sind. Im neu ausgerichteten EU-Haushalt wird der Zugang zu EU-Mitteln im Einklang mit den Prioritäten der EU gestrafft.

    Ein EU-Kompass, um wieder wettbewerbsfähig zu werden und nachhaltigen Wohlstand zu sichern
    Heute stellt die Kommission den „Kompass für Wettbewerbsfähigkeit“ vor; dabei handelt es sich um die erste großangelegte Initiative zu Beginn der Amtszeit der…
    ec.europa.eu


    https://ec.europa.eu/info/law/better-regulation/have-your-say/initiatives/14488-Savings-and-Investments-Union_en


  • Welcher Leser? Von welcher Seite ist das denn?


    Ich finde das ganz furchtbar, da wird suggeriert, die EU plündert die Sparbücher und Depots der armen Bürger. Das kann doch ganz offensichtlich so nicht stimmen, aber trotzdem ist diese "Nachricht" in der Welt und es gibt mehr als genug Menschen, die sowas glauben.

  • Ich bin mir nicht sicher, wie direkt die Politik die Konten von Sparern 'plündern' könnte....

    Da gibt es einen bunten Strauß an Möglichkeiten ...


    Zu dem "Weg des geringsten Widerstandes" - daher ein von Staaten, der Politik und den Notenbanken bevorzugter - siehe beispielsweise hier

    Prinzipiell treiben Schulden die Inflation, eben drum gehen die Regierungen ja diesen Weg. Schließlich ist Inflation ein eleganter Weg in vielerlei Hinsicht: Der Staat bekommt so mehr Geld mit deutlich weniger Geschrei als mit einer konkreten Steuererhöhung. Das schafft finanziellen Spielraum für Notwendigkeiten oder Wohltaten. Gerade hat der Noch- und Wohl-weiter-Sozialminister eine satte Rentenerhöhung verkündet, offenbar befindet sich der Mann noch immer oder schon wieder im Wahlkampfmodus.


    Wenn der Staat Schulden aufnimmt, bedeutet das für Leute mit Geld eine Verringerung des Vermögens. Inflation ist die Vermögensteuer, die die fortschrittlichen Parteien so innig anstreben, aber nicht durchs Parlament bekommen.

    (nachträglich gefettet von mir)


    Forcieren kann man da Ganze noch durch eine orchestrierte "Finanzielle Repression" bei der die Realzinsen (also der Zins nach Inflation und Steuer) möglichst weit in den negativen Bereich verschoben wird. Siehe die Ära von 2010 bis 2023.


    Den folgenden speziellen Aspekt könnte man in dem Kontext auch erwähnen:

    Der Vorstoß der EU (im Jahr 2021) zu einem sog. "EU-Vermögensregister", in dem alle Wertgegenstände jedes einzelnen Bürgers (von der Uhr über das Kunstwerk bis zur Goldmünze) vollumfänglich erfasst werden sollte, kann in dem größeren Kontext ("gläserner Bürger") nicht unerwähnt bleiben.

    Auf Nachfrage war damals seitens der EU-Kommission zu vernehmen, die "Erkenntnisse aus einem solchen EU-Vermögensregister könnten für Maßnahmen der Politik genutzt werden". Was immer man darunter auch verstehen mag. Die Resonanz auf den Vorstoß eines EU-Vermögensregisters fiel aber etwas anders aus, als vermutlich von der EU erhofft oder erwünscht. Das Ganze ist dann von der EU erstmal aus der Diskussion genommen worden.


    Nach meinen langjährigen Erfahrungen in und mit Brüssel ist das Ganze damit aber keinesfalls ad acta gelegt.

  • Welcher Leser? Von welcher Seite ist das denn?


    Ich finde das ganz furchtbar, da wird suggeriert, die EU plündert die Sparbücher und Depots der armen Bürger. Das kann doch ganz offensichtlich so nicht stimmen, aber trotzdem ist diese "Nachricht" in der Welt und es gibt mehr als genug Menschen, die sowas glauben.

    Liebe/r Seo,

    auch F. Merz hatte bereits davon fabuliert, was wäre, wenn man die Gelder, die auf den Sparkonten 'herumliegen', 'mobilisieren' könnte....Auf der Plattform X hatte U.v. d. Leyen mit ihrer Aussage dann auch noch nachgelegt.

    Da Ankündigungen der EU oder anderer Institutionen oftmals unter den Tisch fallen, wenn sie Positives verheißen könnten, so ist das bei den negativen leider anders...


    Inzwischen kursieren auch verschiedene Videos zur Interpretation im Internet, wie Sovereign hier schon in Bezug auf die Einführung eines europäischen Vermögensregister' kommentiert hat.

    Da ist der digitale Euro und wirklich

    'ganz schrecklich' der Hinweis 'Eisernes sparen' von Pumphut -

    vor allem in Bezug auf ein länger andauerndes Kriegsgeschehen. Ich sage absichtich 'Kriegsgeschehen, da sich dieser Ausdruck nicht allein auf den Ukraine-Russland-Konflikt bezieht.


    Europa scheint auf dem absteigenden Ast zu sitzen, oder besser ein Boot ohne Steuermann zu sein, wo keiner weiß, wie man das unabänderliche Kentern abwendet... Welche dieser Massnahmen auch greifen werden, das alles kann schon Zukunftsangst machen.


    Ich habe diesen Kommentar absichtlich in der Gesprächsecke abgegeben. Vielleicht gibt es ja jemanden, der mit einer - realistischen - positiven Auslegung aufwarten kann.

  • Bereits jetzt hat jeder die Möglichkeit, mittels ETFs in kleinen Raten zu sparen und am wirtschaftlichen Geschehen teilzunehmen. Alternativ kann man über Aktien oder Anleihen direkt in bestimmte Wirtschaftszweige oder Investitionen einsteigen.


    Warum ist die EU nun der Meinung, dass es da ein eigenes Konstrukt bedarf? So ein Konstrukt würde nur dann Sinn ergeben, wenn ein wirtschaftlicher Ausfall durch Steuergelder oder staatliche Absicherungen ausgeschlossen wäre. Und das wiederum dürfte zulasten der Rendite gehen.

  • auch F. Merz hatte bereits davon fabuliert, was wäre, wenn man die Gelder, die auf den Sparkonten 'herumliegen', 'mobilisieren' könnte...

    Das heißt doch erst mal nichts. 2,5% bei Trade Republic gibt es z.B. auch nur, weil Trade Republic im Hintergrund mit deinem Geld mehr als 2,5% macht. Und mit einer Staatsanleihe mobilisiert Deutschland auch private Gelder. Da kann man einige Konstellationen denken, an denen du sogar noch profitieren kannst.

  • Ich habe diesen Kommentar absichtlich in der Gesprächsecke abgegeben. Vielleicht gibt es ja jemanden, der mit einer - realistischen - positiven Auslegung aufwarten kann.

    Lest euch doch einfach den Vorschlag der EU Kommission zur Savings and Investment Union durch.


    Klar, hier haben viele Freude an kontrafaktischer Spekulation, aber die Primärquelle ist oben verlinkt.


  • Klar, hier haben viele Freude an kontrafaktischer Spekulation

    Bei dem Ausgang der "EU-Lissabon Strategie" (verkündet im Jahr 2000), dem Ausgang des EU-Nachfolgeprogramms "Europa 2020" (verkündet im Jahr 2010) - siehe Nr. 10 - und dem EU-Vorstoß zu dem "EU-Vermögensregister" (im Jahr 2021) - siehe Nr. 13 - handelt es sich meines Wissens nicht um "kontrafaktische Spekulationen" - sondern schlicht um reale Ergebnisse und reale Geschehnisse der ebenso real existierenden EU ...


    Zu den von Dir erwähnten "vielen" mit Freude an "kontrafaktischer Spekulation" kann ich mich daher nicht zählen.

  • What about… whataboutism? Kam mir grade so in den Sinn. Ich weis auch nicht wieso.


    Aber das können wir ja zum Anlass nehmen mal weiter zu beobachten was nun aus den Bestrebungen zur savings and investment union wird. Wenn die Institutionen der EU wie du schilderst gerne mal den Fokus wechseln, können wir sie ja auch daran messen wie dieses Vorhaben den Weg durch die Legislative nimmt.