51 wie lange noch ETFs besparen

  • Hallo,


    bin 51 und spare per Sparplan für meine Altersvorsorge in ETFs (MSCI World, Stoxx Europe 600).

    Nun liest man immer, dass man bei Aktienanlagen (ETF) einen zeitlichen Horizont von mindestens 15 Jahren ansetzen sollte. Die Frage die sich mir nun stellt: wie lange sollte ich in meinem Alter noch in ETFs sparen und wie geht man danach vor?


    Danke für Tipps!


    Gruß

    Chris

  • Ich bin fast Mitte 50 und investiere per Sparplan weiter in mein ETF-Depot. Mein Plan ist jetzt erstmal dass bis 2031 unverändert weiter zu tun.

    Dann wird meine Lebensversicherung ausgezahlt und ich werde mir dann überlegen, wie ich die letzten Jahre bis zur angedachten Rentenphase ab 2035 finanziell gestalte.


    2031 gibt es dann diverse Möglichkeiten.

    - Einmalzahlung aus der Lebensversicherung in das ETF-Depot

    - Nachkaufen von Endgeldpunkten in der GRV

    - Einfach den ETF-Sparplan bis zur Rente weiter laufen lassen

    - die Sparraten nur noch in das Tagesgeld fließen lassen

    - Und natürlich eine Kombination aller dieser Möglichkeiten ;)


    Wichtig ist mir, dass zu meinem Rentenbeginn ein mehrjähriger Geldpuffer vorhanden ist, so dass ich in den ersten Jahren der Rentenphase im Falle einer größeren Börsenkrise keine Entnahmen aus meinem ETF-Depot benötige.

    Aber das sind meine Überlegungen für meine Situation.


    Du musst für Dich die Möglichkeiten sondieren die Du hast und dann das für Dich beste entscheiden.

    Wenn Du z.B. im Ruhestand zwingend auf Entnahmen aus dem ETF angewiesen bist um Deinen Lebensunterhalt zu bestreiten ist die Situation eine ganz andere als bei mir.

    Ab einem gewissen Alter ist z.B. die 'Investition' in die GRV durchaus sinnvoll, wenn man eine direkte Entnahme ab Rentenbeginn benötigt.

    Hier mal so eine Überlegung ab welchem Lebensalter z.B. die 'Investition' in die GRV vorteilhafter sein kann als in einen ETF.

    Aktien-ETF mit Entnahmestrategie oder gesetzliche Rente – was ist vorteilhafter?
    Nach 7 Wochen Pause setzen wir jetzt die Serie zum Thema freiwillige Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung fort. In diesem Artikel vergleichen wir die
    www.finanzen-erklaert.de


    Ich hoffe, dass Du verstehst, dass es eben keine Universallösung nach dem Motto gibt: Ab dem Alter X darf/sollte man keine Aktien-ETF mehr besparen. Es kommt immer auf die persönlichen Ziele und letztlich auch finanziellen Möglichkeiten an.

  • Hallo,


    du hast doch noch genug Zeit bis zur Rente. Außer du willst früher raus aus dem Hamsterrad.

    Also im Normalfall würde ich jetzt nicht einfach aufhören zu sparen /investieren.


    Außerdem brauchst du ja nicht mit Renteneintritt dein ganzes Vermögen, sondern verbrauchst es langsam. Mit 75 willst du ja schließlich auch noch etwas haben.


    Tendenziell könntest natürlich langsam anfangen mehr in sichere Anlagen zu investieren und somit einen Cash Puffer aufzubauen, aber pauschal kann man das nicht sagen, wann und wie viel.


    Ich kenne einen 80-jährigen, der kauft sich immer noch Einzelaktien bzw. hält einen Großteil seines Vermögens darin. Er ist überzeugt davon und hat es schon sein ganzes Leben so gemacht, ich denke für ihn ist es auch ein Stück Hobby. Er ist aber auch gut abgesichert.

  • Wenn Du vorhättest, bei Renteneintritt Deine gesamten ETFs auf einen Schlag aufzulösen, könnte ich den Gedanken nachvollziehen, da diese aber im Idealfall weiterlaufen und weiter Gewinne akkumulieren werden, würde ich einfach weitersparen, mit aber ein Polster aufbauen, dass Du zu Rentenbeginn einige Jahre (3-5) unabhängig von den Erträgen aus den ETFs überstehen kannst (könnte z. B. eine dann fällig Lebensversicherung sein).


    Ich für meinen Teil bin 56 Jahre alt und spare weiterhin fleißig in meinen ETF...

  • Außerdem brauchst du ja nicht mit Renteneintritt dein ganzes Vermögen, sondern verbrauchst es langsam. Mit 75 willst du ja schließlich auch noch etwas haben.

    Das ist im Prinzip sicherlich richtig. Allerdings sollte man bedenken, dass die Zeit mit steigendem Lebensalter scheinbar 'schneller' läuft. Sprich, die verbleibende Zeit wird zunehmend wertvoller.

    Ich würde es äußerst übel finden, wenn ich zu meinem Ruhestandsbeginn darüber nachdenken müsste, ob ich mir jetzt die Urlaubsreise(n) leisten will/kann weil gerade mal wieder die Börse verrückt spielt.

    Mit Glück haben meine Partnerin und ich dann noch 15 gemeinsame Jahre in denen wir es gesundheitlich noch schaffen solche Reisen überhaupt zu machen.


    Was nutz es mir dann, wenn ich sage: Toll, mit 75 habe ich jetzt das Geld nochmal reisen zu können, nur leider schaffe ich es gesundheitlich nicht mehr. :/

    Daher sollte man m.E. den ersten Jahren des Unruhestandes finanziell mehr Spielraum einräumen (wenn man es sich denn leisten kann!). Das kann dann im Zweifel für mich auch bedeuten auf mögliche Rendite zu verzichten.

    Ich kenne einen 80-jährigen, ...

    Im Idealfall möchte ich meine Aktien-ETF bis zu meinem Tod behalten. Von daher liegt mein Anlagehorizont selbst mit Mitte 50 noch bei 30 Jahren.

  • Wow, danke für die vielen hilfreichen Antworten.


    Ich habe nicht vor, mit Renteneintritt den Hammer fallen zu lassen - will schon gern noch ein paar Jährchen weiterarbeiten.


    Da ich eine betriebliche Altersvorsorge habe, werde ich daraus je nach Entwicklung 50-80 TEU zum Renteneintritt haben. Bin dann also erstmal nicht gleich auf das Geld aus dem Depot bzw. ETFs angewiesen. Dort wäre dann nur die Frage, wie lege ich diese Summe dann in dem Alter an. Da komme ich auf euch zurück;-).


    Die Möglichkeit, in die GRV einzuzahlen bzw. Punkte nachzukaufen, kannte ich noch nicht. Interessant.

  • Bin 51 und spare per Sparplan für meine Altersvorsorge in ETFs.

    Altersvorsorge ist wichtig! Am besten fängt man damit schon mit zwölf an.

    Nun liest man immer, dass man bei Aktienanlagen (ETF) einen zeitlichen Horizont von mindestens 15 Jahren ansetzen sollte. Die Frage die sich mir nun stellt: wie lange sollte ich in meinem Alter noch in ETFs sparen und wie geht man danach vor?

    Sofort damit aufhören! Du bist jetzt 51, die vielgenannten fünfzehn Jahre sind ein unumstößliches Naturgesetz, und nach 66 fängt das Leben nicht etwa an (wie Udo Jürgens sang), sondern danach kommt nichts mehr. Sofern Du jetzt also mit 51 bereits genug Geld für einen Grabstein hast, brauchst Du jetzt nichts mehr weiter zu machen.


    Ich mache das anders. Ich halte ohnehin von diesem Dauergerede von der Altersversorgung nichts, sondern glaube ganz fest an ein Leben vor der Rente, sowie auch an ein erheblich langes danach. Mein Konto hat kein Etikett, ich sammle keine Renteneuros, sondern einfach nur Euros. Geld ist zum Ausgeben da, wenngleich eine gewisse Reserve den Menschen in allen Lebensphasen stärkt. Also habe ich mein bisheriges Leben lang gespart, wie ich konnte, soweit es sich gut angefühlt hat. Ich habe aber auch Geld ausgegeben, denn verstrichene Jahre kommen nicht zurück.


    Der Eintritt in den Ruhestand ist nicht der Bruch, als der er immer dargestellt wird. Man muß sich nicht Schlag Verrentung in Sack und Asche kleiden, denn der Statistik entsprechend kommen bei den meisten Menschen dann noch zwanzig Jahre oder mehr. Warum auch sollte ich dann, der ich schon viele Jahre mein Geld an der Börse habe, schreckhaft meine Penunzen "sichern" und aufs Sparbuch legen? Wozu sollte ich die Rendite, die die Statistik mir noch zwanzig Jahre oder so auf Lager hat, in den Wind schlagen? Selbst wenn sich mit Eintritt in den Ruhestand die finanziellen Verhältnisse ändern werden, ich also kein Geld mehr zum Sparen habe, sondern im Gegenteil dann mein Vermögen schrittchenweise verbrauchen werde, brauche ich doch nicht alles Geld in den nächsten vier Wochen! Nach zwanzig Jahren soll doch auch noch was da sein! Ich jedenfalls werde meine ETFs dann liegen lassen.


    Was Du machst, ist aber natürlich Deine Sache. Schließlich ist es Dein Geld.

  • Entscheidend bei der Entscheidung ist es, den korrekten Maßstab zu wählen. Und dieser ist nicht der Betrag in €uro, sondern die Fähigkeit, seine Ausgaben bis zum Schluss decken zu können.


    Und da zeigen Analysen der Vergangenheit, dass "sichere" Zinsanlagen an diesem Maßstab gemessen riskanter sind als Aktien. Je mehr man von Aktien in Richtung Zinsen geht, desto größer ist das Pleiterisiko im Alter.

    Der Grund ist einfach die geringere Rendite durch Zinsen gepaart mit Inflationsrisiken. Aktien haben die Tendenz, sich von Verlusten zu erholen.

    Anleihen verlieren in Wellen und Inflationsverluste sind in der Regel dauerhaft verloren. Und das tut im Alter weh, wenn man sich nicht mehr erholt.


    Man sollte sich möglichst viel Flexibilität bei der Entnahme aus dem ETF verschaffen, um die Entnahme an den Wertverkauf des ETFs und die Restlebensdauer regelmäßig anpassen zu können.

    Da helfen andere Einkommensquellen, die mit den Lebenshaltungskosten korrelieren.

    Beispielsweise die gesetzliche Rente, ein gut gepflegtes Eigenheim (oder alles andere, was die eigenen Kosten senkt) und inflationsgesicherte Anleihen mit passender Laufzeit.


    Was nicht hilft sind Rentenversicherungen mit nicht inflationsgesicherte Renten oder Cash (außer für kurzfristige Puffer)

  • Die Möglichkeit, in die GRV einzuzahlen bzw. Punkte nachzukaufen, kannte ich noch nicht. Interessant.

    Dann lass Dich völlig unverbindlich und kostenlos bei der Rentenversicherung dazu beraten.

    Ab 50 hat man die Möglichkeit mögliche Abschläge bei einem möglichen vorgezogenen Rentenbeginn ausgleichen zu können, sofern man die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt.

    Und wenn man dann gar nicht vorgezogen in Rente geht, bekommt man eben eine entsprechend höhere Altersrente am dem Datum des regulären Renteneintritts (aktuell mit 67).

    Ist halt eine zusätzliche Option die man im Hinterkopf behalten kann (u.U. auch für die 'Anlage' der einmalige Auszahlung der bAV). ;)

  • Rentenpunkte nachzukaufen ist generell eine überlegenswerte Aktion. Allerdings will überlegt sein, was man macht. Vermutlich ist es sinnvoll, eine solche Aktion zeitlich auf mehrere Jahre zu strecken, wenn man größere Beträge auf diese Weise verstauen will.


    Wenn man Rentenpunkte kauft, ist das Geld weg. Man bekommt es nur in Form einer Rente zurück - das aber lebenslang und im Fall der gesetzlichen Rente einigermaßen inflationsindexiert.


    Insoweit kann man die gesetzliche Rente also mit einer privaten Rentenversicherung vergleichen. Bei der ist das Geld auch weg, man bekommt dafür eine lebenslange Rente, die aber regelmäßig nicht inflationsindexiert ist.


    Vorteil gesetzliche Rente in diesem Punkt.


    Die Versicherungsgesellschaften haben das niedrige Zinsniveau im Blick und sagen daher nur verhältnismäßig geringe Renten zu. Aktuell bekommt man fürs gleiche Geld von der gesetzlichen Rente mehr Rente als von einer privaten Versicherungsgesellschaft.


    Vorteil gesetzliche Rente in diesem Punkt.


    Man kann freiwillige Beiträge zur gesetzlichen Rente in einem gewissen Rahmen steuerlich absetzen. Wenn man die Obergrenze reißt, hat man keine Steuervorteile mehr (was die Rendite sicher völlig verhagelt. Aber auch, wenn man sich an die Grenze heranrobbt, wird der Steuervorteil immer kleiner, die Progression läuft in diesem Fall ja rückwärts. Aus diesem Grund habe ich oben geschrieben, daß man sinnvollerweise seine Zahlung über mehrere Jahre streckt.


    Steuervorteile sind in diesem Staat meistens mit Steuernachteilen verbunden: Man kann die Kosten für nachgekaufte Rentenpunkte von der Steuer absetzen (wenn man es richtig macht), muß dafür aber die Auszahlungen nicht nur versteuern, sondern als gesetzlich Krankenversicherter auch verbeitragen. Bei all solchen Konstruktionen wird angegeben, daß der Steuersatz in der aktiven Zeit mächtig höher sei als im Ruhestand. Wenn man genauer hinschaut, stellt man fest, daß der Steuersatz in der Rente zwischen 10 und 15 Punkten niedriger ist als in der aktiven Zeit. Das ist einigermaßen das, was die Sozialbeiträge kosten. Heißt: Ein gesetzlich Krankenversicherter hat letztlich keinen Steuer-und-Abgabenvorteil. Was er bei der Zahlung an Steuer spart, zahlt er in der Leistungsphase in Form von Steuern und Krankenversicherungsbeiträgen. Bleibt der Vorteil des Inflationsausgleichs.


    Für einen privat Krankenversicherten mag die Rechnung anders aussehen, der zahlt auf die zusätzliche Rente keinen zusätzlichen Beitrag (aber sonst sicherlich schon genug Prämie).


    Auch bei einer privaten Rentenversicherung muß man unterscheiden: Regelmäßig werden die Einzahlungen nicht absetzbar sein, somit versteuert man in der Leistungsphase nur den Kapitalertrag. Wer es als GKV-Versicherter aber nicht in die KVdR geschafft hat, also freiwillig versichert ist, dem praktiziert seine Krankenversicherung im Ruhestand Beiträge von den Auszahlungen weg. Auch das gilt es, im Auge zu behalten, wenn man eine solche Option erwägt.


    :)

  • Das mit dieser Rente und den Rentenlücken ist natürlich bei vielen Menschen durch die Medien wie ein Naturgesetz in die Köpfe gebohrt worden.

    Wenn man die Berechnungen neulich von Finanztip kritisch durchrechnet, könnte ein achtjähriges Kind, wenn es monatlich 100 € in einen Sparplan auf den Finanztip-ETF macht, die entsetzliche Rentenlücke mit 70 Jahren schließen. Allerdings muss die Sparrate mit der Inflation angepasst worden.


    Diese Rechnung hat meine liebe Frau gemacht und die muss es als promovierte Volks- und Betriebswirtin eigentlich wissen….


    Ich gebe die Zahlen mal gerundet an, um die Dimension des Schreckens darzustellen.

    Wir gehen mal davon aus, dass es eine 62-jährige Anlage in E ETF im Durchschnitt mit 4 % nach steuern irgendwie schafft…

    Dann stehen im Alter etwa 840.000 € zur Verfügung. Die einem heutigen Geldwert von ca. 210.000 Euro entspricht.

  • Ich habe nicht vor, mit Renteneintritt den Hammer fallen zu lassen - will schon gern noch ein paar Jährchen weiterarbeiten.

    Uff 🤨. Du willst wirklich freiwillig weiter in diesem System der modernen Lohnsklaverei bleiben? Mach doch sowas nicht, echt verrückt.

    Warum dann überhaupt noch investieren?

  • Uff 🤨. Du willst wirklich freiwillig weiter in diesem System der modernen Lohnsklaverei bleiben? Mach doch sowas nicht, echt verrückt.

    Wieso ist das ein Problem für Dich? :/

    Ich sehe es zwar ähnlich wie Du und will mich ASAP in den Unruhestand verabschieden, aber dafür habe ich meine persönlichen Gründe.

    Rein von der Tätigkeit her, könnte ich mir meinen Job (zumindest in Teilzeit) auch längerfristig vorstellen. Und wenn ich ungebunden wäre, sähe die Situation möglicherweise auch anders aus. Arbeit ist für mich nicht nur reiner Broterwerb, sondern hat auch eine soziale Komponente. Allein schon die ständige Beschäftigung mit neuen Themen hält den Kopf fit. ;)


    Warum dann überhaupt noch investieren?

    Was spricht dagegen, wenn man das Geld dafür 'über' hat? :/

  • Wieso ist das ein Problem für Dich? :/

    Ich sehe es zwar ähnlich wie Du und will mich ASAP in den Unruhestand verabschieden, aber dafür habe ich meine persönlichen Gründe.

    Rein von der Tätigkeit her, könnte ich mir meinen Job (zumindest in Teilzeit) auch längerfristig vorstellen. Und wenn ich ungebunden wäre, sähe die Situation möglicherweise auch anders aus. Arbeit ist für mich nicht nur reiner Broterwerb, sondern hat auch eine soziale Komponente. Allein schon die ständige Beschäftigung mit neuen Themen hält den Kopf fit. ;)


    Was spricht dagegen, wenn man das Geld dafür 'über' hat? :/

    Sehe ich auch so. Außerdem heißt es ja nicht, dass ich im jetzigen Job weiterarbeite. Dann vielleicht noch mal was ganz anderes und in Teilzeit.

  • Wieso ist das ein Problem für Dich? :/

    Da tickt wohl jeder anders. Erwerbsarbeit (40h-Woche im Angestelltenverhältnis) saugt mir Zeit und Lebensenergie und bringt mir eigentlich nichts außer Geld. Auch keine sozialen Kontakte, da 100% Remote Job. Man erledigt immer nur Dinge für andere, die man freiwillig nie machen würde. Dazu viel Bullshit und Bürokratie. Daher kann ich mir nicht vorstellen, das freiwillig über das Rentenalter hinaus machen zu wollen.

    Man macht es halt des Geldes wegen, also ich.

    Es gibt ja auch schöne Zitate dazu wie "A salary is the drug they give you to forget your dreams."


    Man könnte das noch lange weiterführen. Vielleicht habe ich auch zu viel von diesem YouTube Kanal konsumiert, wo über das gesellschaftliche System der Lohnsklaverei und den Sinn von Erwerbsarbeit "philosophiert" wird. Guter Kanal, aber ich verstehe, wenn viele damit nichts anzufangen wissen.

  • Man erledigt immer nur Dinge für andere, die man freiwillig nie machen würde. Dazu viel Bullshit und Bürokratie.

    Sorry für OT: Schade, dass es Dir gerade so geht!
    Ein Lichtblick könnte sein, dass im Gegensatz zur Sklaverei oder der Fronarbeit im Mittelalter, man heute auch mit etwas fortgeschrittenerem Alter noch eine gänzlich andere Karriere anstreben kann. Selbst wenn man überzeugt davon ist, dass das in Deutschland nicht möglich wäre: Es war noch nie so einfach wie heute, das in irgendeinem anderen europäischen Land zu versuchen.

    Ich empfinde es (meistens ;) ) als Privileg, viele der Dinge machen zu dürfen, die zu meinem Beruf gehören. Dafür bin ich sehr dankbar, weil ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist.

    Vielleicht gibts ja auch für Dich noch eine Alternative zu Deinem aktuellen Job...


    Die Frage die sich mir nun stellt: wie lange sollte ich in meinem Alter noch in ETFs sparen und wie geht man danach vor?

    Das ist ein Themenfeld, zu dem es leider nicht die eine Antwort gibt, die für jeden passt – und selbst individuelle Antworten sind immer nur Annäherungen, weil niemand weiß, wie sich die Renditen von Aktien oder Anleihen, geschweige den die Inflation entwickeln werden.
    Ganz viel hängt davon ab, wie viel Schwankungsrisiken Du wirklich aushalten kannst und wie viel Glück Du haben wirst.


    Ich fand dieses Interview hier sehr erhellend.

    Es wird dargestellt, welchem erheblichen Inflationsrisiko Anleihen langfristig ausgesetzt sind und dass deshalb eine 100% Aktienquote (im Depot) in allen untersuchten Zeiträumen der Vergangenheit selbst dann die beste Strategie war, wenn das Rendite-Reihenfolge-Risiko voll zugeschlagen hat. (Der o.g. Blog auf finanzen-erklaert.de kommt zu einem ähnlichen Ergebnis.)
    Eine 60/40 Strategie konnte in vielen Zeiträumen ebenfalls das Risiko nach unten gut absichern, bei erheblich geringerer Renditechance in guten Zeiträumen.


    Bei mir ist der Ruhestand noch einige Jahre entfernt, aber mein aktueller Stand sieht so aus:

    Ich gehe davon aus, dass ich nicht alle Jahre im Ruhestand bzgl. des Finanzbedarfs gleich gewichten würde. D.h. die ersten 5 Jahre bin ich vielleicht noch fitter als in den darauffolgenden Jahren. Deshalb würde ich für diese Jahre direkt vor dem Ruhestand eine Bundesanleihenleiter aufbauen mit dem entsprechenden Bedarf für diese Zeit und auch verbrauchen. Dann erst würde ich auf die Aktien zurückgreifen und einen prozentualen Anteil des jeweiligen Depotwertes entnehmen.

  • Nur am Rande aber in dem Kontext:

    Erwerbsarbeit (40h-Woche im Angestelltenverhältnis) saugt mir Zeit und Lebensenergie und bringt mir eigentlich nichts außer Geld. Auch keine sozialen Kontakte, da 100% Remote Job. Man erledigt immer nur Dinge für andere, die man freiwillig nie machen würde. Dazu viel Bullshit und Bürokratie.

    Sollte das bei Dir (oder anderen, wenn das allgemein zu verstehen war) wirklich so sein und damit einen (sehr) trauriger Zustand beschreiben (mit der Arbeit und/oder am Arbeitsplatz verbringt man in wachem Zustand vermutlich die meisten Zeit): Warum suchst Du Dir (oder der allgemein gemeinte fremde Dritte) nicht eine andere Arbeit und/oder strebst eine selbständige und mehr selbst bestimmte Tätigkeit an ... ?!

    Nun liest man immer, dass man bei Aktienanlagen (ETF) einen zeitlichen Horizont von mindestens 15 Jahren ansetzen sollte.

    Die ominösen 15 Jahre (als sozusagen Mindest-Anlagehorizont bei Aktien) sind ein Wert aus einer reinen "Rückspiegelbetrachtung" sprich bisher war es so, daß nach mindestens 15 Jahren mit einer weltweiten Aktienanlage kein Verlust gemacht wurde (wobei ich nicht mal weiß, ob das jetzt nur nominal betrachtet oder inflationsbereinigt gerechnet wurde). Es besteht eine (hohe) Wahrscheinlichkeit, daß dies auch in der Zukunft so sein könnte. Eine Gewähr oder Garantie gibt es dafür aber natürlich nicht.

    Die Frage die sich mir nun stellt: wie lange sollte ich in meinem Alter noch in ETFs sparen und wie geht man danach vor?

    Das ist eine völlig individuelle Frage, die vom Einzelfall und dessen gesamtheitlicher Betrachtung abhängt (inklusive der objektiven und subjektiven Risikotragfähigkeit im jeweiligen Einzelfall).


    Berücksichtigt werden sollte vor dem Hintergrund

    bin 51 und spare per Sparplan für meine Altersvorsorge in ETFs

    daß Du in Deinem Alter zum einen noch diverse Jahrzehnte Deines Lebens vor Dir haben könntest (in meinem familiären Umfeld hat es einige Menschen deutlich jenseits der 90 Jahre an Lebensalter) und zum anderen, daß Du (vermutlich bis aller Wahrscheinlichkeit nach) nicht mit Eintritt in den Ruhestand sofort den vollumfänglichen Zugriff auf Dein ETF-Depot benötigst, um Dir einen finanziell auskömmlichen bis netten Ruhestand zu gestalten.


    In einem Jahrzehnt weiter (um ein Beispiel zu nennen) könntest Du dann mit 61 Jahren eine Art Kassensturz machen und Deine Ruhestandsplanung noch etwas mehr konkretisieren (Versorgungslücke ? Falls ja, wie hoch ist diese ? Sind Entnahmen aus dem Depot unbedingt erforderlich ? Oder reichen die Erträge aus dem Depot ? Braucht es einen mehrjährigen risikoarm vorgehaltenen Sicherheitspuffer für Börsencrashs ? usw.).



    Dir weiter gute Gedanken und ebensolche Finanz-Entscheidungen !

  • Was nutz es mir dann, wenn ich sage: Toll, mit 75 habe ich jetzt das Geld nochmal reisen zu können, nur leider schaffe ich es gesundheitlich nicht mehr.

    Klar, das muss jeder für sich planen. Zwischen 100% Aktien-ETFs und einem Cash-Polster für viele Jahre gibt es viele Abstufungen. Nicht jeder hat das Ziel, seinen Unruhestand mit Reisen zu verbringen.

    Wir gehen mal davon aus, dass es eine 62-jährige Anlage in E ETF im Durchschnitt mit 4 % nach steuern irgendwie schafft…

    Wie auch immer es irgendwer schaffen soll, heute seine Rentenlücke in 62 Jahren zu erraten. Ich kann meine in ca. 10 Jahren schon nur grob (aber ausreichend genau) beziffern. Würde ich das machen, von dem die Renteninformation seit >10 Jahren jedes Jahr ausgeht, dann gäbe es bei mir selbst ohne BAV keine Rentenlücke.

    Du willst wirklich freiwillig weiter in diesem System der modernen Lohnsklaverei bleiben?

    Was hat das mit Lohnskalverei zu tun? Es gibt so viele Dinge, die man ggf aus dem Hobbystatus in eine bezahlte Teilzeit-Tätigkeit überführen kann.

    Warum dann überhaupt noch investieren?

    Das frage ich mich bei meiner persönlichen Situation auch. GRV+BAV decken mehr wie den gewünschten Lebensstandard in der Rentenphase. Die Rückflüsse aus der Hobbyausübung könnten heute schon ausreichen, um die dafür nötigen Urlaubsreisen zu finanzieren. Was will ich da noch mit dem Geld aus der PRV oder gar meinem ETF?


    Trotzdem bespare ich meine ETFs mit Mitte 50 noch weiter. Die Sparrate wird aber ab kommendem Jahr verringert, weil die Zuflüsse aus der abhängigen Beschäftigung dann nicht mehr so hoch sein werden (dafür bei 100% Freistellung).


    wie lange sollte ich in meinem Alter noch in ETFs sparen und wie geht man danach vor?

    Wie schon andere geschrieben haben, ist das Deine persönliche Entscheidung. Wirst du in 15 Jahren überhaupt auf ds Geld, das Du jetzt schon eingezahlt hast, zugreifen wollen/müssen. Und wie sieht es dann die folgenden 15-40 Jahre aus, wenn Du keiner anderen, bezahlten Tätigkeit mehr nachgehen kannst oder möchtest.


    Das Geld, das Du heute im ETF hast, ist mit 67 schon mind. 16 Jahre investiert, womit es statistisch gesehen eine positive Rendite gemacht haben müsste. Bei mir muss der Markt (oder, genauer, müssen meine ETFs) ab heute nochmal 20% einbrechen, damit das Depot nur noch auf dem Stand meiner Einzahlungen ist und ich gegenüber einem Parken des gesamten Geldes im Geldmarkt einen Verlust hätte.


    Ich plane meine Entnahme grob so wie von monstermania beschrieben. Ob ich das aber in 8 Jahren noch genauso sehe, hängt nicht nur von meinerm finanziellen Lernkurve bis zum Bezug der GRV+BAV ab, sondern auch von der Marktlage, beginnened ein paar Jahre davor.


    Und zu guter Letzt natürlich auch von meiner persönlichen Situation. Komme ich kurz vor Rentenbezug auf die Idee, mich einem neuen, teuren Hobby zu witmen oder sehe einen Vorteil für eine hohe Investition für ein vorhandenes Hobby, welche mir meine Finanzen in der Rente nicht vollständig vernichtet, dann wird der ETF im Zweifel auch beim Stand unterhalb von meinem persönlichen ATH teilweise geplündert.