Baufinanzierungszinsen und Festgeldzinsen steigen trotz EZB Zinssenkung

  • Hallo,


    kann mir jemand erklären, warum die Baufinanzierungszinsen und die Festgeldzinsen steigen trotz EZB Zinssenkung.

    Normalerweise ist es doch so, dass bei EZB Zinssenkungen die Baufizinsen sinken.

    Ich habe damit gerechnet, dass die Festgeldzinsen auch sinken?


    Warum ist das umgekehrt, das verstehe ich nicht. Versteht einer von euch das?


    Danke für die Erläuterung,

    Chris

  • Die Zinssenkungen von denen du sprichst betreffen nur den Tages-Zins unter Banken und EZB.


    Da die Finanzwelt bereits steigende Zinsen am langen Ende vorwegnimmt (Stichwort Schulden-Aufnahme der Bundesrepublik Deutschland auf dem Weltmarkt mittels Anleihen), sinken die Zinsen am langen Ende nicht.

  • kann mir jemand erklären, warum die Baufinanzierungszinsen und die Festgeldzinsen steigen trotz EZB Zinssenkung.

    Normalerweise ist es doch so, dass bei EZB Zinssenkungen die Baufizinsen sinken.

    Ich habe damit gerechnet, dass die Festgeldzinsen auch sinken?

    Tja, eine allgemein gültige Erklärung, warum das gerade so ist, gibt es dafür sicherlich nicht. Festzuhalten ist, dass jeder Anbieter "seine" Zinsen so gestaltet, dass er zum einen gut verdient und dabei aber auch die Konkurrenz beobachtet.
    Derzeit gibt es einige Unsicherheiten am Markt, Inflation und Probleme im internationalen Handel.
    Meine Vermutung ist, dass sich das über die kommenden Wochen "einpendelt" und die Hypothekenzinsen etwas günstiger werden können.
    Allerdings kann ich nicht feststellen, dass Tages- und Festgelder in der letzten Zeit besser verzinst wurden (zumindest nicht bei den etablierten Banken)


  • Allerdings kann ich nicht feststellen, dass Tages- und Festgelder in der letzten Zeit besser verzinst wurden (zumindest nicht bei den etablierten Banken)

    Das stimmt, seit der letzten EZB Zinssenkung sind bei den meisten Banken die Zinsen für Tages-und Festgeld nochmals gesunken!

  • Die Zinssenkungen von denen du sprichst betreffen nur den Tages-Zins unter Banken und EZB.


    Da die Finanzwelt bereits steigende Zinsen am langen Ende vorwegnimmt (Stichwort Schulden-Aufnahme der Bundesrepublik Deutschland auf dem Weltmarkt mittels Anleihen), sinken die Zinsen am langen Ende nicht.

    Genauso ist es. Die EZB-Geldpolitik beeinflusst nur die kurzfristigen Zinsen direkt.


    Es kommt hinzu, dass wir in den letzten Jahren eine sog. « inverse » Zinskurve hatten, d.h. die kurzfristigen Zinsen waren sogar zT höher als die langfristigen. Weshalb viele Menschen den Sicherheitsanteil ihres Depots auf dem Geldmarkt oder in Tagesgeldkonten angelegt haben.


    Das war jedoch keine normale Situation. Normalerweise sind langfristige Zinsen (deutlich) höher als kurzfristige, denn die Gläubiger tragen höhere Risiken und verzichten auf Liquidität. Beides will entlohnt werden.


    Es ist daher nur normal, dass die Zinskurve wieder eine normale Form annimmt und am langen Ende deutlich höhere Zinsen gezahlt werden als am kurzen Ende.


    Aufgrund des langfristigen Finanzierungsbedarfs für Verteidigung und Infrastruktur nicht nur in Europa würde ich eher nicht damit rechnen, dass Immobilienkredite billiger werden. Eher würde ich langfristig wieder mit Zinsen im historischen Durchschnitt rechnen (4-8% p.a.).

  • Die Rendite der 15-Jährigen Bundesanleihe ist nach der Ankündigung des neuen Schuldenpakets auf rund 3% gestiegen. Wenn es dabei bleibt, dürfen wir uns auf eine deutlich höhere Vorabpauschale in den nächsten Jahren freuen...

  • Die Zinssenkungen von denen du sprichst betreffen nur den Tages-Zins unter Banken und EZB.


    Da die Finanzwelt bereits steigende Zinsen am langen Ende vorwegnimmt (Stichwort Schulden-Aufnahme der Bundesrepublik Deutschland auf dem Weltmarkt mittels Anleihen), sinken die Zinsen am langen Ende nicht.


    Das ist der richtige Ansatz.

    Zentralbanken beeinflussen den Zins am unteren Ende (Kurzläufer). Immobilienkredite sind aber durch Langläufer determiniert. Also gaaanz grob zehnjähriger Hypothekenzins durch zehnjähriger Bundesanleihe

    Die dadurch entstehende Zinsstrukturkurve war lange Zeit hochgradig invers, also es war sinnvoll kurzfristige Staatsanleihen zu kaufen oder aber direkt am Geldmarkt zu investieren (Geldmarkt-ETF).

    Das hat unsere Regierung nun durch die "Ankündigungspolitik" rund um das Sondervermögen mit einem Schlag vernichtet. Allein die Ankündigung dass man Hunderte Milliarden an Schulden aufnehmen will und noch oben keine Grenzen kannte, hat dazu geführt, dass sich die Zinsstrukturkurve "normalisiert hat". Also es werden wieder niedrige Zinsen auf Kurzläufer und höhere Zinsen auf langläufer erwartet.

    Unmittelbar sind dadurch Geldmarkt-ETFs mehr oder weniger unrentabel geworden (was noch nicht auffällt) und die Kurse für länger laufende Staatsanleihen eingebrochen, da sie unattraktiver gegenüber den kommenden, höherverzinsten Anleihen werden. Die Bundesanleihencoupons, welches die Referenzanleihen im Euroraum sind, sind gestiegen, wodurch für alle Eurostaaten die Refinanzierung teurer wird. In Italien und Frankreich knallen schon die Sektkorken. Und die Hypothekenzinssätze für diese Zeiträume ebenfalls.


    Glücklicherweise ist unsere Finanzbildung in der Bevölkerung nicht so stark ausgeprägt, dass der CDU/SPD/Grünen-Wähler, der jetzt eine Immobilie kauft, nicht rafft dass er durch diese umsichtige Politik nun die kommenden 10, 15 Jahre jeden Monat zehn Prozent mehr zahlen muss.

  • Die Rendite der 15-Jährigen Bundesanleihe ist nach der Ankündigung des neuen Schuldenpakets auf rund 3% gestiegen. Wenn es dabei bleibt, dürfen wir uns auf eine deutlich höhere Vorabpauschale in den nächsten Jahren freuen...

    Warum ? Achso…du meintest nicht einen ETF auf den MSCI - World..

  • Aufgrund des langfristigen Finanzierungsbedarfs für Verteidigung und Infrastruktur nicht nur in Europa würde ich eher nicht damit rechnen, dass Immobilienkredite billiger werden. Eher würde ich langfristig wieder mit Zinsen im historischen Durchschnitt rechnen (4-8% p.a.).

    Gott bewahre. Man muss nur einmal zehn Jahre zurück gehen, um zu sehen, was das für ein Sprengstoff ist.

    In den kommenden Jahren laufen die ersten Niedrigzinshypotheken aus und die Leute müssen dann mehr als das fünffache an monatlichen Raten aufbringen um die Restschuld zu tilgen. Gut das wir keine Inflation und gesteigerte Abgabenlast in der Zwischenzeit hatten, sodass man ausreichend Einkommen zum Ansparen hatte.

  • Gott bewahre. Man muss nur einmal zehn Jahre zurück gehen, um zu sehen, was das für ein Sprengstoff ist.

    In den kommenden Jahren laufen die ersten Niedrigzinshypotheken aus und die Leute müssen dann mehr als das fünffache an monatlichen Raten aufbringen um die Restschuld zu tilgen. Gut das wir keine Inflation und gesteigerte Abgabenlast in der Zwischenzeit hatten, sodass man ausreichend Einkommen zum Ansparen hatte.

    Die Schuldner haben doch von der Inflation profitiert. Ihre Schuld ist deutlich leichter geworden. Die höheren Zinsen stellen nur die Normallage wieder her.

  • Die Schuldner haben doch von der Inflation profitiert. Ihre Schuld ist deutlich leichter geworden. Die höheren Zinsen stellen nur die Normallage wieder her.

    Ja, so die Theorie auf den ersten Seiten der VWL-Einführungsbücher. Das gilt aber nur, wenn die Zinskurve sich nicht großartig ändert, die Lebenshaltungskosten konstant bleiben (im Rahmen der langfristigen Inflation) und die Löhne angemessen steigen.

  • Gott bewahre. Man muss nur einmal zehn Jahre zurück gehen, um zu sehen, was das für ein Sprengstoff ist.

    In den kommenden Jahren laufen die ersten Niedrigzinshypotheken aus und die Leute müssen dann mehr als das fünffache an monatlichen Raten aufbringen um die Restschuld zu tilgen. Gut das wir keine Inflation und gesteigerte Abgabenlast in der Zwischenzeit hatten, sodass man ausreichend Einkommen zum Ansparen hatte.

    Wer zu Niedrigzinszeiten gerade mal 10 Jahre Zinsbindung vereinbart hat (anstelle 0,x% mehr für 15, 20 oder gar 30 Jahre), nur um einen minimal günstigeren Zins zu bekommen, in dem Wissen, dass nach diesen 10 Jahren eine signifikante Restschuld übrig bleibt, mit dem habe ich nicht wirklich Mitleid.


    Wir haben selbst in diesen Zeiten eine Immobilie gekauft, und der Aufpreis für längere Zinsbindung war lächerlich wenig. Wir haben 15 Jahre, weil wir nicht mehr brauchen zum Abzahlen, aber wir hatten auch teurere Objekte angesehen und Angebote für längere Zinsbindungen eingeholt, und da waren die Größenordnungen nach meiner Erinnerung so ungefähr 0,8% für 10 Jahre, 0,9% für 15 Jahre, 1% für 20 Jahre, 1,2% für 25 Jahre. Wer da 0,8% auf 10 Jahre nimmt, nur um das letzte Zehntel Zins zu sparen, am besten noch mit 1% Tilgung, und dann mit 500.000 EUR Restschuld nach 10 Jahren zu 4% finanzieren muss, sorry, der hat eben zu hoch gepokert.

  • Das stimmt, seit der letzten EZB Zinssenkung sind bei den meisten Banken die Zinsen für Tages-und Festgeld nochmals gesunken!

    Bei der Bank11 sind die Festgeldzinsen gestiegen. 1 Jahre +0,2%, 2 Jahre, +0,4%, 3 Jahre +0,45%, 4 Jahre 0,55% und 5 Jahre 0,6%. Das ist das was ich nicht verstehe.

  • Hallo Chris123456,

    Bei der Bank11 sind die Festgeldzinsen gestiegen. 1 Jahre +0,2%, 2 Jahre, +0,4%, 3 Jahre +0,45%, 4 Jahre 0,55% und 5 Jahre 0,6%. Das ist das was ich nicht verstehe.

    Was eine einzelne relativ kleine Bank macht, muss nicht oder nur am Rande mit der allgemeinen Marktentwicklung zu tun haben. Vielleicht hat der Aufsichtsrat für den CEO einen Bonus ausgelobt, wenn er die Festgeldanlagen um x Prozent erhöht oder…


    Versuchen Sie gar nicht erst, eine Begründung zu finden.


    Gruß Pumphut

  • Bei der Bank11 sind die Festgeldzinsen gestiegen. 1 Jahre +0,2%, 2 Jahre, +0,4%, 3 Jahre +0,45%, 4 Jahre 0,55% und 5 Jahre 0,6%. Das ist das was ich nicht verstehe.

    Weil sie Zinsen auf Anleihen über alle Laufzeiten grundsätzlich gestiegen sind.

    Für dich ist nicht der Referenzzinssatz der Zentralbank relevant, sondern die Zinsstrukturkurve. Und die Bank11 gibt das über ihr sich aktualisierendes Anleihe-Portfolio einfach weiter.

  • Bei der Bank11 sind die Festgeldzinsen gestiegen. 1 Jahre +0,2%, 2 Jahre, +0,4%, 3 Jahre +0,45%, 4 Jahre 0,55% und 5 Jahre 0,6%. Das ist das was ich nicht verstehe.

    Es ist richtig, dass bei der Bank11 die besagten Zinssätze in der letzten Zeit wieder für Anleger attraktiver geworden sind. Die Bank hatte schon vor ca. 2 Jahren zeitweise recht gute Angebote im Vergleich zu anderen Anbietern. Danach waren die angebotenen Zinssätze für Tagesgeld und Sparbriefe nur noch mittelmäßig und jetzt versucht man eben mal wieder mit besseren Konditionen zu punkten.


    Das ist aber kein allgemeiner Trend, sondern offenbar nur bei einzelnen Geldhäusern so.

  • Ja, so die Theorie auf den ersten Seiten der VWL-Einführungsbücher

    Kein Sorge. So, wie man VWLer kennengelernt hat, können sie schon anhand ihrer Theorie erklären, warum ihre Theorie falsch lag.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist