Was haltet ihr vom Xtrackers MSCI AC ESG Screened?

  • Liebes Finanztip-Comunity,


    ich möchte endlich mit dem langfristigen passiven Investieren anfangen und suche nach einer 1-ETF-Lösung. Dabei favorisiere ich einen ETF inklusive Industrie- und Schwellenländern. In der engeren Wahl sind deshalb der Vanguard FTSE All World und der SPDR MSCI ACWI IMI.


    Am liebsten würde ich aber durch eine ESG-Variante sicherstellen, dass einige ökologische und soziale Mindeststandards eingehalten werden bzw. bestimmte kontroverse Bereiche ausgeschlossen sind.


    Die nachhaltigen Fonds, die Finanztip empfiehlt, überzeugen mich persönlich nicht 100%ig. Die ETFs von UBS enthalten keine Schwellenländer. Und beim ishares Dow Jones Global Sustainabilty (IE00B57X3V84) müsste ich doch erheblich Einbußen hinsichtlich der Diversifikation hinnehmen. So umfasst er nur 572 Aktienppsitionen, die Top10 haben ein Gewicht von 32,75 Prozent und allein Microsoft kommt auf 11,41 Prozent. Bei den Branchen entfallen satte 20,4 Prozent auf den Software-Bereich (im Vergleich zu 9,52 Prozent beim Vanguard FTSE All World). Hinzu kommt die vergleichsweise hohe TER von 0,60% und eine recht hohe Tracking Difference von durchschnittlich 0,43.


    Als mögliche Alternative bin ich auf den Xtrackers MSCI AC World ESG Screened (IE00BGHQ0G80) gestoßen. Was haltet ihr davon? Spricht aus eurer Sicht etwas gegen diesen ETF?


    Er hat über 1900 Aktienpositionen. Die Top10 haben ein Gewicht von 22,48 Prozent und kein Unternehmen kommt alleine auf mehr als 5 Prozent. Länder, Regionen und Branchen sind ähnlich gewichtet wie bei ETFs auf den "normalen" MSCI ACWI (ohne ESG-Kriterien). Die TER von 0,25% liegt m.E. im Rahmen. Und die Tracking Difference ist mit 0,21 ebenfalls niedriger; seit 2016 liegt die durchschnittliche TD sogar bei 0,1.


    Im Vergleich zu anderen nachhaltigen Indizes ist der zugrundeliegende MSCI ACWI Select ESG Screened zwar nicht so streng. Dafür sind die Ausschlusskriterien recht transparent und entsprechen meinen Vorstellungen. Ausgeschlossen werden nach Angaben von MSCI u.a. Unternehmen mit Verbindung zu kontroversen, zivilen und atomaren Waffen, mit Umsatzerlösen aus fossilen Brennstoffen oder Kraftwerkskohle und Unternehmen, die gegen die Prinzipien des Global Compacts der Vereinten Nationen (UN) verstoßen.

    Außerdem schließt MSCI die Unternehmen mit den größten Treibhausgasemissionen aus, sodass der Treibhausgas-Ausstoß der Unternehmen im ESG-Index 30% niedriger ist als im Elternindex


    Mich verunsichert ein bisschen, dass dieser ETF so selten erwähnt wird und nicht in den Empfehlungen auftaucht. Gibt es einen Haken?


    Stutzig gemacht hat mich zudem, dass er seit Jahresbeginn fast 30 Prozent des Fondsvolumens verloren hat, was bei anderen großen ETFs so nicht zu beobachten ist und sich meiner Einschätzung nach auch nicht allein durch die Kursverluste ergibt. Habt ihr dafür eine Erklärung?


    Zudem bin ich über den XLM-Wert gestolpert, der m.W. ein Indikator für die Liquidität des ETFs ist. Je höher der Wert ist, desto höher sind die impliziten Kosten beim Kauf/Verkauf, wenn ich das richtig verstanden habe. Während der Vanguard FTSE All World einen XLM-Wert von 4,13 hat, kommt der Xtrackers auf 9,1. Ist das aus eurer Sicht bedenklich oder noch im Rahmen?


    Falls ihr bis hier hin durchgehalten habt, vielen Dank für eure Geduld! Ich freue mich auf eure Rückmeldungen!

  • Kater.Ka

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Der ETF ist ausreichend groß und es gibt Ihn schon hinreichend lange. Auch xtrackers ist durchaus ein solider Anbieter auch wenn Sie in der Vergangenheit schon häufiger damit aufgefallen sind, dass Sie bei bestehenden ETF den Index wechseln. So wurden einige ETF auf die jeweiligen ESG-Varianten des Index umgestellt.

    Ich mag das nicht, dass mir der ETF Herausgeber etwas unterjubelt, was ich nicht von Anfang an wollte!


    Das Thema pro/conta ESG wurde auch schon rauf/runter diskutiert.

    Jeder legt sein Geld so an, wie man es für richtig hält. Mach mit Deinem Geld, was Du für Dich vertreten kannst.


    Und dass es teilweise auch größere Schwankungen in den angelegten Mitteln eines ETF gibt ist völlig normal. ETF sind als Profi-Produkte die für große institutionelle Anleger entwickelt worden (z.B. Versicherungen). Da können dann durch solch einen Anleger auch mal eben ein paar hundert Millionen aus einem ETF in einen anderen ETF umgeschichtet werden. Kein Grund zur Besorgnis.


    PS: Ich bin pro SPDR MSCI ACWI IMI / FTSE All World. Eben so wie der Weltaktienmarkt eben ist. Mit allem 'Bösen' und 'Dreck' der zur Wirtschaft dazu gehört. Dafür muss ich mir dann auch nicht alle paar Jahre neue Regeln überlegen, warum nun Rüstung oder Atomkraft doch plötzlich nachhaltig ist. :/

  • Du wirst damit schon nichts falsch machen. Ich wundere mich auch, warum er keine Finanztip Empfehlung ist. Als ich angefangen habe zu investieren, war er ja mal ein reiner ACWI und auch günstig (der von SPDR hatte damals noch 0,4 gekostet) und wurde zumindest von Finanzfluss "empfohlen"/erwähnt.

    Das ESG kam erst vor ein paar Jahren hinzu, würde mich auch nicht wundern, wenn Xtrackers den Index irgendwann auch wieder umstellt auf reines ACWI.

    Kann sein, dass der ETF wegen des Indexwechsel keine Empfehlung (mehr) ist.


    Ich fand den auch mal richtig gut, habe ihn auch mal gekauft. Ich dachte es würden nur die wirklich bösen Firmen ausgeschlossen, aber habe irgendwann festgestellt, dass auch Coca Cola und Pepsico nicht dabei sind (obwohl sie im strengeren SRI drin sind). Sind die so schlimm?

    Weil man ja seine Investments verstehen sollte und ich die ESG Methodik nicht mehr verstanden habe, finde ich ihn nicht mehr so gut.


    Zum Fondsvolumen: Vielleicht weil der ESG Hype schwächer wird?

  • Auch xtrackers ist durchaus ein solider Anbieter auch wenn Sie in der Vergangenheit schon häufiger damit aufgefallen sind, dass Sie bei bestehenden ETF den Index wechseln. So wurden einige ETF auf die jeweiligen ESG-Varianten des Index umgestellt.

    Das war auch bei diesem der Fall, der war mal "grau".


    Ich habe den bis vor Kurzem bespart (als neuen nach dem LU0629459743), dann aber auf den Xtrackers MSCI World ESG (IE00BZ02LR44) gewechselt, weil der ein besseres Nachhaltigkeitsscoring hat. Der hat zwar nur die Hälfte der Positionen, aber ich streue per Schwellenländer-ETF.

    Dafür muss ich mir dann auch nicht alle paar Jahre neue Regeln überlegen, warum nun Rüstung oder Atomkraft doch plötzlich nachhaltig ist. :/

    Wer muss das? Bisher doch nur die Allianz.

    Zum Fondsvolumen: Vielleicht weil der ESG Hype schwächer wird?

    … und weil manche auf etwas grünere ETFs wechseln :)

  • Wer muss das?

    Im Mai 2024 wurde von der europäischen Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (Esma) beschlossen, dass auch Fonds mit "nachhaltig" oder "ESG" im Namen, bis zu 20 Prozent ihres Kapitals ohne Nachhaltigkeitsbeschränkungen investieren dürfen. :/


    BTW: Die Diskussion pro/contra ESG möchte ich nicht führen. Nur wenn ich die Regeln je nach 'Windrichtung' flexibel anpasse, kann ich es auch gleich komplett sein lassen.

  • Im Mai 2024 wurde von der europäischen Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (Esma) beschlossen, dass auch Fonds mit "nachhaltig" oder "ESG" im Namen, bis zu 20 Prozent ihres Kapitals ohne Nachhaltigkeitsbeschränkungen investieren dürfen. :/

    Okay. Aber lange suchen musste man ja schon immer.

  • Ich möchte endlich mit dem langfristigen passiven Investieren anfangen und suche nach einer 1-ETF-Lösung. Dabei favorisiere ich einen ETF inklusive Industrie- und Schwellenländern. In der engeren Wahl sind deshalb der Vanguard FTSE All World und der SPDR MSCI ACWI IMI.


    Am liebsten würde ich aber durch eine ESG-Variante sicherstellen, dass einige ökologische und soziale Mindeststandards eingehalten werden bzw. bestimmte kontroverse Bereiche ausgeschlossen sind.

    Wenn man Schwimmen lernen will, sollte man sich schon vorher etwas mit der Theorie vertraut machen. Aber das eigentliche Schwimmen lernt man nur im Wasser.


    Mit dem Geldanlegen ist das genauso. Ich würde mit einem kleinen Betrag anfangen, der einem nicht wehtut, das vermittelt einem mehr Kenntnis als alles Bücherlesen.


    Manche Neuanleger wollen ihre politische Überzeugung auch bei der Geldanlage ausdrücken und wollen daher nur ETFs mit guten und grünen Etiketten kaufen. Die Branche hat sich auf diese Nachfrage eingestellt und liefert ETFs mit guten und grünen Etiketten. Was gut und grün ist, ändert sich von Zeit zu Zeit. Der Rüstungskonzern Rheinmetall galt noch vor zwei Jahren, als es in der Ukraine bereits krachte, als bah!, mittlerweile gilt er als gut, weil selbst der Frömmste nicht in Frieden leben kann, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.


    Ich halte von diesen Etiketten nichts und würde sie nicht zu meiner Anlagemaxime machen.


    Aber das darf mit dem eigenen Geld jeder so handhaben, wie er es will.

  • Manche Neuanleger wollen ihre politische Überzeugung auch bei der Geldanlage ausdrücken und wollen daher nur ETFs mit guten und grünen Etiketten kaufen.

    Das ist das Nur in deinem Kopf (am Ende sogar ein Nuhr?). Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass bei grüneren Geldanlagen (ja, grüneren, nicht grünen) die Gegner die Dogmatiker sind und "wir" die Pragmatiker. "Wir" sind ja nicht weltfremd, auch wenn "ihr" das gern so darstellt. Da wirken die Klischees aus den 80ern ganz schön nach. Aber wir sind doch hier nicht in der "Lindenstraße".


    Wenn ich umziehe, benutze ich praktischen Gründen ein Auto, ja, sogar einen Verbrenner! Im Urlaub auch mal! Dass ich aber insgesamt 99,9% meiner Wege mit dem Rad oder zu Fuß zurücklege, beruhigt tatsächlich mein Gewissen (klar, kann nicht jeder, machen aber auch nicht alle, die es könnten).


    Ähnlich sehe ich das bei der Geldanlage. Nicht als Anlagemaxime, sondern vielmehr als notwendige, aber nicht als hinreichende Bedingung. Hat man ja vielleicht schon mal gehört. Meiner Meinung nach ist "möglichst den gesamten Weltmarkt inklusive der Nebenwerte" nicht das Gegenteil von "möglichst keine umstrittenen Waffen, möglichst keine Kohle, möglichst kein Tabak".

  • Sehe ich auch nicht als Gegensatz, höchstens als Einschränkung. Ich möchte möglichst den Weltmarkt mit Nebenwerten, aber mit der Einschränkung, dass ich möglichst keine Tabakunternehmen mit im ETF haben möchte (aufgrund persönlicher und familiärer Hintergründe), sonst würde ich mich mit meinem Investment eher unwohl fühlen. Die für mich optimale Lösung habe ich im Vanguard ESG Global All Cap gefunden und bin damit sehr zufrieden.

  • Sehe ich auch nicht als Gegensatz, höchstens als Einschränkung. Ich möchte möglichst den Weltmarkt mit Nebenwerten, aber mit der Einschränkung, dass ich möglichst keine Tabakunternehmen mit im ETF haben möchte (aufgrund persönlicher und familiärer Hintergründe), sonst würde ich mich mit meinem Investment eher unwohl fühlen. Die für mich optimale Lösung habe ich im Vanguard ESG Global All Cap gefunden und bin damit sehr zufrieden.

    Ja, da hast du deine Nebenwerte, aber mir ist der nicht grün genug ^^


    test.de:

  • Ja, da hast du deine Nebenwerte, aber mir ist der nicht grün genug ^^

    Just das sehe ich heute als entscheidendes gesellschaftliches Problem.


    Es gibt nicht etwa nur Grüne, sondern Hellgrüne, Dunkelgrüne, Mittelgrüne, Lindgrüne, Olivgrüne, Teilgrüne, Extremgrüne (und vielleicht noch ein paar Gruppen), denen es jeweils zentral wichtig ist, getrennt voneinander gesehen zu werden. Gleichermaßen gibt es Teilwoke, Vollwoke und Extremwoke. Jeder Anderswoke ist für So-Woke natürlich nicht richtig woke, richtig woke ist man immer nur selbst.

  • Just das sehe ich heute als entscheidendes gesellschaftliches Problem.


    Es gibt nicht etwa nur Grüne, sondern Hellgrüne, Dunkelgrüne, Mittelgrüne, Lindgrüne, Olivgrüne, Teilgrüne, Extremgrüne (und vielleicht noch ein paar Gruppen), denen es jeweils zentral wichtig ist, getrennt voneinander gesehen zu werden. Gleichermaßen gibt es Teilwoke, Vollwoke und Extremwoke. Jeder Anderswoke ist für So-Woke natürlich nicht richtig woke, richtig woke ist man immer nur selbst.

    Nee, Olivgrüne ja nun eben nicht.

  • Im Mai 2024 wurde von der europäischen Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (Esma) beschlossen, dass auch Fonds mit "nachhaltig" oder "ESG" im Namen, bis zu 20 Prozent ihres Kapitals ohne Nachhaltigkeitsbeschränkungen investieren dürfen. :/


    BTW: Die Diskussion pro/contra ESG möchte ich nicht führen. Nur wenn ich die Regeln je nach 'Windrichtung' flexibel anpasse, kann ich es auch gleich komplett sein lassen.

    Zum Thema, aus dem aktuellen Finanztip-Newsletter:


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    Aber ich sag mal so: Wer bei BlackRock nachhaltig anlegt, kauft bestimmt auch sein Fahrrad im Baumarkt.