Kredite / Schenkung / Fahrplan

  • Hallo zusammen,


    mein Bruder hat diverse Kredite am laufen. Zur Erklärung, ruhender landwirtschaftlicher Milchviehbetrieb (verpachtet (Stall und Ackerflächen)) mit fünf Mietwohnungen in der Nähe von Bonn (sehr ländlich), laufende Investitionen etc., also keine Konsumkredite....


    - Zinssatz 2,49 %, läuft noch bis 04/2026, aktuelle Restschuld ca. 3.000 Euro

    - Zinssatz 4,2 %, läuft noch bis 04/2031, aktuelle Restschuld ca. 18.000 Euro

    xxx - Zinssatz 4,2 %, läuft noch bis 12/2041, aktuelle Restschuld ca. 21.000 Euro xxx

    - Zinssatz 2,4 %, läuft noch bis 03/2028, aktuelle Restschuld ca. 11.000 Euro

    xxx - Zinssatz 2,99 %, läuft noch bis 07/2039, aktuelle Restschuld ca. 34.000 Euro xxx

    - Zinssatz 2,95 %, läuft noch bis 11/2029, aktuelle Restschuld ca. 20.000 Euro

    xxx - Zinssatz 5,03 %, läuft noch bis 03/2035, aktuelle Restschuld ca. 30.000 Euro xxx

    - Zinssatz 5,83 %, läuft noch bis 10/2028, aktuelle Restschuld ca. 25.000 Euro

    SUMME = ca. 162.000 Euro


    Tagesgeld: 35.000 Euro

    ETF: 8.000 Euro im MSCI World


    Alter: 41 Jahre (er), 39 Jahre (sie), 2 Kinder


    Aus dem Verkauf einer Immobilie erhält er nun im Laufe des Jahres noch knapp 130.000 Euro an Kapital als schenkungsfreie Schenkung. Wie sollte er dieses Geld anlegen, bzw. welche Kredite zuerst versuchen abzulösen? Habe ihm geraten, auf jeden Fall die Kredite abzulösen, die oben mit "xxx" markiert sind, da die Laufzeit noch relativ lang ist.


    Wie ist eure Meinung? Oder erst weiter die Reserve aufbauen?

  • Natürlich zunächst versuchen die Kredite mit dem höchsten Zins als erstes abzulösen. Dabei aber darauf achten, ob bei dem Kredit evtl. Vorfälligkeitsentschädigungen fällig werden! Dann könnte es auch sinnvoller sein zunächst einen Kredit mit geringerem Zins loszuwerden.
    Muss man halt nachrechnen.

    BTW: Bei Zinssätzen von bis zu 5,83% p.a. nebenbei noch solche Summen in Tagesgeld und einem ETF vorzuhalten ist natürlich eher keine so kluge Entscheidung. :/
    Ist Deinem Bruder klar, dass er insbesondere mit dem ETF darauf spekuliert, dass er nach allen Kosten und Kapitalertragsteuer eine Rendite von 5,83% benötigt um dabei eine positive Rendite zu erzielen? :huh:
    Da würde ich lieber die 100%ig sicheren 5,83% Rendite nehmen. Die hat er nämlich, wenn er den Kredit ablöst!;)
    Ähnliches gilt für das Tagesgeld. Das sollte man auf das absolut Notwendige (Notgroschen) runterfahren.

  • BTW: Bei Zinssätzen von bis zu 5,83% p.a. nebenbei noch solche Summen in Tagesgeld und einem ETF vorzuhalten ist natürlich eher keine so kluge Entscheidung. :/
    Ist Deinem Bruder klar, dass er insbesondere mit dem ETF darauf spekuliert, dass er nach allen Kosten und Kapitalertragsteuer eine Rendite von 5,83% benötigt um dabei eine positive Rendite zu erzielen? :huh:

    Mal zur Verdeutlichung: Das wären 7,9% Rendite vor Steuern, nur um auf null rauszukommen. Für Tagesgeld gibt es die sicher nicht. Selbst bei einem ETF muss man bei kürzeren Zeiträumen Glück haben, damit das hinhaut.

    Ich würde auf jeden Fall die Kredite mit den höchsten Zinsen ablösen (und mir grundsätzlich die Frage stellen, ob diverse Mietwohnungen in sehr ländlicher Gegend eine gute Idee sind in Sachen Klumpenrisiko).

  • Mal zur Verdeutlichung: Das wären 7,9% Rendite vor Steuern, nur um auf null rauszukommen. Für Tagesgeld gibt es die sicher nicht. Selbst bei einem ETF muss man bei kürzeren Zeiträumen Glück haben, damit das hinhaut.

    Ich würde es eher umgekehrt sehen.:/
    Auf kürzere Sicht könnte man sogar Glück haben und mit einem MSCI World ETF eine Rendite nach Steuern und Kosten (vor Inflation!) von > 7,9% p.a. erzielen. Einfach weil man gerade eine gute Periode erwischt.

    Einfach mal schauen: https://curvo.eu/backtest/de/ma…ncy=eur#tabelle

    Langfristig sind 7,9% dann schon sehr optimistisch! Aber warum überhaupt ein Risiko eingehen, wenn man 5,83% völlig risikolos, nur durch Ablösung eines Kredits erzielen kann? :/

    Ich würde auf jeden Fall die Kredite mit den höchsten Zinsen ablösen (und mir grundsätzlich die Frage stellen, ob diverse Mietwohnungen in sehr ländlicher Gegend eine gute Idee sind in Sachen Klumpenrisiko).

    Ja, das Vermögensmanagement sollte man auf jedem Fall mal gründlich überdenken.

  • Ich persönlich würde versuchen, so viel Schulden wie möglich zu tilgen. Die 35.000 Euro Tagesgeld plus die 130.000 Euro Schenkung würden ausreichen, um alle Kredite zu tilgen und schuldenfrei zu sein.

    Ich würde also alle Kredite komplett tilgen, bei denen das möglich ist.

  • Danke schon einmal für eure Antworten.

    Die Mietwohnungen und der ruhende Betrieb sind seit Jahrzenten im Familienbesitz. Alles abbezahlt. Nur eben die laufenden Investitionen. Alle Wohnungen sind permanent vermietet, Mieterhöhungen finden auch regelmäßig statt, so wie es das Gesetz erlaubt. Von daher würde mein Bruder dieses Klumpenrisiko nicht aufgeben, da gehe ich stark von aus.

    Das Haus, in dem unsere Eltern und seine Familie wohnen, gehören ebenfalls zum Eigentum. Hier ist also „Masse“ vorhanden.

    Die Kredite soll er dann nochmal auf sich wirken lassen, was er dann da abbezahlen will und auch mit Vorfälligkeitsentschädigungen. Tagesgeld soll er dann herunterfahren, sodass die Kredite getilgt werden, aber dennoch eine Reserve übrig bleibt für kurzfristige Reparaturen etc.

  • Gibt es denn Richtwerte für die Rücklagen?


    Ein Mietshaus ist Baujahr 1974 (vier Wohnungen)


    Die einzelne Wohnung ist Baujahr 1923


    Alles wurde laufend renoviert, modernisiert, etc.

    Ich selber kenne mich da mit den Rücklagen für die Wohnungen überhaupt nicht aus.

  • Ich selber kenne mich da mit den Rücklagen für die Wohnungen überhaupt nicht aus.

    Musst Du ja auch nicht!
    Aber Dein Bruder sollte sich damit zumindest auskennen, wenn er vermietet.;) Genau so wie mit möglichen Förderungsmöglichkeiten für energetische Sanierungen, usw. aussieht.

    Aber zum Einlesen für Dich: https://www.finanztip.de/baufinanzierun…-kapitalanlage/

  • Mein Bruder hat diverse Kredite am Laufen. [...]

    Aus dem Verkauf einer Immobilie erhält er nun im Laufe des Jahres noch knapp 130.000 Euro an Kapital als schenkungsfreie Schenkung. Wie sollte er dieses Geld anlegen, bzw. welche Kredite zuerst versuchen abzulösen?

    Wie ist eure Meinung? Oder erst weiter die Reserve aufbauen?

    Meine Meinung ist, daß man das Pferd besser von vorn als von hinten aufzäumt. Das heißt in diesem Fall, daß man sich zuerst über die Grundsätze klar wird, bevor man ins Detail geht.

    Mein erster Gedanke ist: Warum kümmerst Du Dich um Deinen Bruder? Sollte er sich nicht primär mal selbst um sich kümmern? Offenbar besteht auf seiner Seite keinerlei Leidensdruck. Und solange das so ist, sollte man nicht in anderer Leute Finanzen eingreifen.

    In der Sache selbst scheint die Sachlage mal wieder hochkompliziert zu sein. Allerdings deutest Du das allermeiste nur an, die meisten Fragen bleiben offen. Als Externer traue ich mir daher schon gleich garnicht zu, hier einen Rat zu geben.

  • Hat Dein Bruder Dich direkt beauftragt, hier nachzufragen?

    Mich überrascht, dass die Kreditsumme zwar relativ überschaubar ist, sich aber auf unüberschaubar viele Kredite verteilt. Dies bedingt viele Ratenzahlungen im Monat. Ich persönlich finde das ungesund.

    Markieren solltest Du diejenigen Kredite, bei denen eine oder keine Vorfälligkeitsentschädigung fällig wäre. Interessant wäre auch die jeweilige Rate (monatlich oder Quartal?). Diese Informationen fehlen mir.