Warum werden kaptial einkünfte pauschal besteuert

  • Ich wurde heute gefragt weswegen man sich dazu entschieden hatte im Jahr 2009 Kapital Erträge nicjt mehr mit dem persönlichen Steuersatz sondern pauschal mit "nur" 25% zu vesteuern.


    Ich wusste darauf leider keine ausführliche Antwort, daher frag ich mal hier nach.

  • Es kommt darauf an, wen du fragst.


    Manche werden sagen, dass es ein Geschenk an die reiche Oberschicht war (die haben damit deutlich Kapitalertragsteuer gespart)

    Andere werden sagen, dass damit die Bürokratie abgebaut werden soll (da die Erhebung der Kapitalertragsteuer doch recht aufwändig war).

    Umd wieder andere werden sagen, dass damit Steuerhinterziehung bekämpft (bzw. Steuerflucht) und die Steuereinnahmen tatsächlich erhöht werden sollen.

  • Stammt der Spruch aus dem Jahre 2008

    "Besser 25% von X als 42% von Nix"

    nicht sogar von Peer Steinbrück (SPD) als damaligem Finanzminister ... ?


    Der Peer hatte es ohne Frage schwer - wenn ich etwa an den gemeinsamen Auftritt (als damaliger Finanzminister) mit der damaligen Kanzlerin im TV (5. Oktober 2008) denken u. a. mit:

    "Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, daß ihre Einlagen sicher sind. Auch dafür steht die Bundesregierung ein"

    Der Bankrun war schon kräftig im Gange und laut interner Meldung der Deutschen Bundesbank (für meinen Teil war ich damals vor Ort und fast "im Auge des Sturms") nur noch maximal 10 Tage durchhaltbar, bevor die ersten Kunden bei ihrer Bank kein Geld mehr bekommen sprich kein Bargeld mehr abheben können. Wie der Peer mehrfach betonte,

    "habe man damals in den Abgrund geblickt".

    Da wußte er allerdings noch nicht, daß sich zeitnah daran (ab 2010 ff) bereits die Eurokrise anschließen sollte ...


    "Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehen, daß er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn Du zu lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in Dich hinein"

    (Friedrich Nietzsche, 1884 - 1900; sollte aus "Jenseits von Gut und Böse" stammen)

  • Für den Staat ist es einfacher, wenn er die Steuerabgabe an die Banken deligiert. Die kennen den persönlichen Steuersatz natürlich nicht bei jeder anfallenden Zinszahlung, sodern führen eben pauschal die 25%+Soli ab. Dem Arbeitgeber traut man da schon zu, dem persönlichen Steuersatz entsprechend abzuführen.

    Wer will, kann die Günstigerprüfung beantragen. Ansonsten muß sich der Finanzbeamte nicht mehr mit den Kapitalerträgen befassen. Damit sinkt die Bearbeitungszeit je Steuererklärung, und somit die Kosten des Staates an der eigenen Geldeintreiberei. Und das Geld ist sofort da, nicht erst nach mehrmaliger Aufforderung zur Abgabe einer Steuererklärung im folgenden Jahr.

  • Für den Staat ist es einfacher, wenn er die Steuerabgabe an die Banken deligiert. Die kennen den persönlichen Steuersatz natürlich nicht bei jeder anfallenden Zinszahlung, sodern führen eben pauschal die 25%+Soli ab. Dem Arbeitgeber traut man da schon zu, dem persönlichen Steuersatz entsprechend abzuführen.

    Das was der Arbeitgeber abführt ist auch nicht der persönliche Steuersatz, sondern nur eine Schätzung dessen.

  • Das was der Arbeitgeber abführt ist auch nicht der persönliche Steuersatz, sondern nur eine Schätzung dessen.

    Wenn die Kapitalerträge nach dem persönlichen Steuersatz zu versteuern wären, müsste der Arbeitgeber die dann auch noch in seine Lohnabrechnung einfließen lassen. Von Einnahmen aus Vermietung , privater Altersvorsorge und abzugsfähigen Handwerkerleistungen usw ganz abgesehen.

    Von daher: ja, Schätzung. Einiges kann man sich als Freibetrag eintragen lassen.

  • Hallo Hinata,

    wir haben es hier mit dem klassischen Lehrbeispiel zum Thema Steuererhebung, Steuervermeidung und Steuerhinterziehung im Unterschied zwischen den richtig Reichen und dem (oberen und mittleren) Mittelstand zu tun.

    Die richtig Reichen finden immer ihre Mittel und Wege, Steuern zu „optimieren“, ob nun Cum- Ex, exotische Steueroasen oder eine Variante, die heute aktuell ist, der Durchschnittsbürger aber noch nicht kennt. Für die Realisierung braucht man Fachleute, d.h. es kostet erst einmal Geld und lohnt sich damit nur für große Summen.

    Dem gegenüber muss die Steuer- „Optimierung“ für den Mittelstand vom einzelnen Steuerbürger selbst händelbar und auch für kleinere Summen attraktiv sein. So eine Möglichkeit gab es in den Nullerjahren mit den weitgehend unkontrollierten Grenzen. Die Banken in der Schweiz (und auch anderen Nachbarländern) nahmen diskret Bargeld vom deutschen Mittelstand und legten es lukrativ an. Die Steuererklärung in Deutschland konnte man risikoarm vergessen. Die Banken machten keine Mitteilung. Man musste bei seinen Tages- oder Wochenendaufenthalt im Nachbarland nur das angenehme mit dem nützlichen verbinden. Das Verfahren wurde zum Volkssport.

    Dieser Zustand fand natürlich das Missfallen der Finanzminister der Länder und des Bundes. Auf der einen Seite wurde versucht, mit staatlicher Repression dem Problem Herr zu werden. Die älteren erinnern sich noch an die Steuer- CDs, wo man Whistleblower in den Banken für Kundendaten bezahlt hat, oder rechtsstaatlich grenzwertige Berichterstattungen über die Verhaftung prominenter Steuersünder. Den durchschlagenden Erfolg brachte es aber nicht.

    Dann hatte aber Peer Steinbrück (oder ein namenlos gebliebener Mitarbeiter) die zündende Idee. Statt wie bisher auf Kapitalerträge den persönlichen Steuersatz zu erheben, wurde ein niedrigerer genommen, so dass die Kalkulation von Risiko und Nutzen verschoben wurde. Flankiert wurde es noch durch massiven Druck auf die Schweizer Banken (der berühmte Indianervergleich) und heute ist diese Kapitalflucht bei kleineren Summen in das nahe Ausland kein großes Thema mehr.

    Gruß Pumphut

  • Und nachdem inzwischen sogar die Türkei brav alles nach Deutschland meldet, senkt sich ein düsterer Schleier über viele türkische und türkischstämmige Menschen…

    Ich habe selbst schon Briefe eines Finanzamts an den Briefkasten eines türkischen Senioren gesehen. Der Mann wohnt pikanterweise nicht mehr in Deutschland. Ist allerdings in der Community Standard…

  • Bei mir hat sich vor über 30 Jahren mal ein türkischer Mitbürger beschwert, warum er hier auf Vermietungserträge so viele Steuern zahlen und auch noch Belege sammeln muss. In der Türkei gibt man einfach nur 10% der Einnahmen an und der Staat akzeptiert das.

    War ein schwieriges Gespräch.

  • Damit sinkt die Bearbeitungszeit je Steuererklärung, und somit die Kosten des Staates an der eigenen Geldeintreiberei.

    Ich habe am 15.5. die Erklärung zu Elster übertragen und habe immer noch keine Antwort. Nach Wiso erhalte ich Geld zurück. Monatelang die Zinsen einstreichen, aber Drohkulisse, sollte man - selbstredend "flott" - zahlen müssen.

  • Ich habe am 15.5. die Erklärung zu Elster übertragen und habe immer noch keine Antwort. Nach Wiso erhalte ich Geld zurück. Monatelang die Zinsen einstreichen, aber Drohkulisse, sollte man - selbstredend "flott" - zahlen müssen.

    Ich warte auch schon 2 Monate, obwohl ich sicher einiges zahlen muss. Also kann man das so pauschal nicht behaupten.

  • Ja, dieses Jahr ist wohl der Wurm drin. Meine Anfang Mai selbst eingeworfene Erklärung ist auch noch unbearbeitet, im Gegensatz zur Ansässigkeitsbescheinigung zwecks Quellensteuerrückforderung.

    Fehlt nur noch, dass demnächst wegen der Fristüberschreitung des 31.7.25 ein Mahnschreiben kommt ...

    Eventuell hat man Betriebsferien bis zur Einreichungsfrist gemacht.

  • Ja, dieses Jahr ist wohl der Wurm drin. Meine Anfang Mai selbst eingeworfene Erklärung ist auch noch unbearbeitet, im Gegensatz zur Ansässigkeitsbescheinigung zwecks Quellensteuerrückforderung.

    Fehlt nur noch, dass demnächst wegen der Fristüberschreitung des 31.7.25 ein Mahnschreiben kommt ...

    Eventuell hat man Betriebsferien bis zur Einreichungsfrist gemacht.

    Was hast du denn da eingeworfen? Das läuft doch alles digital?

  • Was hast du denn da eingeworfen? Das läuft doch alles digital?

    Vergiss bitte nicht, dass Armin Weiß hier neulich verkündete, er würde seine Steuererklärung in Papierform abgeben.

    Ich lasse das bewusst unkommentiert.

    Im Juli habe ich mehren Menschen mit Elster geholfen. Sie hatten bisher alles in Papierform gemacht.

  • Ich habe am 15.5. die Erklärung zu Elster übertragen und habe immer noch keine Antwort. Nach Wiso erhalte ich Geld zurück. Monatelang die Zinsen einstreichen, aber Drohkulisse, sollte man - selbstredend "flott" - zahlen müssen.

    Ob du Geld zahlen musst oder zurück bekommst, spielt für die Bearbeitungsdauer grds keine Rolle. Alles andere ist verquerte Weltsicht. Wenn der Nachzahlungsbescheid kommt, hast du noch 1 Monat Zeit zu zahlen. Die Erstattung ist meist auf dem Konto, wenn der Bescheid im Briefkasten ist.

  • Ja, dieses Jahr ist wohl der Wurm drin. Meine Anfang Mai selbst eingeworfene Erklärung ist auch noch unbearbeitet, im Gegensatz zur Ansässigkeitsbescheinigung zwecks Quellensteuerrückforderung.

    Fehlt nur noch, dass demnächst wegen der Fristüberschreitung des 31.7.25 ein Mahnschreiben kommt ...

    Eventuell hat man Betriebsferien bis zur Einreichungsfrist gemacht.

    Glaubst du das Finanzamt sitzt Däumchen drehend zu fünft im Briefkasten und wartet nur auf den Eingang deiner Erklärung? Ansässigkeitsbescheinigung folgt einem ganz anderen Bearbeitungsschema.

  • Glaubst du das Finanzamt sitzt Däumchen drehend zu fünft im Briefkasten und wartet nur auf den Eingang deiner Erklärung?

    Das nicht, aber innerhalb von drei Monaten sollte man das doch erledigen können. Leidtragende ist eher meine Krankenkasse, die den ESt-Bescheid als Nachweis der Kapitaleinkünfte sehen möchte.