[Die] comdirect [...] bietet Sonderkonditionen für 3 Jahre (3,90 € pro Handel). Nach diesen 3 Jahren soll das Depot allerdings Geld kosten (wenn man kein Girokonto unterhält oder regelmäßig handelt). Man kann dann ja nochmal sehen, was man macht.
Genau um das wurde ich bei comdirect leider betrogen, da ich schon ein Girokonto mit Bonus damals bei denen hab, aber das steht in den Teilnahmebedingungen nirgends.
Eigentlich schon, diese Konditionen gelten für Neukunden, und ein solcher bist Du halt nicht.
Lies Dir die Meldungen in den einschlägigen Bewertungsportalen durch, und Du wirst zu der Erkenntnis gelangen, daß Du eigentlich nirgendwo ein Konto aufmachen kannst. Du fragst Dich vielleicht, wo die Deutschen überhaupt ihre Konten haben, wo doch sämtlich alle Institute nicht empfehlenswert sind.
Anfragen wie die Deine kommen immer wieder, ich halte sie für wenig zielführend.
Ein entscheidendes Kriterium für eine Depotbank sind die Kosten, und die wiederum richten sich nach dem eigenen Anlageverhalten. Für den einen sind Kosten für Sparpläne wichtig (weil er ggf. sogar mehrere Sparpläne hat), für den anderen sind Depotgebühren wichtig, weil er selten handelt und seine Papiere nur liegen läßt.
Mich hat die comdirect mit einer ziemlich hohen Prämie zu sich gelockt. Ich habe einen passenden Depotübertrag beauftragt, den die Baaderbank dann verschlampert hat. Die comdirect hat nach etlichem Nachhaken schließlich bestätigt, daß die Terminüberschreitung Grund für die Versagung der Prämie ist. Die Baaderbank hat dann wortreichst um Entschuldigung gebeten, sie seien total beschäftigt gewesen, so daß sie den Depotübertrag nicht zeitgerecht bearbeiten konnten, weil sie erst ihrer Großmutter im Wald Kuchen und Wein bringen mußten. Das war und ist mir herzlich egal, ich reiche einen Auftrag ein und erwarte, daß dieser in angemessener Zeit erledigt wird. Mittlerweile hat die BaFin auch klargestellt, was unter unverzüglicher Ausführung zu verstehen ist. Nachdem klar geworden war, wo die Schlamper sitzen, und den Schlampern auch klar geworden war, daß ich im Zweifelsfall auf Schadenersatz klagen würde (der Betrag hätte das gerechtfertigt), zahlte die Schlamperbank die Prämie (und versteuerte sie gleich, was im vorliegenden Fall nicht korrekt war, aber finanziell wenig Auswirkungen hatte). Natürlich rein aus Kulanz, nicht etwa deswegen, weil man zum eigenen Fehler stand.
Für mich war das eine nicht unerhebliche Schreiberei, was mich letztlich aber kalt läßt. Ich verbringe eine Menge Zeit mit Schreiben, ob ich nun in diesem Forum was schreibe oder an eine Bank, ist egal.
Sehr lange hatte ich mein Depot bei der Targobank, die anfangs noch Citibank hieß. Sie war damals die erste Depotbank, die keine Depotgebühr verlangte (hat mich bei der Vorläuferbank immerhin einige hundert DM pro Jahr gekostet). Ich bin bei ihr über viele Jahre und etliche Umstrukturierungen geblieben. Als Verrechnungskonto hatte ich für dieses Depot ein Super-Duper-Girokonto, das ich eigentlich überhaupt nicht brauchte. Ich habe immer versucht, mein laufendes Geld vom Anlagegeld getrennt zu halten. Deswegen habe ich die Möglichkeiten dieses Girokontos bewußt so gut wie nie genutzt. Über viele Jahre haben sie gebohrt, daß ich meinen üblichen Zahlungsverkehr auch zu ihnen verlegen sollte, das habe ich aus dem genannten Grund immer abgelehnt. Sie hätten das Super-Duper-Girokonto auch weiter gebührenfrei geführt, wenn dort nicht etwa Dividenden eingelaufen wären, sondern ein Gehalt. Rein vom Betrag her hätten die Dividenden locker gereicht, aber der Purpose-Code hat halt nicht gestimmt. Auch herunterstufen zu einem kostenfreien Verrechnungskonto wollten sie das Konto nicht, obwohl sie bis heute für Neukunden ein kostenfreies Verrechnungskonto anbieten. Also bin ich gegangen. Im Vorjahr noch hatten sie mir als Bestandskunden eine Prämie dafür bezahlt, daß ich den Bestand eines anderen Depots auf ihre Bank übertragen habe. Das hat mir mehr gebracht, als ich in all den Jahren an Transaktionsgebühren bezahlt habe. Unter uns gesagt ist es keine gute Entscheidung, einen zufriedenen Kunden wegen weniger Euros vor die Tür zu setzen, aber die Targobank hat das damals gemacht.
Der langen Rede kurzer Sinn: Dein gewünschtes Wunderinstitut wirst Du nicht finden. Bei jeder Bank geht irgendwann irgendwas schief. Fragt sich dann, wie sie damit umgeht und wie Du damit umgehst. Von der Tendenz her sind Probleme bei Neobrokern wahrscheinlicher als bei Discountbrokern. Eine Präsenzbank würde ich aus Kostengründen nicht berücksichtigen. In einigen Städten hat die Targobank zwar Filialen, ich wäre dennoch nicht geneigt, sie als Präsenzbank zu bezeichnen, weil ich erlebt habe, daß die Mitarbeiter dort keinen Entscheidungsspielraum haben. Präsenzbank heißt ja nicht, daß man einem Menschen gegenübersitzt, der einem lediglich die AGB vorliest, sondern die Erwartung, daß bei Problemen individuelle Lösungen gefunden werden bzw. Probleme schneller gelöst werden als mit einer üblichen Hin- und Herschreiberei.
Ich habe mittlerweile mehrere Depots und würde jedem auch dazu raten, selbst wenn es unübersichtlicher ist als nur 1 Depot. Auch diesbezüglich ist Diversifikation kein Schaden. Meine Depots sind letztlich alle im Hintergrund. Ein akutes Problem hätte ich, wenn ich nicht auf mein Hauptgirokonto zugreifen könnte, wenn ich auf meine Depots ein Weilchen nicht zugreifen könnte, wäre das für mich weniger schlimm, und alle werden wohl nicht auf einmal ausfallen (Oder das Land hätte vermutlich ein anderes, schlimmeres Problem).
Soweit ich es überblicke, sind die üblichen Neobroker alle noch nicht profitabel, was im Umkehrschluß heißen kann, daß ein solches Institut schon einmal zumachen kann. Ich fürchte in einem solchen Fall zwar nicht unmittelbar um mein dort angelegtes Vermögen (Stichwort: Sondervermögen), dennoch kann es sein, daß ich ggf. monatelang nicht auf mein Vermögen zugreifen kann, was im Falle eines Börsenabsturzes schon mißlich sein kann.
Für den Geldmarktfonds möchte ich auf ein Depot bei einem Neobroker dennoch nicht verzichten.
Also: Aus meiner Sicht halbe/halbe: Ein Depot bei einem Discountbroker für die Langzeitanlagen, bei denen die Transaktionskosten in den Hintergrund treten, eins beim Neobroker für die Posten, bei denen ich häufiger handele.
Mit seinem eigenen Geld darf aber jeder das machen, was ihm selbst am besten gefällt.