Wir schlagen den MSCI World!

  • Bekanntlich hat sich im MSCI World, der nach Marktkapitalisierung gewichtet ist, mit der Zeit eine hohe Gewichtung von Tech-Aktien gebildet. Dies jagt uns allen etwas Angst ein. Und Angst führt tendenziell zu Denkstörungen.

    Aber alles kein Problem:

    Wie jeder weiß, wird eine derartig hohe Bewertung dieser Aktien in Zukunft zu geringeren Renditen führen. Dumm, wenn man das so weiter laufen lässt. Dabei ist es doch so einfach:

    Wir verkaufen unsere Anteile am MSCI World-ETF und schichten in Produkte um, die weniger Tech- oder US-lastig sind. Dann sehen wir entspannt und lächelnd zu, wie die Kurse der Tech-Riesen abschmelzen, während unser Depot das entweder nicht oder weit weniger tut.

    Schwwwwups...Und schon haben wir eine höhere Rendite als der MSCI World.

    Ist das was?

    Warum sind die Leute von Finanztip noch nicht darauf gekommen? Wollen die uns etwa nicht bei der Geldanlage helfen?

    Meinungen? Anregungen? Verbesserungsvorschläge?

  • Wir verkaufen unsere Anteile am MSCI World-ETF und schichten in Produkte um, die weniger Tech- oder US-lastig sind. Dann sehen wir entspannt und lächelnd zu, wie die Kurse der Tech-Riesen abschmelzen, während unser Depot das entweder nicht oder weit weniger tut.

    Schwwwwups...Und schon haben wir eine höhere Rendite als der MSCI World.

    Ist das was?

    Warum sind die Leute von Finanztip noch nicht darauf gekommen? Wollen die uns etwa nicht bei der Geldanlage helfen?

    Du stellst hier quasi eine einfache Frage: Warum hält Finanztip am Ein-ETF-Modell fest – jahrelang ausschließlich MSCI World, seit kurzem minimal erweitert um MSCI ACWI oder FTSE All-World – und weicht nicht spürbar von dieser Linie ab, obwohl der US-Anteil extrem hoch ist?


    Wer den ETF-Finder bei Finanztip verwendet, bekommt IMMER eine Auswahl von 1-Welt-ETF Vorschlägen.

    Zunächst: Die Argumente für Einfachheit sind nachvollziehbar. Ein einziger ETF senkt die Einstiegshürden, vermeidet Fehler durch Überdiversifizierung und erleichtert langfristiges Dranbleiben. Gerade für Menschen, die mit Finanzthemen unsicher umgehen, ist das attraktiv. Aber: Diese Einfachheit hat einen Preis. Ein Anleger kauft im Kern bis zu 72 % US-Markt, dominiert von einigen Tech-Riesen. Von weltweiter Streuung kann nur eingeschränkt die Rede sein. Wer ernsthaft über Risikomanagement spricht, muss diesen Punkt benennen – und Alternativen klar aufzeigen.

    Es gibt aber eine psychologische Frage, die eigentlich unheimlich wichtig ist.

    Denn das Finanztip hier nicht stärker korrigiert, ist weniger eine ökonomische als eine psychologische Frage. Wer über Jahre dieselbe Botschaft predigt, sperrt sich unbewusst in eine Argumentationsfalle:

    Ein Kurswechsel würde wie ein Eingeständnis wirken, man habe Millionen Leserinnen und Lesern jahrelang „falsch“ beraten.

    Das Risiko, Glaubwürdigkeit zu verlieren, wiegt schwerer als das Risiko, inhaltlich nicht mehr hundertprozentig zu überzeugen.
    Aus der Sicht der Verantwortlichen ist Beharrlichkeit sicherer als Flexibilität.

    Finanztip bleibt bei seiner Linie nicht, weil sie zwingend die beste ist, sondern weil sie zur eigenen Marke geworden ist. Wer davon abweicht, riskiert interne Widersprüche.

    Anleger:innen oder Anlegys sollten das nüchtern einordnen: Die Strategie ist simpel, robust – aber nicht sakrosankt. Wer den US-Anteil für zu hoch hält, darf und sollte selbst handeln, statt blind an einer institutionalisierten Ein-ETF-Doktrin festzukleben.

    Übrigens: „Nachwürzen“ ist erlaubt.

    Mein USA-Anteil im Risikoteil meines Vermögens liegt erbärmlichen bei ca. 20 Prozent.
    Eine Schande.. Dieses Jahr liegt das Gesamtdepot aber auch nur bei ca, 9 Prozent plus.

  • Die gefährlichste Erkenntnis ist doch, dass eine andere Allokation besser ist zwangsläufig. Für einen Großteil der Anleger halte ich eine abweichende Risikoaufteilung, die auch belastbar und aus nachvollziehbaren Gründen "genau so" gewählt wurde, für schwierig bis unmöglich.

  • Wir verkaufen unsere Anteile am MSCI World-ETF und schichten in Produkte um, die weniger Tech- oder US-lastig sind. Dann sehen wir entspannt und lächelnd zu, wie die Kurse der Tech-Riesen abschmelzen, während unser Depot das entweder nicht oder weit weniger tut.

    Schwwwwups...Und schon haben wir eine höhere Rendite als der MSCI World.

    Ist das was?

    Das suggeriert Vanguard im 10-years Report und ich glaube andere Kapitalgesellschaften auch. Zumindest machen mich solche Prognosen nachdenklich, insofern, dass ich überlege US Small Caps und ex-US-Large Caps mehr Gewicht zu geben.

  • Ein Anleger kauft im Kern bis zu 72 % US-Markt, dominiert von einigen Tech-Riesen. Von weltweiter Streuung kann nur eingeschränkt die Rede sein. Wer ernsthaft über Risikomanagement spricht, muss diesen Punkt benennen – und Alternativen klar aufzeigen.

    Eine Alternative wäre z.B., den Nachbarn rechtzeitig quer in seinen Tesla zu prügeln, bevor ihm der Amazon-Fahrer das neue IPhone für die Nutzung des ganzen Meta-Gedöns aushändigen kann. Wenn das mal genug machen, sinkt jedenfalls der US-Anteil im MSCI World kontinuierlich schon wieder, und unsere Ängste können verschwinden :/

  • Das suggeriert Vanguard im 10-years Report und ich glaube andere Kapitalgesellschaften auch. Zumindest machen mich solche Prognosen nachdenklich, insofern, dass ich überlege US Small Caps und ex-US-Large Caps mehr Gewicht zu geben.

    Meinst Du denn tatsächlich, dass sich Aktienmarktrenditen prognostizieren lassen?

    Ich habe den entscheidenden Teil mal ins Deutsche übersetzen lassen:

    Code
    Es ist wichtig zu wissen, dass Bewertungen kurz- oder sogar mittelfristig tendenziell keine guten Indikatoren für die Performance sind und nicht als primärer Grund für eine Änderung der Portfolioallokation dienen sollten.

    Es stellt sich also die Frage, was die primären Gründe für eine Änderung der Portfolioallokation sind. Angst ist es natürlich nicht, wie wir schon erkannt haben. Nein...auf keinen Fall!:D

    Wenn eine Villa mit Blick auf das Meer 2 Million Euro kostet und ein Einfamilienhaus auf dem Dorf ca. 300k, warum sollte dieser Preisunterschied ein Indikator dafür sein, dass die Villa am Meer zukünftig nicht mehr so stark im Preis steigen wird?

    Der Preisunterschied besteht ja nur aus einem einzigen Grund, nämlich weil es die Meinung der Markteilnehmer ist. Einzelne Menschen mögen das Haus auf dem Dorf viel besser finden.

  • Ein Kurswechsel würde wie ein Eingeständnis wirken, man habe Millionen Leserinnen und Lesern jahrelang „falsch“ beraten.

    Das finde ich eigentlich nicht.

    Bei Regenwetter rät man halt zu einem Regenschirm. Bei Sonnenschein rate ich aber nicht mehr dazu. Dann weiche ich plötzlich von meinem Ratschlag ab und empfehle nunmehr Sonnencreme.

    Wo soll da die Falschberatung sein?

    Manch ein Forumsfreund wird vielleicht sagen: "Ich mache immer beides. Dann habe ich die Vor- und Nachteile aus beiden Welten."

  • Ernste Themen ? Nee…witzig soll es also sein.

    Dieses Jahr liegt das Gesamtdepot aber auch nur bei ca, 9 Prozent plus.

    Welche Aussagekraft steckt denn hinter Deiner Aussage?
    Was ist, wenn ich Dir erzähle, dass mein Gesamtdepot in diesem Jahr schon um > 10% gewachsen ist?
    Bin ich deswegen jetzt ein 'besserer' Anleger, habe ich in den ersten 8 Monaten dieses Jahres einfach nur etwas mehr Glück gehabt oder konnte ich in diesem Jahr einfach nur besonders viel frisches Geld investieren?:/

  • Wir verkaufen, bevor Tech fällt, und lachen dann“ – das ist nichts anderes als Markt-Timing. Klingt leicht, aber keiner weiß, wann oder ob Tech „abschmilzt“.

    👉 Fakt: Wer glaubt, er sei schlauer als die Millionen Marktteilnehmer und den perfekten Ausstieg + Einstieg timen kann, überschätzt sich. Langfristig verlieren die meisten genau damit Rendite.

  • Ernste Themen ? Nee…witzig soll es also sein.

    Es ist doch ganz ernst, sonst hätten wir doch nicht alle solche Angst. Aber gerne formuliere ich es nochmal ein kleines bisschen um: Wieso hat die USA und haben die Magnificent 7 überhaupt eine derart hohe Marktkapitalisierung insgesamt erreicht - und wieviel davon spielt sich bei näherer Betrachtung vielleicht dann doch wieder außerhalb der USA ab?

  • Wir verkaufen, bevor Tech fällt, und lachen dann“ – das ist nichts anderes als Markt-Timing. Klingt leicht, aber keiner weiß, wann oder ob Tech „abschmilzt“...

    Fakt Nr. 1: Bei Vanguard weiß man, dass Tech "abschmilzt", nur "wann" weiß man nicht.

    Fakt Nr. 2: Jeder, der noch klar bei Verstand ist, weiß das auch, weil eben jede Aktie irgendwann "abschmilzt".

    Fakt Nr. 3: Dieses Wissen nützt niemanden etwas, denn es könnte ja sein, dass die Tech-Aktien ab heute nochmals eine hervorragende Rendite einbringen bevor es dann endlich abschmilzt. Daher kann es sein, dass man in der Endabrechnung dann feststellen muss, dass man mit Zitronen gehandelt hat.

  • ...Wieso hat die USA und haben die Magnificent 7 überhaupt eine derart hohe Marktkapitalisierung insgesamt erreicht...

    Weil der kapitalgewichtete (ganz wichtig) Durchschnitt der Anleger dieser Welt ihnen diesen Wert zubilligt.

    Und ja, es gibt auch einige, die glauben, dass die Deutsche Bank ganz steil aus dem Gebüsch kommt. Das sind aber nun einmal nicht so viele.

  • Bekanntlich hat sich im MSCI World, der nach Marktkapitalisierung gewichtet ist, mit der Zeit eine hohe Gewichtung von Tech-Aktien gebildet. Dies jagt uns allen etwas Angst ein. Und Angst führt tendenziell zu Denkstörungen.

    Bis jetzt habe ich noch keine Angst ...

    Wir verkaufen unsere Anteile am MSCI World-ETF und schichten in Produkte um, die weniger Tech- oder US-lastig sind. Dann sehen wir entspannt und lächelnd zu, wie die Kurse der Tech-Riesen abschmelzen, während unser Depot das entweder nicht oder weit weniger tut.

    Schwwwwups...Und schon haben wir eine höhere Rendite als der MSCI World.

    Da hätte sich eine Umschichtung in Länderfonds von Griechenland, Vietnam und Polen ganz besonders aufgedrängt. Die höhere Rendite hätte sicherlich jedem gut gefallen.

    .... by the way....
    Was sind die besten ETFs für das kommende Jahr... ?

    Da wir das alle nicht so genau wissen und ich vielleicht daneben greifen könnte, bleibe ich doch lieber bei meinem ETF auf den derzeit techlastigen MSCI World.
    Da habe ich zwar in diesem Jahr weniger Rendite als bei den obigen Gewinnern und vielleicht auch das zukünftige Risiko, das Tech irgendwann mal wieder nicht so gut läuft oder vielleicht doch besser ist, als ein ETF ohne Tech ....? 8)

  • Ich glaube das Paradoxon ist: Man investiert eigentlich in einen breit gestreuten Welt ETF um genau das zu sein - breit gestreut und das überall.

    Mit 5% Nvidia mag man da schonmal ins Grübeln kommen ob das Ziel noch ausreichend erfüllt wird.