Warum sagen Bankberater ein ETF-Depot als Altersvorsorge sei nicht sicher genug?

  • Hallo zusammen,

    ich habe in meinem Freundeskreis eine Bankangestellte, welche auch selbst Kunden berät. Von meinem Ansatz, meine Altersvorsorge mittels eines ETF-Depots zu bestreiten, hält sie gar nichts. Ihr Argumente dagegen:

    • Ich würde bei Entnahme aus einem ETF-Deport mehr Steuern zahlen als ich es tun würde, wenn ich Bezüge aus einer Rentenversicherung bekommen würde.
    • Das private ETF Depot seie nicht sicher, weil ich an dieses ran müsste, wenn ich arbeitslos werde oder langzeitarbeitsunfähig.

    Ersteres hat mich ein wenig irritiert. Wahrscheinlich kommt das auf den Steuersatz an, den man dann zahlen muss?

    Zweiteres weiß ich nicht. Wenn ich arbeitslos werde, muss ich dann erst das ETF Depot auflösen, bevor ich etwas aus der Arbeitslosenversicherung bekomme? Oder gilt das nur, wenn es um Bürgergeld/Hartz4 geht? Bezüglich Bürgergeld/Hatz4 könnte ich es verstehen, dass man da erst an sein Erspartes muss, egal wo es nun liegt. Da sind wahrscheinlich alle Versicherungen für Altersvorsorge entsprechend geschützt, oder?

    Danke euch für eure Hilfe :)

  • Kater.Ka 8. November 2025 um 15:05

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ich habe in meinem Freundeskreis eine Bankangestellte, welche auch selbst Kunden berät. Von meinem Ansatz, meine Altersvorsorge mittels eines ETF-Depots zu bestreiten, hält sie gar nichts.

    Die Angestellten einer Bank sind alle Finanzprodukteverkäufer. Es ist nur natürlich, daß sie lieber selbst etwas verkaufen, als daß ein Kunde zum Discountbroker geht und dort (an ihnen vorbei) etwas kauft.

    Ihr Argumente dagegen:

    • Ich würde bei Entnahme aus einem ETF-Depot mehr Steuern zahlen als ich es tun würde, wenn ich Bezüge aus einer Rentenversicherung bekommen würde.

    Das ist doch toll! Ich persönlich zahle sehr gern hohe Steuern, weil das nämlich bedeutet, daß ich einen hohen Gewinn gemacht habe.

    • Das private ETF Depot sei nicht sicher, weil ich an dieses ran müsste, wenn ich arbeitslos werde oder langzeitarbeitsunfähig.

    Es gibt Geldanlagen, die insolvenzsicher sind. Das einfache ETF-Depot ist es zugegebenermaßen nicht.

    Allerdings ist es nicht zweckmäßig, die Geldanlage an diesen Punkt aufzuhängen. Generell sehe ich die Sicherheitsmanie des deutschen Geldanlegers ausgesprochen skeptisch.

    Das Leben ist insgesamt ein Risiko. Das läßt sich mit keinem Mittel der Welt ausschließen.

    Ersteres hat mich ein wenig irritiert. Wahrscheinlich kommt das auf den Steuersatz an, den man dann zahlen muss?

    Das kann man anhand Deiner Informationen nicht beurteilen. Generell sollte man mit der Steuer nicht argumentieren. Sie kann einem Investment ein Sahnehäubchen aufsetzen, sollte bei der Entscheidung aber das letzte Kriterium sein und nicht das erste.

    Zweiteres weiß ich nicht. Wenn ich arbeitslos werde, muss ich dann erst das ETF Depot auflösen, bevor ich etwas aus der Arbeitslosenversicherung bekomme? Oder gilt das nur, wenn es um Bürgergeld/Hartz4 geht? Bezüglich Bürgergeld/Hartz4 könnte ich es verstehen, dass man da erst an sein Erspartes muss, egal wo es nun liegt. Da sind wahrscheinlich alle Versicherungen für Altersvorsorge entsprechend geschützt, oder?

    Die typischen Altersvorsorgeprodukte (Beispiel: Riester) sind insolvenzsicher. Sie zählen nicht als Vermögen, wenn der Eigentümer Sozialleistungen braucht.

    Das Arbeitslosengeld ist Versicherungsleistung. Die bekommst Du ohne Berücksichtigung eines eventuellen Vermögens. Bei ausdrücklichen Sozialleistungen zählt Dein Vermögen. Ich halte es für fair, daß ein Notleidender erstmal sein eigenes Geld einsetzt, bevor die Gemeinschaft für ihn eintritt.

    Wie schon gesagt: Häng Dich nicht an diesen Einzelpunkt. Die meisten Entscheidungen hängen an vielen Punkten.

    Ich halte es für eine gute Idee, ein Grundlagenbuch zu kaufen, etwa das: Hartmut Walz - Ihre Finanzen fest im Griff: Vermögen aufbauen, statt Geld verschenken. Ich kenne das, ich habe das Buch selber.

    Aktuell wird sehr für ein Finanztip-Buch getrommelt, das aber meines Wissens noch nicht einmal auf dem Markt ist. Das kenne ich nicht, also empfehle ich es auch nicht.

  • Ein Grundlagenbuch ist wichtig falls noch nicht vorhanden. Oder die finanztipseiten durchstöbern.

    BankmitarbeiterInnen sind VerkäuferInnen. Weiss ich aus erster Hand, es gab schon vor etlichen Jahren klare Vorgaben, was unter die Leute gebracht werden soll. Was mein Großvater noch kannte, gibts nicht mehr oder sehr selten: verlässliche gute Beratung.

    Für das spezielle Thema mal die KI fragen. Und das Ergebnis überprüfen lassen (Ist deine Antwort faktenbasiert und vollständig?) Anhand der Quellenangaben kann man sich zusätzlich einlesen.

  • ich habe in meinem Freundeskreis eine Bankangestellte, welche auch selbst Kunden berät. Von meinem Ansatz, meine Altersvorsorge mittels eines ETF-Depots zu bestreiten, hält sie gar nichts. Ihr Argumente dagegen:

    • Ich würde bei Entnahme aus einem ETF-Deport mehr Steuern zahlen als ich es tun würde, wenn ich Bezüge aus einer Rentenversicherung bekommen würde.
    • Das private ETF Depot seie nicht sicher, weil ich an dieses ran müsste, wenn ich arbeitslos werde oder langzeitarbeitsunfähig.

    Bankangestellte sind keine Berater im eigentlichen Sinne, sondern sie sind Verkäufer für Finanzprodukte. Natürlich verkaufen Verkäufer nur das, was in dem jeweiligen Geldhaus verkauft werden soll.

    Wenn du zu einem BMW Händler gehst, wird dir dort niemand einen VW verkaufen, der für dich möglicherweise besser geeignet ist.

    Bankmitarbeiter erhalten ihre Kenntnisse zu Produkten ausschließlich durch das eigene Haus, bzw. den Kooperationspartnern.
    Die Kenntnisse zum Bausparen werden durch einen Vertriebsmitarbeiter der jeweiligen Bausparkasse geschult. Klar ist, das dabei nur die Vorteile in den Fokus geraten, ist doch auch verständlich, denn es sollen entsprechende Verträge in die Kundschaft gebracht werden.

    Die Fondsgesellschaft, die mit der betreffenden Bank zusammenarbeitet schickt dann ihren Vertriebsmitarbeiter in die Bank und übernimmt die entsprechende Schulung der "Berater". Auch hier ist klar, dass entsprechende Argumente geschult werden, um die Produkte an den Mann und die Frau zu bringen.
    In diesem Fall werden es natürlich nur die teuren Investmentfonds sein, bei denen die Bank eine ordentliche Provision erhält.
    Bei ETFs verdienen die Banken maximal die Provisionen beim Kauf/Verkauf und die möglichen Depotgebühren - daher "gibt es die eigentlich gar nicht"....

    Ein anderes Mal wird der "Berater" der Bank von dem Vertriebsmitarbeiter einer Versicherung geschult und bringt den Verkäufern die Vorteile von Rentenversicherungen bei.

    In allen Fällen sind das keine objektiven Schulungsmaßnahmen, sondern es wird ausschließlich der Verkauf der betreffenden Produkte geschult.
    Negative Aspekte zu dem einen oder anderen Produkt werden bei solchen "Vertriebsschulungen" kaum, bzw. gar nicht erwähnt und wenn, dann nur, wie man die möglichen Einwände von Kunden "wegdiskutiert".

  • Hallo zusammen,

    einen Verkäufer in einer Bank braucht man nicht- sprich BankBerater gibt es nicht. Sie sind Verkäufer. Mit Finanztip gibt es die Alternative. Gemeinnützig - Kostenlos - Einfach. Ein Welt ETF von Msci bis IMI ist: einfach - kostengünstig - reicht zu einem guten Vermögen. Mit dem vier Töpfe Prinzip brauchen Sie die Bank nicht mehr. In wenig Zeit haben Sie rasch alles drauf. Der Newsletter hält Sie auf dem Laufenden.

    LG

  • Ich würde bei Entnahme aus einem ETF-Deport mehr Steuern zahlen als ich es tun würde, wenn ich Bezüge aus einer Rentenversicherung bekommen würde.

    Ich vermute die Bekannte spielt auf das Halbeinkünfteverfahren bei Einmalzahlung oder die Ertragsanteilversteuerung bei monatlichen Rentenzahlungen an. Ja, tatsächlich kann das günstiger kommen als die Abgeltungssteuer eines ETF-Depots.

    Aber -- damit dieser Vorteil zum Tragen kommt, bedarf es einer Fondsversicherung mit niedrigen Abschluss- und Verwaltungskosten. Auch die Flexibilität leidet, vorzeitige Entnahmen kosten oft Gebühren, beim ETF-Depot bist du jederzeit frei in der Entscheidung Geld einzuzahlen, auszahlen oder das Depot aufzulösen.

    Es gibt wenig fondsgebundene Rentenversicherungen, die empfehlenswert sind und vermutlich sind diese Produkte nicht bei der lokalen Bank zu finden.

  • Ich würde bei Entnahme aus einem ETF-Deport mehr Steuern zahlen als ich es tun würde, wenn ich Bezüge aus einer Rentenversicherung bekommen würde.

    Totaler Schwachsinn! Du zahlst erst mal ewig nichts oder nur geringe Vorabpauschale, hast Zineszinseffekt. Dann hast du allgemein eine deutlich höhere Rendite mit ca. 6%. Also allgemein einfach viel mehr Geld!!! Und beim Entsparen gibts maximal 18,5% Steuer, die du aber nie erreichen wirst weil die verkauften Anteile eben nie 100% Gewinn haben. Also zahlst du vielleicht nur 12 oder 15% Steuer oder so. Auch wirst du dein Geld vielleicht nie voll verbrauchen, sprich einen Teil der Steuer wirst du eh nie zahlen, dafür kann eventuell übrig gebliebenes Geld / Depotbestandteile vererbt werden.

    Das private ETF Depot seie nicht sicher, weil ich an dieses ran müsste, wenn ich arbeitslos werde oder langzeitarbeitsunfähig.

    Das stimmt, solltest du in eine Notlage kommen, wo dein Vermögen entscheidend ist, musst du da ran. Aber in so eine Lage kommt man ja hoffentlich nicht, und falls doch schöpft man halt vom hohen Depotwert etwas ab (man muss es nicht direkt komplett verkaufen!). Was ist denn die Alternative? Ein Rentenprodukt mit immensen Kosten wo du kaum Vermögen aufbauen kannst, das dir aber im Alter sicher ist. Du bist im Alter also sicher arm dran statt total arm. Naja.

    Solltest du aber in keine Notlage kommen hast du schön vermehrtes Geld. Auch hast du jederzeit freien Zugriff und bekommst es nicht erst nur in der Rente raus.

  • Aktuell wird sehr für ein Finanztip-Buch getrommelt, das aber meines Wissens noch nicht einmal auf dem Markt ist. Das kenne ich nicht, also empfehle ich es auch nicht.

    Dies ist nicht richtig, es ist im Handel und liegt hier doppelt auf meinem Schreibtisch und wartet auf Verpackung.

    Das Thema Steuern auf ETFs wird ab Seite 113 behandelt.

    Also dann will ich meine Angabe durchstreichen, daß das Buch meines Wissens noch nicht auf dem Markt sei.

    Ich habe eine ganze Reihe von Grundlagenbüchern im Regal. Fragt sich für mich dennoch, ob ich ein weiteres brauche.

    Und ich bin mit der Hörbuchversion sogar bereits weitgehend durch.

    Ich lese lieber, unter anderem deswegen, weil ich so Abschnitte übergehen kann, die ich nun wirklich ausreichend kenne. Gerade ist mir ein e-Book über Vermögensplanung und Vererbung zugelaufen. Sehr gut strukturiert geschrieben! (Und auch noch kostenlos). Damit war ich schnell durch, aber habe trotzdem an einzelnen Stellen noch was gelernt. Vielleicht 80% kannte ich, die restlichen 20% noch nicht.

  • Dieses Buch wendet sich nun gerade nicht an alte Hasen, sondern eher an Nutzer, die sich vielleicht erstmalig mit dem Thema "Finanzen selber machen" beschäftigen wollen. Dafür ist es sehr gut geeignet, ohne dass ich es schon komplett gelesen hätte. Meinen Töchtern wird es jedenfalls ein guter Leitfaden sein.

  • Hallo zusammen,

    stimmt, für alte Hasen ist es nicht im wesentlich gedacht - habe ich gerade unter „Kauft ihr das Buch von Saidi“ geschrieben. Das Buch braucht es in soweit nicht, da alle wesentlichen Inhalte auch öffentlich zugänglich sind.

    LG

  • Sicherheitsmanie des deutschen Geldanlegers

    Ist das wirklich so sprich ein deutsches Phänomen ... ?


    Zum europäischen Realitätsbezug siehe schon hier:

    Der "Durchschnittsdeutsche" unterscheidet sich dabei aber offensichtlich kaum bis gar nicht vom "Durchschnitt der EU-Bürger" ...

    Wie die EU-Kommission - im Zusammenhang mit ihren Plänen zur sogenannten "Spar- und Investitionsunion" - festgestellt hat, ist "Vorsicht bei der Geldanlage" kein rein deutsches Phänomen. Demnach legen "rund 70% der EU-Bürger ihre Ersparnisse nicht gewinnbringend an, sondern verwahren sie lediglich als Sichteinlagen oder Festgeld bei ihrer Bank". Das geht aus Erhebungen der EU-Kommission hervor. "Rund 10 Billionen Euro an Cash" hielten die Menschen demnach auf diese Art und Weise.


    Beispielhaft zum Realitätsbezug en Detail (in dem Fall Italien) siehe hier:

    Jüngst hat wieder die Bank Intesa Sanpaolo die Ergebnisse ihrer einmal jährlich durchgeführten Befragung veröffentlicht.

    Sparen wie die Italiener - bedeutet seit 150 Jahren wird südlich der Alpen die Spar- und Vorsorgekultur von der Post geprägt - nicht vom Aktienmarkt ...

    20% der Italiener investieren in Anleihen bevorzugt in Staatsanleihen ...

    Nur 4,6% der Italiener sind direkt in Aktien investiert ...

    Der Hauptgrund dürfte in der Risikoscheu liegen ...

    Das Postsparen hat in Italien eine lange Tradition ...

    27 Millionen Italiener sind Inhaber von Postanleihen und Postsparbüchern mit einem Gesamtvolumen 320 Mrd. € (es gibt 30 Mio. Postsparbücher und 47 Mio. Postsparbriefe) ...

    Bei den "Buoni Fruttiferi Postali" (BFP) wird der Kapitaleinsatz garantiert und Kursschwankungen wie bei Staatsanleihen hat der Anleger nicht zu befürchten ...

    Diese Papiere sind auch sicherer als Immobilien - dem Herzstück des italienischen Vermögens ...

    Hätten die Italiener statt Postsparen zu praktizieren vor 10 Jahren bei Börseneinführung in die Post-Aktie investiert, wären aus 100 € bis heute immerhin 540 € geworden, Kursanstieg und Dividende inklusive ...


    (Quelle: Bank Intesa Sanpaolo, FAZ "Sparen wie die Italiener", vom 4. November 2025)


    Die "Sicherheitsmanie der Deutschen" scheint sich von derjenigen der Italiener nicht zu unterscheiden (bis auf die deutlich höhere Wohneigentumsquote in Italien - über 70% vs Deutschland mit nur um die 43 bis 48% je nach Erhebung) ...

  • Zur steuerlichen Seite: Aktienfonds werden sogar günstiger versteuert als Einzelwerte, ob nun distributiv oder thesaurierend. In der Hülle einer Rentenversicherungen (Rürup oder private Rente) ließe sich die Steuerbelastung weiter senken. Aber! Man muss sich sehr lange festlegen (etwa Alter 62 12 Jahre Laufzeit bei privaten Renten). Das ist unrealistisch, denn wer möchte sich so früh und so lange binden. Das ist ein Konzept nur für eine Minderheit.

  • Zur steuerlichen Seite: Aktienfonds werden sogar günstiger versteuert als Einzelwerte, ob nun distributiv oder thesaurierend.

    Das wird hier gerne wiedergekaut, trifft aber die Sache nur halb: Der Fonds muß ausländische Quellensteuer zahlen, wovon du Null zurückfordern kannst. Im Gegensatz zum Einzelwert.

  • Gibt aber nur für replizierende ETF (oder Fonds). Synthetische ETF könnten auch den Effekt vermeiden. In der Hülle der Versicherung ändert sich das nicht. Trotzdem, einige Einzelwerte habe ich auch. M.E. Ist der Mix gut.