Nachhaltiger UBS MSCI World SRI seit 12 Monaten bei 0% Rendite - verkaufen? Sind ESGs doch Unsinn?

  • Ich habe vor drei Jahren zeitgleich investiert: in den UBS MSCI World Socially Responsible UCITS ETF (A1W3CQ) – thesaurierend, USD, ESG/SRI und in den SPDR MSCI All Country World UCITS ETF (A1JJTC) – thesaurierend, breit gestreut (inkl. Schwellenländer)

    Der nachhaltige UBS MSCI World Socially Responsible war von Finanztip empfohlen und lief bis ca. 2023 ähnlich gut wie der MSCI All Country World.

    In den vergangen 12 Monaten jedoch lag der MSCI World Socially Responsible bei 0% Rendite, insgesamt lief er für mich deutlich schlechter.

    Ich vermute, dass liegt daran, dass der nachhaltige UBS-ETF viele große Gewinner wie Amazon, Meta, Exxon und Rüstung und Schwellenländer ausschließt und in US-Dollar notiert, das Depot aber in Euro geführt wird.

    Letzteres war mir als Risikofaktor bislang nicht bewusst. - Wie kann man das ausschließen?

    Vielleicht ist die Entwicklung auch nur kurzfristig und man sollte sich an die ETF-Prinzipien halten: Durststrecken aussitzen und eben nicht verkaufen, wenn es schlecht läuft.

    Allerdings bin ich auch aus anderen Gründen von nachhaltigem Investieren nicht mehr so überzeugt – u. a. weg der m. E. doch zu geringen Streuung - aber auch weil es Greenwashing fördert und andere Nachteile mit sich bringen, über die ich bislang zu wenig wusste - Finanztip bleibt da zu oberflächlich.

    Ich jedenfalls spiele mit dem Gedanken alles in den MSCI All Country World UCITS ETF umzuschichten – auch wenn auf die Gewinne Steuern anfallen. Macht es in Euren Augen langfristig trotzdem Sinn?

    Finanztip sollte dazu mal ein differenziertes Video machen.

  • Das liegt m.E. vor allem an den Rüstungsunternehmen. Bin auch gespannt, ob der wieder hochkommt. Ich nehme an, du meinst LU0629459743?

  • "Nachhaltiges Investieren" hat mehrere Probleme:

    1. jeder hat seine eigene Definition davon und kommt auch zu deutlich unterschiedlichen Ergebnissen. Ob sich so ein Impact ergibt, ist höchst fragwürdig

    2. Wer gewisse Sektoren wie Rüstung ausschließt, verpasst natürlich auch die Rallye in selbigen. Das gleiche gilt, wenn man Titel oder Sektoren übergewichtet und die nicht gut laufen. Tesla fällt mir bei dem ETf sofort als entsprechender Kandidat ins Auge

    3. ESG, SRI, usw. kann nicht gleichzeitig als Konzept funktionieren und bessere Renditen bringen als ein marktneutraler Index. Das Ziel besteht darin, die Kapitalkosten für "gute" Unternehmen zu verringern. Diese Kapitalkosten sind aber die Rendite des Investors.

    in US-Dollar notiert, das Depot aber in Euro geführt wird.

    Letzteres war mir als Risikofaktor bislang nicht bewusst. - Wie kann man das ausschließen?

    In welcher Währung man abrechnet, ist vollkommen egal. Eine Apple-Aktie ist eine Apple-Aktie und hat einen gewissen Preis an der Börse in New York. Alles andere ist davon abgeleitet. Und dann wirken sich Währungsschwankungen natürlich aus...aber das gilt für alle ETF mit hohem Gewicht außerhalb der Eurozone. Und selbst der Rest...der "deutsche Autohersteller" BMW beispielsweise macht rund 10% seines Umsatz in Deutschland, aber 45% in China und den USA. Währungsschwankungen haben deutlichen Einfluss auf den Gewinn von Unternehmen und damit auf den Kurs

    Grundsätzlich ausschließen kann man das nicht. Bei Anleihen ist eine Währungsabsicherung grundsätzlich möglich...die haben aber ein klares Enddatum mit bekanntem Betrag und auch alle Zinszahlungen sind bekannt. Bei Aktien ist das anders, die haben keine Fälligkeit und die zukünftigen Preise sind auch nicht bekannt.

  • Halte auch nichts von Hypethemen / Trends egal ob im Aktien oder ETF-Bereich, da wird dann drauf rumgeritten weil im Mainstream drüber berichtet wird und dann performen die 1,2 Jahre gut und dann wars das. Hat sich auch historisch und empirisch leider so gezeigt, gerade renditetechnisch betrachtet. Gerade wo sie in den letzten Monaten deutlich abnehmen, wenn man sich den Politikwandel in Amerika anschaut und sich mehr der Realität widmet, statt falschen Zahlen und erfundenen Studien.

    panem et circenses

    "Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh."

  • thomassaron Schau dir mal die linke Spalte an:

    Quelle: https://www.fondsweb.com/de/LU0950674332

    Ich bleibe bei meiner „Strategie“, auch wenn ich sehe, dass andere ETFs besser performen. Letzteres ist aber für mich noch lange kein Argument, mir Exxon Mobil & Co. ins Depot zu legen. Andere gehen ja noch ganz andere Risiken ein. Davon abgesehen kann sich das mit der Performance alles noch mal ändern. Das ist aber nichts worauf ich „wette“, wie es hier oft so schön heißt.

  • thomassaron Schau dir mal die linke Spalte an:

    Quelle: https://www.fondsweb.com/de/LU0950674332

    Ich bleibe bei meiner „Strategie“, auch wenn ich sehe, dass andere ETFs besser performen. Letzteres ist aber für mich noch lange kein Argument, mir Exxon Mobil & Co. ins Depot zu legen. Andere gehen ja noch ganz andere Risiken ein. Davon abgesehen kann sich das mit der Performance alles noch mal ändern. Das ist aber nichts worauf ich „wette“, wie es hier oft so schön heißt.

    vielen Danke - woher kommt dieser Unterschied Dollar-Euro? - sorry, der Faktor Währung ist neu für mich ...

  • "Nachhaltiges Investieren" hat mehrere Probleme:

    1. jeder hat seine eigene Definition davon und kommt auch zu deutlich unterschiedlichen Ergebnissen. Ob sich so ein Impact ergibt, ist höchst fragwürdig

    2. Wer gewisse Sektoren wie Rüstung ausschließt, verpasst natürlich auch die Rallye in selbigen. Das gleiche gilt, wenn man Titel oder Sektoren übergewichtet und die nicht gut laufen. Tesla fällt mir bei dem ETf sofort als entsprechender Kandidat ins Auge

    ja, das mit dem Impact ist schwierig - da würde mich eine objektive Untersuchung interessieren. Es gibt ja sogar die Meinung, dass ESGs sich nachteilig auf die Nachhaltigkeit auswirken könnten. - zum zweiten Punkt: sind ESGs zu wenig breit gestreut oder reicht die (immer noch große) Anzahl der Unternehmen aus, die nach dem "Filter" übrig bleiben?

  • Halte auch nichts von Hypethemen / Trends egal ob im Aktien oder ETF-Bereich, da wird dann drauf rumgeritten weil im Mainstream drüber berichtet wird und dann performen die 1,2 Jahre gut und dann wars das. Hat sich auch historisch und empirisch leider so gezeigt, gerade renditetechnisch betrachtet. Gerade wo sie in den letzten Monaten deutlich abnehmen, wenn man sich den Politikwandel in Amerika anschaut und sich mehr der Realität widmet, statt falschen Zahlen und erfundenen Studien.

    Pauschal das so zu sagen finde ich schwierig. Hypethemen wie amazon oder nvidia dominieren (derzeit) quasi das weltgeschehen am aktienmarkt.

    Ich denke du meinst eher einzelaktien wie rüstung, drohnen, quanten oder spezialisiertere kleine ki-projekte. Ja das meiste wird davon sich nicht durchsetzen, aber jeder träumt ja davon die 1300% wie nvidia zu treffen und die wird es auf jeden Fall irgendwann geben.

    Bei trend etfs gebe ich dir aber recht. Ich glaube damit lässt sich nur kurzfeistig zocken und das auf etwas breiteren basis als bei ner einzelaktie. Langfristig glaube ich nicht das da etwas performen wird, vor allem wenn man dann kosten sieht die bei 0,5% ter anfangen.

    ESG und SRI verstehe ich wenn man sich die ins depot legt. Bei mir selbst ist es etwas heuchlerisch wenn ich kein tabak, waffen und öl ins depot lege (als einzelaktien), aber dann nen world fahre der sowas drin hat. Wenn man damit ruhiger schläft und sich besser fühlt, macht man damit nichts falsch wenn man das anders handhabt als ich. Vermutlich lässt man minimal rendite liegen, aber entscheidend wird es eher nicht sein.

    Impact ist immer die Frage wie man den hat, als einzelner normalsterblicher hat man nahezu keinen. Wenn ich (plakativ) einmal die woche bewusst auf etwas konsum verzichte (egal ob fleisch, auto fahren, heizen, etc) hat das natürlich auf die welt keinen messbaren impact. Wenn es alle oder der überwiegende Teil macht schon. Liegen die nicht esg und sri etf wie blei in den regalen, hat das mit sicherheit impact. Sowas braucht aber zeit um sich durchzusetzen, wenn es denn überhaupt passiert. Dennoch hat man für sich eine Grenze gezogen und definiert was geht und was nicht. Das ist zumindest mal reflektiert und finde ich gut.

  • zum zweiten Punkt: sind ESGs zu wenig breit gestreut oder reicht die (immer noch große) Anzahl der Unternehmen aus, die nach dem "Filter" übrig bleiben?

    Das ist eine gute Frage, die ich für mich auch mithilfe des Forums nicht klären konnte. Die Antwort lautet grundsätzlich eher: „So breit wie möglich ist breit genug“.

    Also im Prinzip so breit, wie es der Filter eben erlaubt. Du kannst aber ja auch noch breiter streuen, indem du nachhaltige Schwellenländer- und/oder Nebenwerte-ETFs ergänzt. Das ist ohne Filter ja nicht anders.

  • Allerdings bin ich auch aus anderen Gründen von nachhaltigem Investieren nicht mehr so überzeugt – u. a. weg der m. E. doch zu geringen Streuung - aber auch weil es Greenwashing fördert und andere Nachteile mit sich bringen, über die ich bislang zu wenig wusste - Finanztip bleibt da zu oberflächlich.

    Ich auch nicht. Bei mir war es der Dschungel an SRI/ESG Fonds, wo ich nicht mehr weiß, was es bedeutet, und nicht verstehe warum etwas ausgeschlossen wird.

    Beispiel: Dein UBS SRI gewichtet Coca-Cola relativ hoch. SRI ist meines Wissens der strengste Filter mit den meisten Ausschlüssen (nur die besten 25% kommen rein).

    Dann gibt es die schwächeren "Screened" Indizes, wo man denkt, da sind wirklich nur die ganz schlimmen Unternehmen (z.B. kritische Waffen). Ca. 95% der Unternehmen kommen da rein. Aber Coca-Cola fehlt dort, z.B. im Xtrackers MSCI AC World Screened oder iShares MSCI USA Screened. In den FTSE Screened Indizes ist es aber wiederum drin.

    Ich blickte da einfach nicht mehr durch und verstand mein Investment nicht mehr. Ich habe leider auch noch zwei SRI ETFs aus Anfangstagen (2021). Ich lasse die noch laufen, aber sie sind die ersten Kandidaten, die rausfliegen werden.