Hilfe der Crash kommt... (bald?)

  • Der DAX geht auch schon wieder Richtung 15000 hoch

    Ich wunder mich da schon etwas über den ganzen Jubel. Da wird in der sonst so korrekten Schweiz mal schnell das Eigentumsrecht der Aktionäre ausgesetzt und die CS zum halben Preis an den größten Konkurrenten verschenkt. Und das Kartellrecht gleich mit, denn in normalen Zeiten gäbe es das nicht, dass die beiden größten einfach so fusionieren. Die Groß-UBS dürfte dann auch bei den nächsten Schwierigkeiten definitiv wieder too big to fail sein...

  • Ich wunder mich da schon etwas über den ganzen Jubel. Da wird in der sonst so korrekten Schweiz mal schnell das Eigentumsrecht der Aktionäre ausgesetzt und die CS zum halben Preis an den größten Konkurrenten verschenkt. Und das Kartellrecht gleich mit, denn in normalen Zeiten gäbe es das nicht, dass die beiden größten einfach so fusionieren. Die Groß-UBS dürfte dann auch bei den nächsten Schwierigkeiten definitiv wieder too big to fail sein...

    Nach Einschätzung vieler Experten sind es für jeden Aktionär 76 Rappen pro Anteil mehr, wie ohne Übernahme am heutigen Montag zustande gekommen wären.


    Außerdem ist die Schweiz in meinen Augen eher für ihren finanziellen Pragmatismus und nicht unbedingt für ihre Korrektheit diesbezüglich bekannt.

  • Ja natürlich wäre bei einer Pleite oder deren ernsthafter Erwartung viel weniger rausgekommen. Das ist das Risiko, das man als Aktionär hat, deshalb wird diversifiziert. Aber um Aktionärsschutz ging es ja gar nicht.

    Wenn die Pleite eines einzelnen Unternehmens dann die Gefahr erzeugt, dass die restliche Wirtschaft mit in den Abgrund gerissen wird, dann ist die richtige Antwort das rechtzeitig aufzutrennen, sodass auch mal eine Tochtergesellschaft pleitegehen kann. Alternativ die Verstaatlichung, denn am Ende zahlt die Zeche eh der Steuerzahler. Too big to fail darf es nicht geben. Stattdessen hat man jetzt genau das Gegenteil gemacht und das UBS-CS-Konglomerat ist jetzt noch größer. Dazu passt natürlich auch, dass jetzt über Garantien die zukünftigen Verluste sozialisiert werden, während die Gewinne an die UBS privatisiert wurden.

  • Nach Einschätzung vieler Experten sind es für jeden Aktionär 76 Rappen pro Anteil mehr, wie ohne Übernahme am heutigen Montag zustande gekommen wären.


    Außerdem ist die Schweiz in meinen Augen eher für ihren finanziellen Pragmatismus und nicht unbedingt für ihre Korrektheit diesbezüglich bekannt.

    Wer hat denn die 76 Rappen pro Anteil festgelegt?

  • Too big to fail darf es nicht geben.

    Gibt es häufiger.

    Man stelle sich einmal vor eine der Firmen Apple, Amazon (aws), Microsoft oder Alphabet würde mal eben von heute auf Morgen den Betrieb einstellen.:/

    Erinnert sich noch Jemand an letztes Jahr, als es Auf Grund eines Produktrückrufs des größten Babynahrungsherstellers in den USA (Abbot) zu massiven Engpässen in der Versorgung mit Babynahrung kam?

    Oder der Verstaatlichung von Uniper?

    Vor einigen Jahren kam es infolge eines Erdbebens in Taiwan zu massiven Lieferproblemen in der Halbleiterindustrie. Wenn morgen China in Taiwan einmarschiert hätten wir schlagartig ein massiven Mangel an Hochleistungschips. Corona und er Ukraine-Krieg hat gezeigt, wie abhängig unsere Industrie von den funktionierenden Lieferketten ist.

    Too Big to fail gibt es weit häufiger als man glaubt.


    PS: Ich wette, dass nahezu jede Bank dieser Welt in massive finanzielle Schwierigkeiten geraten würde, wenn morgen die Anleger Ihre Einlagen von den Konten räumen würden.

  • LebenimSueden


    Ich kann mich da Deiner Meinung nur anschließen. Too big to fail ist ein Riesenproblem, da es natürlich der jeweiligen Bank bewusst ist, dass sie risikoreicher investieren kann. Und ja eine Aufteilung in verschiedene kleinere Gesellschaften wäre sicher eine Option.

    Marktwirtschaftliche Freigeister werden das, sowie eine Verstaatlichung des Bankwesens natürlich ablehnen.


    Wer hat denn die 76 Rappen pro Anteil festgelegt?

    Das ergibt sich aus dem Kaufpreis von 3 Mrd. CHF.

  • Man stelle sich einmal vor eine der Firmen Apple, Amazon (aws), Microsoft oder Alphabet würde mal eben von heute auf Morgen den Betrieb einstellen. :/

    Ja, wäre nicht gut. Ein Grund mehr, nicht einfach alle Systeme "in die Cloud" und damit aus der Hand zu geben.

    Wobei Banken eben ein ganz anderes Geschäftskonzept haben. Die ganzen Cloudservices können ihre schwere Ersetzbarkeit im Zweifelsfall in höhere Preise ummünzen. Eine einzelne Bank kann das nicht, eher im Gegenteil. Bankdienstleistungen sind deutlich einfacher substituierbar

  • Ich wunder mich da schon etwas über den ganzen Jubel. Da wird in der sonst so korrekten Schweiz mal schnell das Eigentumsrecht der Aktionäre ausgesetzt und die CS zum halben Preis an den größten Konkurrenten verschenkt. Und das Kartellrecht gleich mit, denn in normalen Zeiten gäbe es das nicht, dass die beiden größten einfach so fusionieren. Die Groß-UBS dürfte dann auch bei den nächsten Schwierigkeiten definitiv wieder too big to fail sein...


    Naja, jeder der sich ein wenig tiefgehender mit der Materie beschäftigt hat (also nicht erst seit zwei Wochen), weiß, dass die CS seit Jahren praktisch nur noch künstlich am Leben erhalten wird. Dass es sie in der aktuellen Situation am schnellsten getroffen hat, ist daher nur konsequent. Wie gesagt, auch wenn die Medien auf Teufel komm raus Parallelen zur Finanzkrise 2007/2008 ziehen wollen, so ist dies noch nicht mal ansatzweise der Fall. Daher interessiert sich der Markt auch nicht wirklich dafür.

  • Daß ich Banken schon vom Geschäftsmodell her für "fragile Tierchen" halte, hatte ich mir schon erlaubt zu schreiben (s. Beitrag 1.497. Abs. 1). Warum das en detail so ist, würde hier den Rahmen sprengen.


    Um daher nur mal beispielhaft (und vereinfacht) drei (von diversen) Punkte herauszugreifen:


    1. Von Banken gehaltene Staatsanleihen werden per definitionem als "sicher" angesehen (sprich als nicht ausfallgefährdet) und müssen daher nicht mit Eigenkapital (EK) hinterlegt werden. Eine Farce der Regulatorik vor dem Hintergrund der Finanzgeschichte (mit 200 Staatsinsolvenzen allein seit dem Jahr 1800; klügere und kundigere Menschen (Kenneth Rogoff etwa) sprechen sogar von 227 Staatsinsolvenzen allein in diesem Zeitraum) - und eingedenk der erst jüngsten massiven Staatsschuldenkrise (Eurokrise ab dem Jahr 2010 und Folgejahre)). Diese massive Privilegierung von Staatsanleihen (generell gilt bei der Hinterlegung mit EK für Banken ansonsten eine Risikogewichtung; vereinfacht gesagt: Manche Anlagen der Bank müssen mit weniger EK unterlegt werden als andere, weil sie als sicherer gelten) ist fraglos einer der Hauptgründe, warum sich Banken (aber auch Assekuranzen) überhaupt und derart mit Staatsanleihen (nicht selten auch mit Staatsanleihen-Schrott) "vollsaugen". Ein weiterer Grund: Man weiß als Bank, daß man im Notfall diese Anleihen in die Notenbank-Bilanz "verklappen" kann, weil (wenn es brennt) diese Anleihen an die Notenbank verkauft werden können bzw. diese die Staatsanleihen aufkauft.


    Daß die Notenbank-Bilanz auf dieser Art und Weise (aber auch beim Ankauf von Staatsanleihen nur um deren Zinsen zu drücken) sukzessive immer größer aber auch immer verwässerter sprich schlechter wird, wäre ein eigenes Thema (eine Notenbank kann natürlich Geld gegen "werthaltige Sicherheit" auslegen, wobei die Betonung auf "werthaltig" liegt). Um in dem Kontext nur eine Frage zu skizzieren: Inwieweit sind griechische, italienische usw. Staatsanleihen "werthaltige Sicherheiten ?" Am Ende kann im Ernstfall übrigens die Rekapitalisierung der Notenbank durch die Bürger stehen.


    2. Nicht selten haben Notenbanken (und nicht nur die Rating-Agenturen) auch in ihrer Funktion als "Aufseher" massiv versagt. Nur zur Erinnerung: Als sicher galten bis zur letzten große Krise auch Hypothekenpapiere (mit Triple A-Aufkleber) sowie griechische Staatsanleihen ...

    Daß es m. W. bis zum heutigen Tag keine unabhängige europäische Ratingagentur von Rang gibt (in der Liga Fitch, Moody`s, Standard & Poor`s) wäre ein weiteres (trauriges) Kapitel.


    3. Natürlich sind US-Staatsanleihen nicht riskant (präziser und besser "am wenigsten riskant" - Gründe: Stärkste Volkswirtschaft der Welt steht dahinter, US-Dollar ist (noch) die Weltwährung, USA sind militärisch autark usw.; nicht ohne Grund flüchtet im Ernstfall alles (insbesondere auch Institutionelle) in US-Treasuries). Das bezieht sich aber nur auf das Kreditrisiko (Emittentenrisiko) - das Zinsrisiko bleibt natürlich bestehen (etwa wenn der Kurs der Papiere wegen (schnell) steigender Zinsen abrauscht). Womit sich der Kreis dann schließt und man beim aktuellen (Banken)Problem ist,


    Aus meiner Sicht war die eigentliche Causa (sprich in dem Fall Ursünde) eine viel zu lange Phase einer viel zu expansiven (ultra-expansiven) Geldpolitik. Dabei haben viele (freiwillig oder auch gezwungernermaßen; Anlagenotstand - um nur ein Stichwort zu nennen) die nötige Disziplin und Stringenz aus den Augen verloren. Auch die so gesetzten Anreize zu immer höherer Verschuldung ("billiges Geld" bzw. "Money for nothing") - betrifft übrigens auch das Thema Staatsverschuldung - war m. E. fatal. Die Märkte in den USA sprachen schon damals sogar vom Greenspan-Put, sprich der wird den Aktienmarkt im Notfall schon stützen bzw. nach unten absichern.


    Das Hauptproblem dürfte aber aktuell sein, daß die Fed (und noch viel mehr die EZB; Grund: Konstruktionsbedingte Fragilität der Eurozone; das neue und "unbegrenzte" EZB-Programm "TPI" läßt grüßen ...) viel zu lange mit der Zinswende gezögert hat. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben - und dann die Straffung der Geldpolitik umso schneller vollziehen mußte. Was für viele Akteure (insbesondere Banken) eine sehr bittere Kost darstellt. Umso bitterer, desto angeschlagener man selbst als Bank schon lange war (siehe CS).


    Das eigentlich Putzige an der nun hastig ausgeführten Zinswende aus meiner Sicht: Noch bevor z. B. in der Eurozone die hoch- und höchstverschuldeten Staaten Probleme bekommen (mit ihrer Schuldentragfähigkeit) - drohen Probleme mit der Finanzstabilität insgesamt. Es dürften dann nämlich die Vermögenspreise schmerzhaft sprich deutlich runterzukommen (Beispiel: Immobilien; deren Darlehen wiederum in den Bankbilanzen schlummern. Aber auch die Preise/Kurse von Anleihen, die ebenfalls in den Bankbilanzen hängen). Dabei wird die EZB letztlich einem Problem begegnen, dessen Ursache (Vermögenspreisblasen) sie mit ihrer ultra-expansiven Geldpolitik selbst gesetzt hat. Von diesen signifikanten "Nebenwirkungen" der ultra-expansiven Geldpolitik, die nicht nur die Finanzstabilität bedrohen sondern dann auch gleichzeitig noch den Spielraum einer Notenbank bei der Inflationsbekämpfung einengen, wollte schon damals (ab 2012) kaum einer was hören. Madame Lagarde meinte ja jüngst sinngemäß, man könne praktisch gleichzeitig Quantitative Easing (QE) und Quantitative Tightening (QT) betreiben, also sozusagen Gas und Bremse gleichzeitig bedienen. Und auch, daß es für die EZB keinen Zielkonflikt zwischen Preisstabilität und Finanzstabilität gäbe. Da darf man gespannt sein ... auch auf die so generierten Ergebnisse.


    Nur meine bescheidene persönliche Meinung.

  • Naja, jeder der sich ein wenig tiefgehender mit der Materie beschäftigt hat (also nicht erst seit zwei Wochen), weiß, dass die CS seit Jahren praktisch nur noch künstlich am Leben erhalten wird.

    Wenn das so war, hätte die Bank dann nicht bereits längst geordnet abgewickelt werden müssen? :/

    Es geht ja darum, dass man in einer 'Nacht-und-Nebel'-Aktion mal eben etliche Gesetze 'zurechtbiegt' oder gar komplett missachtet (z.B. Zustimmungspflicht der Aktionäre).

    Komisch, dass Sovereign sich noch gar nicht dazu geäußert hat, wo er doch ständig am Gebaren u.a. der deutschen Regierungen und der EZB aufreibt (Missachtung von Abkommen, usw.).

    Offenbar sieht es in anderen Ländern oder Währungszonen auch nicht besser aus, wenn es kritisch wird. Dann muss man halt flexibel sein.;)

    Komisch auch, dass es jetzt die CS als erste europäische Bank getroffen hat. Hätte ja viel mehr eine Bank des südlichen Euroraums sein müssen, da diese von den Zinsanhebungen der EZB stärker betroffen sein sollten als die CS.:/

    Schauen wir mal, was das noch langfristig für Folgen hat.

    Letztlich war es wohl wie bei der SVB in Amerika eine 'Vertrauenskrise', die zum Zusammenbruch der CS geführt hat.

  • Die CS hat sich natürlich selbst schon ziemlich angezählt. Skandale und ausgefallene Dividenden gab es die letzten Jahre genug. Und wenn dann kurz nach einer Bankenpleite ein Großaktionär sagt, dass er "absolutely not" mehr Aktien kaufen will und dafür viele Gründe hat ... mir ist schon klar, warum die CS als erste zusammengebrochen ist.

  • Wenn das so war, hätte die Bank dann nicht bereits längst geordnet abgewickelt werden müssen? :/


    Nun, schau dir die jüngere Historie der Commerzbank an. Das ist auch ein jahrelanger Prozess wo am Ende dann wieder etwas halbwegs seriöses entsteht.


    Zitat

    Es geht ja darum, dass man in einer 'Nacht-und-Nebel'-Aktion mal eben etliche Gesetze 'zurechtbiegt' oder gar komplett missachtet (z.B. Zustimmungspflicht der Aktionäre).

    Komisch, dass Sovereign sich noch gar nicht dazu geäußert hat, wo er doch ständig am Gebaren u.a. der deutschen Regierungen und der EZB aufreibt (Missachtung von Abkommen, usw.).

    Offenbar sieht es in anderen Ländern oder Währungszonen auch nicht besser aus, wenn es kritisch wird. Dann muss man halt flexibel sein.;)


    Naja, ist halt ein Sonderfall wo es rein wirtschaftlich keine Handhabe gibt. Was sollen die Aktionäre denn tun, außer zuzustimmen? Klar können sie es ablehnen. Dann bekommen sie aber nicht (wie jetzt) ein Drittel sondern null, weil der Laden dann implodiert. Das ist eine reine, überflüssige Prinzipiendiskussion.

    Zitat

    Komisch auch, dass es jetzt die CS als erste europäische Bank getroffen hat. Hätte ja viel mehr eine Bank des südlichen Euroraums sein müssen, da diese von den Zinsanhebungen der EZB stärker betroffen sein sollten als die CS.:/

    Schauen wir mal, was das noch langfristig für Folgen hat.

    Letztlich war es wohl wie bei der SVB in Amerika eine 'Vertrauenskrise', die zum Zusammenbruch der CS geführt hat.


    Das ist überhaupt nicht komisch, da es ja keine Bankenkrise gibt. Wieso also "erste Bank"? Theoretisch hätten die Medien auch damals bei der Schlecker-Insolvenz eine Fundamentalkrise im Drogeriemarkt beschwören können und somit auch den Ruin von Rossmann und Budni & Co.


    Noch einmal: Die Credit Suisse stand schon Ende 2022 mehr oder weniger vor dem Zusammenbruch. Der Kollaps der SVB bzw. das dadurch bedingte Abziehen von Kapital hat ihr den Rest gegeben.

  • Wenn das so war, hätte die Bank dann nicht bereits längst geordnet abgewickelt werden müssen?

    De facto wurde die CS übrigens längst "abgewickelt" - und zwar an der Börse (meine mich noch an Höchstkurse von 80-90 Franken zu erinnern; schon im Jahr 2020 notierte die CS dann mit einstelligem (!) Kurs in CHF). Wie soll man das anders bewerten, wenn eine Bank über die Jahre um ca. 90% im Kurs abstürzt ?


    Einer "geordneten" Abwicklung im Sinne einer marktwirtschaftlichen Lösung in einem sauberen ordnungspolitischen Rahmen stehen inzwischen nicht zuletzt die durch die lange und ultra-expansive Geldpolitik der Notenbanken selbst (mit)verursachten Probleme entgegen: Massive Ausweitung der Geldmenge, massive Ausweitung der Verschuldung, immer höhere Kreditvolumina, Fehlallokationen, verzerrte Preise insbesondere Vermögenspreise, aufeinanderfolge Boom/Bust-Phasen (Konjunkturzyklen sind normal - wird bei nahezu jedem Abschwung aber interventionistisch massiv eingegriffen und/oder jede Bereinigung künstlich verhindert, dürfte dies die Ausschläge eher vergrößern denn verkleinern und auch bereits den Keim für die nächste Krise legen; bei noch dazu immer weiter steigender Fallhöhe) usw.

    Offenbar sieht es in anderen Ländern oder Währungszonen auch nicht besser aus, wenn es kritisch wird.

    Der Dollar, die DM aber auch der Schweizer Franken mußten zumindest nicht "gerettet" werden - so wie der Euro beispielsweise ... <X


    Wie ich hier schon an anderer Stelle mal schrieb: Von dem aus meiner Sicht tendenziell schlechten Papiergeld habe ich mich stets auf das "am wenigsten schlechte" konzentriert wie Deutsche Mark und Schweizer Franken (so wie für schlimme Fälle natürlich den US-Dollar; obwohl dieser ansonsten wirklich schlechtes Geld ist, jedenfalls was den Geldwert betrifft). Mit dem Wegfall der DM ist die Auswahl für mich noch kleiner geworden.


    In dem Kontext: Nach meiner Überzeugung böte (leider Konjunktiv) ein reines Fiat-Money-System (Papiergeld) sogar einige Vorteile iVz einem Goldstandard etwa (auch das würde en detail hier zu weit führen). Conditio sine qua non wäre dann aber eine solide und seriöse Politik sowie eine ebensolche Geldpolitik der Notenbanken. Daran muß man - bei auch nur rudimentären Kenntnisse der Währungs- und Finanzgeschichte - schwere Zweifel haben. Das gilt noch viel mehr für die toxische Kombination Papiergeld iVm einer Währungsunion ansonsten souveräner Nationalstaaten, die in der gesamten Finanzgeschichte stets gescheitert sind (vom winzigen Ost-Karibischen Dollar mal abgesehen).

    Komisch, dass Sovereign sich noch gar nicht dazu geäußert hat, wo er doch ständig am Gebaren u.a. der deutschen Regierungen und der EZB aufreibt (Missachtung von Abkommen, usw.).

    Bedauerlicherweise lebe ich (noch) in der Eurozone und muß (noch) den Euro als Zahlungsmittel im Alltag verwenden. Daher äußere ich mich bevorzugt zu dem Land (und dessen Regierung) in dem ich aktuell lebe und zu der Notenbank (EZB), die aktuell über mein Geld und dessen Geldwert "wacht" (in Anführungszeichen, weil ja z. B. die EU-Kommission sich auch gerne selbst als "Hüterin der EU-Verträge" bezeichnet - und bei deren Dehnen, Biegen, Beugen bis hin zum Brechen meist selbst mit von der Partei war ...).


    Den Euro hielt ich schon vor seiner Einführung für eine Fehlkonstruktion. So ganz falsch war diese Einschätzung offensichtlich nicht, denn es brauchte nur wenige Jahre (in den zeitlichen Dimensionen von Währungen sozusagen ein Wimpernschlag) bis nach seiner Einführung (2002) bereits die Eurokrise (2010) ausbrach. Substantiell gelöst ist diese nicht ansatzweise - lediglich "zugekleistert" und das maßgeblich nicht von den beteiligten Ländern sondern nur von der EZB.


    Die Geschehnisse samt "Lösung" rund um die CS halte ich für höchst fragwürdig - und auch nicht für besonders tragfähig bzw. zukunftsfest. Das würde hier aber ebenfalls zu weit führen. Wie eine Freundin treffend meinte: "Man hat einen Zombie (CS) endlich aus dem Verkehr gezogen um den Preis ein Bank-Monster (UBS) zu schaffen, jedenfalls in Relation zu einem kleinen Land wie der Schweiz gesehen". Dem würde ich mich anschließen.

  • Das ist überhaupt nicht komisch, da es ja keine Bankenkrise gibt. Wieso also "erste Bank"? Theoretisch hätten die Medien auch damals bei der Schlecker-Insolvenz eine Fundamentalkrise im Drogeriemarkt beschwören können und somit auch den Ruin von Rossmann und Budni & Co.

    Da vergleichst du jetzt aber nicht nur Äpfel mit Birnen.

    Zum einen das Geschäftsmodell. Der Drogeriemarkt kauft beim Hersteller bzw. im Großhandel ein und verkauft das weiter. Er transformiert große Bestellungen (20 Tonnen Shampoo) in kleine Einkäufe (2 Flaschen Shampoo). Eine Bank dagegen nimmt kurzfristige Kundengelder (z.B. Tagesgeld, Festgeld für 1 Jahr) und vergibt dafür langfristige Kredite (z.B. Auto für 5 Jahre, Haus für 10 Jahre). Sie transformiert also Fristen. Wenn jetzt Kunden anfangen, ihre Gelder von der Bank abzuziehen, hat sie ein Problem.

    Zum anderen das Risiko. Wenn ich heute im Drogeriemarkt 2 Flaschen Shampoo kaufe und morgen ist der Pleite, habe ich das Shampoo trotzdem noch. Wenn ich mir heute bei der Bank einen Kredit hole, kann mir die Pleite auch relativ egal sein, die Bank will ja Geld von mir. Wenn ich aber heute Geld bei einer Bank einzahle und morgen ist sie Pleite, habe ich erst einmal ein Problem. Dafür gibt es überall Sicherungsfonds, aber die sind halt auf normalsterbliche Privatpersonen ausgerichtet und entsprechend begrenzt.

  • Da vergleichst du jetzt aber nicht nur Äpfel mit Birnen.

    Zum einen das Geschäftsmodell. Der Drogeriemarkt kauft beim Hersteller bzw. im Großhandel ein und verkauft das weiter. Er transformiert große Bestellungen (20 Tonnen Shampoo) in kleine Einkäufe (2 Flaschen Shampoo). Eine Bank dagegen nimmt kurzfristige Kundengelder (z.B. Tagesgeld, Festgeld für 1 Jahr) und vergibt dafür langfristige Kredite (z.B. Auto für 5 Jahre, Haus für 10 Jahre). Sie transformiert also Fristen. Wenn jetzt Kunden anfangen, ihre Gelder von der Bank abzuziehen, hat sie ein Problem.

    Zum anderen das Risiko. Wenn ich heute im Drogeriemarkt 2 Flaschen Shampoo kaufe und morgen ist der Pleite, habe ich das Shampoo trotzdem noch. Wenn ich mir heute bei der Bank einen Kredit hole, kann mir die Pleite auch relativ egal sein, die Bank will ja Geld von mir. Wenn ich aber heute Geld bei einer Bank einzahle und morgen ist sie Pleite, habe ich erst einmal ein Problem. Dafür gibt es überall Sicherungsfonds, aber die sind halt auf normalsterbliche Privatpersonen ausgerichtet und entsprechend begrenzt.


    Na, du musst schon eine Ebene höher gehen. Dann klappts auch mit dem Obsalat. Deine Beispiele sind zwar richtig, aber auf der Ebene sind wir nicht.


    Schlecker ist als Unternehmen durch selbstverschuldete Misswirtschaft in Schieflage geraten, der Drogeriemarkt als ganzes aber nicht.


    Die Frage aller Fragen lautet nun, ist der Bankensektor als ganzes in Schieflage? Gibt es also systematische Risiken, wie es damals bei Lehman der Fall war und welche durch dieses Institut auch sichtbar geworden sind.


    Aktuell gibt es allenfalls recht vage Anzeichen dafür.

  • Der Unterschied sind die langfristigen Risiken. Der Drogeriemarkt mag sich verschätzt haben und in jeder Filiale steht jetzt ein Jahresvorrat Shampoo statt dem geplanten Wochenvorrat. Das bindet etwas Liquidität, trifft aber nicht den Sektor als solchen, denn dazu müsste der Konkurrent den gleichen Fehler machen.

    Bei den Banken haben wir mit den Zinsen ein systemisches Risiko. Da stehen massenhaft Kredite zu Niedrigstzinsen in den Bilanzen, die sind natürlich jetzt nur noch mit entsprechenden Abschlägen zu verkaufen. Gleichzeitig wollen die Guthabenkunden jetzt auch mal was von den steigenden Zinsen abhaben. Höhere Guthabenzinsen bedeuten Verluste, weiterhin niedrige Guthabenzinsen bedeuten, dass Kunden ihr Geld woanders anlegen. Das Problem betrifft Banken im Ganzen, manche mehr, manche weniger.

    Als Erstes trifft es natürlich die Banken mit schlechtem Risikomanagement (SVB) und diejenigen mit ziemlich angeknackstem Ruf. Das Grundproblem ist aber bei allen vorhanden, denn viele Schuldner haben die letzten Jahre genutzt, um sich langfristig zu finanzieren. Wir reden hier von 15, 20, 30 Jahren bis diese Kredite durch sind. Teilweise wurden auch hunderjährige Anleihen emittiert

  • Der Unterschied sind die langfristigen Risiken. Der Drogeriemarkt mag sich verschätzt haben und in jeder Filiale steht jetzt ein Jahresvorrat Shampoo statt dem geplanten Wochenvorrat. Das bindet etwas Liquidität, trifft aber nicht den Sektor als solchen, denn dazu müsste der Konkurrent den gleichen Fehler machen.


    Ja, und wenn du jetzt noch de Kurve bekommst, dass Schlecker nicht nur bei einzelnen Produkten Fehler gemacht hast, dann bekommst du die Kurve zum obigen Vergleich. Nur weiter so, wir sind auf dem richtigen Weg. :thumbup:

  • Keine Angst, ich weiß, wie viel bei Schlecker schieflief. Mein Vater ist bei der Konzernbetriebsprüfung und hatte damals gerade in dem Laden zu tun. Der Unterschied ist, dass es bei Drogeriemärkten kein plötzliches systemisches Risiko gibt. Internethandel knapst da zwar sicher mittlerweile einiges ab, aber das ist ein schleichender Prozess. Und beim Zusammenbruch der Filialhändler würde eben der Onlinehändler die Lücken füllen. Minus 20% auf "sichere" Staatsanleihen sind da eine ganz andere Sache. Das soll jetzt keine Bankenkrise herbeireden, aber ich finde es auch falsch so zu tun, als ob alles in Butter wäre und Zusammenbrüche rein auf Missmanagement zurückzuführen sind. Die schlecht geführten Firmen erwischt es natürlich als erste.