Neuerungen in der gesetzlichen Krankenversicherung

  • Und auch diesen Unterschied zwischen GKV und PKV sollte man im Auge behalten:

    https://www.golem.de/news/altersvor…511-202465.html

    Würde ich - siehe meinen Beitrag Nr. 1.219 - unter diese Rubrik subsumieren

    dessen Leistungen integraler Bestandteil politischer Entscheidungen sind (politische Verteilungsmasse)

    Oder wie es damals davon Betroffene formulierten:

    "Wenn während des Fußballspiels vom Fußballverband die Regeln geändert werden" ...

    Oder auch:

    "Hätte ich das vorher gewußt, hätte ich das gar nicht gemacht" ...

  • Und auch diesen Unterschied zwischen GKV und PKV sollte man im Auge behalten:

    https://www.golem.de/news/altersvor…511-202465.html

    Der Artikel ist ärgerlich tendenziös verfaßt (was ich hier nicht im einzelnen aufdröseln kann).

    Man hält sich besser an die Tatsachen.

    Es war sicherlich ein ungerechter Schlag ins Kontor, daß die Bundesregierung Betriebsrenten 2004 in voller Höhe krankenversicherungspflichtig gemacht hat. Es war auch ungerecht, daß sich die Bundesregierung sehr lang Zeit genommen hat (etwa 15 Jahre), diese Entscheidung abzumildern. Schließlich ist das aber geschehen, und das ist der Stand heute.

    Man hat hierbei nun (abweichend von der bekannten Soziallegende der hälftigen Verbeitragung) einen Freibetrag eingeführt, der rechnerisch dazu führt, daß kleine Betriebsrenden krankenversicherungsfrei bleiben, bei größeren Betriebsrenten aber der Prozentsatz gleitet, zu dem die Betriebsrente verbeitragt wird.

    Zu schreiben:

    Zitat

    Gesetzlich Versicherte werden seit dem 1. Januar 2020 zumindest etwas entlastet: Für Rentnerinnen und Rentner mit einer Betriebsrente oder einer Direktversicherung gibt es einen jährlich steigenden Freibetrag. Er beläuft sich 2025 auf 187,25 Euro im Monat. Das bedeutet: Ab dem ersten Euro Betriebsrente oberhalb des Freibetrags werden die vollen Krankenversicherungsbeiträge auf die betrieblichen Versorgungsbezüge fällig.

    ist schlichtweg tendenziös.

    Bekommt einer beispielsweise 250 € Betriebsrente, so zahlt er darauf etwa 11 € Krankenversicherungsbeitrag (oder 4,5%), bekommt er 375 € Betriebsrente (also doppelt so viel wie der Freibetrag), dann zahlt er den halben Beitragssatz wie üblich, also 8,5%. Bekommt einer mehr Betriebsrente, so zahlt er einen höheren Beitragssatz bis an den vollen Beitragssatz heran, der aus mathematischen Gründen allerdings nicht erreichbar ist.

    Über dem Freibetrag erreicht man also eine progressive Verbeitragung der Betriebsrente, ein Sachverhalt, der in politisch fortschrittlichen Kreisen durchaus begrüßt werden dürfte. Den Vertretern diese Linie zufolge ist es ja nicht einzusehen, daß ein Besserverdienender den gleichen Prozentsatz seiner Einkünfte an die Krankenkasse abführt wie ein armer ehemaliger Werktätiger.

    Die Demographie wird mächtig zuschlagen in diesem Land, die ersten Ausläufer davon sind bereits zu spüren. Was aktuell passiert, ist allerdings ein lindes Lüftchen gegenüber dem, das kommen wird. Ich frage mich, ob unsere Demokratie diese Herausforderung meistern wird: Schon jetzt gibt es viel mehr alte Wähler (Rest-Stammwähler von Union und SPD) als junge. Gäbe es eine Volksabstimmung über die Frage: Renten rauf oder Renten runter? wäre das Ergebnis von Anfang an klar: Die vielen Alten würden die wenigen Jungen majorisieren.

    Das ist aber nicht zukunftsfest.

    Daß eine SPD auf ihrem Weg zu einer 5-Prozent-Partei sich gegen diese Entwicklung stemmt, liegt nahe. Aber auch dann ist "die doppelte Haltelinie" nicht zukunftsfest. Die Schuldenaufnahme scheint ein probates Mittel zu sein, das ja auch andere europäische Staaten mit dem gleichen Problem eifrig nutzen. Sie ist letztlich eine außerparlamentarische Vermögensteuer, weil sie das Geld entwertet (nicht aber das Sachvermögen).

    Es bleibt jedenfalls spannend, und wir alle sitzen in dem Kino, in dem dieser Film läuft.

    :)

  • Wir haben ja primär Menschen im Blick, die oberhalb der JAEG verdienen und in die PKV wechseln können. Für die ist der Höchstbeitrag der Maßstab, da BBG < JAEG.

    Das gilt - wie öfter schon erwähnt - in der aktiven Zeit. Für einen berufstätigen Ledigen (oder einen Ehepartner mit selbstversichertem Ehepartner) ist die PKV in den aktiven Jahren typischerweise preiswerter als die GKV.

    Im Ruhestand ist das anders, weil selbst Ihre Kernklientel (nämlich Freiberufler) im Ruhestand beitragspflichtige Einkünfte unter der JAEG hat. Für die spielt dann die Erhöhung der JAEG (aktuell um die 5%) keine Rolle mehr, sondern nur die Erhöhung des Beitragssatzes (aktuell mit dem Wort Zusatzbeitrag bemäntelt und verharmlost) sowie die Erhöhung ihrer Ruhestandsbezüge. Bei letzteren sieht es bei Versorgungswerksrentnern bekanntlich traurig aus. Deren Rentensteigerungen (wenn überhaupt) halten mit den Rentensteigerungen der gesetzlichen Rente bei weitem nicht Schritt.

  • Daß eine SPD auf ihrem Weg zu einer 5-Prozent-Partei

    Auch wenn ich diesen Deinen (traurigen) Befund (leider) eher teile und zudem eine SPD seit den Zeiten von Helmut Schmidt jedenfalls nicht mehr gewählt hatte, halte ich das nicht nur für die Partei sondern insbesondere für Deutschland für eine sehr ungute Entwicklung. Die Gefahr scheint bei den Genossen aber noch immer nicht durchgedrungen zu sein - wie ein jüngstes Beispiel zeigt.


    Die Berliner SPD-Vorsitzenden Nicola Böcker-Gianinni und Martin Hikel treten zum Monatsende zurück, wie am Sonntag die B.Z. und die Deutsche Presse Agentur berichteten. Beide SPD-Vorsitzenden haben demnach den geschäftsführenden Landesvorstand über ihren Schritt informiert. Beide nennen "mangelnden Rückhalt" in ihrer eigenen Partei als Grund und ziehen daraus die Konsequenzen. Böcker-Giannini hatte am Samstag in ihrem Kreisverband Reinickendorf keinen Listenplatz für die Wahl zum Abgeordnetenhaus 2026 bekommen. Bei einer Wahlversammlung unterlag sie in der Abstimmung über Platz drei der Bezirksliste klar einer Gegenkandidatin. Hikel beispielsweise als - eigentlich bei den Bürgern beliebter - Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln (war in dem Bezirk nicht auch mal Heinz Buschkowsky Bezirksbürgermeister bis etwa 2015 - der schon damals der SPD attestierte bald eine "Volkspartei ohne Volk" zu sein ...?) war bei einer Wahlversammlung der dortigen SPD vor zwei Wochen mit nur 68,5% der Stimmen abermals für den Posten nominiert worden - viele SPD-Linke inklusive der Jusos sehen seinen Einsatz gegen linken Antisemitismus und Clankriminalität kritisch.

    Wie mir ein Berliner Journalist sagte, fängt das schon mit der SPD internen Sprachregelung an. Statt "Clan-Kriminalität" wird seitens der SPD oder zumindest vieler in der SPD die Formulierung "familienbasierte außerechtliche Aktivität" präferiert.

    Ist das Wording noch Realität oder schon Realsatire ... ?

  • Der Golem-Artikel ist aber mal wirklich blöde. :evil:

    Wer mit der Erwartung in die Rentenzeit startet, dass er auf seine Rente, egal woher diese stammt, keine Sozialabgaben zu leisten hat, ist einfach naiv.

    Eine gute Nachricht habe ich jetzt für diesen Personenkreis: Eine Abgabe an die Rentenversicherung wird nicht erhoben! :D

    Und da es hier ja immer noch um die GKV geht, Augen auf beim Beitrag für die Krankenkasse. Meine Krankenkasse, die hkk, liegt seit Jahren mit an der Spitze, was niedrige Prozentzahlen angeht. Ob beim Beitrag oder Zusatzbeitrag, da lohnt sich der Blick für Sparfüchse. :P

    Und bevor adrianberg noch seine Mitteilung loswerden kann, die hkk ist auch eine Empfehlung von finanztip ^^

  • Danke für die Klarstellung, dass die Aussage zu den 7,42% nicht richtig ist, sondern sich auf den Höchstbeitrag bezieht.

    5.812,50 x Beitragssatz : 5.512,50 x Beitragssatz = 1,0544

    Es bleibt bei 5,44 % solange der Beitragssatz in beiden Jahren gleich ist.

    Wo kommen die 7,42 % her?

    Die neuen Beitragssätze 2026 kennt noch keiner.

    Bitte keine Politikwissenschaftler und kein Marcel Fratzscher mehr im TV.

  • Vermutlich dürfte das tendenziell so weitergehen (sprich für beide Sparten bzw. Systeme mit Beitragssteigerungen, die deutlich oberhalb der offiziellen Verbraucherpreisinflation liegen).

    Ist das für irgend jemand überraschend? Neben der normalen Inflation wirkt nun einmal auch die medizinische Weiterentwicklung kostensteigernd.

  • Wenn man einen Beitragssatz von 18,8% + ZB unterstellt, kommt man auf 7,42 %.

    weil zur GKV auch der Pflegebeitrag steigt und dieser in der betrachtung dazugenommen wird. in einer PKV wird dieser teil auch mitgerechnet. auser ich habe da derzeit selbst einen denkfehler.


    ich beschäftige mich wenig mit diesen posten, da ich keinen einfluss darauf habe.

  • Wo kommen die 7,42 % her?

    Von da:
    2025: 14,6%+2,5%+4,2% = 21,3%. 21,3% von 5.512,50 sind 1.174,16 €
    2026: 14,6%+2,9%+4,2% = 21,7%. 21,7% von 5.812,50 sind 1.261,31 %, also 7,42% mehr.

    Es liegt am Anstieg der Bemessungsgrenze und am Anstieg des "amtlichen" durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes. "Pflege" ist diesmal unschuldig.

    Auch das kleinere von zwei Übeln kann ein größeres sein.

  • Ist das für irgend jemand überraschend?

    Für mich jedenfalls nicht.

    "Überraschend" war für mich eher etwas anderes. Siehe unten (*).

    Aus meiner Sicht halte ich es für gut möglich, daß es im Bereich der notorisch klammen GKV (neben der ohnehin ständig steigenden BBG + Inflation + medizinischem Fortschritt)

    Zumal in der besagten Melange (Inflation +medizinischer Fortschritt) die ständige steigende Beitragsbemessungsgrenze ( + BBG) auch ein ganz wesentlicher Aspekt sein dürfte.

    (*) Überrascht hatte mich dagegen eher, daß sich der prozentuale Anstieg der Beitragsentwicklung zwischen GKV und PKV gar nicht so erheblich unterscheidet, wie oft gesagt (behauptet) wird:

    Jedenfalls erinnere ich mich gut an eine Langfrist-Untersuchung (über mehrere Jahrzehnte hinweg in Prozent per annum), die belegte, daß sowohl die Steigerung der PKV-Beiträge als auch die Steigerung der GKV-Beiträge beide deutlich oberhalb der offiziellen Inflationsrate über den Gesamtzeitraum betrachtet lagen. Der Unterschied bzw. rein preisliche Vorteil der PKV gegenüber der GKV lag diesbezüglich bei 0, irgendwas Prozent (meine sowas wie 4,3 zu 4,8% jährlich beispielsweise - ohne Gewähr auf die Kommastelle und nur aus der Erinnerung). Die offizielle Inflationsrate (sog. Verbraucherpreisinflation) hatte dagegen "nur" eine Zwei vor dem Komma mit irgendeinem X noch hinter dem Komma.

    Nur am Rande: Ist Dir zufällig erinnerlich, ob die beiden Punkte so zutreffen `?:

    Nach meiner (zugegebenermaßen schwächlichen) Erinnerung hat man als Rentner bis Anfang der 80er Jahre (1983 ?) gar keinen Beitrag für seine GKV zahlen brauchen ... ?

    Und der max. Beitrag (sprich AN plus AG) lag im Jahr 1970 um die 50 € ... ?