GRV ungleich Investment

  • Man könnte herzhaft lachen - wenn das Thema nicht so ernst wäre ...

    Was mich hierzulande über all die Jahre immer erstaunt (um nicht zu sagen verwundert) hat: Die ausgeprägte Staatsgläubigkeit der Deutschen (zumindest sehr vieler, um nicht zu pauschal zu werden). Das gilt auch und insbesondere in Sachen Ruhestandsplanung.

    Fand ich z. B. in den Staaten immer gut: Während hier oft/immer gleich nach dem Staat gerufen wird, sehen sich da tendenziell zuerst mal die Bürger selbst in der Pflicht, die eigene Familie in der Pflicht, das nahe Umfeld (Verwandtschaft, Bekanntschaft, Freunde) in der Pflicht usw. Der Staat kommt da eher als ultima ratio ins Spiel. Entspricht eher meinem Bürger-Verständnis von Selbstbestimmung und eigenverantwortlichem Handeln. Wobei der Staat nichtsdestotrotz natürlich ordnungspolitisch die richtigen Rahmenbedingungen (auch für die Wirtschaft) setzen sollte und auch muß. Ohne dabei aber immer mehr selbst zum Akteur zu werden (Stichwort: Staatsquote).

    Für meinen Teil würde ich (wenn es nur irgendwie möglich und gestaltbar ist) bei einem so wichtigen Thema wie Alterssicherung bzw. Ruhestandsplanung niemals - jedenfalls hauptsächlich - nur auf einen Baustein (wie die GRV) und noch dazu einen vollständig staatlich gelenkten setzen.

    Ein solches System (noch dazu als "von der Hand in den Mund" ausgestaltet; Stichwort: Umlageverfahren - ungünstig, wenn dabei die Alterspyramide auf dem Kopf steht ...) ist letztlich politische Verteilungsmasse mit dem dann meist üblichen staatlichen Interventionismus, Dirigismus usw. aber auch noch dazu durchaus parteipolitisch motivierten Eingriffen. Was nicht immer der Nachhaltigkeit des Systems dient - um es vorsichtig zu formulieren und um das Modewort "Nachhaltigkeit" auch mal bei einem Finanzthema zu verwenden.

    Für mich dabei generell "verdächtig": Wenn diejenigen, die über ein solches System entscheiden, nicht selten selbst in anderen System beheimatet sind (eigene Altersversorgung der Politiker, Beamtenstatus sprich Pensionen, berufsständige Versorgungswerke).

    Als (kleine oder minimale) Beimischung im Altersvorsorge-Mix lasse ich mir die GRV noch durchaus gefallen.

    Als wesentlicher oder gar hauptsächlicher (im schlimmsten Fall einziger) Bestandteil wäre es mir unheimlich.

    Zumal die Auszahlung (aus der GRV) in einer Währung (Europäische Einheitswährung) erfolgt, die - nach meinem Dafürhalten - schwere Konstruktionsfehler aufweist. Und Deutschland via Dauerrettung dieser Einheitswährung zudem in eine schier unbegrenzte und Billionen schwere Zwangsgläubigerschaft geführt hat (via EZB-Bilanz, via Euro-Rettungsschirme, via Target2-Salden usw.). Letzteres im Kontext GRV aber nur am Rande - obwohl bei dem inzwischen nötigen jährlichen Zuschuss des Bundes für die gesetzliche Rentenversicherung (m. W. inzwischen der mit Abstand größte Posten im ganzen Bundeshaushalt mit > 100 Milliarden per annum - man möge mich da gerne korrigieren, wenn ich das falsch in Erinnerung habe) auch die Bonität Deutschlands insgesamt perspektivisch für die GRV (und damit die Rentenbezieher) eine Rolle spielen könnte.

    Nur meine bescheidene persönliche Meinung.

  • Bei einem Gutteil der Arbeitnehmer wird die GRV den überwiegenden Teil der Altersvorsorge ausmachen.

    Biete doch einfach Kurse an, bei denen Du Menschen nach Ihrer 40-Stundenwoche in der Altenpflege oder als Handwerker aufzeigst, wie Sie sich mit Ihren paar Kröten nebenbei noch eine ausreichende private Altersvorsorge aufbauen können. Das wäre dann ein echter Mehrwert.

    Nur meine bescheidene persönliche Meinung.

    PS: Du bist doch historisch bewandert. Dann beschäftige Dich doch mal mit der Geschichte der Rentenversicherung in Deutschland.

    Ein System der 'kapitalgedeckten' Rente gab es ja schon mal. Das war aber nach dem 2. Weltkrieg kollabiert und die damaligen Rentner lebten oft in bitterer Armut. Erst die Einführung der umlagefinanzierten Rente 1957 änderte das.

    Das Kernproblem mag sein, dass man sich nicht vollständig an das ursprüngliche Konzept von Winfrid Schreiber gehalten hat. Er hatte nämlich sehr wohl bereits die Demografie, private Vorsorge als auch variable Renten (also auch Rentenkürzungen!) als einen Kernpunkte in seinem Konzept vorgesehen.

    Aber es mag halt niemand dem Wähler schlechte Nachrichten verkaufen und so wurden nur die Teile des Konzepts in die Rente übernommen, die Vorteilhaft erschienen um die Wahlen zu gewinnen.

  • Nur einmal am Rande: Ein wirkliche Alterspyramide (nebenbei ein Grabmal) hat man nur bei hoher Säuglingssterblichkeit. Man möge doch bedenken, was man für erstrebenswert hält.

    (Damit meine ich übrigens den typischen Lobbyisten mit Professorentitel und niemanden hier aus der Community.)

  • Bei einem Gutteil der Arbeitnehmer wird die GRV den überwiegenden Teil der Altersvorsorge ausmachen.

    Was ich (leider) ähnlich sehe aber gleichzeitig auch bedauerlich finde

    Biete doch einfach Kurse an, bei denen Du Menschen nach Ihrer 40-Stundenwoche in der Altenpflege oder als Handwerker aufzeigst, wie Sie sich mit Ihren paar Kröten nebenbei noch eine ausreichende private Altersvorsorge aufbauen können.

    Den etwas provozierenden Anteil in der (wohl nicht ernst gemeinten) Aufforderung übergehend: Es gibt aber nicht nur Geringverdiener und Wenigverdiener sondern auch Mittelverdiener sprich Durchschnittsverdiener (manchmal sogar Besserverdiener), die so oder ähnlich (einseitig sprich GRV-lastig) im Alter aufgestellt sein werden. Da hätte man für deutlich mehr Diversifikation sorgen können und müssen (die Förderung der privaten AV in Deutschland ist iVz anderen Ländern sehr bescheiden).

    In dem Kontext: Mir sind einige Durchschnittsverdiener bekannt, die konsequent und über lange Zeit eigenverantwortlich eine ordentliche private AV mit vernünftiger Diversifikation hinbekommen haben (von A wie Aktien bis W selbstgenutztes Wohneigentum). Möglich ist das also durchaus.

    PS: Du bist doch historisch bewandert.

    Eher (leider) nicht. Bin lediglich in der Finanz- und Währungshistorie ein bißchen bewandert.

    Das Kernproblem mag sein, dass man sich nicht vollständig an das ursprüngliche Konzept von Winfrid Schreiber gehalten hat. Er hatte nämlich sehr wohl bereits die Demografie, private Vorsorge als auch variable Renten (also auch Rentenkürzungen!) als einen Kernpunkte in seinem Konzept vorgesehen.

    Leider wohl zutreffend. Wenn man beispielsweise an den legendären aber naiven Ausspruch des "Alten" (Konrad Adenauer) denkt "Kinder kriegen die Leute immer" ... Es ist eine Binse, daß in Wohlstandsgesellschaften (erst recht, wenn Frauen immer besser ausgebildet sind und auch arbeiten) nicht selten die Geburtenrate signifikant sinkt und parallel die Lebenserwartung steigt (mit entsprechenden Folgen für die Alterspyramide - fatal für eine rein umlagefinanzierte Rente).

    Aber es mag halt niemand dem Wähler schlechte Nachrichten verkaufen und so wurden nur die Teile des Konzepts in die Rente übernommen, die Vorteilhaft erschienen um die Wahlen zu gewinnen.

    So erging es vor ewigen Zeiten ja auch schon z. B. Prof. Biedenkopf mit seiner Kritik an der GRV - er wurde aus der eigenen Partei (!) und von ganzen oben (damaliger Kanzler Kohl) zurückgepfiffen (nicht zuletzt wegen der sog. "Wahlchancen" iZm der Bundestagswahl).

  • Ach Sovereign , immer wieder interessant deine langen kritischen Artikel gegen alles und jeden zu lesen. Besonders interessant wenn man einen Großteil der Bevölkerung als dämlich darstellt. Hilft nur alles keinem weiter. In diesem Land was nur von Deppen regiert wird, geht es den Menschen seit den 50iger Jahren besser als den meisten Menschen auf diesen Planeten, man erwischt Rentner überall auf der Welt beim Urlaub oder Überwintern oder zur Kur. Davon lebt der Großteil von der GRV und seinem Ersparten. Jetzt kann man natürlich über ein bewährtes Rentensystem sich weiterhin hier laut aufregen und beschweren, auf andere Systeme verweisen und das auch mehrmals im Jahr im Forum tun, allerdings bringt uns das nicht weiter… Das dieses System reformiert werden muss steht außer Frage, allerdings ist auch jeder für sein eigenes Vermögen im Alter zuständig und deshalb gibt es unter anderem dieses Forum. Der typische deutsche Schildhochhalter „Dagegen“ hilft da nicht weiter. Freue mich auf deinen Daumen nach unten, wie bei kritischen Beiträgen von dir üblich. Schönes Wochenende

  • Ach Sovereign , immer wieder interessant deine langen kritischen Artikel gegen alles und jeden zu lesen.

    Es gibt doch hier keinen Lesezwang, oder ? Du mußt es also doch nicht lesen. Oder war das mit dem interessant etwa ernst gemeint ?

    "Gegen alles und jeden" hatte ich gar nichts geschrieben - ich hatte mir nur erlaubt eine sachliche Kritik an der GRV (sowie der Einheitswährung zu äußern). Das auszuhalten scheint Dir aber schon extrem schwer zu fallen ...

    Besonders interessant wenn man einen Großteil der Bevölkerung als dämlich darstellt.

    Wo steht denn das in meinen beiden Beiträgen (396, 400) ???

    Hatte doch sogar explizit auf mir bekannte positive Gegenbeispiele von Durchschnitts-Verdienern in Sachen privater Altersvorsorge verwiesen (siehe 400, Abs.3) ... ?

    In diesem Land was nur von Deppen regiert wird,

    Hast explizit Du geschrieben - ich mit keiner einzigen Silbe.

    Jetzt kann man natürlich über ein bewährtes Rentensystem sich weiterhin hier laut aufregen und beschweren, auf andere Systeme verweisen und das auch mehrmals im Jahr im Forum tun, allerdings bringt uns das nicht weiter…

    Wenn ich mich "laut aufrege" (wie Du mir fälschlicherweise unterstellst), klingt das völlig anders und bekommt auch einen völlig anderen Tenor. Da kannst Du sicher sein.

    Ich hatte mir nur erlaubt (s. o.) sachliche Kritik zu äußern.

    Sollte doch noch möglich und erlaubt sein, oder ?

    Apropos "bewährtes Rentensystem": So bewährt und attraktiv scheint es nicht zu sein - wenn viele, die können, zusehen daß sie aus diesem System rauskommen und/oder versuchen in andere Systeme reinzukommen (Stichwort: Berufsständige Versorgungswerke - um nur ein Beispiel zu nennen) ...

    Das dieses System reformiert werden muss steht außer Frage,

    Sehe ich ebenso. Allerdings schon seit mehreren Jahrzehnten. Insofern finde ich das Ignorieren, Totschweigen inklusive des Diskreditierens jeder sachlichen Kritik wenig zielführend.

    Da kann ich mich wenigstens mal mit Prof. Biedenkopf verwandt fühlen - dem erging es damals nämlich ähnlich. Hätte man damals begonnen zu handeln - würde es heute um die GRV und ihre Leistungen für Rentner besser stehen. Diese Ansicht darf mal wohl vertreten.

    Freue mich auf deinen Daumen nach unten, wie bei kritischen Beiträgen von dir üblich.

    Wer wenigstens lesen kann, ist immer (so also auch hier) klar im Vorteil.

    Trotz meines fortgeschrittenen Alters und nachlassendem Gedächtnis meine ich mich zu erinnern, daß ich hier noch niemals und an keiner Stelle als "Reaktion" einen "Daumen nach unten" unter einen Beitrag gesetzt habe.

    Da dieser "Daumen nach unten bei kritischen Beiträgen von mir üblich ist", kannst Du mir ja sicherlich und ohne Probleme dafür mal Beispiele nennen ... Ein einziges Beispiel würde mir übrigens schon reichen ... Darauf freue ich mich jetzt.

  • Bei dem Daumen nach unten erinnere ich an die BUV.

    Ich möchte nicht wissen wie es ist, wenn du dich aufregst.

    Deine Ausführungen hatten das Wort Deppen nicht dabei, allerdings hast du alle, außer Herrn Biedenkopf unter Generalverdacht gestellt, da ist das Wort auch egal.

    Die Wortwahl war dann halt Staatsgläubig.

    Was ich mit meinem Beitrag sagen wollte, hier ist ein Forum in dem man sich über alle möglichen Finanziellen Dinge austauschen kann. Wo interessierte Teilnehmer Fragen stellen können und diese von einem Großteil der Teilnehmer nach besten Wissen und Gewissen beantwortet werden.

    Rundumschläge gegen Verhältnisse bekommt man besser bei seinem gewählten Bundestagsmitglied oder mit einem Schreiben an die Bundesregierung geklärt. Vermutlich lesen diese nicht im Forum mit und alle anderen sind bei ihren Einfluss auf solche Entscheidungen doch recht begrenzt.

    Weiterhin finde ich rege Diskussionen über Geldanlagen und all die anderen Themen sehr bereichernd, allerdings sollten ein paar Lösungsansätze dabei sein, gegen etwas zu sein ist zwar einfach, aber ohne bessere Lösungen, unnütz. In diesem Sinne ein ruhiges und besinnliches Wochenende

  • Die Variante "einfach alle Löcher mit dem Bundeszuschuss stopfen" ist jetzt keine besonders innovative Idee, das wird schon so gefahren. Nicht nur bei der GRV, auch bei der GKV. Ich bin mal gespannt wann der notwendige Bundeszuschuss die Einnahmen des Bundes übersteigt ;)

    Außerdem hat die Sache noch einen weiteren Haken. Auch Steuern müssen erst von irgendjemand bezahlt werden. Klar kann man einfach Schulden machen und die EZB kauft Staatsanleihen zu Negativzinsen. Hat die letzten Jahre super funktioniert und bestimmt keine Nebenwirkungen...

  • Mitglieder gibt es in Vereinen und die sind auch nach dem BGB geregelt, das, oh Unheil, vom Bundestag geändert werden kann.8|

    Der Terminus ist "Versicherte/r".

    Die Versicherten und auch die Arbeitgeber wählen die Mitglieder der Selbstverwaltung. Die Mitglieder wählen die Geschäftsführung. Und am Ende bestimmt der Bundestag. :D

    Die Arbeitgeber würde ich gleich noch mit rauschmeißen, für das Abführen von Beiträgen die öknomisch dem Arbeitnehmer gehören, haben diese keine Mitspracherechte verdient.

  • Freue mich auf deinen Daumen nach unten, wie bei kritischen Beiträgen von dir üblich.

    Bei dem Daumen nach unten erinnere ich an die BUV.

    Interessant. Da ich nach meiner schwachen Erinnerung (zugegebenermaßen bin ich schon ziemlich alt) noch keine "Reaktion" unter einen Beitrag platziert habe, würde mich ernsthaft interessieren, wo mein "Daumen nach unten" unter welchem konkreten Beitrag denn steht ...?! Da dies bei mir "üblich" ist (siehe oben Dein Zitat), sollte es ja ganz einfach sein, mir diverse entsprechende Beiträge zu verlinken oder wenigstens konkret zu nennen, unter denen die besagte Reaktion von mir (Daumen nach unten) zu finden sind.

    hast du alle, außer Herrn Biedenkopf unter Generalverdacht gestellt, da ist das Wort auch egal.

    Die Wortwahl war dann halt Staatsgläubig.

    Wie man in Beitrag 396 Abs. 2 nachlesen kann, habe ich diese von Dir unterstellte Pauschalierung (alle) ganz bewußt vermieden. Eine ausgeprägte Staatsgläubigkeit würde ich den Deutschen aber tendenziell auf jeden Fall konstatieren (iVz den USA beispielsweise). Was daran ein "Generalverdacht" sein soll, erschließt sich mir nicht ansatzweise. Es ist meine Wahrnehmung (im Vergleich etwa Deutschland vs USA; und in beiden Ländern war ich schon längere Zeit beruflich tätig).

    Wie auch immer und ganz generell: Es ist Aufgabe der professionellen und bezahlten Politiker (dafür werden sie ja bezahlt) Systeme (wie GRV, GKV usw.) funktionstüchtig und nachhaltig auszugestalten oder auch eine Währung (Beispiel: Europäische Einheitswährung als typisches politisches Projekt) wetterfest und als stabiles Geld für alle Bürger zu konstruieren. Da braucht es von mir als bravem Bürger (und auch sehr kräftigen Steuerzahler) keine Lösungsansätze für eben jene Politiker.

    Für die Eurozone hätte ich aber dennoch einen ganz simplen: Im ersten Schritt ganz einfach mal an die EU-Verträge halten, die man sich selbst gegeben hat :D

  • Auch wenn in den USA eine Kombination von 801k und Aktienkultur schon lange sehr vorzeigbare Ergebnisse liefert, würde ich das Konzept der Altersvorsorge nach eigenem Ermessen nicht als leuchtendes Vorbild für uns nehmen wollen. Es sind zwar viele, für die das sehr gut funktioniert. Dazu kommen auch gerade unter den Arbeitern noch etliche mit einer guten Betriebsrenten-(Zwangs-)Versorgung. Wenn es nicht ganz so toll lief, hat die Mittelschicht in aller Regel immer noch ein Eigenheim, dass sie verrenten kann. Dann gibt es noch viele Nebenjobs für Renter. Aber es bleiben viel zu viele, die das alles nicht haben.

    Bei unserer Rente bin ich in den letzten Jahren beruflich bedingt zum Blümeraner und Sozialisten geworden: 1. Ist die gar nicht so schlecht (und sicher sowieso). 2. Dürfte sie gerne auch verpflichtend für weitere Bevölkerungskreise (insbesondere kleine Selbstständige würden profitieren).

  • Bei unserer Rente bin ich in den letzten Jahren beruflich bedingt zum Blümeraner und Sozialisten geworden ...

    Als gebürtiger Hesse fand ich den Nobbi aufgrund seiner Mundart sprich seinem ausgeprägten hessischen Dialekt recht lustig und putzig. Und mit seinem damaligen Mantra "Die Rende is sischä" lag er zudem vollkommen richtig: Seine Rente war sicher - und zudem auch top ...

  • Also, da hier ja irgendjemand Wert auf Titel legt, sollten wir doch festhalten, dass Dr. Norbert Blüm 7 Jahre vor dem ollen Kurt zum Pfeifenraucher des Jahres gekürt wurde und mit Sozialismus nichts am Hut hatte. Eine Forderung nach Schaffung von VEBen oder ähnlichem habe ich nie vernommen.

    Soziale Sicherung kann auch aus dem konservativen Lager begründet werden.

  • Soziale Sicherung kann auch aus dem konservativen Lager begründet werden.

    Logisch und eine Binse. Jedenfalls dann, wenn dabei Anreize erhalten bleiben und richtig gesetzt werden und ökonomische Grundregeln Beachtung finden. Bei den sog. "Herz-Jesu-Sozialisten" bzw. "Herz-Jesu-Marxisten" (darunter würde ich den Dr. Nobbi Blüm subsumieren) kann man davon nicht immer und automatisch ausgehen. Wobei diese Protagonisten aber - jedenfalls nach meiner langjährigen Erfahrung - zumeist schön darauf achten, für sich selbst eigene Regeln zu schaffen und/oder von den eigenen Regelungen nicht betroffen bzw. auf diese wenigstens nicht angewiesen zu sein ...

    Für meinen Teil ist es jedenfalls angezeigt, Politiker-Phrasen mit einer gesunden Skepsis zu begegnen und sachlich zu hinterfragen. Das galt nicht nur das damalige "Die Rende is sischä" (siehe auch schon Nr. 413) von dem Herrn Dr. Blüm (die meisten - in meinem Umfeld jedenfalls - haben schon damals darüber gelacht).

    Sondern auch für Dutzende von andere Aussagen. Da könnte man bei Ulbrichts "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen" anfangen bei Nixon weitermachen, der ankündigte die Konvertierbarkeit des Dollar gegen Gold lediglich und explizit "temporarily" (vorrübergehend) auszusetzen und dem auf ein Jahr begrenzten Solidaritätszuschlag Ost im Kontext der Wiedervereinigung bis hin zu der EU-Propaganda im Rahmen der damaligen Einführung der Einheitswährung (um nur ganz wenige Beispiele zu erwähnen).

    Was aus oben gennannten Aussagen wurde, kann jeder leicht selbst überprüfen: Der Bau der Berliner Mauer, aus Nixons vorrübergehend wurde ein "für immer", den auf ein Jahr begrenzten Solidaritätszuschlag gibt es m. W. 31 Jahre später immer noch (?!) und die grandiose Einheitswährung geriet bereits kurz nach ihrer Einführung in die Eurokrise (der große Knall konnte nur mit einer hyper-expansiven Geldpolitik der EZB verhindert werden, mit der Folge der zunehmenden Liraisierung des Euro; von den vielen weiteren Kollateralschäden ganz abgesehen).

    Aus meiner Sicht lohnt es sich daher bei Themen, die einem persönlich wichtig sind (hier bzw. in oben genannten Beispielen: Freiheit, werthaltiges Geld, Sicherheit und Planbarkeit der Rente sowie der Steuererhebung, Preisniveaustabilität des im Alltag gezwungenermaßen zu verwendenden Geldes siehe § 14 Bundesbank Gesetz Abs. 1, Satz 2) genau hinzuhören und die Aussagen von Politikern sachlich zu hinterfragen.

    Manchmal, wenn es auch selten sein mag, sind diese ja auch von entwaffnender Offenheit:

    "Wenn es ernst wird, muß man lügen"

    (Jean-Claude Juncker, April 2011, bei einer Abendveranstaltung zur Eurokrise in Brüssel)

    Fast noch besser gefällt mir seine präzise Beschreibung des "Raumschiffs Brüssel" schon vor 23 Jahren:

    "Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein zurück mehr gibt"

    (Jean Claude Juncker, zitiert von Dirk Koch aus die "Brüsseler Republik", Der Spiegel 52/1999 vom 27. Dezember 1999, Seite 136)