GRV ungleich Investment

  • Mehr muss man zu dem Stammtischniveau nicht zitieren - kein Wissen, Vermutungen, Meinungen. Lässt sich vortrefflich ein Bier nach dem anderen dabei trinken. 😋

    Was nicht das schlechteste ist - gerade in Anbetracht des aktuellen Wetters :)

    ich hätte auch schreiben können, dass Sheldon-Cooper-mäßig alles von mir der absoluten Wahrheit entspricht. Aber ich dachte, weil es Diskussionsforum heisst und nicht Kanzel- oder Verkündigungsforum, streu'ich mal ein paar "Konjunktive" ein.

    8o

  • 75mrd gab es 2020 als zuschuss, bis zu 112mrd sollen diese 2020 gekostet haben. eine Erhebung der zahlen zwischen 2021 und 2025 liegen mir nicht vor, dass ist aber auch im verlinkten artikel so erwähnt. Betrachtet wurde hier nur die GRV, nicht die GKV.


    wie geschrieben es fehlt da schlicht an Transparenz.

    Wirtschaftsweiser fordert Transparenz bei versicherungsfremden Leistungen in den Sozialversicherungen - Politik - Versicherungsbote.de
    Der Wirtschaftsweise Martin Werding warnt vor der Intransparenz bei versicherungsfremden Leistungen in den Sozialversicherungen. Der Ökonom fordert eine…
    www.versicherungsbote.de
  • Apropos "Gesetzliche Rente" (GRV) ...


    In einem meiner abonnierten "Käseblätter" (neben FAZ und internationaler Presse) findet sich heute unter der Rubrik "Wirtschaft" die folgende Überschrift

    Hat Merz keine Ahnung von der Rente ? (Head)

    Der Bundeskanzler gibt in einem Instagram Video Ratschläge zur privaten Altersvorsorge / Finanztip-Chef Tenhagen übt Kritik an diesen Tipps (Subhead)

    Wobei das in Sachen "privater Altersvorsorge" und "Geldanlage" ja auch schon für den "Sparbuch-Olaf" (SPD) als ehemaligem Bundeskanzler galt ... Von einem ehemaligen Aufsichtsratschef von ausgerechnet Blackrock könnte man aber etwas bis deutlich mehr erwarten ...

    Laut dem Artikel sei Bundeskanzler Merz (CDU) "sehr präsent auf Social Media Plattformen wie Tiktok oder Instagram".

    Keine Ahnung, ob das so stimmt, da verkehre ich nicht.

    Bei dem jüngsten dieser Videos vom 13. August, bei denen er in seinem Büro Chat-Usern antwortet, drehte sich laut der Zeitung, die erste Frage um die Rente.

    Ein ungemein wichtiges Thema, denn viele Menschen in Deutschland, die noch nicht im Ruhestand sind, sorgen laut einer repräsentativen Umfrage des Geldratgebers Finanztip nicht genügend vor.

    "Soll ich mir jetzt schon Sorgen um meine Rente machen ?" - lautete die Frage. "Meine Antwort ist: Nein. Vorausgesetzt Du tust in jungen Jahren genug für Deine Altersvorsorge" entgegnet Merz und wird dann konkret. Verlass Dich nicht auf die gesetzliche Rentenversicherung, ein klein bisschen sparen im Monat, 10,20 0der 50 Euro über eine lange Zeit, einfach festlegen, sichert ein sicheres Alterseinkommen. Damit kann man gar nicht früh genug anfangen" führt er aus ...

    Diese Video hat sich Herrmann-Josef Tenhagen angeschaut, Chefredakteur von Finanztip und anerkannter Finanzexperte. Und findet das, was Merz dem User antwortet, ganz und gar nicht geeignet für ein sicheres Alterseinkommen, Seine Rechnung zerlegt den Ratschlag des Kanzlers regelrecht.

    Unabhängig davon, daß mir gerade in jungen Jahren eine Terminologie "einfach festlegen" wenig passend erscheint dürfte da auch die Dimension (Bedarf) nicht ansatzweise erkannt worden sein.

    "Wenn Friedrich Merz jungen Leuten rät, früh für das Alter vorzusorgen, ist das im Grundsatz richtig. Allein auf die gesetzliche Rente sollte sich niemand verlassen". Doch dann übt Tenhagen scharfe Kritik: "Die Botschaft von Friedrich Merz, schon 10 oder 20 Euro im Monat reichen für ein sicheres Alterseinkommen, ist irreführend und bagatellisiert das große Problem der Altersvorsorge. Mit solchen Beiträgen kommt man nicht weit - und das sollte die Regierung der jungen Generation ehrlich sagen". Die für die private Altersvorsorge erforderlichen Beiträge seien viel höher" ...

    Danach macht Herr Tenhagen Beispielsrechnungen auf, die zeigen, daß mit solchen Beträgen von 10 oder 20 Euro kein Blumentopf in Sachen Altersvorsorge zu erlangen ist. Dabei geht er von einem 20-Jährigen aus, rechnet "mit 6 Prozent Rendite" per annum "in einem weltweiten Aktien ETF" über 47 Jahre hinweg und legt bei den schmalen Endsummen bei derartigen kleinen Sparraten eine "Entnahmerate von maximal 3% zugrunde, wenn das Geld bis zum Lebensende reichen soll". Diese schmale monatliche Summe unterzieht dann Herr Tenhagen auch der Inflation (angesetzt mit 2% jährlich, so kommen bei "10 Euro Rücklage pro Monat später nach heutiger Kaufkraft nur rund 30 Euro heraus und bei 20 Euro Rücklage im Monat wären es 60 Euro".

    Seiner Ansicht nach sollte eine 20-jährige Person, mit einem Bruttomonatsgehalt von 30.000 Euro heute mehr als 10% ihres Nettogehalt mit einem weltweit streuenden Aktien-ETF sparen, um im Alter die persönliche Rentenlücke zu schließen. "Das entspricht einer Monatsrate von 190 Euro - das ist die Größenordnung, die bei der privaten Altersvorsorge nötig ist", so der Finanztip-Experte.

    Ob da nicht die Formulierung "investieren" die treffendere wäre statt "sparen" ... ? Und beispielsweise der Status Selbständige scheint auch eher nicht zum Weltbild von Herrn Tenhagen zu gehören ... ?

    Wer später anfange, etwa mit 30, müsse mehr zurücklegen - "mindestens 15% vom Netto". Tenhagen beruft sich dabei auf Finanztip-Berechnungen mit über 900 Musterfällen im Alter von 20 bis 55 Jahren. Wie das Portal ausführt, fußen die Berechnungen auf Musterfällen, die zwischen 20 und 55 Jahren alt sind, jährlich 30.000 bis 60.000 brutto verdienen und bis zum Renteneintritt 80% ihres Netto-Gehalts zur Verfügung haben möchten.

    Mit dem letzten Satz könnte vielleicht eher gemeint sein, "ab dem Renteneintritt 80% ihres früheren Nettoeinkommens auch im Rentenalter zur Verfügung haben möchten ...

    Dabei wird von einer jährlicher Rentensteigerung von 1,7%, einer Inflationsrate von 2% und einer Lebenserwartung von 98 (Männer) und 100 (Frauen) ausgegangen.

    "Der Bundeskanzler möchte mit seiner Aussage jungen Menschen deutlich machen, daß zusätzliche private Vorsorge für den Ruhestand eine wichtige Säule der Altersvorsorge ist, und es deshalb wesentlich ist, sich schon in jungen Jahren damit auseinanderzusetzen", entgegnet ein Regierungssprecher auf die Finanztip-Kritik. Gerade auch, weil Zinseszinseffekte über lange Zeiträume wirken könnten

    :rolleyes:

    "Diesen Fokus habe auch die Frühstart-Rente, die Teil des derzeit geplanten zweiten Rentenpakts sei. Dabei gehe es darum, jungen Menschen mit den Möglichkeiten eines Kapitalmarkts vertraut zu machen", heißt es mit Verweis auf eine Rede des Kanzlers in der Sache: "10 Euro im Monat vom 6. bis zum 18. Lebensjahr solle nicht der Sockel für eine spätere Altersvorsorge sein, sondern der Beginn dessen, was der Kapitalmarkt leisten kann. Das soll ihnen für die Zukunft den Mut geben, die Perspektive eröffnen und vor allen Dingen die Möglichkeiten zeigen, die sich mit einem Sparen im Kapitalmarkt eröffnen", wird daraus zitiert.

    :rolleyes:

    Ob statt "sparen" im Kapitalmarkt nicht generell "investieren" am oder im Kapitalmarkt die präzisere Formulierung wäre ... ?

    Zielführend hätte ich beispielsweise auch einen Hinweis gefunden, die monatliche Sparrate an das - in aller Regel über die Jahre und Jahrzehnte - steigende Einkommen entsprechend anzupassen.


    War sonst noch was ... ? Ach ja ...

    Bei Realitätsbezug: Von diesem Bundeskanzler werden wir (und ich) aktuell regiert ...

  • Die Essenz ist für mich: die Jungen müssen durchgängig auf die Verfügbarkeit von 10%-15% ihres Nettoeinkommen verzichten, um im Alter auf einem Level zu bleiben, das früher mal ohne so eine Lohneinbuße möglich war. Hierfür müssen sie dieses Geld einen grossen Teil ihres Lebens jemand anderes zur Verfügung stellen. Aber wenn sie dann Jahrzehnte später in's "Rentenalter" kommen (Wird man das dann noch so nennen? Wieso eigentlich?), dann gilt das Versprechen:

    Die Rendite ist sicher!

    :D

  • Die Essenz ist für mich: die Jungen müssen durchgängig auf die Verfügbarkeit von 10%-15% ihres Nettoeinkommen verzichten, um im Alter auf einem Level zu bleiben, das früher mal ohne so eine Lohneinbuße möglich war. Hierfür müssen sie dieses Geld einen grossen Teil ihres Lebens jemand anderes zur Verfügung stellen. Aber wenn sie dann Jahrzehnte später in's "Rentenalter" kommen (Wird man das dann noch so nennen? Wieso eigentlich?), dann gilt das Versprechen:

    Die Rendite ist sicher!

    :D

    Die Regel 10-15% des Gehalts für die Altersvorsorge zu investieren wird aber schon seid Jahrzehnten von Experten propagiert, ist jetzt nicht so eine ganz neue Erkenntniss die zukünftig nur die Jungen betrifft.

    Die deutliche Lohneinbuße hast du auch jetzt schon im Alter wenn du nix zusätzlich tust. Wann war den der Zeitpunkt als die Rente so groß war das es keine Lohneinbuße gab und wann nix dafür extra tun muss, hätte da mal gerne von dir das Datum.

  • Die Regel 10-15% des Gehalts für die Altersvorsorge zu investieren wird aber schon seid Jahrzehnten von Experten propagiert, ist jetzt nicht so eine ganz neue Erkenntniss die zukünftig nur die Jungen betrifft.

    Du hast recht, dass das schon seit Jahrzehnten propagiert wird. Allerdings waren es damalsDirektversicherung, Riesterverträge, Metallrente, etc, die angepriesen wurden. ETFs als Anlage für die Altersvorsorge sind relativ neu. Aber in dem interview mit Merz wurden konkret die Jungen adressiert. Daher kam auch mein Bezug auf die jüngere Generation.

    Die deutliche Lohneinbuße hast du auch jetzt schon im Alter wenn du nix zusätzlich tust. Wann war den der Zeitpunkt als die Rente so groß war das es keine Lohneinbuße gab und wann nix dafür extra tun muss, hätte da mal gerne von dir das Datum.

    09.11.1989 - aus mehreren Gründen.

  • Zu einer finanziell robusten Aufstellung und finanzieller Resilienz: Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt - im Sinne der Evolutionstheorie von Charles Darwin - sondern diejenige, die am besten auf die Rahmenbedingungen und auch deren Veränderungen reagiert ("Survival of the Fittest" im Sinne von "to fit" = passen). Das gilt auch beim Thema "private Finanzen". Von daher ist - für mich jedenfalls - der Blick auf das Finanz- und Geldsystem im Allgemeinen und die zu verwendende Währung im Speziellen von (mit)entscheidender Bedeutung. Ähnliches gilt für staatliche Rahmenbedingungen und staatliche Systeme bezüglich der Jurisdiktion, in der man lebt.


    Die Essenz ist für mich ...

    , daß es schon vor 40 spätestens aber vor 30 Jahren jedem auch nur halbwegs an solchen Themen Interessierten klar sein mußte, auf welche Probleme die Gesetzliche Rente hierzulande zuläuft (Umlagesystem vs demographische Entwicklung).

    Es hatte hier damals (90er) als Jour fix ein monatliches Selbständigen-Treffen. So gut wie alle hatten sich aus der GRV verabschiedet, aufgrund der Ausgestaltung derselben und der absehbaren Rahmenbedingungen für dieselbe. Die übrigens selbst meine Wenigkeit, als Finanz-Laie, nach kurzer damaliger Recherche klar und bewußt geworden war. Was letztlich nur bestätig, wie evident die strukturelle Problematik schon damals war.

    Dazu kommt erschwerend, daß die Politik sich nie dazu durchringen konnte, das Land für die weltweit begehrte (auch junge) "qualifizierte Zuwanderung" - die Rahmenbedingungen betreffend - adäquat aufzustellen. Seit 2015 läuft das tendenziell noch mehr in eine eher entgegengesetzte Richtung.

    Allerspätestens aber als die Politik das "Mantra" der erforderlichen "privaten Altersvorsorge" und das "gebetsmühlenartig" propagierte, mußte auch jedem Nicht-Interessierten oder Desinteressierten (um die Formulierung Finanz-"Dödel" zu vermeiden) klar sein, was bei der GRV "Sache" ist. Auf den politische Murksanteil bei "Riester" beispielsweise sowie die Tatsache, dies nicht zum Obligatorium gemacht zu haben, brauche ich an der Stelle nicht weiter eingehen.

    Um zu erkennen, daß für einen solches Umlagesystem (GRV) neben der Demographie (Verhältnis Beitragszahler vs Rentner startend bei 6 zu 1 - und absehbar Richtung 1,5 zu 1 oder noch dramatischer laufend) auch die wirtschaftliche Prosperität des Landes (Wirtschaftswachstum, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung) von großer Bedeutung ist, reichen rudimentärste Grundkenntnisse. Da landet man schnell und direkt beim Thema der "Internationalen Wettbewerbsfähigkeit".

    Ob eine real existierende EU da noch die "Kurve" kriegt, kann schon deshalb bezweifelt werden (Stichwort: Draghi-Bericht 2024: "EU im langsamen Todeskampf" und "Fokus auf die EU-Wettbewerbsfähigkeit"), weil die beteiligten Länder schlicht und einfach sehr unterschiedlich und teilweise sogar disparat sind und teilweise auch (völlig) andere Interessen verfolgen und Schwerpunkte setzen.

    Ähnlich pessimistisch sehe ich das inzwischen für Deutschland. Eine wirkliche Aufbruchstimmung nach Amtsantritt der Regierung Merz (um nochmals kurz Bezug auf Beitrag Nr. 3.425 zu nehmen) - nach der quälenden und lähmenden Zeit der schließlich geplatzten "Ampel" - vermag ich nicht auszumachen. Sinkende Produktivität, ein Potentialwachstum nahe Null, exorbitante Neuverschuldung in historischem Ausmaß (bei sich schon zeitnah verdoppelnder Zinsbelastung per annum) und mangelnder Reformwille sind eine sehr bis äußerst schlechte Melange.

    Aus meiner Sicht könnte (eher dürfte) daher die Unzufriedenheit breiter Bevölkerungskreise aufgrund der so generierten Ergebnisse eher noch zunehmen.

    Bei Realitätsbezug: Auf gute wirtschafts-politisch gesetzte Rahmenbedingungen sind besonders die eher Schwachen und tendenziell Immobilen angewiesen, denn nach allen von mir international gemachten Erfahrungen sind die Produktivsten und Stärksten auch die Mobilsten und können solchen schlechten Rahmenbedingungen ausweichen. Oder notfalls auch besser aushalten.

    Daß eine unleidige Frau Weidel Kanzlerin von Deutschland wird halte ich (zum Glück) für ausgeschlossen. Nichtsdestotrotz muß die Union ihre Souveränität zurückgewinnen, um eigene Mehrheiten zu finden. Daß die Union mittlerweile auf linke Parteien wie die SPD, Die Grünen oder gar Die Linke angewiesen ist, um regierungsfähig zu bleiben, halte ich für fatal. Weniger für die Union selbst. Vor allen Dingen aber für das Land.


    Die (Rest)Hoffnung stirbt wie immer zuletzt.


    Oder wie wir früher im Consulting sagten (bei den "Unberatbaren" oder "Verweigerern"): "Es muß erst noch schlimmer und schlechter werden - bis es vielleicht wieder besser werden kann".

  • , daß es schon vor 40 spätestens aber vor 30 Jahren jedem auch nur halbwegs an solchen Themen Interessierten klar sein mußte, auf welche Probleme die Gesetzliche Rente hierzulande zuläuft (Umlagesystem vs demographische Entwicklung).

    Es hatte hier damals (90er) als Jour fix ein monatliches Selbständigen-Treffen. So gut wie alle hatten sich aus der GRV verabschiedet, aufgrund der Ausgestaltung derselben und der absehbaren Rahmenbedingungen für dieselbe. Die übrigens selbst meine Wenigkeit, als Finanz-Laie, nach kurzer damaliger Recherche klar und bewußt geworden war. Was letztlich nur bestätig, wie evident die strukturelle Problematik schon damals war.

    1. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal der GRV. Bei den Beamtenpensionen gibt's vergleichbare Herausforderungen. Ich meine auch mal gelesen zu haben, das ähnliche Probleme z.B. auch beim Öffentlichen Rundfunk und bei den Sparkassen bestehen.

    2. Der "Boomer-Bauch" bei der Demographie ist ein temporäres Problem. Ich hatte bereits gefragt, warum es einerseits so ist, dass die GRV eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe in Bezug auf versicherungsfremde Leistungen haben soll (s.o.) und andererseits aber der Staat nicht in der Verpflichtung sein sollte, das temporäre Problem mit den Boomern zu überbrücken.

    Dazu kommt erschwerend, daß die Politik sich nie dazu durchringen konnte, das Land für die weltweit begehrte (auch junge) "qualifizierte Zuwanderung" - die Rahmenbedingungen betreffend - adäquat aufzustellen. Seit 2015 läuft das tendenziell noch mehr in eine eher entgegengesetzte Richtung.

    Hierzu könnte man ein eigenes Kapitel aufmachen, warum die "Geiz ist geil" Mentalität auch bei der Industrie zu Problemen führt. Oder was passiert, wenn nicht mehr das gemacht wird, was langfristig Wettbewerbsvorteile verschafft, sondern nur das, was kurzfristig den Gewinn (scheinbar) maximiert.

    Allerspätestens aber als die Politik das "Mantra" der erforderlichen "privaten Altersvorsorge" und das "gebetsmühlenartig" propagierte, mußte auch jedem Nicht-Interessierten oder Desinteressierten (um die Formulierung Finanz-"Dödel" zu vermeiden) klar sein, was bei der GRV "Sache" ist. Auf den politische Murksanteil bei "Riester" beispielsweise sowie die Tatsache, dies nicht zum Obligatorium gemacht zu haben, brauche ich an der Stelle nicht weiter eingehen.

    Ich habe noch keine Studie gesehen, die sich damit beschäftigt, ob und wie die private Altersvorsorge Probleme produziert. Denn da werden gigantische Summen der Finanzindustrie übergeben, die damit "etwas macht". Und dass die Rendite, die sie dann erwirtschaften 1) auch durch Arbeit ermöglicht werden muss und 2) dann noch über eine Zwischenhändler läuft, der daran auch profitieren will, scheint auch nicht "common sense" zu sein.

    Um zu erkennen, daß für einen solches Umlagesystem (GRV) neben der Demographie (Verhältnis Beitragszahler vs Rentner startend bei 6 zu 1 - und absehbar Richtung 1,5 zu 1 oder noch dramatischer laufend) auch die wirtschaftliche Prosperität des Landes (Wirtschaftswachstum, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung) von großer Bedeutung ist, reichen rudimentärste Grundkenntnisse. Da landet man schnell und direkt beim Thema der "Internationalen Wettbewerbsfähigkeit".

    Ob eine real existierende EU da noch die "Kurve" kriegt, kann schon deshalb bezweifelt werden (Stichwort: Draghi-Bericht 2024: "EU im langsamen Todeskampf" und "Fokus auf die EU-Wettbewerbsfähigkeit"), weil die beteiligten Länder schlicht und einfach sehr unterschiedlich und teilweise sogar disparat sind und teilweise auch (völlig) andere Interessen verfolgen und Schwerpunkte setzen.

    Ähnlich pessimistisch sehe ich das inzwischen für Deutschland. Eine wirkliche Aufbruchstimmung nach Amtsantritt der Regierung Merz (um nochmals kurz Bezug auf Beitrag Nr. 3.425 zu nehmen) - nach der quälenden und lähmenden Zeit der schließlich geplatzten "Ampel" - vermag ich nicht auszumachen. Sinkende Produktivität, ein Potentialwachstum nahe Null, exorbitante Neuverschuldung in historischem Ausmaß (bei sich schon zeitnah verdoppelnder Zinsbelastung per annum) und mangelnder Reformwille sind eine sehr bis äußerst schlechte Melange.

    s.o.

    Aus meiner Sicht könnte (eher dürfte) daher die Unzufriedenheit breiter Bevölkerungskreise aufgrund der so generierten Ergebnisse eher noch zunehmen.

    Bei Realitätsbezug: Auf gute wirtschafts-politisch gesetzte Rahmenbedingungen sind besonders die eher Schwachen und tendenziell Immobilen angewiesen, denn nach allen von mir international gemachten Erfahrungen sind die Produktivsten und Stärksten auch die Mobilsten und können solchen schlechten Rahmenbedingungen ausweichen. Oder notfalls auch besser aushalten.

    Daß eine unleidige Frau Weidel Kanzlerin von Deutschland wird halte ich (zum Glück) für ausgeschlossen. Nichtsdestotrotz muß die Union ihre Souveränität zurückgewinnen, um eigene Mehrheiten zu finden. Daß die Union mittlerweile auf linke Parteien wie die SPD, Die Grünen oder gar Die Linke angewiesen ist, um regierungsfähig zu bleiben, halte ich für fatal. Weniger für die Union selbst. Vor allen Dingen aber für das Land.

    Ich habe hier irgendwo schon mal gefragt:
    "Haben wir wirtschaftliche und finanzwirtschaftliche Probleme, weil wir Krisen und Kriege haben? Oder haben wir Krisen und Kriege, weil wir wirtschaftliche und vor allen finanzwirtschaftliche Probleme haben?"

  • KaffeeOderTee

    Für meinen Teil stelle ich mir in dem Kontext insbesondere Fragen (auch Verständnisfragen), die mich und meine Finanzen betreffen sprich darauf Auswirkungen haben. Daneben auch Fragen bezüglich meiner individuell passenden Reaktionen auf die gegebenen (jedenfalls von mir nicht veränderlichen) Rahmenbedingungen. Bei Deinen Fragen bin ich mir oft unsicher, was Deine Motivation dabei ist.


    Ich habe hier irgendwo schon mal gefragt:
    "Haben wir wirtschaftliche und finanzwirtschaftliche Probleme, weil wir Krisen und Kriege haben? Oder haben wir Krisen und Kriege, weil wir wirtschaftliche und vor allen finanzwirtschaftliche Probleme haben?"

    Es dürfte zum einen naiv sein, darauf - als eindeutige Kausalität sprich Ursächlichkeit sozusagen - eine einfache Schwarz/Weiß-Antwort erwarten zu können.

    Der Blick in die Geschichte zeigt zum anderen, daß es immer Krisen und Kriege gab - ein "roter Faden" in der Menschheitsgeschichte - und zwar völlig unabhängig davon, ob man es mit Monarchie, Oligarchie, Autokratie, Diktatur oder Demokratie zu tun hatte und auch unabhängig davon ob es sich um Kommunismus, Sozialismus oder Kapitalismus handelte.

    Eine "ideale" und damit "perfekte" Staatsform und/oder Wirtschaftsform dürfte es so wenig geben, wie den "idealen" und "perfekten" Menschen. Der System-Kompromiß einer "Sozialen Marktwirtschaft" erscheint mir daher noch als die beste (präziser die am wenigsten schlechte) Variante.

    So lange jedenfalls ökonomische Sachgesetzlichkeiten berücksichtigt werden und mit Gesundem-Menschen-Verstand (GMV) agiert wird. Nehmen dagegen Ideologien und Träume, Visionen oder Wünsche überhand oder werden gar zum Leitbild - können die unvermeidlichen "Rendezvous mit der Wirklichkeit" - im Sinne von "Ent-Täuschungen" - nicht auf Dauer ausbleiben, weil die Hoffnungen sich nicht erfüllten (erfüllen konnten).

    Bei dem Grundtenor Deines Beitrags Nr. 3.430: Wie soll denn nach Deiner Vorstellung - um direkten Bezug zum Strangthema zu nehmen - die "Lösung" beim Thema "Gesetzliche Rente" aussehen ?

    Soll sich der Staat dieses Themas vollumfänglich annehmen und dies für seine Bürger (dann mutiert eher zu "Untertanen") auch vollumfänglich übernehmen und organisieren ?

    Für meinen Teil hatte ich beispielsweise (live) erlebt, wie sich der Staat dem Thema "Wohnen" (DDR, diverse Ostblockstaaten, UdSSR) angenommen hatte. Das hat mir jedenfalls für mein gesamtes restliches Leben als Erfahrung (aus)gereicht.

  • KaffeeOderTee

    Bei Deinen Fragen bin ich mir oft unsicher, was Deine Motivation dabei ist.

    Meiner Meinung nach sollte die GRV erhalten bleiben und stabilisiert werden. Ich brauche da keine Privatisierung und keinen weiteren Zwischenhändler, der daran verdient oder davon anders profitiert (Stimmrechte)

    Erst mal die versicherungsfremden Leistungen sauber erfassen. Dann diese durch Steuermittel finanzieren. Und wenn man riesige Sondervermögen für Rüstung locker machen kann, dann sollte man auch das dann übrig bleibende temporäre demographische Restproblem der Boomer überbrücken können.

  • Meiner Meinung nach sollte die GRV erhalten bleiben

    Meine Meinung war das schon immer.

    und stabilisiert werden.

    "Stabilisieren" hätte man die GRV aufgrund der damals schon klar absehbaren (!) strukturellen Probleme (Umlagesystem/Demographie) schon vor 30 oder 40 Jahren (!) durch die sukzessive Einführung ergänzender kapitalmarktgedeckter Elemente.

    Das war damals und wäre auch heute in Sachen Effizienz, Lohnnebenkosten, Wettbewerbsfähigkeit des Standort Deutschlands usw. die deutlich bessere Lösung.

    Und wenn man riesige Sondervermögen für Rüstung locker machen kann, dann sollte man auch das dann übrig bleibende temporäre demographische Restproblem der Boomer überbrücken können.

    Mag man bedauern, ist aber Fakt sprich da "beißt die Maus keinen Faden ab": Ohne A wie glaubwürdige Abschreckung bis V wie eigenständige (autarke) deutsche und/oder europäische Verteidigungsfähigkeit ist aber alles andere sozusagen leider nix - auch eine gute Rente aus der GRV nicht.

    Auch da hat man leider die Zeichen der Zeit (beginnend schon in der Obama-Administration und der Putin-Rede 2007 über Trump 1 bis hin zu Trump 2) nicht erkannt oder erkennen wollen. Was ein eigenständiges Thema wäre.

  • Und wenn man riesige Sondervermögen für Rüstung locker machen kann, dann sollte man auch das dann übrig bleibende temporäre demographische Restproblem der Boomer überbrücken können.

    Da kommen wir nicht zusammen. Klassische Rentenaufgaben müssen durch Beiträge finanziert werden.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.

    Grover Norquist

  • Ob Renten über Steuern oder Beiträge finanziert werden ist eine Entscheidung, die man treffen muss, dabei ist mehr als eine Antwort möglich. Die getroffene Entscheidung kann hinterher in Frage gestellt werden. Alles kein Beinbruch, selbst wenn die Entscheidung auf eine Mischfinanzierung hinausläuft.

  • Ob Renten über Steuern oder Beiträge finanziert werden ist eine Entscheidung, die man treffen muss,

    Korrekt.

    dabei ist mehr als eine Antwort möglich. Die getroffene Entscheidung kann hinterher in Frage gestellt werden.

    Und das wird das BVerfG aller Voraussicht nach tun.

    Alles kein Beinbruch, selbst wenn die Entscheidung auf eine Mischfinanzierung hinausläuft.

    Dann erkläre das gerne Anwälten, Architekten und anderen Versorgungswerkmitgliedern, warum sie für zwei Systeme bezahlen sollen.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.

    Grover Norquist

  • Ich hab es bereits mehrfach geschrieben. Erst mal muss sauber getrennt werden was sind versicherungsfremde Leistungen der GRV (besonders aus der Vergangenheit, DDR, Spätaussiedler) und was sind beitragsfinanzierte Leistungen. Erst wenn das sauber bilanziert wurde (auch rückwirkend natürlich) kann man sinnvolle Rechnungen aufmachen was durch Steuern zukünftig finanziert werden muss und was an Steuern aus der Vergangenheit an die GRV noch gezahlt werden muss, erst dann kann man sauber den reinen beitragsfinanzierten Teil der GRV betrachten (auch mit evtl. Erhöhungen oder Streichungen), alles andere ist nur Kaffeesatzleserei und Populismus.

  • Weil Steuerpflicht, nicht freiwillige Abgabe. Hier muss jeder für recht viel bezahlen, was ggf. nicht zur eigenen Wunschvorstellung passt.

    Ist zwar völlig systemwidrig, Beiträge und Steuern in einen gemeinsamen Topf zu werfen, aber hey, Solidaritäääääääät. Ganz wichtig, auch wenns noch mehr Leute in blaue Arme treiben wird.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.

    Grover Norquist

  • Alles kein Beinbruch, selbst wenn die Entscheidung auf eine Mischfinanzierung hinausläuft.

    Ist sie das aktuell denn nicht bereits?

    Dann erkläre das gerne Anwälten, Architekten und anderen Versorgungswerkmitgliedern, warum sie für zwei Systeme bezahlen sollen.

    Nicht nötig. Die haben es bisher ohne Massendemonstrationen hingenommen, daß ihr Steuergeld in die gesetzliche Rente wandert und ihr Versorgungswerk nichts abbekommt, also werden sie es vermutlich auch in Zukunft hinnehmen. :)

    Ich hab es bereits mehrfach geschrieben. Erst mal muss sauber getrennt werden was sind versicherungsfremde Leistungen der GRV (besonders aus der Vergangenheit, DDR, Spätaussiedler) und was sind beitragsfinanzierte Leistungen.

    Man könnte die Meinung vertreten, man müßte.

    Aber wer will das schon? Das will mit Sicherheit kein Politiker, denn damit würde die GRV ja berechenbar. Man wüßte dann, was finanzierbar ist (und aus Beiträgen finanziert wird) und was Wahlgeschenk ist. Solche Transparenz kann kein Sozialpolitiker ernsthaft wünschen.

    Erst wenn das sauber bilanziert wurde (auch rückwirkend natürlich) kann man sinnvolle Rechnungen aufmachen was durch Steuern zukünftig finanziert werden muss und was an Steuern aus der Vergangenheit an die GRV noch gezahlt werden muss, erst dann kann man sauber den reinen beitragsfinanzierten Teil der GRV betrachten (auch mit evtl. Erhöhungen oder Streichungen), alles andere ist nur Kaffeesatzleserei und Populismus.

    Ja, ja.

    Sind nicht alle Wahlen letztlich Populismus?

    :)