Junger finanz-Anfänger mit höherem Gehalt benötigt euren Rat...

  • Hallo allerseits,


    einige Informationen zu meinem Profil:

    Frisch aus dem Studium, 26 Jahre alt, möchte sein Geld anlegen und hat so gut wie keinen Plan. So geht es wahrscheinlich den meisten in meinem Alter, die nicht unbedingt Finanzwirtschaft studiert und ein Praktikum bei BlackRock absolviert haben.

    Ich habe einen extrem guten Job, verdiene zum Einstieg bereits ungefähr 65k Brutto im Jahr und nächstes Jahr voraussichtl. über 85k Brutto. Ich bin total überzeugt davon, dass es problemlos 100k+ in den nächsten 5 Jahren werden (arbeite in einem Großkonzern in top Strategieprojekten).

    Zudem habe ich eine Freundin und wir möchten/werden in kürze heiraten. Sie hat (noch) kein Einkommen, wird aber wenn es dazu kommt vermutlich höchstens +-3500€ Brutto verdienen, weil sie in der sozialen Branche tätig ist.


    So viel zu meinem Background und jetzt zum wichtigen Teil:

    Ich möchte mein Geld früh klug investieren und verhindern, dass die Inflation die ganze Mühe auffrisst. Insbesondere weil ich noch jung bin und durch das hohe Tagesgeld ein top Momentum habe, um mit heutigen Investments in 20 Jahren ordentliche Summen zu realisieren.

    Dabei beschäftige ich mich schon länger mit diversen Vorsorgemodellen wie ETF-Sparplänen und Rentenmodellen - bin also nicht komplett neu in der Investmentwelt - jedoch einfach noch sehr unsicher.


    Ich hatte auch schon Beratungsgespräche mit diversen Vertrieblern wie Tecis und DVAG und bin da sehr skeptisch, weil ich mir bei bestem Willen nicht vorstellen kann, dass da sinnhafte Verträge bei rauskommen. Insbesondere fällt mir dabei auf, dass sehr auf Riester und Rürup gesetzt wird und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sich das lohnt - was sind schon 200€ extra monatliche Rente mit 67 Jahren für monatliche Einzahlungen von ~160€??? Und dabei kann ich das ganze eingezahlte nicht einmal komplett auszahlen lassen (um mir bspw. eine extra Immobilie zu kaufen). Einzig und allein die steuerlichen Begünstigungen hören sich hierbei interessant an und ob das die Rendite von ETFs unterm Strich schlägt wage ich zu bezweifeln.

    Ich könnte mir bei Riester lediglich vorstellen, dass das interessant wird, wenn mal Nachwuchs kommt. Es macht einen im Alter trotzdem nicht wohlhabend, jedoch scheint der Return da dann sehr hoch zu sein wegen den staatlichen Förderungen.


    Ich bin dem Riester- und Rürup Modell im Kontext meines Backgrounds sehr skeptisch und halte da irgendwie nichts von. Jeden Monat 160€ einzahlen um dann später im Monat 200€ extra zur Rente haben - das kann es doch nicht sein?

    Dagegen würde ich das Geld viel lieber in einen ETF Sparplan investieren und den Zinseszins für mich arbeiten lassen...


    Was haltet ihr von Riester und Rürup vs. ETF-Sparplan im Kontext meines Profils? Was würdet ihr an meiner Stelle machen - also jung, gut-Verdiener mit besten beruflichen Aussichten?

    Ich halte momentan einen ETF-Sparplan viel sinnvoller. Ich bitte um euren Rat...

  • Seppuku

    Hat den Titel des Themas von „Finanz-Anfänger mit höherem Gehalt benötigt euren Rat...“ zu „Junger finanz-Anfänger mit höherem Gehalt benötigt euren Rat...“ geändert.
  • Dagegen würde ich das Geld viel lieber in einen ETF Sparplan investieren und den Zinseszins für mich arbeiten lassen...

    Sofern keine Immobilie geplant ist würde ICH exakt das tun. Vorher einen ausreichenden Notgroschen aufbauen. Deine Skepsis gegenüber dem Vermögensverbratern ist übrigens sehr....sagen wir mal.... gesund. :)


    Ach ja, und wie unter mit korrekterweise angemerkt: BU und PHV!

  • Investieren etwas Geld in einen Honorar-Finanzanlagenberater oder eine Beratung durch die Verbraucherzentrale.


    Simpler ETF Sparplan auf einen sehr breiten Index wenn keine Immobilie geplant ist + Geld zurücklegen für MBA (oder andere sinnvolle Weiterbildung) um Humankapital noch weiter zu steigern.


    Besser keine Produkte von Vertrieben wie DVAG, MLP, Tecis,... kaufen.


    Ansonsten BU (ohne Altersvorsorgeprodukte) + private Haftpflichtversicherung nicht vergessen.


    Thema Ehevertrag könnte noch sinnvoll sein.

  • Sofern keine Immobilie geplant ist würde ICH exakt das tun. Vorher einen ausreichenden Notgroschen aufbauen. Deine Skepsis gegenüber dem Vermögensverbratern ist übrigens sehr....sagen wir mal.... gesund. :)


    Ach ja, und wie unter mit korrekterweise angemerkt: BU und PHV!

    Lieben Dank für deinen Input!

    Eine Immobilie/Eigenheim ist geplant (wenn sich der Markt einigermaßen beruhigt hat)... Was würdest du da denn dann anders machen?

  • Weltweiter ETF, von FT empfohlenen, FT - Seite im Netz regelmäßig besuchen, Videos von Saidi anschauen, mehr braucht es nicht. Finanzen kannst du selbst ? und natürlich Ruhe bewahren, keine hektischen Aktivitäten und nur in Sachen investieren die du nachvollziehen kannst.

  • Weltweiter ETF, von FT empfohlenen, FT - Seite im Netz regelmäßig besuchen, Videos von Saidi anschauen, mehr braucht es nicht. Finanzen kannst du selbst ? und natürlich Ruhe bewahren, keine hektischen Aktivitäten und nur in Sachen investieren die du nachvollziehen kannst.

    Die Videos schaue ich mir fleißig an - einfach mega, was da für Infos mitgegeben werden!

  • Danke für dein Feedback! Was meinst du denn mit "...wenn keine Immobilie geplant ist". Was spricht denn gegen den ETF Sparplan, wenn eine Immobilie geplant ist?

  • Hallo.


    26 und gutes Gehalt sind zwei Voraussetzungen, die viele Leute nicht haben, wenn sie anfangen sich Gedanken zu machen.


    Zunächst sollte die Absicherung stehen:

    1. Krankenversicherung

    2. Haftpflicht

    3. Notgroschen

    4. Berufsunfähigkeit

    5. Alter


    Die Höhe des Notgroschens ist diskutabel, zur BUV gibt es auch verschiedene Ansichten, aber das soll jeder für sich selbst bewerten.


    Die Altersabsicherung sollte ganz eindeutig über Vermögensaufbau laufen, dazu hat Finanztip auch eine Meinung. Versicherungen sind da nicht vonnöten. Falls der AG eine bAV anbietet, kann man beherzt zuschlagen, vorausgesetzt die Bedingungen sind nicht allzu unterirdisch.

    Die Frage der Aufteilung zwischen ETF-Sparplan und Tagesgeld hängt an der Frage des Immobilienwunsches, lässt sich aber jederzeit wieder nachjustieren.


    Vielleicht hilft das. :saint:

  • Ok Immobilie geplant, dann alles zurück. Zunächst brauchst du einen Plan, wann es mit der Immobilie soweit sein soll. Alles was mit Anlagen in Richtung Börse geht, braucht viel Zeit, heißt alles was unter 10-15 Jahre ist, wäre mit sehr viel Risiko verbunden. Kürzeres Zeitfenster geht Richtung Tages/Festgeld, wenn im Moment auch nicht sehr erträglich.

  • Danke für dein Feedback! Was meinst du denn mit "...wenn keine Immobilie geplant ist". Was spricht denn gegen den ETF Sparplan, wenn eine Immobilie geplant ist?

    Wenn die Immobilie z b. in 5 Jahren geplant ist, dann sollte man eher weniger schwankungsreiche Anlageprodukte nutzen wie Tagesgeld oder Festgeld. Kommt immer auf den Anlagehorizont an.

  • Wann ist die Immobilie geplant? In den nächsten 5 bis 10 Jahren? Dann heisst es Eigenkapital ansammeln. Das würde ICH dann übers Tagesgeld machen. Bei hohem Verdienst kann man aber durchaus auch parallel mit kleiner Sparrate anfangen in ETFs zu gehen, alleine schon um langsam Erfahrungen zu sammeln.

  • Riester lohnt sich nicht, außer man verdient sehr wenig und hat viele Kinder.

    Bei Rürup gibt es eine handvoll guter Verträge, aber da muss man schon die 2-3 guten auf dem Markt finden und die sind eher für Selbständige nützlich. Für Gutverdiener nur selten lohnenswert eher bei Abfindungen, etc. oder wenn man niedrige Einzahlungen mit maximalen Risiko kombiniert.

  • Danke für euren Input!

    Eine Immobilie/Eigenheim käme in ca. 5 Jahren in Frage. Ich habe mir überlegt, 300€ in den ETF Sparplan zu stecken und parallel einen Teil des restlichen Geldes fürs Eigenheim anzusparen. Beim Sparplan bin ich sehr flexibel. Es müssen nicht immer 300€ sein. Wenn das Gehalt gut steigt, kann ich die monatliche Einzahlung immer noch dementsprechend erhöhen. Und umgekehrt senken. Ich führe selbstverständlich eine gesunde Balance aus ETFs ansparen, Notgroschen, Konsum und gezieltes Ansparen für die Immobilie - alles flexibel je nachdem wie sich mein Gehalt entwickelt.

  • Joa, hört sich doch nach einem Plan an :)

    Bedenke, je mehr Eigenkapital, desto weniger musst du finanzieren. Bei hohen Zinsen ist das echt wichtig ;)


    Und alleine schon diese Flexibilität spricht gegen Riester und vorallem Rürup.

  • Hallo allerseits,


    einige Informationen zu meinem Profil: ...

    Ich bitte um euren Rat...

    Grundsätzlich: Von Strukturvertrieben (DVAG etc.) und dergl. würde ich mich generell fernhalten. Vermutlich auch von Banken (bis auf die eventuelle Immobilienfinanzierung, da dann unvermeidlich) sondern diese eher als reine "Abwicklungsplattformen" sehen und entsprechend verwenden.


    Ebenso von eher unflexiblen Sachen wie Riester, Rürüp, Kapitallebensversicherungen, privaten Rentenversicherungen usw.


    Im ersten Schritt würde ich zunächst auf die Risikoseite schauen (zwingende Versicherungen checken, optimieren bzw. abschließen wie Privathaftpflicht und Berufsunfähigkeit).


    Generell auch mal überlegen (Stichwort: Krankenversicherung), ob man sich (und seine eventuelle zukünftige Familie) eher in der PKV oder der GKV sieht (letzteres ergänzt eventuell durch private Zusatzversicherungen, die man in jungen Jahren noch günstig einkaufen kann).


    Stichwort Immobilie: Je nach der Einkommensentwicklung in den nächsten 5 Jahren würde ich einen relevanten Anteil (20-50 oder mehr %) des regelmäßigen Sparanteils bunkern, um etwas (besser ausreichend) Eigenkapital für die Option Immobilie zu schaffen (dafür auf sog. "sichere" Tagesgelder, kurzlaufende Festgelder usw. setzen). Beim Thema selbstgenutzte Immobilie bedenken: Karrieren in Großkonzernen setzen nicht selten räumliche Flexibilität voraus ...(Beispiel: Auslandsaufenthalte über mehrere/viele Jahre).


    Den andere Teil des regelmäßigen Sparanteils würde ich in einen (oder im weiteren Verlauf max. 2-3) weltweite Aktien-ETF stecken (Spar-Rate sollte dabei dynamisch mit dem (hoffentlich) steigenden Einkommen mitwachsen bzw. ab höherem Einkommen überproportional steigen).


    Für den Immobilienkauf würde ich mir wahrscheinlich irgendeine eine Deadline setzen (z. B. das Alter von 40), weil es (jedenfalls für den Normalbürger) eine ziemlich bedeutsame Entscheidung ist und die gesamte Strategie zur Vermögensbildung nicht unerheblich beeinflusst. Die Immobilie entfaltet auch mehr Sinn, wenn z. B. die (eventuellen) Kinder noch was davon haben.


    Kenne genug Leute, die seit > 10 Jahren (sehr) hohe Beträge für einen Immobilienkauf vorhalten bzw. bunkern (diese Beträge leiden massiv unter den langjährigen negativen Realzinsen) - und bis heute aber immer noch keine Immobilie gekauft haben ...


    Im Fall einer Heirat würde ich zumindest mal die Option eines (fairen) Ehevertrages ins Kalkül ziehen. Schon allein um Ärger, Streit und Stress (im Fall des Falles) zu minimieren.


    Das Cash-Polster würde ich in der Situation übrigens generell eher hoch ansetzen, da einiges in nächster Zeit anstehen könnte (Auto, Umzug, Berufskleidung/Anzüge, Heirat usw.).


    Der höchste Vermögenswert und damit der wichtigste Hebel ist (noch) Dein Humankapital. Optimierungen in dem Bereich dürften mittel- bis langfristig gesehen die beste Rendite bringen (mit weitem Abstand vor ETFs, vor der Immobilie usw.).


    Wobei man eine selbstgenutzte Immobilie weniger unter Renditegesichtspunkten sondern eher unter Lifestyle-Aspekten bewerten sollte.


    Ab einem gewissen Punkt (umso früher desto besser) sollte sich das idealerweise umdrehen (selbst wenn Du eine gute Karriere mit steigendem Einkommen hinlegst ...) und die Erträge aus dem (hoffentlich klug angelegten) Vermögen mit dem Einkommen gleichziehen oder dieses sogar überholen.


    Genereller Rat: Egal wie stark das Einkommen steigt, die Ausgaben (Konsum usw.) sollten nicht mit dem gleichen Tempo (oder sogar noch schneller) mitsteigen. Könnte da tolle (präziser traurige) Stories aus meinem Umfeld berichten ...


    Meinem Big-Picture geschuldet (Papiergeldsystem sowie hierzulande noch dazu die fragile Einheitswährung Euro in Dauerrettung) würde ich von Anbeginn an auf einen (minimalen) Anteil Bargeld (sprich Zentralbankgeld - eventuell neben Euro auch in anderen Sorten wie US-Dollar und/oder Schweizer Franken) sowie auf einen (sehr kleinen) Anteil physisches Gold nicht verzichten.


    Alles nur meine bescheidene Meinung.


    Viel Erfolg und gutes Gelingen !

  • Alles Wichtige haben die Vorredner gesagt, dem ich zu 95% zustimme.


    Zweimal wurde aber auch Festgeld genannt. Das würde ich im Zusammenhang mit der Immobilie auf keinem Fall machen. Wenn Dir heute ein gutes Objekt über den Weg läuft, aber Dein Geld noch 12 Monate fest liegt, hast Du ein Problem. Daher würde ich das durch seriöse, kurzlaufende Anleihen ersetzen. Die Renditen sind eher etwas besser, können aber börsentäglich verkauft werden. Das Kursrisiko bei kurzen Restlaufzeiten ist dann vernachlässigbar.