Abschaffung Steuerklassen III/V

  • Liebe Finanztip-Community,


    in letzter Zeit höre ich immer wieder, dass zum 1. Juli 2023 die Steuerklassen III/V abgeschafft werden sollen.


    z.B.

    Gesetz will Steuerklassen abschaffen: Millionen Menschen werden umsortiert - CHIP


    Was richtig Offizielles (z.B. eine Info vom Finanzamt) habe ich aber noch nicht gefunden. Die Änderung könnte ja zudem in bereits weniger als drei Monaten zu erwarten sein.


    Mir ist bewusst, dass das Ehegattensplitting hiervon nicht berührt wird und es im Ergebnis nach der jährlichen Steuererklärung finanziell keinen Unterschied macht. Sinn und Zweck der geplanten Änderung vermag ich grundsätzlich nachzuvollziehen.


    Ich habe nur die Sorge, dass die Kombination IV/IV (gegebenenfalls mit Faktor) bis zur Abgabe der Jahressteuererklärung monatlich netto für das gesamte Familieneinkommen deutlich schlechter ist. Wir hatten uns bewusst für III/V entschieden, weil ich deutlich mehr verdiene als meine Frau. Meine Frau fand es auch besser, weil ich den Großteil der monatlichen Ausgaben trage. In den aktuellen Zeiten täte ein (wenn auch nur vorläufiges) monatliches Minus beim Netto schon weh.


    Hat hier jemand Erfahrung mit den Steuerklassen IV/IV bei deutlich unterschiedlichen Bruttoeinkommen?


    Weiß jemand Genaueres zum Sachstand der geplanten Gesetzesänderung?

  • Danke für die Rückmeldungen.

    Dass III/V oder IV/IV (gegebenenfalls mit Faktor) unterm Strich keinen Unterschied machen, ist mir bewusst.

    Mir geht es - platt formuliert - darum, dass ich halt meine Rechnungen monatlich zahlen muss und hier nicht erst auf eine Gutschrift der jährlichen Steuererklärung warten kann.

    Kann man bei IV/IV im Faktorverfahren den Faktor so bilden, dass - zumindest auf das Familieneinkommen bezogen - das aktuelle Nettoeinkommen unverändert bleibt?


    Gibt es brauchbare Hilfen im Netz, um den passenden Faktor zu ermitteln?

  • Mir geht es - platt formuliert - darum, dass ich halt meine Rechnungen monatlich zahlen muss und hier nicht erst auf eine Gutschrift der jährlichen Steuererklärung warten kann.

    Dafür hat der/die/das Eine oder Andere eine Liquiditätsreserve ;-)...

    Aber grundsätzlich hast du natürlich Recht; die Optimierung der Nettoeinkünfte ist schon vorteilhaft.

  • Hier im Steuerklassen-Rechner mal alles eintragen und ablesen wie sich welche Konstellation oder ein Faktor auswirkt.

    Danke für den Hinweis.


    Habe dies mal anhand des Steuerbescheides für 2022 durchgespielt.


    Die berechnete Steuer in der Kombi III/V hat der Rechner exakt so festgesetzt, wie das Finanzamt. Der Rechner kam aber auf eine Nachzahlung i.H.v. 2.360 €, obwohl wir eine Erstattung von 1.100,- € erhalten haben. Hängt wahrscheinlich mit Kinderbetreuungskosten etc. fest, die der Rechner nicht berücksichtigt.


    Das Faktorverfahren scheint ja schon zu berücksichtigen, dass man bei der Jahressteuererklärung ca. +/- null ist. Wenn ich aber nun den vom Rechner vorgeschlagenen Faktor für die Berechnung des Nettoeinkommens berücksichtige, hätten wir im Monat insgesamt ca. 400,- € netto weniger als bislang.


    Klar, das wird bei der Steuererklärung dann "gerade gezogen". Aber wenn ich jeden Monat zuerst 400,- € Minus mache, sind die Reserven schnell angefressen. Da darf sonst nicht viel passieren.


    Und - das wird noch der unangenehme Teil - ich muss meiner Frau klar machen, dass ihr mehr an Netto dazu führen wird, dass sich sich auch ein bestimmten Ausgaben beteiligen muss. Bislang trage ich die wesentlichen Sachen allein.

  • Dafür hat der/die/das Eine oder Andere eine Liquiditätsreserve ;-)...

    Aber grundsätzlich hast du natürlich Recht; die Optimierung der Nettoeinkünfte ist schon vorteilhaft.

    In meine Liquiditätsreserve hatte ich nicht die Situation eingeplant, dass die Steuerklassen modifiziert werden. ;)

  • Klar, das wird bei der Steuererklärung dann "gerade gezogen". Aber wenn ich jeden Monat zuerst 400,- € Minus mache, sind die Reserven schnell angefressen. Da darf sonst nicht viel passieren.

    Das ist eine einmalige Umstellung, wenn sich sämtliche Beteiligte einig sind, sollte das beherrschbar sein.

  • In dem Artikel, den Patrick1978 eingangs verlinkt hat, wird diese Änderung mit "Fairness" begründet. Der tatsächliche Grund dürfte aber hier liegen: "Die Idee hinter der Steuerklassenreform ist nicht schlecht, denn in der Praxis kommt es bei der Kombination 3/5 regelmäßig zu größeren Steuernachzahlungen." - Das FA will das Geld sofort und nicht erst Mitte des Folgejahres.

  • In dem Artikel, den Patrick1978 eingangs verlinkt hat, wird diese Änderung mit "Fairness" begründet. Der tatsächliche Grund dürfte aber hier liegen: "Die Idee hinter der Steuerklassenreform ist nicht schlecht, denn in der Praxis kommt es bei der Kombination 3/5 regelmäßig zu größeren Steuernachzahlungen." - Das FA will das Geld sofort und nicht erst Mitte des Folgejahres.

    Das ist halt ein weiterer Punkt, warum ich mir mit der Umstellung schwer tue.


    Trotz III/V haben wir immer eine Erstattung bekommen - nutze aber auch nicht die Möglichkeit der Lohnsteuer-Ermäßigung.


    Bei Umstellung auf IV/IV (auch mit Faktor) würde ich dem Finanzamt ein gefühltes "Darlehen" geben.


    Wir planen eine Immobilienfinanzierung. Hier zählt das Netto. Beim Hinweis darauf, dass ich bei IV/IV eine jährliche Nachzahlung zu erwarten habe, dürfte für die meisten Banken unbeachtlich sein.

  • Iin letzter Zeit höre ich immer wieder, dass zum 1. Juli 2023 die Steuerklassen III/V abgeschafft werden sollen.

    Feministen dringen sehr auf die Abschaffung der Steuerklassen III/V (zugunsten des sog. "Faktorverfahrens"), obwohl diese Steuerklassenwahl für kühl rechnende Ehepaare ggf. Vorteile bringt. Ich halte es für geradezu ausgeschlossen, daß diese Änderung bereits zum 01.07.2023 in Kraft treten wird. Solche Änderungen brauchen Vorlauf, damit die vielen Lohnbuchhaltungen im Land verwaltungen sie auch umsetzen können.

    Ich habe ... die Sorge, dass die Kombination IV/IV (gegebenenfalls mit Faktor) bis zur Abgabe der Jahressteuererklärung monatlich netto für das gesamte Familieneinkommen deutlich schlechter ist.

    Wir hatten uns bewusst für III/V entschieden, weil ich deutlich mehr verdiene als meine Frau. Meine Frau fand es auch besser, weil ich den Großteil der monatlichen Ausgaben trage. In den aktuellen Zeiten täte ein (wenn auch nur vorläufiges) monatliches Minus beim Netto schon weh.

    Wenn das so ist, Du also auf das jährliche Darlehen des Finanzamt angewiesen bist, solltest Du Deine Familienfinanzen mal überprüfen. Wenn Du nicht weißt, wie Du mit dem Geld zurechtkommst, wenn Du unterjährig die Steuer mit z.B. 400 Euro im Monat unterzahlst, woher willst Du dann die Nachzahlung von 12 x 400 Euro = 4800 Euro nehmen, die Du nach Erhalt des Steuerbescheids zahlen mußt?


    Ach so: Du mußt überhaupt nicht so viel nachzahlen, der Kinderbetreuungskosten wegen, die Du erst im Rahmen der Steuererklärung veranschlagst. Man könnte ja eventuell erwägen, sich einen Lohnsteuerfreibetrag eintragen lassen. :)

    Weiß jemand Genaueres zum Sachstand der geplanten Gesetzesänderung?

    Natürlich nicht. Davon abgesehen wäre es auch nicht sinnvoll, Gerüchte weiterzuverbreiten.

  • Noch ein Argument für IV/IV: Wir haben Fachkräftemangel. Im klassischen Setting gutverdienender Mann in III und Hausfrau+Mutter vielleicht mit Teilzeitstelle in V wird die Frau dazu verleitet, gar nicht erwerbstätig zu sein oder nicht die Arbeitszeit aufzustocken, weil "das denn ja sowieso alles an die Steuer geht" und sich der Aufwand für das verbleibende Mehr-Netto nicht lohnt. Durch diese Psychologie geht der Gesellschaft viel Arbeitskraft verloren.

  • Noch ein Argument für IV/IV: Wir haben Fachkräftemangel. Im klassischen Setting gutverdienender Mann in III und Hausfrau+Mutter vielleicht mit Teilzeitstelle in V wird die Frau dazu verleitet, gar nicht erwerbstätig zu sein oder nicht die Arbeitszeit aufzustocken, weil "das denn ja sowieso alles an die Steuer geht" und sich der Aufwand für das verbleibende Mehr-Netto nicht lohnt. Durch diese Psychologie geht der Gesellschaft viel Arbeitskraft verloren.

    Das Argument hört man in diesem Zusammenhang immer wieder, überzeugt mich aber nicht.


    Denn für das Familieneinkommen ist es netto - spätestens nach der Steuererklärung - egal, welche Kombination man gewählt hat.


    M.E. wäre es da zielführender, Frauen genau wie Männer zu bezahlen, gute Karrieremöglichkeiten zu bieten und verlässliche Betreuungsangebote (gegebenenfalls kostenlose) zu schaffen. Das gilt natürlich auch für Männer, die Familienpflichten aktiv wahrnehmen.

  • Ach so: Du mußt überhaupt nicht so viel nachzahlen, der Kinderbetreuungskosten wegen, die Du erst im Rahmen der Steuererklärung veranschlagst. Man könnte ja eventuell erwägen, sich einen Lohnsteuerfreibetrag eintragen lassen. :)



    Ich muss gestehen, dass ich mir noch nie einen Lohnsteuerfreibetrag habe eintragen lassen. Das war mir immer zu bürokratisch. ;)