Wie gesagt spreche ich ja auch gar nicht davon, dass meine Gesamtrisikoallokation 80/20 oder 100/0 ist. Ich muss aber irgendwie festlegen wie meine Sparrate in die eher risikoarme und die eher risikobehaftete Anlageklassen sein soll. Und die lege ich nach solch einer Zahl fest.
Wir reden die ganze Zeit aneinander vorbei: Du sprichst darüber, wie man seine Sparrate aufteilt. Ich spreche darüber, wie man sein Vermögen allokiert.
Während die Vermögensallokation eine von der individuellen Risikobereitschaft abhängige aktive Entscheidung ist (mein Thema), ist die Aufteilung der Sparrate (dein Thema) nur eine Konsequenz aus der aktuellen und gewünschten Vermögensallokation, die für sich genommen keinerlei Aussagekraft besitzt.
In der Praxis sind beide Aufteilungen zunächst identisch: Wie du vollkommen richtig feststellst kannst du in Ermangelung einer Glaskugel nicht wissen wie sich die einzelnen Vermögensteile entwickeln. Entsprechend wird deine Sparrate zunächst der Ziel-Vermögensallokation entsprechen. Nach dem ersten Planungshorizont (z.B. 1 Jahr) sieht das aber schon anders aus: Dann haben sich deine risikoreicheren Anlagen hoffentlich besser entwickelt als die sichereren Anlagen, weshalb sich das Vermögen zugunsten der risikoreicheren Anlagen verschiebt.
Es ist also ein Rebalancing notwendig. Das kannst du im Wesentlichen auf zweierlei Art machen: Indem du zu einem Stichtag aktiv umschichtest oder indem du die Sparraten anpasst.
Wenn du letzteres tust hat die Aufteilung deiner Sparrate unter Umständen nicht mehr viel mit deiner Ziel-Vermögensallokation zu tun. Sie hat aber auch nichts mehr mit deiner Risikobereitschaft zu tun. Sie ist nur eine Folge aus deiner Ist- und Soll-Vermögensallokation. So kann es bei einer sehr positiven Entwicklung der risikoreicheren Anlagen bspw. sein, dass deine komplette Sparrate in sicherere Anlagen fließt - was dann nicht heißen würde, dass du extrem risikoavers wärst, sondern nur, dass du rebalanced. Das Verhältnis deiner Sparraten zueinander hat dann allerdings keinerlei inhaltliche Aussagekraft mehr.
Du missverstehst glaube ich einen entscheidenden Punkt
Nein. Das Missverständnis liegt darin, dass Du (hier tatsächlich Benutzer Impidimpi) Deiner Sparrate, obwohl Du sie offenbar zum Rebalancing nutzt, offenbar trotzdem inhaltliche Aussagekraft zumisst (Übrigens: "Offenbar" steht da nicht grundlos).
Das ist, wie oben ausgeführt, nicht der Fall und führt komplett in die Irre: Für die Einschätzung des Risikos von Vermögen ist eine zum Rebalancing genutzte Sparrate komplett irrelevant. Sie dennoch zu nutzen ist das, was ich als "Selbstbetrug" beschreibe.
Letzterer steigt im Gegensatz zu ersterem langfristig an und gewinnt dabei an Gewicht innerhalb meines Vermögens. Meine Rücklagen werden wahrscheinlich in nicht so großem Maße wachsen. Ich werde aber durch meine Strategie nie hingehen und […] meine Rücklagen mit ins Rebelancing einzubeziehen. Die bleiben unabhängig davon, […] Manchem ist das zu viel Sicherheit, andere wollen noch deutlich mehr Sicherheit.
Da unterliegst Du (Benutzer Impidimpi) einem recht kapitalen Denkfehler: Das bedeutet eine langfristig immer risikoreicher werdende Vermögensallokation.
Wenn du (nicht "Du") dir dessen bewusst bist und du das aus welchen Gründen auch immer als richtig empfindest: Absolut kein Problem. Tust du das nicht und unterliegst der Fehleinschätzung, dass dein Risiko nicht steigen würde, liegt das vor, was ich hier mit "Selbstbetrug" umschreibe.
Mal angenommen Du (Benutzer Impidimpi) bist dir darüber bewusst, dass dadurch im Zeitablauf Dein Risiko immer weiter steigt, wäre es für mich doch spannend zu erfahren welche Gedanken hinter diesem Anlagekonzept stehen. Es widerspricht jedenfalls auch dem, was Finanztip regelmäßig empfiehlt.
Du hast in deiner 70/30 Betrachtung die GRV vermutlich auch nicht drin,
Selbstverständlich gehören Rentenansprüche, ob nun gesetzliche oder private Rente, mit in die Betrachtung. Ob du deine Rentenansprüche aktiv als Teil deines Vermögens trackst oder einen Vermögensaufbau planst der zum Ziel hat die Rentenlücke zu schließen, ist letztendlich vollkommen egal. Finanztip kommuniziert letzteres.
Ich persönlich (Benutzer Rudi90) tracke meine GRV-Ansprüche als Teil meines Vermögens. Da tut sich aber auch nicht viel, da ich persönlich glücklicherweise nicht in dieses vollkommen kaputte System einzahlen muss und es daher auch nicht tue.
Ich kenne zwar das "kapitale Du", ist mir aber im Alltag nicht wirklich geläufig, anders als Sie/Ihr.
Wir sind hier in einem anonymen Forum, keinem sozialen Netzwerk. Wieso sollte ich über Deine individuell-persönlichen Verhältnisse sprechen? Wir kennen uns nicht und was Du persönlich machst berührt mein Leben nicht… Beziehe, gerade im Internet, nicht alles auf dich persönlich.