Ein Schelm, wer böses dabei denkt.
Das denke ich im Kontext mit dem Bargeld generell und z. B. dem Thema ZLB auch.
Es reichen rudimentäre Kenntnisse, wie die meinigen, der monetären Ökonomik, um zu erkennen, daß in einer derart langen Phase (2009 bis 2002) der ultra-expansiven Geldpolitik der EZB (mit erst Niedrig, dann Null- und schließlich Negativzinsen) die makroökonomische Problematik "Zero Lower Bound" (ZLB) als "Null-Untergrenze" zum Thema wird. Ein Aspekt betrifft dann auch das Bargeld, weil dieses beliebig hohen Negativzinsen im Wege steht und diesen eine natürliche Grenze nach unten setzt. Vereinfacht: Übersteigen die Verluste durch den Negativzins die Kosten der Bargeldhaltung werden die Menschen als Geldinhaber in die Bargeldhaltung ausweichen (Aufwand und Kosten der Bargeldhaltung hängen auch entscheidend von der Stückelung (Nominalwert) der Geldscheine ab - das verkündete Ende des 500 €-Scheins (bis dato größter Euro-Geldschein) seitens der EZB fällt genau in die Phase ...). Der EZB-Rat hatte - nach meiner Erinnerung - am 4 Mai 2016 entschieden, daß die "Produktion und Ausgabe der 500-Euro-Banknote gegen Ende des Jahres 2018 eingestellt wird" ...
Zu der Problematik ZLB auch im Kontext mit dem Bargeld gab es damals diverse Kommentare und Einlassungen (bis hin zur Bargeldabschaffung) von Ökonomen, Arbeitspapiere von EZB-Mitarbeitern, Arbeitspapiere des IWF usw. Auf informeller EZB-Ebene wurde beispielsweise diskutiert, wie man noch höhere Negativzinsen auf breiter Fläche in der Bevölkerung am besten durchsetzen könne.
Die Interessengruppen für eine Zurückdrängung bis zur Abschaffung des Bargelds sind jedenfalls mächtige und gewaltige: Angefangen vom Staat (völlige Kontrolle, "gläserner Bürger") über die Banken (Kostenersparnis) und die vielen Anbieter unbarer Bezahlmethoden (Geschäftsmodell, Umsatz- und Gewinnsteigerung, bei Wegfall des Bargelds Monopolstellung) bis hin zu den Notenbanken (unbegrenzte Macht in Sachen Geldpolitik, z. B. Negativzinsen in beliebiger Höhe). Auch der Handel würde dies (ganz überwiegend) begrüßen, da Untersuchungen zeigen, daß bei "unbarer" Zahlung tendenziell mehr ausgegeben wird als bei Barzahlung.
Insofern kann man (jedenfalls ich tue das) die diversen Initiativen zum Erhalt der Bargeldes samt Bargeldversorgung nur ausdrücklich begrüßen. An prominentester Stelle ist dabei sicherlich die Deutsche Bundesbank zu nennen - die diese Problematik schon lange umtreibt (über die diesbezüglichen Studien der Deutschen Bundesbank hatte ich hier an anderer Stelle schon mal was geschrieben) - mit der Gründung ihres Nationalen Bargeldforums. Die Kick-Off Veranstaltung fand meines Wissens am 16. Februar 2024 in Berlin statt.