Telematik

  • Telematiksysteme sind eher eine Gefährdung im Strassenverkehr.

    Danke für deinen Erfahrungsbericht.


    Das Versicherungsunternehmen bestimmte Fahrstile bewusst falsch negativ auslegen, macht in meinen Augen nicht wirklich Sinn. Denn die Versicherungsunternehmen werben ja bewusst damit, dass durch solche Telematiktarife man seine Prämien senken kann. Wenn man dort wie von dir vermutet vorgehen würde, zumindest bewusst, würde sich die Nachfrage nach Telematiktarifen dauerhaft gegen null bewegen. Denn so etwas spricht sich rum und so etwas merken Versicherungskunden natürlich. Gerade in Kfz Versicherungtarifen, die extrem preisesensibel und wettbewerbsintensiv sind.


    Ich vermute daher eher, dass hier die Algorithmen, die die Fahrstile auswerten, schlecht programmiert sind oder eben einfach technisch noch nicht in der Lage sind, Fahrstile ausreichend genau zu bewerten. Auch das wird sich, wenn sich das nicht schnell ändert, bald in der Nachfrage nach solchen Telematiktarifen niederschlagen.


    Wobei ich persönlich ganz ehrlich sowieso bezweifle, ob diese Tarife in irgendeiner relevanten Menge überhaupt nachgefragt werden. Vielleicht möchte der ein oder andere diese einmal ausprobieren. Kann man ja machen. Aber man darf ja nicht vergessen, dass man hier eine eventuelle Preisersparnis mit praktisch der Aufgabe der eigenen Privatsphäre im fahrzeugtechnischen Sinne bezahlt.


    Was mich interessieren würde: Warum hast du dich denn ursprünglich für solch einen Tarif entschieden? Was waren deine Beweggründe? Und waren dir die Implikationen in Bezug auf deine Privatsphäre dir bewusst?

  • dsr - sind das von dir ermittelte Vorgehensweisen der Fahrstilbewertung oder sind das Vermutungen?

    Ich hatte mich tatsächlich auch gefragt, wie das z.B. in der Praxis funktioniert. Typische Landstraße - 100, dann 70, dann Ampel. Wenn die Ampel zu einem ungünstigen Zeitpunkt gelb und dann rot schaltet, werfe ich bei 70 entweder den Anker (negative Bewertung), fahre bei dunkelgelb noch drüber (Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer) oder fahre ab dem 70-Schild nur noch 40, so dass ggfs nur noch eine leichte Bremsung nötig ist (evtl. Nötigung, auf jedenfall aber Behinderung nachfolgender Verkehrsteilnehmer).

    Die HUK hat eine zeitlang auf Facebook intensiv Werbung für den Telematik-Tarif gemacht. Konkrete Fragen wollte man aber nicht beantworten.

  • Aber man darf ja nicht vergessen, dass man hier eine eventuelle Preisersparnis mit praktisch der Aufgabe der eigenen Privatsphäre im fahrzeugtechnischen Sinne bezahlt.

    Meine Bedenken an dieser Stelle ist gar nicht mal so sehr die Privatsphäre, sondern die Auswertung der Daten durch den Versicherer und die möglichen Folgen für eine Schadenregulierung.


    Z.B. die Telematik ist der Meinung, dass ich in Folge durch 3 Kreisverkehre zu schnell gefahren bin. Im vierten nimmt mir einer die Vorfahrt, ich weiche aus und ruiniere mir am Bordstein das Rad + Aufhängung.
    Ich postuliere, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Versicherung das auswertet und sich vor der Regulierung des Schadens drückt.

  • Ich postuliere, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Versicherung das auswertet und sich vor der Regulierung des Schadens drückt.


    Das wird nicht passieren. Denn dies sieht der Vertrag mit der Versicherung schlicht nicht vor. Die Versicherung muss und wird regulieren. Was allerdings passieren kann und was auch der Sinn der Telematiktarife sein soll, ist dann eine entsprechende Prämienanhebung.


    Bei Telematiktarifen geht es nicht darum, ob reguliert wird oder nicht. Telematiktarife sind erst einmal ganz normale Versicherungsverträge. Allein die Höhe der Prämie hängt vom ermittelten Fahrverhalten und dessen Auswertung ab.


    Also die beiden größten Risiken bei Telematiktarifen sind die mögliche Prämienerhöhung, egal ob jetzt gerechtfertigt durch das eigene Fahrverhalten oder nicht. Und zweitens natürlich die Tatsache, dass man sich quasi nackt vor der Versicherung und wichtiger damit im Zweifelsfall auch vor dem Staat auszieht. Es wird genau aufgezeichnet und protokolliert und eben auch übermittelt, wann, wie und wohin man gefahren ist. Genauso gut könnte man einfach eine Wanze unter das Auto kleben. Hätte exakt denselben Effekt. Und das alles für ein paar Euro weniger Prämie oder eben sogar mehr.


    Meine ganz persönliche Meinung ist, dass wer sich einen Telematiktarif bucht in meinen Augen das Recht verloren hat, sich über irgendwelche Dinge betreffend die Privatsphäre oder den Datenschutz jemals wieder aufzuregen.

  • Das wird nicht passieren. Denn dies sieht der Vertrag mit der Versicherung schlicht nicht vor. Die Versicherung muss und wird regulieren.

    Das ist aber ziemlich optimistisch.


    In wie vielen Fällen versuchen sich Versicherungen vor der Regulierung zu drücken? Oder den entstandenen Schaden kleinzureden, um nicht den vollen Schaden regulieren zu müssen?


    Schon der Weg vor Gericht, um gegen die Versicherung zu klagen, ist für den Geschädigten ein völlig unnötiger und vermeidbarer Aufwand.

  • Natürlich kann die Telematik nicht wissen, ob ein starkes Bremsen aufgrund eines plötzlich agierenden anderen Verkehrsteilnehmers erfolgt ist, oder weil man selber unaufmerksam war.


    Ich merke auch, dass wenn ich sehr wenig fahre, dass ich eher eine schlechte Bewertung bekomme, als wenn ich zusätzlich auch mal ein paar längere Fahrten hinzufüge.


    Mein Tipp: Einfach vergessen, dass der Sensor da hängt, und stattdessen fahren wie ohne.

    Es gibt ja trotzdem ein paar Prozente Rabatt. Bei meinem Tarif geht es von 0 bis -30%, d.h. draufzahlen tut man nie. Außer natürlich mit den eigenen Daten ;)

  • Ich hatte mal angefragt, wie das ist, wenn ich an einem Fahrsicherheitstraining teilnehme. An dem Tag gibt es ja dann etliche Brems- und Lenkmanöver.

    Die Antwort war, dass man einzelne Ereignisse oder einzelne Tage nicht rausrechnen kann, diese aber als einzelne Ereignisse in der Gesamtheit der Bewertung untergehen werden.

  • Hallo zusammen,

    der Versicherer wertet die Daten nicht aus.

    Eine externe Gesellschaft übernimm das.

    Es werden durch jeden modernen PKW Daten zum Fahrverhalten gesammelt, nur dürfen diese nur mit richterlicher Erlaubnis ausgelesen werden.

    Bei der Telematik gehen die Daten an die Auswertungsgesellschaft und diese sendet die Bewertung an die Versicherung.

    Telematik-Tarife: Überwachtes Fahren lohnt sich oft für junge Fahrer

    LG

  • Und zweitens natürlich die Tatsache, dass man sich quasi nackt vor der Versicherung und wichtiger damit im Zweifelsfall auch vor dem Staat auszieht. Es wird genau aufgezeichnet und protokolliert und eben auch übermittelt, wann, wie und wohin man gefahren ist. Genauso gut könnte man einfach eine Wanze unter das Auto kleben. Hätte exakt denselben Effekt.

    Die Datenaufzeichnung geschieht heute bereits bei sehr vielen Automodellen. Moderner Elektronik sei Dank.

    Im Falle eines Unfalls lassen sich so bereits heute genaue Rückschlüsse auf das (Fahr)verhalten kurz vor dem Unfall ziehen. Die Daten werden ggf. auch durch die Staatsanwaltschaft ausgewertet. Gibt bereits einige Strafverfahren, bei denen so z.B. illegale Straßenrennen belegt werden konnten.

    Und auch der Autohersteller weiß im Falles eines Motorschadens innerhalb der Garantiezeit ganz genau, wie der Fahrer mit dem Fahrzeug umgegangen ist.


    Die Wanze ist also so oder so bereits da. ;)

  • Ich hatte mal angefragt, wie das ist, wenn ich an einem Fahrsicherheitstraining teilnehme. An dem Tag gibt es ja dann etliche Brems- und Lenkmanöver.

    Die Antwort war, dass man einzelne Ereignisse oder einzelne Tage nicht rausrechnen kann, diese aber als einzelne Ereignisse in der Gesamtheit der Bewertung untergehen werden.

    In dem Fall würde es sich wohl anbieten das Smartphone einfach nicht mit dem Sensor zu koppeln (Bluetooth aus).

  • Ich kann mich ansonsten nur wiederholen. Wir haben in beiden Fahrzeugen (ja, ein Zweitwagen ist purer Luxus) so einen Sensor und können damit ebenfalls 0 - 30% sparen.

    Aktuell stehen wir bei 30%. In den Vorjahren waren wir nie schlechter als 25%, wenn ich mich nicht irre.


    Für Fahrer, die sowieso eher passiv fahren und nicht jedes "Hindernis" auf der Landstraße, welches 5 km/h zu langsam fährt, direkt überholen müssen und auch auf der Autobahn gemütlich mit dem Verkehr mitschwimmen, kann sich so ein Teil lohnen.


    Natürlich habe ich auch so genannte Bremsereignisse, wenn man mal etwas stärker als normal abbremst (das ist allerdings auch ein sehr subjektives Empfinden) und auch Lenkereignisse, wenn man mal wieder irgendwem ausweichen muss, der unaufmerksam war.

    Aber in der Summe der Fahrten ergibt sich ja ein gewissen Bild des Fahrverhaltens.

  • In dem Fall würde es sich wohl anbieten das Smartphone einfach nicht mit dem Sensor zu koppeln (Bluetooth aus).

    Das fließt dann aber trotzdem irgendwie in die Wertung ein, vermutlich eher negativ. Also wenn das Fahrzeug (mit Sensor) bewegt wird, ohne dass das Smartphone verbunden oder dabei ist.


    Man sieht das daran, dass es in der App zwei separate Wertungen gibt. Und die Hilfe sagt, dass wenn sich die beiden unterscheiden, es daran liegt, dass man Fahrten ohne App gemacht hat.

  • Dann Frage ich mich wozu ich überhaupt mein Smartphone verbinden soll, wenn eine Aufzeichnung auch ohne funktioniert.

    Und wieso ich den Hinweis bekomme, dass ich zu viele Fahrten ohne Smartphone mache und eine Wertung nur möglich sei, wenn ich eine gewisse Anzahl an Fahrten mit Smartphone mache.

  • Nur mit Smartphone kann es ausgewertet werden.

    Aber ich denke, die App merkt, wenn der Sensor zwischendrin auch Fahrten ohne App gemacht hat.

    Und vermutlich werden Sensoren im "Sensor" (dem kleinen Gerät von der Versicherung, welches man sich an die Scheibe klebt) genutzt und auch Sensoren im Smartphone.

  • Danke für den Link zu Finanztip, der letztlich das bestätigt, was ich vermutet habe. Ich zitiere:

    "Auch wenn dies anonymisiert geschieht: Die Versicherer behalten sich das Recht vor, diese Daten für ihre Zwecke auszuwerten.“"

    Warum widersprichst du erst meinem Posting, wenn du es mit einem Link dann aber bestätigst?

  • m.E. ist es keine inhaltliche Auswertung der Daten 1 zu 1.

    Nichtaussage.

    Der PKW speichert selber immer sowieso Daten zum Fahrverhalten.

    So pauschal falsch.


    Es geht darum, dass irgendwer, egal ob Versicherer oder der von ihm Beauftragte, mich ortet und mein Fahrverhalten bewertet oder die Daten anderweitig weiterverwendet bzw. -gibt. Deine Aussagen sind einfach bagatellisierend. Wer sich für paar Euro derartig selbst entblößt, ist selber schuld und erweist dem Thema Daten und Persönlichkeitsschutz insgesamt einen Bärendienst.

  • Wer sich für paar Euro derartig selbst entblößt, ist selber schuld und erweist dem Thema Daten und Persönlichkeitsschutz insgesamt einen Bärendienst.

    Ist das "Credo" von den Datenschützern nicht immer "meine Daten gehören mir"? Dann darf ich die doch auch (für ein paar Euro) "verkaufen" ohne dass mir unterstellt werden sollte, ich würde dem Thema insgesamt einen Bärendienst erweisen.