Festgeldtreppe

  • Hallo! Sorry für die vielleicht unqualifizierte Frage: Wie genau funktioniert eine Festgeldtreppe? Bitte ein Beispiel von jemandem, der das vielleicht schon praktiziert hat?


    Um den Aufwand der gesamten Identverfahren zu reduzieren, könnte man dann nicht - bei einer Summe unter 100 T - 3 Konten bei derselben Bank eröffnen, wo man die Gelder nur zu unterschiedlichen Zeiten anlegt? Oder ist das nicht möglich?


    Das wäre auch besser in Bezug auf Übersichtlichkeit und wie sieht es dann aus mit dem Freistellungsauftrag? Sollte man besser darauf verzichten und dann in der Einkommenssteuererklärung die Anlage KAP ausfüllen?

    Ich entschuldige mich nochmal für diese Fragen, aber im Netz habe ich diesbezüglich keine ausreichenden Informationen gefunden.

  • Doch klar, du kannst bei einer Bank verschiedene Festgeldkonten anlegen, z.B. mit verschiedenen Laufzeiten oder verschiedenen Beträgen.

    Und ja, mit Blick auf der Einlagensicherung solltest du bei 100000 € pro "Bank" bleiben.


    Gerade bei Festgeld sollte man schauen, wie die Zinsen gezahlt werden. Am Jahresende? Bei der Endfälligkeit?

    Die Freistellungsaufträge sind Geschmackssache. Will man die Erträge möglichst direkt verfügbar haben (dann muss man sich um die FSA kümmern) oder reicht es nach der Steuererklärung (dann hat man nur den Aufwand mit der Steuererklärung)?

  • Wie genau funktioniert eine Festgeldtreppe? Bitte ein Beispiel von jemandem, der das vielleicht schon praktiziert hat?

    So wie es für einen selbst passt. Grundsätzlich gibt es zwei Varianten:


    1) Gestaffelt anlegen, z.B. 5.000 (oder x) EUR alle drei (oder x) Monate, immer für ein Jahr (oder x Jahre). Das Geld wird dann auch gestaffelt wieder frei.

    Beispiel:

    5.000 EUR für ein Jahr am 01.01.2024 --> frei am 01.01.2025

    5.000 EUR für ein Jahr am 01.04.2024 --> frei am 01.04.2025

    5.000 EUR für ein Jahr am 01.07.2024 --> frei am 01.07.2025

    5.000 EUR für ein Jahr am 01.01.2024 --> frei am 01.10.2025

    usw.


    2) Auf einen Schlag mit gestaffelten Laufzeiten anlegen, z.B. 20.000 (oder x) EUR mit unterschiedlichen Laufzeiten. Auch hier wird das Geld nach und nach wieder frei.

    Beispiel:

    5.000 EUR für 6 Monate am 01.01.2024 --> frei am 01.07.2024

    5.000 EUR für 1 Jahr am 01.01.2024 --> frei am 01.01.2025

    5.000 EUR für 2 Jahre am 01.01.2024 --> frei am 01.01.2026

    5.000 EUR für 3 Jahre am 01.01.2024 --> frei am 01.01.2027

    usw.


    Die Beträge und Zeiträume kannst Du so gestalten, wie Du möchtest und es für Dich passt.


    Grundsätzliche Überlegung ist immer:

    - Es ist nicht das gesamte Geld über einen sehr langen Zeitraum gebunden, sondern es wird nach und nach wieder frei (Stichwort Liquidität)

    - Man sichert sich für einen Teil des Geldes den besseren Zinssatz für eine längere Laufzeit (im Moment nicht zwingend besser bei längeren Laufzeiten, aber jedenfalls sichert man sich den Zinssatz, auch wenn die Zinsen wieder runtergehen sollten).

    - Man behält sich für einen anderen Teil des Geldes mehr Flexibilität mit kürzeren Laufzeiten, um z.B. zu einem besseren Zinssatz neu anzulegen, wenn der Teil ausläuft.


    Um den Aufwand der gesamten Identverfahren zu reduzieren, könnte man dann nicht - bei einer Summe unter 100 T - 3 Konten bei derselben Bank eröffnen, wo man die Gelder nur zu unterschiedlichen Zeiten anlegt? Oder ist das nicht möglich?

    Das geht üblicherweise. Man kann in der Regel einfach im Onlinebanking weitere Festgelder eröffnen. Viele Banken haben allerdings eine Mindestanlagesumme je Festgeld, die man beachten sollte (wenn die z.B. bei 20.000 EUR liegt, kann man Festgeld nicht in 5.000-EUR-Schritten stückeln).

    Das wäre auch besser in Bezug auf Übersichtlichkeit und wie sieht es dann aus mit dem Freistellungsauftrag? Sollte man besser darauf verzichten und dann in der Einkommenssteuererklärung die Anlage KAP ausfüllen?

    Geschmackssache. Es gibt Leute, die rechnen sämtliche erwartete Zinserträge genau durch und verteilen ihren Freistellungsauftrag akkurat auf 6 unterschiedliche Banken, um dem Staat nur ja keinen "Vorschuss" zu geben.


    Ich persönlich halte es so, dass ich nur einen Freistellungsauftrag über die gesamte Summe bei meiner "Hausbank" habe. Alles andere wird bei der Steuererklärung eingetragen. Ich finde es einfacher so.

  • Danke 12345! Dieses Hopping ist nämlich sehr zeitraubend. Bis die Unterlagen überhaupt kommen (!) :( , gibt es - wie bereits schon in einem anderen Thread erwähnt - Zugangscodes , die kryptisch und unleserlich sind - ein G unterscheidet sich z.B. nicht von einer 6 - usw....sodass man sich sowieso gleich nicht ins Online-Banking einloggen kann. :rolleyes: Ich würde in jedem Fall eine Treppe bei einer einzigen Bank bevorzugen.

    Überhaupt eine passende Bank - wo Zinsen, Deckungsquote und Service stimmen - für Festgeld/Tagesgeld zu finden, finde ich schwierig. Kontrolliere ich bei 'Kritischen Anlegern' stimmt gerade bei der höheren Verzinsung die Deckungsquote z.B . nicht. Ausländische Banken kommen wegen der fehlenden Quellensteuer auch nicht infrage. :/

  • Alternativ lassen sich natürlich auch sehr sichere Anleihen mit unterschiedlicher Laufzeit kaufen … dann hat man sein Depot und fertig, aus - völlig unkompliziert.

  • Mit Anleihen kenne ich mich überhaupt nicht aus.

    Ein Festgeld ist eine Anlage, aus der Du selbst im Notfall nicht herauskommt. Es ist ein Kredit, den Du der jeweiligen Bank gibst.


    Eine Rente ist ein Anteil an einer Schuld eines Staates oder einer Firma, den Du an der Börse kaufen kannst.


    Von den sonstigen Bedingungen ist eine Rente einem Festgeld sehr ähnlich: Wenn Du nichts machst, kommt Jahr für Jahr ein Zins und bei Fälligkeit das Geld zurück. Der Zins ist ziemlich ähnlich zum Festgeldzins. Großer Unterschied aber: Eine Rente kannst Du zwischendurch verkaufen, wenn Du doch unerwartet Geld brauchst. Es kann dann zwar sein, daß Du etwas mehr oder etwas weniger Geld bekommst, als Du eingesetzt hast, das hält sich normalerweise aber in engen Grenzen.


    Was an Festgeldern umläuft, kannst Du beispielsweise bei Check24 prüfen. Ein sicherheitsbewußter Anleger würde sich bei seiner Bank nach den Konditionen erkundigen und den dort genannten Zins mit den Zins anderer deutscher Banken bei Check24 vergleichen. Er würde ausländische Banken von seiner Auswahl ausschließen, wenngleich diese etwas mehr Zinsen zahlen. Mehr Zins heißt immer: höheres Ausfallrisiko. Wenn ich dort Konditionen für 2 Jahre abfrage (das ist ein Beispiel), dann werden mir 3,0 bis 4,0% Zinsen angeboten.


    Dann suche ich als Vergleich bei der Börse Stuttgart (dort werden viele Anleihen gehandelt). Dazu rufe ich diese Seite auf:


    https://www.boerse-stuttgart.d…uktsuche/anleihen-finder/


    Ich habe als Filterkriterien mal eingegeben (Bundesrepublik) Deutschland (höchste Bonität), Fälligkeit zwischen dem 01.10.2025 und dem 01.02.2026. Da gibt mir die Seite drei Anleihen aus, die ich kaufen könnte mit Renditen knapp unter 3%. Gerade Bundesanleihen sind sehr liquide, da gibst Du die WKN ein und den Nominalbetrag, dann bekommst Du diese Rente auch.


    Es ist immer eine Überlegung, ob man den kleinen Renditenachteil in Kauf nimmt für die Möglichkeit, vorzeitig an sein Geld heranzukommen. Man kann das nicht generell sagen, sondern muß das wirklich an dem Tag entscheiden, an dem man Geld anzulegen hat, sie kann so oder so ausfallen.


    Früher war das für die Leute etwas einfacher, da konnte der kleine Mann Bundesschatzbriefe und Bundesobligationen bei der Deutschen Finanzagentur kaufen. Mit der Zinsflaute hat der Staat diesen Service allerdings eingestellt :-(. Gerade der Bundesschatzbrief war für den Kleinsparer eine tolle Sache.

  • Achim, würdest du dich bei Check 24 für die Anlage anmelden oder besser nur zum Vergleich? Ich habe auch hier bei der Hanseatic Bank 2 gute Treppenangebote für Festgelder 2 und 3

    Jahre gefunden. Vergleiche mal, was bei Kritischen Anlegern dazu steht.

  • ... wie weit würdet Ihr diese Treppe weiterführen. Es gibt ja Angebote für 10 Jahre.

  • Achim, würdest du dich bei Check 24 für die Anlage anmelden oder besser nur zum Vergleich?

    Ich finde Check24 extrem unübersichtlich für den Festgeldvergleich. Bin meist bei Kritische Anleger unterwegs, und ich glaube, das Handelsblatt hat auch eine gute Übersicht, getrennt nach mit Vermittler und Direktanlagen.

  • Also, mir persönlich - wenn ich diese Festgeldtreppe in Angriff nehmen würde - wäre ein Anlagehorizont von 10 Jahren zu lange. 10 Jahre sind nun doch viel und bis dahin kann auch viel passieren....Zumal , wie bereits erwähnt, auf dem Forum 'Kritische Anleger' kaum eine Bank in allen Sicherheitsbereichen (wenn man denn so sagen kann, brilliert und immer wieder gewarnt wird, dass eigentlich keine Anlage 'sicher' sei....

  • ... wie weit würdet Ihr diese Treppe weiterführen. Es gibt ja Angebote für 10 Jahre.

    Kommt darauf an, wofür das Geld gedacht ist. 10 Jahre ist sehr lange, um nicht dranzukommen.


    Ich nutze das zwar, aber nur für Geld, das zur Ablösung eines Immobilienkredits bestimmt ist, das ich definitiv bis dahin nicht brauche und das bei höherer Rate/Sondertilgung in den Kredit ja auch nicht mehr verfügbar gewesen wäre. Und ich muss auch nicht die Inflation schlagen, sondern nur unter 1% nach Steuern.


    Abseits dieses Sonderfalls kann ich mir für mich keinen so richtig sinnvollen Anwendungsbereich für zehnjähriges Festgeld vorstellen.

  • Achim Weiss Deine Antworten haben teilweise kaum noch Bezug zur Ausgangsfrage. Ist das beabsichtigt?


    marinasala Zur Festgeldtreppe würde ich noch hinzufügen, dass wohl teilweise die Anzahl der Anlagen beim gleichen Anbieter begrenzt zu sein scheint. Wie ich gehört habe, kann man beispielsweise bei der ING maximal drei Sparbriefe abschließen. Vielleicht kann das ja jemand verifizieren.

  • Achim, würdest du dich bei Check 24 für die Anlage anmelden oder besser nur zum Vergleich?

    Nur zum Vergleich. Wo Du einen Marktüberblick herbekommst, ist eigentlich egal.


    Mich wundert allerdings, mit welchem Eifer Leute dem letzten Zehntel Prozent nachgehen und zu diesem Zweck auch ins Ausland gehen, die auf der anderen Seite vor lauter Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit an nichts anderes denken können. Jede Anlage hat eine Unsicherheit, und die als Fahne hochgehaltene Einlagensicherung will erstmal in Anspruch genommen sein.


    Ich muß wohl erkennen, daß es Leute gibt, für die jeglicher ETF und jegliche Aktie Teufelszeug sind, aber daß diese Leute dann wegen 0,3% Zins mehr zur Hudschi-Fudschi-Bank nach Malta gehen, verstehe ich nicht. Wenn irgendwas mit meiner Dorfsparkasse ist, kann ich zur Not hingehen, sie auf jeden Fall in Deutschland verklagen, und ich bin vermutlich nicht der einzige Betroffene im Dorf.


    Bei einer Geschäftsbeziehung im Ausland ist das alles sehr viel schwieriger. Google mal nach Kaupthing.


    Wenn ich sehe, welche Renditen mein Aktiendepot abwirft und das, was bei so einem Festgeld herumkommt, stimmt für mich die Relation nicht. Wenn ich meine, ich müßte mehr Rendite haben, als ein Festgeld einer deutschen Bank (deutscher Rechtskreis!) guter Bonität bietet, dann lasse ich mich doch für ein halbes Prozent mehr nicht auf "Weltsparen" ein, sondern gehe gleich auf den Aktienmarkt. Da habe ich ein ganz anderes Potential.


    Ich habe in meinem Vorposting Festgeld und Renten nebeneinandergestellt und auch einen wesentlichen Unterschied genannt: Eine Rente kannst Du zwischendurch verkaufen, wenn Du kalte Füße bekommst, bei einem Festgeld geht das nicht.


    Festgelder kann man bei kleinen Beträgen meinetwegen machen. Sobald es fünfstellig wird, würde ich das nicht mehr tun.

  • ... wie weit würdet Ihr diese Treppe weiterführen. Es gibt ja Angebote für 10 Jahre.

    10 Jahre sind mir zu lang. Die Schmerzgrenze wäre wohl bei 5 Jahren.

    Ansonsten würde ich mich hinterher wohl ärgern, Zinsen verpasst zu haben, wenn nach 7 Jahren ein besseres Angebot kommt.

  • Wenn ich sehe, welche Renditen mein Aktiendepot abwirft und das, was bei so einem Festgeld herumkommt, stimmt für mich die Relation nicht.

    Das kann man so pauschal nicht sagen. Bei einem Anlagehorizont von 10 Jahren bekomme ich derzeit für Festgeld 5,16% p.a. vor Steuern (PBB Direkt, deutsche Einlagensicherung, 4,25% nominal, mit Zinseszins aber eben nochmal deutlich mehr).


    Wenn ich mir ein Renditedreieck für den MSCI World anschaue (z.B. MSCI-World-Renditedreieck-2023.pdf (dividendenadel.de) ), habe ich bei einer Einmalanlage über 10 Jahre eine Streubreite von maximal 18,3% p.a. (super!), im (bisherigen) Worst Case aber leider auch MINUS 3,9% p.a. vor Steuern, man hätte in diesem Fall also grob 40% seines Geldes verloren, wenn man es am Stichtag X nach 10 Jahren zurück gebraucht hätte. Klar kann man jetzt sagen, wie wahrscheinlich ist es, dass ich mir ausgerechnet den schlechtesten 10-Jahres-Zeitraum der letzten 100 Jahre rauspicke. Aber man weiß es eben vorher nicht.


    Es kommt schlicht darauf an, wofür das Geld gedacht ist, insbesondere, ob man es am Stichtag X in 10 Jahren braucht, oder ob man es ggf. auch ein paar Jahre länger liegen lassen kann etc...


    Ich bin ein großer Verfechter von ETFs, aber es gibt durchaus Szenarien, in denen (auch) Festgeld sinnvoll sein kann (und Anleihen keine passende Alternative sind).

  • 10 Jahre sind mir zu lang. Die Schmerzgrenze wäre wohl bei 5 Jahren.

    Ansonsten würde ich mich hinterher wohl ärgern, Zinsen verpasst zu haben, wenn nach 7 Jahren ein besseres Angebot kommt.

    Das funktioniert aber natürlich auch in die andere Richtung. Wenn nach 5 Jahren die Zinsen wieder bei 0,x% liegen (und die Inflation bei 2,x%), freut man sich über weitere 5 Jahre mit 5,x%. In aller Regel wären mir 10 Jahre auch zu lang, aber nicht wegen der möglicherweise verpassten Zinsen, sondern wegen der fehlenden Zugriffsmöglichkeit.