ETF-Sparplan -> kaufen alle gleichzeitig?

  • Hallo liebe Finanzinteressierte,


    ich spare seit diesem Monat in meinen ETF-Sparplan ein. Der erste Kauf ist hinter mir und ich habe abends nach dem Arbeiten mal reingeschaut, ob alles funktioniert hat usw. Ich war positiv überrascht, dass der Wert im Depot gleich mal um 1% über dem Kaufpreis lag. Auf diesem Niveau hat es sich jetzt eingependelt.


    Da kamen mir folgende Gedanken:

    • Es ist ja sicherlich so, dass zumindest alle Sparer, die denselben Broker benutzen wie ich, exakt zum selben Zeitpunkt kaufen wie ich, weil der Zeitpunkt vom Broker ja festgelegt ist. Die Sparpläne sind ja so eingerichtet, dass die Fondsanteile zum optimalen Zeitpunkt gekauft werden. Hatte Saidi im Podcast auch mal erklärt.
    • Kaufen eigentlich alle Broker / Depotanbieter für die Sparpläne zum gleichen Zeitpunkt ein?
    • Bedeutet das, dass durch diese gleichzeitigen Käufe der Wert der Fondsanteile quasi automatisch kurz danach immer recht sprunghaft ansteigen?
    • Falls ja, wie könnte man das für sich nutzen?

    Irgendwie vermute ich, dass dieser Kursverlauf nur Zufall war. Schließlich ist meine kleine Statistik ziemlich mies mit einem Stichprobenumfang von n=1… Aber andererseits wirkt es auch nicht ganz unlogisch und aus dem Laufe meiner Lebensjahre kann ich mich an Meldungen über illegale Methoden bzgl Kursmanipulationen von Aktien erinnern, also eben derart, dass man selbst künstlich den Wert durch massiven Einkauf anhebt und dann durch Wiederverkauf einen Gewinn machen kann.


    Es geht mir hier nicht darum, so zu tun, als hätte ich den heiligen Gral gefunden oder so, vielmehr geht es mir darum, die ganze Thematik noch tiefer zu verstehen.

    • Kaufen eigentlich alle Broker / Depotanbieter für die Sparpläne zum gleichen Zeitpunkt ein?

    Nein


    • Bedeutet das, dass durch diese gleichzeitigen Käufe der Wert der Fondsanteile quasi automatisch kurz danach immer recht sprunghaft ansteigen?

    Nein


    • Falls ja, wie könnte man das für sich nutzen?

    Wenn es so einen Effekt gäbe, wärst du sicherlich nicht der einzige dem das aufgefallen wäre und eine menge Leute würden versuchen ihn zu nutzen und er würde dadurch verschwinden. Stichwort: Effizienzmarkthypothese

  • Ok, danke :)


    Da ich ja, wie gesagt, weiter dazulernen möchte:


    Ich hab mich selbst für Finanzen-Zero als Broker entschieden. Relativ willkürlich, um ehrlich zu sein, weil er einfach hier auf Finanztip als erster genannt wurde.


    Sagen wir mal, 1000 Anleger bei diesem Broker haben einen monatlichen Sparplan auf denselben ETF wie ich (iShares MSCI World), dann werden die Anteile zumindest am gleichen Tag gekauft, weil man da nur einen Tag pro Monat auswählen kann. Das Zeitfenster für Käufe, an dem alle Börsen offen sind, ist ja auch recht schmal. Dann sollte innerhalb dieser 1-2 Stunden doch schon tendenziell mehr gekauft werden als zu anderen Uhrzeiten. Alle 10000 Sparpläne bei diesem Broker müssen ja innerhalb dieser 1-2 Stunden verarbeitet werden.


    Irgendwie bin ich noch nicht zufrieden, da dieser kurze Zeitraum nach meiner Logik schon ein Ungleichgewicht im Vergleich zum Rest des Monats bedeutet.


    Niemand muss hier, aber ich wäre euch dankbar, mir das vielleicht noch ein wenig genauer zu erläutern.

  • 1. Führt der Broker nicht 10000 einzelne Käufe durch, sondern nur einen, der alle Sparpläne für einen bestimmten ETF zusammenfasst.


    2. sorgt der Creation/Redemption-Prozess dafür, dass der ETF-Kurs nicht wesentlich durch Käufe und Verkäufe beeinflusst wird, sondern immer den Wert des Fonds wiedergibt.


    3. gibt es hunderte von ETFs für die Sparpläne eingestellt werden können.


  • Ehm, die Ausführung von Sparplanen erfolg nicht an "offenen" Börsen, sondern typischerweise über Blockhouses via Blocktrades (also sehr große Order-Volumina). Jeder große deutsche Broker macht dies so, wenn ich mich an meine "Bankenzeit" zurück erinnere. Die kleinen sind an den großen angeschlossen (also Comdirect dann über Commerzbank (bis sie gekauft wurde), Trade Republik durch ihre drei großen Geschäftsbanken im Hintergrund, usw.

    Der "Creation/Redemption-Prozess", den @gfusdt5 anspricht kommt meines Wissens nur zum Tragen, wenn wirklich neue ETF-Anteile geschaffen/eingezogen werden müssen, also Angebot und Nachfrage sich nicht ausgleichen. Bis dahin ist die Aufgabe des Blockhouses, dass die Blocktrades mit minimaler Auswirkung auf die Marktvolatilität aufgesplittet werden.

  • Käufe aufgrund von Sparplänen machen nur einen kleinen Teil des Marktgeschehens an den Börsen aus. Selbst wenn du alle nötigen Informationen zur Ausnutzung solcher Ereignisse hättest könnte eine zufällig eingehende Order eines institutionellen Investors dies vereiteln.

  • Irgendwie bin ich noch nicht zufrieden, da dieser kurze Zeitraum nach meiner Logik schon ein Ungleichgewicht im Vergleich zum Rest des Monats bedeutet.

    Du hast eine falsche Vorstellung davon, welchen Marktanteil ETFs überhaupt haben. Natürlich sind sie in den letzten Jahren populärer geworden und es gibt viele kleine Privatanleger, die regelmäßig ETFs besparen. Aber selbst wenn viele damit aufhören würden, würde sich das beim Index kaum bemerkbar machen.


    Die Volatilität von Aktien-ETFs ist generell relativ hoch. Dementsprechend kommt es ständig zu Auf- und Abwärtsbewegungen am Markt. Die Gründe dafür sind vielfältig.

  • 2. sorgt der Creation/Redemption-Prozess dafür, dass der ETF-Kurs nicht wesentlich durch Käufe und Verkäufe beeinflusst wird, sondern immer den Wert des Fonds wiedergibt.

    Das ist ein ganz wesentlicher Punkt. Der Kurs eines ETF auf einen Index (z.B. MSCI World, FTSE All World etc.) wird nicht von Angebot und Nachfrage auf diesen ETF bestimmt. Der ETF bildet schlicht den Index nach - wenn der Index steigt (weil die Kurse der darin enthaltenen Aktien kumulativ steigen), steigt der Kurs des ETF, wenn der Index sink, dann sinkt der Kurs des ETF.


    Das ist anders als z.B. bei den Kursen einzelner Aktien - da steigt der Kurs bei hoher Nachfrage, und sinkt bei niedriger Nachfrage.


    ArminL. : z.B. hier kannst Du mehr zu den Hintergründen des Creation-Redemption-Prozesses lesen: https://extraetf.com/de/wissen/creation-redemption-prozess

  • Auf flip s Hinweis habe ich mal https://de.wikipedia.org/wiki/Blocktrade aufgerufen und dann https://de.wikipedia.org/wiki/Dark_Pool und fand das alles sehr interessant. Ich kann dem allerdings nicht entnehmen, ob die Verfahren auch bei unseren ETF-Sparplanausführungen angewendet werden oder nur für richtig große Deals.


    Du machst einen Denkfehler. Sparpläne werden nicht individuell ausgeführt, sonst würden sie ja bspw. nicht eine andere Kostenstruktur haben, wie normale Marketorders. Bei einem Sparplan weiß der Broker, dass zum Monatsanfang oder an bestimmten Stichtagen eine gewisse Anzahl von Anteile nachfragt oder angeboten werden. Deswegen gibt es auch bei einigen Brokern nur bestimmte Tage, wo es geht. Diese werden "frühzeitig" zu Blocktrades verschnürt. Das gilt im übrigen auch für sehr große Portfolioanpassungen, wie es bspw. bei Roboadvisorn oder großen Pensionsfonds vorkommt, die an bestimmten Stichtagen aufgrund von regulatorischen Vorschriften Umschichtungen vornehmen müssen.

  • Sparpläne werden nicht individuell ausgeführt, sonst würden sie...

    Meine Frage sollte heißen, ob nicht selbst die zusammengefassten Sparplanausführungen einer Bank nicht immer noch zu klein für einen Blocktrade sind. Kommt vielleicht auf die Bank an und wie gängig der ETF ist.

  • ArminL.

    Diese Gedanken haben sich natürlich auch schon andere gemacht.;)

    z.B. hier: https://www.jantau.com/post/sparplantag-reloaded/


    Es sei noch anzumerken, dass Sparpläne natürlich nur Werktags ausgeführt werden. Fällt also Dein 'Sparplantag' auf ein Wochenende/Feiertag erfolgt die Sparplanausführung am nächsten Werktag.

    Ich bin bei der DKB. Bisher erfolgten alle meiner Sparplankäufe 'außerbörslich'. D.h. die ETF-Anteile werden irgendwo aus einem Pool heraus gekauft.


    Ich kümmere mich lieber darum, meine Sparquote möglichst jährlich zu steigern, als mir darüber Gedanken zu machen ob ich meinen Sparplan lieber am 05. oder 20. des Monats ausführen lasse.

    In einigen Jahren ist Dein Depotwert hoffentlich 6-stellig und die täglichen Schwankungen im Depot erreichen irgendwann die Höhe eines Netto-Monatsgehalts. Da wirkt dann eine Sparplanrate so, als wenn eine Fliege vom Kilo-Mett frißt. ;)