Hättest du das im Jahr 2000 gemacht, wärst du 60% abgerutscht und nach 8 Jahren immer noch im Minus gewesen. Nach Inflation sogar deutlich. Um dann für ein paar Monate auf Plus/Minus Null zu kommen, wieder 50% abzurutschen und 5 Jahre kein Land zu sehen.
Ja, das Risiko besteht. Für uns hätte das immerhin bedeutet, dass wir diese Jahre zu günstigeren Kursen hätten nachkaufen können. Deshalb ist grundsätzlich auch die Empfehlung, nur Geld in ETFs anzulegen, das man mindestens 10-15 Jahre nicht braucht.
Ohne Wissen und emotionale Stabilität kaum auszuhalten, wenn das Sparbuch das Depot für 10-15 Jahre outperformed. Momentan haben wir Höchstkurse. Man merkt deutlich wie die positive Denke bei Privatanlegern zunimmt.
600.000 Euro anlegen, nach wenigen Monaten noch 240.000 im Depot. Über 8 Jahre wieder auf 600.000 kommen. Dann in wenigen Monaten auf 300.000. Dann 5 Jahre bis 600.000. Wenn dann Gerd Kommer oder Finanztip kommen und von ,,Aktien sind die beste Kapitalanlage" faseln, kommt bei einigen garantiert Hass auf.
Ja, so eine Zeit wird irgendwann wieder kommen, vielleicht auch schon ganz bald, das weiß keiner. Ich hoffe, dass ich dann trotzdem durchhalten werde. Und was man auch nicht vergessen sollte: Rein psychologisch wird es vermutlich leichter, wenn das Depot schon deutlich im Plus ist, den Absturz wegzustecken. Wir sind - absolut, auf unser gesamtes eingezahltes Geld gesehen - derzeit gut 20% im Plus mit unserem Depot. Ein Absturz um 50% wäre für uns damit "nur" ein Minus von 40% in Relation zum eingezahlten Geld, ein Absturz um 30% wäre "nur" ein Minus von 15%. Wer noch früher angefangen hat als wir, für den wird es noch deutlich weniger "schmerzhaft".
Wer per Sparplan investiert, für den wäre ein früher Absturz zu Beginn der Sparphase mit langer Erholungsphase rein finanziell sogar günstig (wir haben uns nach Beginn des Ukrainekriegs jedenfalls damit getröstet, dass wir solange die Kurse unten bleiben zu günstigeren Kursen kaufen können). Insofern würde ich mich über einen deutlichen Absturz sogar freuen. Besser jetzt als irgendwann in 20 oder 30 Jahren zu Beginn der Entnahmephase.
Ich glaube auch, dass es für einige ein böses Erwachen geben wird, die sich nicht ausreichend mit den Risiken auseinandergesetzt haben, sondern davon ausgehen, dass "in der Vergangenheit langfristig auf viele Jahrzehnte 7% durchschnittlich pro Jahr" gleichbedeutend ist mit "zuverlässig mindestens 7% im Jahr" und als einzigen "Crash" den Corona-Crash kennen, der nach wenigen Monaten schon wieder ausgestanden war. Wenn dann mal eine wirklich lange Durststrecke kommt, wird es viele geben, die irgendwann mit Verlust verkaufen und fluchen und sagen "nie wieder Aktien".
Aber am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, mit wieviel Risiko er klarkommt, und sein Geld entsprechend aufteilen.